FPÖ: "Tierquälerei bleibt Tierquälerei"

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Wittauer : "Fordere vom neuen SPÖ Obmann eine klare Aussage zum Verbot des Schächtens!"

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Tierschutz: Einmal mehr unverantwortliche Politik von ÖVP und SPÖ!

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FPÖ : Tierschutz geht vor Religionsfreiheit

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Tierschutz : Tag der Wahrheit für die ÖVP!

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Die FPÖ und das rituelle Schächten
 
Die Unkenntnis über das rituelle Schächten bei Muslimen und Juden nützt die
FPÖ.
 
GASTKOMMENTAR VON TARAFA BAGHAJATI 
 
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Der Autor ist Mitbegründer der Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen und
Vorstandsmitglied von ENAR - European Network against Racism.

Im Tiroler Landtag ist am 3. Juli 2002 ein neues Tierschutzgesetz
beschlossen worden, welches das Schächten legalisiert. Einzig die Freiheitlichen
sträubten sich mit dem Argument: "Wo die Qualen eines Tieres beginnen, endet
Religionsfreiheit". In Oberösterreich läuft seit mehr als einem Jahr eine
FPÖ-Kampagne, in der gegen das Schächten als "eine grausame Art der Schlachtung, die
einige Glaubensgemeinschaften noch heute praktizieren", mobilisiert wird.
Eindeutig geht es gegen Juden und Muslime.

Oberflächlich, wie das Wissen um die gebräuchlichen Schlachtmethoden nun
einmal ist, läßt sich trefflich mit Emotionen spielen und politisch Stimmung
machen.

Jedem "Tötungsakt" haftet eigentlich etwas Grausames an. Schon darum läßt
die Frage, ob mit oder ohne Betäubung, keine andere Antwort im Raum als die
Bevorzugung der Betäubung. Doch ist die Frage anders zu stellen: Welche ist die
geeignetste Methode: Bolzenschuß, Elektroschock - oder eben Schächten?
Muslime und Juden betonen, daß mit dem fachmännisch auszuführenden Schächtschnitt
gleichzeitig die Betäubung einsetzt. Auch manche Tierärzte und Schafzüchter
argumentieren in diese Richtung.

Die nötige Denkpause soll auch die triste Situation in vielen Schlachthöfen
wachrufen. Nach dem Bolzenschuß wiedererwachte Rinder, die am Fließband an
den Füßen aufgehängt den langsamen Tod voll Panik erleben, waren ein Thema in
Oberösterreich. Die Tierschutzvereine bestätigen einhellig, dass EU-weit die
Situation nicht viel besser ist. Nun entdeckt eine Partei, die ansonsten
Tierschutz nie als zentrales Anliegen behandelt, mit dem Thema Schächten eine
politische Waffe, um gegen Minderheiten populistisch vorzugehen.

Interessant ein geschichtlicher Rückblick. Zwischen 1930 und 1933 wurden in
allen deutschen Bundesländern, in denen die NSDAP an der Regierung beteiligt
war, Gesetze erlassen, die ein generelles Verbot des Schächtens ohne
vorherige Betäubung verfügten. Den Abschluß dieser Entwicklung bildete das
Reichsgesetz vom 21. April 1933, das ein ausnahmsloses Verbot des betäubungslosen
Schlachtens für das ganze Deutsche Reich festschrieb.

Das Urteil des Verfassungsgerichtshofs über das Schächten vom Dezember 1998
hält neben dem Aspekt der Religionsfreiheit fest, daß die Praxis nicht gegen
die öffentliche Ordnung und die guten Sitten verstoße.

Merkwürdig bleibt, daß von der FP-Spitze jeder Kommentar fehlt. Die Aufgaben
sind genau verteilt. Die ansonsten sehr schwammige Schnittstelle zwischen
mittlerer und oberer Parteiebene scheint auf einmal penibelst definiert. Die
FP-Spitze pflegt die Kontakte zur arabischen Welt und die mittlere Ebene geht
hierzulande auf Muslime los. Als Ahmad Mansur vom Satellitensender Al-Jazira
Haider damit konfrontierte, daß seine Parteifreunde Muslime der Tierquälerei
bezichtigten, wirkte Haiders Mimik alles andere als entspannt.

Mit der doppelten Strategie ist die FPÖ bisher blendend gefahren. Dazu trägt
auch die mangelnde Informiertheit der Öffentlichkeit bei, da diese
Widersprüchlichkeit scheinbar noch nirgends ernsthaft aufgegriffen wurde - weder
medial noch politisch. Die Medien sind aufgerufen kritischer am Thema zu sein.
Künstliche Aufgeregtheiten ob Haider eine islamische Gebetskette in Händen dreht
oder wer denn auf welchem Kamel reitet, lenken nur ab von den tatsächlichen
Vorgängen.

Der Beitrag stellt die persönliche Meinung des Autors dar.