Sehr geehrte Damen und Herren,
in drei Artikeln und mit einer
schönen Rembrandt-Radierung wurde heute das "Haus Abraham" unter der
Rubrik "Region Stuttgart" in der Stuttgarter Zeitung vorgestellt.
Noch einmal möchten wir unsere Einladung zum 2.Juni zum Haus-Abraham-Tag
erneuern und für weitergehende Informationen auf unsere Homepage www.cig-stuttgart.de verweisen.
Mit herzlichen Grüssen
Michael Blume
Vorsitzender CIG Region Stuttgart
Ein Friedenssymbol in den Zeiten des Terrors
Mit dem "Haus Abraham" könnte die erste Begegnungsstätte für die
drei monotheistischen Weltreligionen entstehen
Ängste abbauen, religiöse Gemeinsamkeiten und Unterschiede akzeptieren
lernen:ein Begegnungsort der drei Weltreligionen soll dies ermöglichen. Noch
ist das "Haus Abraham" ein Traum - doch mit seiner Realisierung wäre
es "ein Pilotprojekt für ganz Deutschland".
Von Julia Buschmann
Er selbst bezeichnet sich als "einen von der träumenden Fraktion".
Doch auch wenn sein Ziel zurzeit noch einem Traum gleicht, ist Michael Blume
einer, der anpackt, um Träume wahr werden zu lassen: Träume von Toleranz, von
Respekt und von gegenseitiger Achtung. Träume vom friedlichen Zusammenleben der
drei Weltreligionen.
"Wir haben eine Vielfalt der Religionen in Deutschland - und das wird sich
auch nicht mehr ändern", sagt Blume, der 25 Jahre alt und jüngstes
Mitglied des Gemeinderats von Filderstadt im Kreis Esslingen ist. Doch dürften
sich die Menschen angesichts dieser religiösen Vielfalt nicht treiben lassen,
sagt Blume: "Wir müssen handeln, wenn wir nicht wollen, dass auch uns im
schlimmsten Fall das Dynamit um die Ohren fliegt. Wir müssen das Zusammenleben
gestalten, Vorurteile abbauen, der Begegnung einen Raum und der gegenseitigen
Akzeptanz ein Symbol geben."
Große Worte eines Religionswissenschaftsstudenten, der inmitten eines mit
Büchern und einer braunen Sitzgarnitur voll gestellten Wohnzimmers sitzt und
dort seine Idee vom Frieden formuliert.
Frieden, dies Wort nimmt er immer wieder in den Mund, es ist sein Leitmotiv -
und das "Haus Abraham" das Symbol desselben. Ein Ort der Begegnung
und Information für Muslime, Juden und Christen soll entstehen. Eine
Begegnungsstätte der drei Weltreligionen, die, so glaubt Blume,
"einzigartig wäre in ganz Deutschland". Denn während in anderen
Ländern bereits ganzheitliche Initiativen für die drei Weltreligionen
existieren, würde das "Haus Abraham" in Deutschland wohl buchstäblich
auf Neuland
gebaut.
Und genau an diesem Punkt wird aus dem Träumer Michael Blume der Macher Michael
Blume. Als einer der Vorsitzenden der Christlich-Islamischen Gemeinschaft
Region Stuttgart will er gemeinsam mit anderen gläubigen jungen Menschen
jedweder Religion dieses "Haus Abraham" erschaffen, will, wie er es
formuliert, "der Friedensidee für Deutschland ein Gesicht geben".
Weil er die Idee eines "Hauses Abraham" für die Öffentlichkeit
sichtbar werden lassen wollte, veranlasste Blume die Fachhochschule Stuttgart,
das "Haus Abraham" in ihre Themenliste für Architektur-Diplomanden
aufzunehmen. Als einzige Bedingung forderte der zuständige Professor ein reales
Grundstück als städtebaulichen Rahmen. Also überzeugte Blume die Stadt
Filderstadt, für diesen Zweck und lediglich in der Theorie ein Grundstück in
Bonlanden zur Verfügung zu stellen.
Mehr als die Hälfte des Diplomandenjahrgangs entschied sich für die
Aufgabenstellung "Haus Abraham", mittlerweile sind die Entwürfe
fertig gestellt. Am 2.Juni werden diese Modelle offiziell in der Filharmonie
ausgestellt - maßstabsgerechte Modelle als Symbol für den ersten Schritt zur
Verwirklichung eines Traumes.
Das Konzept des "Hauses Abraham" ist simpel: Durch Information und
gegenseitiges Kennenlernen sollen Ängste bei Christen, Muslimen und Juden
abgebaut, die Vielfalt der Religionen in einem Land soll als Chance begriffen
werden. In der Begegnungsstätte sollen Veranstaltungen stattfinden und Vorträge
gehalten werden. Arbeitskreise und Gesprächsgruppen mit einem religiösen Bezug
sollen hier ihren Platz finden.
Durch diesen gegenseitigen Austausch soll in dem jüdisch-christlich-islamischen
Zentrum "die interreligiöse Kompetenz" ausgebaut werden, sagt Blume.
Zudem könnte das "Haus Abraham" eine Anlaufstelle für all jene
werden, die Informationen über die drei Religionen benötigen oder auf der Suche
nach kompetenten Referenten sind.
Nicht Theologen sollen hier theoretisch über das friedliche Zusammenleben von
Juden, Christen und Muslimen fachsimpeln, sondern das friedliche Miteinander
soll tatsächlich gelebt werden. "Hier könnten Menschen fachkundig beraten
werden, beispielsweise über interreligiöse Ehen", sagt Blume - und spricht
aus Erfahrung. Denn der 25-Jährige hat für sich die Chance der religiösen
Vielfalt längst erkannt: Bei seiner Arbeit für eine interreligiöse
Veranstaltung im Jugendgemeinderat hat er seine große Liebe Zehra kennen
gelernt. Mittlerweile ist er mit der gläubigen Muslima verheiratet.
Bereits damals seien er und seine Mitstreiter bei ihrer Arbeit im Dialog der
Religionen immer wieder auf diesen einen Namen gestoßen: "Abraham, der
Urvater der Glaubenden, gilt als Wurzel aller Religionen", sagt Blume.
Dieser Umstand "erlaubt es uns, Gemeinsamkeiten zu entdecken, ohne unsere
eigene religiöse Identität aufzugeben". Jeder - egal, ob Muslim, Jude oder
Christ-könne sich auf Abraham beziehen, ohne seine religiöse Identität aufs
Spiel zu setzen.
Und so war der Name für eine im Jahre 2000 noch unscharfe Idee einer
gemeinsamen Begegnungsstätte der drei Religionen gefunden. Der Name Abraham als
kleines Zeichen der Gemeinsamkeit inmitten einer Zeit, geprägt von
Terroranschlägen, Selbstmordattentaten, Belagerungen - und den Ängsten, den
Vorurteilen und dem latenten Extremismus, den die Gewalt stets mit sich bringt.
Wo letztlich im Falle einer Realisierung das "Haus Abraham" stehen
würde, ist völlig unklar. "Wenn wir mit unserem Traum auf ein breites
Interesse stoßen, wäre der nächste Schritt die Gründung einer Stiftung",
sagt Blume. Doch auch wenn weder das Wie noch das Wo und am allerwenigsten das
Ob überhaupt des "Hauses Abraham" geklärt ist, ist sich Blume bei der
Standortfrage in einem Punkt ausgesprochen sicher: "Filderstadt würde den
Vorzug bekommen, da die Idee ja immerhin hier entstanden ist. Die Stadt hätte
dann die freie Wahl, ob sie diesen Vorzug auch nutzen
will . . ."
Die zwölf besten der insgesamt 39 Entwürfe des "Hauses Abraham"
werden am 2. Juni von 16 Uhr an in der Filharmonie in Filderstadt vorgestellt
und durch eine Jury sowie mit einem Publikumspreis ausgezeichnet.
Aktualisiert: 27.05.2002, 19:19 Uhr
"Chance für den
Dialog"
Interview mit OB Bümlein
Die tatsächliche Realisierung des Hauses Abraham steht
noch in den Sternen. Fragen von Julia Buschmann an den Oberbürgermeister von
Filderstadt, Peter Bümlein, über Chancen und städtische
Unterstützungsmöglichkeiten.
Frage: Welche Chancen geben Sie dem Traum vom Haus
Abraham?
Antwort: Ich kann - als Bürgermeister von
Filderstadt und als Person - nur inständig hoffen, dass dieser Traum
verwirklicht werden kann.
Was könnte eine derartige Begegnungsstätte für die
drei Religionen bewirken?
Gerade in der heutigen Zeit ist das gegenseitige
Kennenlernen der Religionen und der Kulturen, die dahinter stehen, unabdingbar.
Und zu dem Kennenlernen gehört in allererster Linie der Dialog zwischen den
religiösen Überzeugungen und Traditionen. Eine tatsächliche Chance hätte dieser
Dialog wahrscheinlich im Haus Abraham.
Wie könnte die Stadt der Realisierung unter die Arme
greifen?
Als ausgehend von der Christlich-Islamischen
Gesellschaft, die ja ihren Sitz in Filderstadt hat, die Diskussion um ein Haus
Abraham entstand, hat der Gemeinderat zugestimmt, dem Studentenwettbewerb ein
Grundstück als städtebaulichen Hintergrund zur Verfügung zu stellen. Ich
wünsche mir, dass im Falle einer Realisierung dieses Grundstück dann auch
tatsächlich genutzt wird. Die Entscheidung darüber liegt aber beim Gemeinderat.
Wären auch finanzielle Zuschüsse von Seiten der Stadt
möglich?
Eine finanzielle Unterstützung ist meiner Meinung
nach nicht möglich. Ich befürchte, dass es der Öffentlichkeit angesichts
unserer finanziell prekären Lage kaum zu vermitteln ist, wenn die Stadt das
Projekt bezuschusst.
Wenn finanzielle Zuwendungen nicht möglich sind, wie
könnte dann Ihre Unterstützung aussehen?
Es gibt auch Wege, Projekte zu unterstützen, ohne
Geld reinzustecken. Gerade hier ist es enorm wichtig, dass die
Stadt nach außen sichtbar hinter der Sache steht. Und dass ich als
Oberbürgermeister für die Verwirklichung des Hauses eintrete, zeigt sich auch
daran, dass ich in der Wettbewerbsjury sitze.
Welche Probleme befürchten Sie, falls das Haus
Abraham tatsächlich gebaut wird?
Es wird nicht nur Freunde dieses Projekts geben. Es
wird Menschen geben, die den Sinn einer solchen Begegnungsstätte nicht
verstehen-oder nicht verstehen wollen. Zudem bestehen in der Bevölkerung Ängste
vor religiösem Fundamentalismus, vor Radikalität und Gewalt. Dennoch bin ich
überzeugt: Wir leben in einer Zeit, in der es zu wenig Dialog und Austausch
gibt - ein Haus Abraham könnte das ändern.
Aktualisiert: 27.05.2002, 19:39 Uhr
Abraham als Urvater aller Glaubenden
Der in Chaldäa geborene Abraham gilt den drei
monotheistischen Religionen - dem Judentum, dem Christentum und dem Islam - als
Vater aller Glaubenden, als Stammvater des Volkes Israel. In der hebräischen
Übersetzung lautet sein Name "Vater der Menge". Wegweisend für die
Gestalt Abrahams als Wurzel der drei Weltreligionen ist die Verheißung Gottes,
ihn zum Segen für alle Völker werden zu lassen. "Ich werde dich zu
einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen
sollst du sein. [. . .] Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen
erlangen." (Buch Genesis, 12)
Weder Bibel noch Tora oder Koran existierten in Abrahams
Zeiten, der etwa um 2000 v. Chr. lebte, was die Bejahung Abrahams als
gemeinsamen Vater für Christen, Muslime und Juden möglich macht. Juden und
Christen berufen sich über Isaak auf Abraham und seinen Gott. Ihnen gilt
Abraham als Urbild des wahrhaft Glaubenden, der bereit war, seinen Sohn Isaak
zu opfern, bevor er einen Widder erblickte, diesen opferte und damit dennoch
Gehorsam gegenüber seinem Gott leistete.
Auch die Muslime sehen in Abraham ihren Ursprung und
verehren ihn als ersten Muslim. Abrahams erstgeborener und in die Wüste
verbannter Sohn Ismael gilt ihnen als Stammvater der Araber. Denn nicht nur
Isaak erhält Gottes Segen, auch über Ismael setzt sich Gottes Segen fort: "Auch
was Ismael angeht, erhöre ich dich. Ja, ich segne ihn [. . .]"
(Buch Genesis, 17)
Aktualisiert: 27.05.2002, 19:34 Uhr