Der Qur’an - Was bedeutet er für die Muslime?
Bismillahi-arrahmani-arrahim!
Assalam-o-alaikum liebe Brüder und Schwestern!
Wie der Titel schon sagt, reden wir heute
über die Bedeutung des Qur’ans für die Muslime.
Den Anstoss zu diesem Vortrag gab eine von
Christen organisierte Vortragsreihe über den
Islam, wo wir angefragt wurden, ob wir zu
verschiedenen, vorgegebenen Themen referieren
würden. Aufgrund von Missverständnissen kam dies dann nicht zustande, aber das Thema,
das ich bearbeiten sollte, hat mich nicht
mehr in Ruhe gelassen und dazu bewogen, tiefer über
die Bedeutung des Qur’ans
für uns Muslime nachzudenken.
Zuerst einmal muss ich gestehen, es ist alles
andere als einfach, über ein Buch, das vom
Herrn der Welten stammt, zu sprechen.
Meistens, wenn man über eine Sache spricht, sieht
man sie mit einem gewissen Abstand an, steht
in einer gewissen Weise darüber.
Beim Qur’an ist dies nicht möglich. Es wäre
eine Anmassung, zu behaupten, wir könnten
je objektiv darüber sprechen. Aber Allah
Selbst fordert uns im Qur’an auf, darüber nachzudenken.
„Es ist ein Buch voll des Segens,
das Wir zu dir hinabgesandt haben, auf dass sie über seine Verse
nachdenken, und auf dass
diejenigen ermahnt werden mögen, die verständig sind.“ (38/29)
So versuche ich also, über den Qur’an und
seine Bedeutung für uns aus meiner eigenen, begrenzten Wahrnehmung aus
nachzudenken, und teile diese Gedanken mit Euch, in der Hoffnung, dass sie uns
zu einem tieferen Verständnis unseres Heiligen Buches verhelfen, und uns die
Grösse und Weisheit Allahs noch bewusster werden lassen und uns Ihm näher
bringen.
.
Alhamdulillah muss dieser
Vortrag aber nicht nur aus ein paar eigenen Gedanken über den Qur’an
bestehen, sondern ich kann auf eine Fülle von
Aussagen zurückgreifen, die Allah Selbst macht
zu diesem Seinem Buch. Im gesamten Qur’an
spricht Allah nämlich an 211 Stellen vom Qur’an.
Um möglichst umfassend zu berichten, möchte ich meinen Vortrag
ich in drei Teile gliedern:
1. Die Entstehung und äussere
Form des Qur’ans
2. Die Aussagen von Allah zum
Qur’an
3. Eigene Gedanken zur Bedeutung
des Qur’ans für die Muslime
1. Die Entstehung und äussere Form des Qur’ans
Ein kurzer Rückblick zur Entstehung des
Heiligen Buches. Vor rund 1400 Jahren lebte in Mekka ein
Mann namens Mohammed a.s.
Er war verheiratet mit einer reichen Witwe und hatte mit ihr sechs
Kinder. Er war aus dem Stamme der Quraisch und verdiente seinen Lebensunterhalt mit Handel.
Die Leute mochten ihn wegen seiner ausgeglichenen,
freundlichen und vertrauenswürdigen
Art. Trotz seines angenehmen weltlichen
Lebens suchte er oft in der Abgeschiedenheit die Nähe
Allahs, worauf er in seinem 40. Lebensjahr
plötzlich von einer Offenbarung überrascht wurde.
Im Hadith 0003 im Buchari steht: In der Berghöhle von Hira
kam der Engel (Gabriel) zu ihm und sagte:“Lies!“ Darauf sagte er: „ Ich kann
nicht lesen.“ Der Prophet berichtete weiter mit folgenden Worten: „Da ergriff
mich der Engel und drückte mich bis zu meiner Erschöpfung, dann liess er mich
los und sagte erneut: „Lies!“ Ich sagte
wieder: „ Ich kann nicht lesen!“ Da ergriff er mich und drückte mich zum
zweiten Male bis zur Erschöpfung, dann liess er mich los und sagte: „Lies!“.
Ich sagte: “Ich kann nicht lesen;“ dann ergriff er mich und drückte mich zum dritten Mal, alsdann liess
er mich los und sagte:
„Lies
im Namen deines Herrn, Der erschuf. Er erschuf den Menschen aus einem
Blutklumpen.
Lies, denn dein Herr ist
Allgütig, Der mit dem Schreibstift lehrt, lehrt den Menschen, was er
nicht wusste.“ (96/1-5)
Später folgten noch mehr Offenbarungen,
insgesamt während 23 Jahren, bis kurz vor dem Tod des Propheten, a.s. Die letzte Offenbarung war:
„Heute habe ich eure Religion
vollendet und Meine Gnade an euch erfüllt und euch den Islam
zum Glauben erwählt.“ (5/3)
Die Offenbarungen folgten nicht in der
Reihenfolge, in der sie im Qur’an aufgeschrieben sind, sondern zu ganz
verschiedenen Zeitpunkten, es wurde dem Propheten aber mitgeteilt, wo er die
Verse hin zu platzieren hätte. Der Grund dazu war, dass Allah den Menschen
zuerst den Glauben nahe bringen wollte,
und erst, als es eine kleine Gemeinschaft gab, Regeln zum Zusammenleben nötig
wurden. Der langen Offenbarungszeit von 23 Jahren liegt eine grosse Weisheit
zugrunde:
Unser Schöpfer wusste, dass ein Volk eine
ganze Weile braucht, um sein Denken und seine Gewohnheiten zu ändern und stark
zu werden im Glauben. Dazu sagt Allah im Qu’ran:
„Und jene, die ungläubig sind,
sprechen: “Warum ist ihm der Koran nicht in einem Zuge herabge-
sandt worden?“
Dies geschieht, weil Wir dein Herz dadurch stärken wollen, und Wir haben seine
Anordnung recht gut gemacht.“
(25/32) s.a. 17/106
Das mit der Anordnung könnte bedeuten, dass
sich viele Qur’anverse auf aktuelle Geschehen
beziehen, die den Menschen dazumal direkte
Antworten gaben, und auch den späteren Generationen halfen, ihr Verhalten
daraus abzuleiten, bis in die heutige Zeit hinein.
Die Gesamtheit der Offenbarungen erfolgte auf
Arabisch, der Sprache des Volkes von Mohammed,
darauf wird auch im Qur’an an vielen Stellen
hingewiesen (12/1, 13/37,16/103, 19/97,44/58 usw.).
in arabischer Sprache gemacht,
auf dass ihr es verstehen möget. Und wahrlich, er ist bei Uns in der
Mutterschrift, erhaben und voller
Weisheit.“ (siehe auch 50/4)
Mutterschrift bedeutet Urschrift, kann aber
auch als Ursprung oder Quelle gedeutet werden. Der
Qur’an ist das mit unseren Sinnen erfassbare
Gegenstück zum göttlichen Original. Mutterschrift könnte aber auch noch eine
andere Bedeutung haben: Sprachwissenschaftler sind sich nicht sicher, ob
arabisch ev. die älteste Sprache der Welt ist. Sollte dies zutreffen, würde das
heissen, dass der Qur’an in der Muttersprache der Menschheit insgesamt
abgefasst ist! Übrigens hat Allah an neun Stellen im Qur’an auf die arabische
Sprache hingewiesen, in der er abgefasst wurde, und dies hat mich dazu bewogen,
mehr über diese Sprache herauszufinden. Hier ein paar Gedanken: Der Qur’an
versteht sich als letzte Offenbarung, die bis in alle Zukunft gültig ist. Die
Menschheit ändert sich jedoch ständig. Wie ist es also möglich, dass ein Buch,
das vor 1400 Jahren offenbart wurde, sich mit der Menschheit mitentwickeln und
auch in der Zukunft aktuell bleiben kann?
Nun, die arabische Sprache hat eine
Eigenheit, die sie geradezu prädestiniert für eine dauernde
Entwicklung. Die meisten arabischen Wörter
entwickeln sich aus sogenannten Wurzeln, die meist
aus drei Buchstaben bestehen und den Ursprung
des Wortes bilden. Sie ändern ihre Anordnung nie,
können aber durch weitere Buchstaben
erweitert werden. So bilden sich neue Wörter aus dieser
Wurzel, genau wie bei einem Baum neue Aeste entstehen. Die Wurzeln können oft sehr viele
Bedeutungen haben; welche davon dem Konsens
des Textes entspricht, ist Interpretationsfrage und
bietet viele Möglichkeiten, einen Satz so
oder anders zu verstehen. Das Interessante ist, dass die
Menschheit desto mehr versteht, je
fortgeschrittener sie ist. So eröffnen sich immer wieder neue
Erkenntnisse, die zwar schon immer im Qur’an
standen, aber nicht v e r standen wurden. Inscha
Allah werden wir im dritten Teil ein paar
Beispiele aufzeigen. Wie flexibel die arabische Sprache
ist, hat sie ohnehin schon längst bewiesen:
Mit dem Qur’an wurde vor 1400 Jahren die arabische Schriftsprache begründet,
und sie ist bis heute gleich geblieben!
Der Qur’an wurde vom Propheten, der
Analphabet war, auswendiggelernt, und dann lehrte er ihn
wiederum seinen Anhängern, die ihn auch
auswendig lernten und aufschrieben. Zayd ibn Tabit
wurde vom Propheten a.s.
beauftragt, die Offenbarungen niederzuschreiben. Unter dem Khalifen
Uthman wurde diese
Niederschrift verglichen mit den sich im Umlauf befindenden anderen
Fragmenten des Qur’ans
unter der Mitarbeit von Muslimen, die den ganzen Qur’an auswendig
kannten.
In Taschkent und Istanbul finden wir heute
noch Kopien, die man Uthman zuschreibt.
(siehe auch: Maurice Bucaille:
Bibel, Koran und Wissenschaft, S. 140)
So entstand der Qur’an mit 114 Suren. Es
wurde nichts davon abgeändert, und sogar heute
noch kennen Tausende von Muslimen den Qur’an
auswendig, es gilt als äusserst verdienstvolle
Tat, den Qur’an auswendig zu lernen. Als
prominentestes Beispiel sei der junge König von
Marokko erwähnt.
Soweit zur Geschichte des Heiligen Buches.
Wie ist aber sein Inhalt?
Betrachten wir zuerst die Art und Weise, in
der geschrieben wurde.
Der gesamte Qur’an ist in Dialogform
gehalten. Allah spricht immer direkt mit dem Propheten, a.s.
oder den Menschen. Wir finden Gleichnisse und
Gebete und viele Geschichten der früheren Völker und ihren Propheten, a.s. Im Gegensatz zur Bibel werden die Geschichten eher
selten chronologisch erzählt, sondern meistens bruchstückweise angeführt und
nachher von Allah Selbst interpretiert und erklärt. Weiter fällt auf, dass es
sehr viele Wiederholungen derselben Geschichten gibt, dass aber jeweils der
Blickwinkel ein anderer ist, und Allah uns so Gelegenheit gibt, aus ein und
derselben Geschichte verschiedene Lehren zu ziehen. Darauf geht Allah Selbst im
Qur’an ein mit folgenden Worten:
„Und wahrlich, Wir haben in
diesem Qur’an auf verschiedene Art dargelegt, damit sie ermahnt
seien...“ ( 17/41)
Die Geschichten sind Mittel zum Zweck, und
dienen dazu, die Menschen zu erziehen. Allah will, dass
wir aus den Handlungen und ihren Folgen von
anderen Menschen unsere Lehren ziehen, sei es im
Guten, um ihnen nachzueifern, oder sei es, um
deren Fehler nicht zu wiederholen.
Menschen erklärest, was ihnen hinabgesandt wurde, und auf dass sie nachdenken mögen.“
(16/44)
Weiter beschreibt Allah im Qur’an Sich Selbst
sowie Seine Eigenschaften. Er erklärt uns vieles von
der Entstehung und dem Ende der Schöpfung. Er
beschreibt Seine Schöpfung und geht dabei auf
die Landschaft, die Pflanzen, die Tiere und
die Menschen ein. Er stellt den Inhalt
von früheren
Geschichten richtig, und macht Ankündigungen
für die Zukunft. Ich werde zu einem späteren Zeit-
punkt ausführlicher auf die Prophezeiungen
eingehen.
Weiter beschreibt Allah die Welt und unseren
Platz darin und setzt es gleichzeitig in die richtige Relation. Er spricht von
der Beziehung zwischen Ihm und dem Menschen, und der Menschen untereinander. Er
führt uns unsere Stellung in dieser und der nächsten Welt vor Augen.
Er lehrt uns unsere Pflichten Ihm gegenüber,
aber auch gegenüber uns selber und gegenüber unserer
Mitschöpfung. Er teilt
uns Seine Gesetze mit, und wie wir damit umgehen sollen. Er führt uns die
Konsequenzen der Missachtung Seiner Gesetze
vor Augen. Diese Gesetze bestehen aus Regeln, die
wir im sozialen Zusammenleben berücksichtigen
müssen, aber auch aus geistigen Regeln, nämlich
was unseren Glauben betrifft. Er erklärt uns
den Sinn und das Ziel unseres Lebens und spricht über
das Leben nach dem körperlichen Tod. Er warnt
uns bei falschem Glauben und Fehlverhalten vor
der Hölle und verheisst uns bei richtigem
Glauben und Wohlverhalten das Paradies.
So gesehen hat der Qur’an die Bedeutung
eines Handbuches, das uns verstehen
hilft, wie das Leben
funktioniert, und wie wir uns verhalten
müssen. Allah bezweckt mit alledem unser Wohlergehen, damit wir nicht
zugrundegehen an der Ausübung unseres freien Willens.
Dabei ist es interessant, zu sehen, w i e
Allah uns anspricht: Er kommt aus ganz verschiedenen Punkten auf uns
zu, mehr darüber aber im 3. Teil, Inscha Allah.
Ich bitte zu entschuldigen, wenn ich zu
diesem Abschnitt keine Qur’anverse zitiere, denn ich
möchte in diesem Vortrag weniger auf den Inhalt des Qur’ans
eingehen, als vor allem auf seine Bedeutung für die Muslime und darauf, was
Allah über den Qur’an als solches sagt.
2. Die Aussagen von Allah zum Qur’an
Ueber die Art des
Qur’ans und den Anfang der Offenbarungen finden wir
im Qur’an folgende Aussagen:
„Auf geehrten Seiten, die in
Ehren gehalten werden, sind sie emporgehoben, rein in den Händen
rechtschaffener Sendeboten, die
edel und tugendhaft sind.“ (80/13-16)
„Bei dem deutlichen Buch!
Wahrlich, Wir haben es in einer gesegneten Nacht herabgesandt ...“
(44/2)
Allah lehrt uns auch, wie wir den Qur’an zu
lesen hätten:
„Keiner kann sie (die Schrift)
berühren, ausser den Gereinigten.“ (56/79)
Das heisst, wir dürfen den Qur’an weder
berühren, wenn wir die Monatsregel haben, noch
wenn wir uns im Gunub-Zustand
befinden.
„Und wenn du den Qur’an liest, so
suche bei Allah Zuflucht vor dem Satan, dem Verfluchten.“
(16/98)
„Und trage den Qur’an mit Tartil (dh. langsam und
besinnlich) vor.“ (73/4)
„Bewege deine Zunge nicht mit
ihm, um dich damit zu übereilen.“ (75/16)
„Und wenn der Qur’an vorgetragen
wird, so hört zu und schweigt in Aufmerksamkeit, auf dass
ihr Erbarmen finden möget.“
(7/204)
Wie will aber Allah Sein Buch verstanden
wissen?
Welche Bedeutung misst Allah dem Qur’an für
die Menschen zu?
Darüber gibt Allah in seinem Buch Selbst direkt
Auskunft:
Der Qur’an ist eine Offenbarung
von Allah.
„Ha Mim. Die Offenbarung des
Buches stammt von Allah, dem Erhabenen, dem Allwissenden,
dem die Sünde Vergebenden und die
Reue Abnehmenden, dem Strengen in der Bestrafung, dem
Besitzer der Gnadenfülle. Es ist
kein Gott ausser Ihm.“ (40/1-2) s.a. 20/4, 76/23
In diesem Vers beschreibt Allah nicht nur die
Herkunft Seines Buches, sondern auch einige
Seiner Eigenschaften.
Der Glaube an den Qur’an ist ein
Glaubensgrundsatz.
„O ihr, die ihr gläubig geworden
seid, glaubt an Allah und Seinen Gesandten und an das Buch,
das Er auf Seinen Gesandten
herabgesandt hat, und an die Schrift, die Er zuvor herabsandte.
Und
wer nicht an Allah und Seine
Engel und Seine Bücher und Seine Gesandten und an den Jüngsten
Tag glaubt, der ist wahrlich weit
irregegangen. (4/136) s.a. 2/121
Allah ist der Hüter über die
Unverfälschtheit des Qur’an.
„Wahrlich Wir Selbst haben diese
Ermahnung hinabgesandt, und sicherlich werden Wir
ihr Hüter sein.“ (15/9)
„Und verlies, was dir von dem
Buche deines Herrn offenbart wurde. Da ist keiner, der
Seine Worte verändern könnte...“
(18/27)
„Falschheit kann nicht an es
herankommen, weder von vorn noch von hinten...“ (41/42)
Der Qur’an wurde vom heiligen
Geist herabgesandt.
„Sprich: Der Geist der Heiligkeit
hat ihn von deinem Herrn in Wahrheit herabgebracht.“
(16/102), s.a. 26/193
Damit ist der Engel Gabriel gemeint.
„Und als Abraham mit Ismael die
Grundmauern des Hauses errichtete, sprach er:
„Und, unser Herr, erwecke unter
ihnen einen Gesandten aus ihrer Mitte, der ihnen Deine
Worte vorträgt und sie das Buch und die Weisheit lehrt und
sie läutert, denn wahrlich,
Du bist der Allmächtige, der
Allweise.““ (2/127 und 129)
(2/128)
„Und eifert in Allahs Sache, wie dafür
geeifert werden soll. Er hat euch erwählt und hat euch
nichts auferlegt, was euch in der
Religion bedrücken könnte, der Religion eures Vaters
Abraham. Er ist es, Der euch
vordem schon Muslime nannte und nun in diesem Buche, damit
Der Gesandte euer Zeuge sei und
damit ihr Zeugen der Menschen sein möget.“ (23/78)
Damit wird auf die Kontinuität und den
gleichen Ursprung der Offenbarungen hingewiesen.
Und den Menschen wird bewusst gemacht, welch
wichtigen Platz sie in der Geschichte als
Zeugen einnehmen.
Im Qur’an finden wir keinen
Widerspruch.
„Sie machen sich keine Gedanken
über den Qur’an. Wäre er von einem andern als Allah,
so würden sie gewiss darin viel
Widerspruch finden.“ (4/82)
Die könnte auch als Herausforderung an die
Ungläubigen betrachtet werden, einen Gegen-
beweis zu erbringen, warum dieses Buch nicht
von Allah sein sollte. Vielleicht erkennen
sie dann, dass dieses Buch unmöglich von einem
Menschen stammen kann.
Der Qur’an ist ein vollkommenes
Buch.
„Alif
Lam Ra. Dies sind die Verse des vollkommenen Buches.“ (10/1)
Der Qur’an umfasst wie kein anderes Buch das
ganze Leben des Menschen, aber auch der
Schöpfung und der geistigen wie materiellen
Welt. Wir finden keinen Mangel und keine
Fehler und keine Widersprüche darin.
Der Qur’an ist ein Licht und ein
Weg.
„Und so haben Wir dir nach
Unserem Gebot ein Wort offenbart. Weder wusstest du, was die
Schrift noch was der Glaube ist.
Doch Wir haben sie zu einem Licht gemacht, mit dem wir
jenen von Unseren Dienern, denen
wir wollen, den Weg weisen. Wahrlich, du leitest sie auf
den geraden Weg.“ (42/52
Allahs Erklärungen bringen Licht ins Dunkel
unserer Unwissenheit und machen es uns möglich,
den richtigen Weg zu erkennen.
„Nun ist zu euch ein deutlicher
Beweis von eurem Herrn gekommen und eine Führung und
eine Barmherzigkeit.“ ( 6/157)
s.a. 16/64 und 89, 27/77, 31/2-3
Mit Seinen Geboten und Verboten und der
Beschreibung von Ursache und Folgeescheinung
führt uns Allah durch dieses Leben. Diese
Hilfe ist Ausdruck der Barmherzigkeit Allahs.
„Der Monat Ramadan ist es, in dem
der Qur’an als Rechtleitung für die Menschen herab-
gesandt worden ist und als klarer
Beweis der Rechtleitung und der Unterscheidung.“
(2/185) s.a. 2/2
„Und wir haben das Buch mit der
Wahrheit zu dir herabgesandt, das bestätigt, was von der Schrift vor ihm war
und darüber Gewissheit gibt; richte also zwischen ihnen nach dem, was Allah
herabgesandt hat und folge nicht ihren Neigungen, von der Wahrheit abzuweichen,
die Zu dir gekommen ist...“ (5748) s.a. 2/213, 3/3-4und 23, 4/105, 16/64,
35/31, 46/12 und 29
Die Rechtleitung markiert den Weg der
Menschen. Eine Unterscheidung ist der Qur’an in
dem Sinne, dass er den Menschen hilft,
zwischen gut und böse, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden. Er
bestätigt, dass auch die früheren Schriften ursprünglich Offenbarungen von
Allah waren, unterscheidet sich aber gleichzeitig dadurch, dass er einiges richtig
stellt und Klarheit schafft.
„O Leute der Schrift, Unser Gesandter ist
nunmehr zu euch gekommen, um euch vieles zu enthüllen, was ihr von der Schrift
geheim gehalten gehabt, und um gegen vieles Nachsicht zu üben.“ (5/15)
Im Qur’an werden unterschlagene Passagen der
früheren Schriften offengelegt, und alte Gesetze aufgehoben.
Der Qur’an ist das Buch mit der
Wahrheit.
„Und mit der Wahrheit haben Wir den Koran entsandt, und mit der
Wahrheit kam er hernieder.“ (17/105) s.a. 13/1, 23/62, 39/2 und 41, 61/9
Die Wahrheit ist das, was jeder aufrichtige
Mensch sucht. Denn nur in Kenntnis der Wahrheit
sind wir imstande, unser Leben richtig zu
leben. Allah hat uns diese Wahrheit im Qur’an geschenkt.
Der Qur’an ist eine frohe
Botschaft und Verheissung
„Wahrlich, dieser Qur’an leitet zum
wirklich Richtigen und bringt den Gläubigen, die gute Taten verrichten, die
frohe Botschaft, auf dass ihnen grosser Lohn zuteil werde.“
(17/9)
s.a. 2/97, 19/97, 27/2
Die frohe Botschaft ist das Wohlgefallen von
Allah und Seine Verheissung, uns das Paradies
zu geben.
Der Qur’an als Heilung und
Barmherzigkeit.
„O ihr Menschen! Nunmehr ist von
eurem Herrn eine Ermahnung zu euch gekommen und
eine Heilung für das, was euch in
eurer Brust bewegt, und eine Führung und Barmherzigkeit
für die Gläubigen.“ (10/57) s.a.
17/82
Wann immer wir Menschen Zweifel haben oder
Fragen oder Sorgen, finden wir im Qur’an
Beruhigung und Aufmunterung, Geborgenheit und
Gewissheit. Wer mit aufrichtigem Glauben
im Qur’an liest, findet Friede im Herzen und
Antworten auf das, was ihn bewegt. Dies ist
eine Barmherzigkeit von unserem Schöpfer.
„Wir liessen auch unter euch
einen Gesandten aus eurer Mitte erstehen, der euch Unsere
Beweise vorträgt und euch läutert
und euch das Buch und die Weisheit lehrt und euch lehrt,
was ihr nicht wusstet.“ (2/151)
s.a. 3/164, 62/2
Auf die Beweise im Qur’an möchte ich im 3.
Teil näher eingehen. Was die Läuterung betrifft,
so wird diese Reinigung der Seele durch ein Reinhalten des Körpers, der Kleidung und der
Umgebung erreicht, und im geistigen Sinne
durch das Gedenken Allahs, durch das Gebet,
durch das Spenden, durch das gute Benehmen
und das gute Wort. Durch den Qur’an wird uns ein
grosser Schatz gegeben: Das Wissen und die
Weisheit, die uns weiterhelfen auf dem Weg
zu unserem Schöpfer.
Der Qur’an ist eine Ermahnung.
„Und dieser Qur’an ist eine
segensreiche Ermahnung, die Wir hinabgesandt haben.“
(21/50)
s.a. 43/44, 74/54, 65/10
Allah ermahnt uns, keine anderen Götter
anzubeten, das Gute zu tun und das Schlechte
zu meiden. Wer die Ermahnung befolgt, wird
mit reichlich Segen belohnt.
Der Qur’an ist ein Zeichen von
Allah für die Menschen, um sie zu Sich zu führen.
„Und so haben Wir ihn als
deutliches Zeichen hinabgesandt, und gewiss, Allah
weist dem den
Weg, dem Er will.“ (22/16)
Wer den Qur’an richtig studiert, kommt zum
Ergebnis, dass dies unmöglich ein Menschenwerk
sein könne, insofern ist der Qur’an als Buch
schon ein Wunder, womit Allah die Menschen
führen kann, die Ihm ihr Herz öffnen.
Der Qur’an gibt demjenigen, der
ihn befolgt, eine Ehre.
„Wahrlich, Wir haben euch ein Buch hinabgesandt, worin eure Ehre liegt; wollt ihr es denn
nicht begreifen?“ (21/10)
Allah hat den Menschen zu Seinem Statthalter
erhöht, dies ist eine grosse Ehre. Er hat ihm den
freien Willen gegeben und Wissen und Leitung
im Qur’an geschenkt. Wer immer sich nach dem
Qur’an richtet, erhält dadurch grosse Würde
und erlangt geistige Höhen, die nur ein Mensch
erreichen kann. Die Ehre liegt in der
Verwirklichung des Inhalts des Qur’ans.
Der Qur’an ist eine Stärkung für
die Gläubigen.
„Sooft eine Sura
herabgesandt wird, gibt es welche unter ihnen, die sprechen:“ Wen von euch
hat sie im Glauben bestärkt?“ Die
aber gläubig sind, stärkt sie in ihrem Glauben, und sie freuen sich darüber.“
(9/124)
„Alif
Lam Mim Sad. Dies ist ein zu dir hinabgesandtes
Buch; du sollst seinetwegen nicht bedrückt sein; und du sollst damit warnen;
und es soll eine Ermahnung für die Gläubigen sein.“ (7/2)
s.a. 25/1, 6/19 und 51, 14/52
Der Qur’an warnt vor falschem Glauben und
falschem Handeln und dessen Konsequenzen im
nächsten Leben.
wahrlich ein entscheidendes,
letztes Wort, und es ist nicht zum Scherzen.“ (86/11-14)
Nach dem Qur’an kommt keine andere
Offenbarung mehr zu uns Menschen bis zum
Weltende.
3. Eigene Gedanken zur Bedeutung
des Qur’ans für die Muslime
Wir haben nun
Aussagen von Allah zum Qur’an betrachtet. Ich denke, jeder von uns hat
schon die Wahrheit in diesen Aussagen erfahren durch unmittelbares Erleben.
Eigentlich unglaublich, dass ein Buch so
vieles sein kann für uns Menschen.
Ein Buch, ein paar Worte, nicht einmal
greifbar im materiellen Sinne!
Weshalb schickt Allah uns ein Buch? Und
weshalb hat dieses Buch solche Auswirkungen?
Als ich über die Bedeutung des Buches
allgemein nachgedacht habe, bin ich auf die Bedeutung des Wortes gestossen,
denn die Worte sind es ja, die Sätze bilden und einBuch
füllen. Dies bringt uns an den Anfang der Schöpfung.
Er ist es, Der ins Leben ruft und
sterben lässt. Und wenn Er etwas bestimmt hat, so spricht
Er zu ihm nur: „Sei!“ und es ist.
(40/68) und 3/47, 36/82
Die Worte von Allah sind mächtig!!
Durch Seine Worte ist die Schöpfung
entstanden, das für uns unendlich weite Universum, die wundervolle Erde mit dem
harmonischen Werden und Vergehen von immer neuen Generationen von Menschen,
Pflanzen und Tieren.
Und Worte zu kennen ist eine Ehre, betrachten
wir einmal die Schöpfungsgeschichte.
„Und als dein Herr zu den Engeln
sprach: “Wahrlich, Ich werde auf der Erde einen Nachfolger
einsetzen,“
da sagten sie: „Willst Du auf ihr jemanden einsetzen, der auf ihr Unheil
anrichtet
und Blut vergiesst, wo wir doch
Dein Lob preisen und Deine Herrlichkeit rühmen?“
Er sagte: „Fürwahr, Ich weiss,
was ihr nicht wisst.“ Und Er brachte Adam alle Namen bei,
dann brachte Er diese vor die
Engel und sagte: „Nennt Mir die Namen dieser Dinge, wenn ihr
wahrhaftig seid!“ Sie sprachen:
„Gepriesen seist Du. Wir haben kein Wissen ausser dem, was
Du uns gelehrt hast; wahrlich, Du
bist der Allwissende, der Allweise..“ Er sprach: „O
Adam,
nenne ihnen ihre Namen!“ Und als
er ihnen ihre Namen nannte, sprach Er: „Habe Ich nicht
gesagt, dass Ich das Verborgene
der Himmel und der Erde weiss, und dass Ich weiss, was ihr
offenbart und was ihr verborgen
gehalten habt.“ (2/30-33)
Daraufhin erging ja die Aufforderung an die
Engel, sich vor Adam niederzuwerfen. Auch wenn ich mir nicht anmasse, diesen Qur’anvers bis ins Detail richtig zu deuten, ist doch eines
klar erkennbar:
Allah hat uns geehrt, indem Er uns mit Dingen
auszeichnete, die einzigartig sind in der Schöpfung: mit der Sprache. Obwohl
Allah wie auch die Engel wussten, dass der Mensch auf der Erde Unheil anrichten würde,
wog das Wissen darum, dass der Mensch die Sprache beherrschen sollte, schwerer
und erhöhte ihn dermassen, dass sich die Engel vor ihm niederwerfen mussten.
Worte zu kennen, bedeutet auch Wissen zu besitzen um die innere Natur der
Dinge. Etwas benennen, heisst, es zu kennen.
Dass Worte eine viel grössere Bedeutung
haben, als eine Aneinanderreihung von Buchstaben, wird uns auch in folgendem Qur’anvers deutlich gemacht:
Siehst du nicht, wie Allah das
Gleichnis eines guten Wortes prägt? Es ist wie ein guter Baum,
dessen Wurzeln fest sind und
dessen Zweige bis zum Himmel reichen. Er bringt seine Frucht
zu jeder Zeit mit der Erlaubnis
seines Herrn hervor. Und Allah prägt Gleichnisse für die
Menschen, auf dass sie nachdenken
mögen. (14/24-25)
O die ihr glaubt! Fürchtet Allah
und sprecht aufrichtige Worte, auf dass Er eure Taten segens-
reich fördere und euch eure
Sünden vergeben. (33/71)
Diese Aussagen werden übrigens immer mehr
auch von Nichtmuslimen anerkannt.
Nicht umsonst gibt es Kurse mit
Autosuggestion, d.h. einem steten Wiederholen von positiven Sätzen, die helfen
sollen, das Leben besser zu meistern.
Geradezu unglaublich erscheinende
Lebenserfahrungen der verschiedensten Menschen finden wir auch im Buch „Die
Gesetze des Denkens und Glaubens“ von Murphy, der auch der Meinung ist, dass
gute Gedanken Gutes nach sich ziehen – und umgekehrt, und dass allein aufgrund
der Aenderung der Gedanken schon (und was sind
Gedanken anderes als unausgesprochene Worte?) das Leben anders wird.
Aehnliches Gedankengut
finden wir im Bestseller „Das Lola Prinzip“ von René Egli:
Worte haben eine ungeheure Macht.
Gewisse Hindus versuchen mit Hilfe eines
einzigen Wortes „OHM“ einen höheren geistigen Zustand zu erlangen, indem sie es
immer wieder aussprechen und den Klang auf sich wirken lassen.
Jeder von uns hat schon die Wirkung des
Gelesenen an sich gespürt. Je nachdem was wir lesen, sind wir fröhlich,
traurig, entsetzt, gespannt, erheitert oder sogar entrückt in eine andere Welt.
Zu guter Letzt noch ein ganz eindrückliches
Beispiel, wo das „gute Wort“ sogar bildlich Schönheit offenbart. Ein
japanischer Forscher, Herr Emoto, hat in seiner
Arbeit Wasser eingefroren und soweit wieder aufgetaut, bis es zur Kristallbildung
kam. Es kam aber nicht in jedem Wasser zur Kristallbildung. Quellwasser ergab
sehr schöne Kristalle, verschmutztes Wasser oder Leitungswasser aus
Grossstädten hingegen nur kleine, verschwommene oder nur teilweise
ausgebildete, meist sogar überhaupt keine Kristalle. Das Wasser reagierte aber auch
auf geistige Komponenten. Nebst aufsehenerregenden Versuchen mit Musik und Photos, untersuchte Hr. Emoto
auch die Reaktion auf geschriebene Worte. Zu diesem Zweck klebte er auf eine
Wasserflasche das Wort: „Seele“. Dies ergab einen feingegliederten, schönen
Kristall, während das Wort: „Dämon“ eine bedrohlich-destruktive Struktur
formte. Auch Worte wie „Du machst mich krank, ich werde dich töten“ hatten
zerrissene Strukturen zur Folge.
Nun möchte ich diese Ausführungen wieder in
Bezug bringen zum Thema: Was bedeutet der Qur’an für die Muslime?
Qur’an bedeutet wörtlich: Das viel Gelesene.
Die Wortwurzel ist qara’a:
das heisst: lesen, forschen.
Der Qur’an ist das Wort Gottes. Die mächtigen
Worte von Allah führen uns durchs Leben, in einer Schöpfung, die durch ein Wort von Ihm entstanden ist. Allah
hat uns die Bedeutung der Dinge in Worten fassbar gemacht durch Seine Gnade,
und diese Kenntnis hilft uns nun, Sein Wort zu verstehen und es unser Leben
gestalten zu lassen.
Nicht nur in dem Sinne, dass wir im Qur’an
eine Gebrauchsanleitung sehen, was wir
tun und nicht tun sollen, um möglichst unbeschadet durchs Leben zu kommen und
das Paradies zu erlangen, sondern auch dahingehend, dass uns Seine Worte
geistig erheben und uns Ihm näher bringen. Dies können wir ganz konkret
erfahren, wenn wir eine gut gelesene Qur’ankassette
hören. Es erhebt uns und wir fühlen uns Allah näher.
Die Worte des Qur’ans
wirken sich wohltuend auf unser inneres Gleichgewicht aus, wenn wir z.B.
wütend, traurig oder hasserfüllt sind. Sie führen uns wieder die richtigen
Relationen im Leben vor Augen.
Oder aber sie schützen vor bösen Einflüssen jedwelcher Art. Z.B. die Schutzsuren.
Nicht zu vergessen die Austreibung von Dschinnen mittels bestimmter Qur’anverse.
Und dann sind sie natürlich integraler
Bestandteil bei jedem Gebet und entfalten durch ihre dauernde Wiederholung
sicher auch eine positive suggestive Wirkung.
Nachdem wir uns nun mit einer fast mystischen
Betrachtungsweise über das Wort auseinandergesetzt
haben, möchte ich jetzt aber noch genauer
darauf eingehen, wie die Menschen den Qur’an ganz allgemein aus ihrer
Sicht wahrnehmen und in welcher Art er
auf sie wirkt.
Wie ist es möglich, dass einzig und allein aufgrund
dieses Buches heute eine Milliarde Muslime auf diesem Planeten lebt?
Die erste Gemeinschaft der Muslime waren
alles „Konvertiten“, Menschen, die den göttlichen Ursprung der Offenbarungen
anerkannten. Aufgrund von was taten sie dies?
Aufgrund von was tun es die heutigen
Konvertiten? Aufgrund von was bleiben die geborenen Muslime ihrem Glauben
treu? Mit anderen Worten: Was überzeugt
uns denn so vom Qur’an?
Aus Gesprächen mit anderen Muslimen habe ich
gespürt, dass jeder seinen ganz persönlichen Islam lebt, gemäss seinem
Verständnis, seinem Glauben, seinen Gefühlen und seinen Möglichkeiten. Der
Qur’an trägt diesem Umstand Rechnung durch seinen ungeheuren Facettenreichtum.
Wie ich im 1. Teil kurz angedeutet habe, werden die Menschen von immer wieder
anderen Seiten angesprochen, denn Allah weiss, dass jeder wieder anders
reagiert auf gewisse Aussagen. So erhält jeder Mensch Gelegenheit, seinen ganz
persönlichen Zugang zu finden.
Durch den Qur’an werden die Menschen sowohl
über das Herz als auch über den Kopf erreicht:
Ueber das Herz
werden die Gefühle angesprochen.
Ueber den Kopf
wird einerseits vorhandenes Wissen angesprochen,
andererseits die Logik
angesprochen, wobei ich aufteile in
-eine Logik des Nachdenkens und
-eine Logik der Beweise.
Beim Nachdenken ziehen wir aufgrund unserer
Lebenserfahrung Schlussfolgerungen, die uns einleuchten, und aufgrund derer wir
die Wahrheit des Qur’ans anerkennen können.
Beweise nenne ich Dinge, die im Qur’an
erwähnt wurden, und die zu jener Zeit unmöglich von Menschen gewusst werden
konnten.
Besprechen wir zuerst den Zugang
über die Gefühle:
- Bei den einen Menschen lässt schon die
harmonische Prosa sowie der Klang der schön gesprochenen arabischen Sprache die Herzen und
die Augen überfliessen.
- Andere fühlen sich direkt angesprochen
durch die Dialogform und die Art, wie Allah mit uns Menschen redet
- Wieder andere sind zutiefst berührt durch
die Gleichnisse.
Nun zum Zugang über vorhandenes
Wissen:
- Vor allem die früheren Schriftgelehrten
wussten aufgrund ihrer Kenntnisse der Schriften,
dass
ein weiterer Prophet nach Jesus a.s. folgen würde.
Sie, denen wir das Buch gaben,
erkennen es, wie sie ihre Söhne erkennen. (6/20)
Und wenn sie hören, was zu dem
Gesandten herabgesandt worden ist, siehst du ihre Augen
vor Tränen überfliessen ob der Wahrheit, die sie erkannt haben.
(5/83) und 17/107
Man
denke auch an den Mönch Bahira, dem Mohammed a.s. auf
einer Karawanenreise be-
gegnete. Oder an Waraqa Ibn Naufal, dem Vetter von Chadidscha,
der die Zeichen der ersten Offenbarung aufgrund der Schriften erkannte und
bestätigte, dass Mohammed a.s. ein Prophet ist.
Weiter zum Zugang der logischen
Schlussfolgerungen durch Nachdenken:
- Es gibt Menschen, denen gefällt es, dass
die Gesetze und deren Notwendigkeit einleuchtend
und
nachvollziehbar sind.
- Wiederum andere gelangen durch blosses
Nachdenken über die wunderbare Schöpfung
zum
Schluss, dass es einen Schöpfer geben müsse. Sie finden es nur natürlich, dass
Allah in
seiner Barmherzigkeit sich den Menschen zuwendet, um auf unsere
Fragen zu antworten.
- Und dann gibt es auch Menschen, die sich
sagen, wenn sich allein aufgrund eines Buches
eine
Religion gegen bereits bestehende Religionen
durchsetzt und heute über eine Milliarde
Menschen zählt, dann muss da einfach eine
göttliche Kraft dahinterstecken.
- Bis heute hat es kein Mensch und keine
Menschengruppe geschafft, etwas ähnliches wie
den
Qur’an hervorzubringen, obwohl Allah im Qur’an die Ungläubigen dazu auffordert.
„Oder
wollen sie etwa sagen: „Er hat ihn erdichtet“? Sprich: „Bringt denn eine Sura wie
solche Koransuren hervor und ruft, wen ihn nur könnt, ausser Allah, wenn
ihr wahrhaftig
seid.“ (10/38)
Die Sprachgewalt im Qur’an ist einfach
unvergleichlich und unerreicht, und angesichts dieser Tatsache erscheint es
logischer, die Urheberschaft des Qur’ans Allah
zuzuschreiben als dem ungebildeten
Analphabeten, der Mohammed, a.s. war.
„Er
ist es, Der unter den Analphabeten einen Gesandten aus ihrer Mitte erweckt hat,
ihnen
Seine Zeichen vorzutragen ...“ (62/2)
Und nun gelangen wir zum Zugang
durch Beweise:
oder, wie Allah es im Qur’an
sagt:
Wir werden sie Unsere Zeichen
überall auf Erden und an ihnen selbst sehen lassen, damit ihnen
deutlich wird, dass es die
Wahrheit ist. (41753)
Unter Beweisen verstehe ich:
a. Aussagen zur Schöpfung, deren
Korrektheit sich erst in der jüngsten Zeit wissenschaftlich
nachweisen liess.
b. Prophezeiungen, die sich
nachweislich erfüllt haben
Dazu werde ich paar Beispiele aufführen, die
ich dem Buch „Bibel, Koran und Wissenschaft“
von Maurice Bucaille
entnommen habe. (S. 147 – 207)
a. Aussagen zur Schöpfung:
„Haben die Ungläubigen nicht
gesehen, dass die Himmel und die Erde eine Einheit waren, die Wir
dann zerteilten? Und Wir machten
aus dem Wasser alles Lebendige. Wollen sie denn nicht glauben?“
(21/30)
Dieser Qur’anvers
wird gleich zweifach von den modernen Theorien der Wissenschaft unterstützt:
Die Wissenschaftler nehmen an, dass das
Universum zuerst aus einer gasförmigen Masse bestand
die sich langsam drehte und sich später in
zahlreiche Fragmente von verschiedener Grösse
und Masse geteilt hat – die Sonnen, Monde und
Planeten.
Und sicher kennen auch alle die Theorie, dass
das Leben im Wasser begann!
Noch ein weiterer Qur’anvers:
„Und Er ist es, Der die Nacht und
den Tag erschuf und die Sonne und den Mond. Sie schweben,
ein jedes (Gestirn) auf seiner
Laufbahn...“ (21/33)
Lange hat man angenommen, dass die Sonne fix
an ihrem Platz sei. In diesem Qur’anvers ist aber
die Rede von einer Laufbahn!
Mittlerweile haben die Wissenschaftler
herausgefunden, dass unsere Sonne auch in eine Galaxis
eingebunden ist. Eine Galaxis umfass eine beträchtliche Anzahl von Gestirnen, die in einer
Scheibe angeordnet sind. Die Galaxis dreht sich selbst um die Achse ihres
Zentrums, und somit auch unsere Sonne, die vom Zentrum entfernt ist. Um eine
vollständige Drehung um sich selbst auszuführen, brauchen die Galaxis und mit
ihr unsere Sonne ca. 250 Mio. Jahre, und die Geschwindigkeit dieser Bewegung
ist ca. 250 km pro Sekunde.
„Mit unserer Kraft haben Wir den
Himmel erbaut, und sind wohl imstande, ihn auszudehnen.“
(51/47)
Auch dies wird bestätigt durch die
Wissenschaft, die herausgefunden hat, dass sich das Universum
ständig ausdehnt.
Ein äusserst interessantes Phänomen ist auch
das Sterben der Sterne. Folgendes Bild habe ich
von einer Schwester aus den USA zugeschickt
bekommen (Bitte herumreichen). Sie hat sich im Internet bei der Nasa eingeklickt. Es zeigt einen
sterbenden Stern, der Gas versprüht.
Dieses Bild wurde nur mit Hilfe des Hubble
Space Telescop möglich. Vor 1400 gab es ein solches Telescop noch nicht. Und dennoch steht im Qur’an im
Zusammenhang mit dem Weltende:
„Und wenn der Himmel sich spaltet
und so geworden ist wie eine Rose, gleich rotem Leder...“
55/37
Gelangen wir zur Beschreibung der Erde:
Wieder beziehe ich mich auf Maurice Bucaille.
„Haben Wir nicht die Erde zu
einem Bett gemacht und die Berge zu Pflöcken?“ (78/6+7)
„ Und Er hat in der Erde feste
Berge gegründet, damit sie nicht ins Schwanken gerät...“ (31/10)
Laut den Geologen geben gerade die Faltungen
im Boden, d.h. die Berge, der Oberfläche den festen Halt und wirken so Erdbeben
entgegen.
Ueber die
Entstehung und Entwicklung des Menschen lesen wir im Qur’an folgendes:
„Wahrlich, Wir erschufen den
Menschen aus einem Mischtropfen...“ (76/2)
„Dann bildete Er seine
Nachkommenschaft aus dem Auszug einer verächtlichen Flüssigkeit.“
(32/8)
Wie hätte ein Mensch vor 1400 Jahren wissen
können, dass die Spermaflüssigkeit aus verschiedenen Sekreten besteht: den Spermatozoiden, dem Sekret der Hoden, dem Sekret der Samenblasen,
der Prostata und den Nebendrüsen der Harnwege? Mischtropfen, treffend erwähnt von
unserem Schöpfer und unterstützt durch den zweiten Qur’anvers,
der von einem Auszug spricht.
„Dann erschufen Wir aus dem
Samentropfen etwas, das sich festhält, und aus diesem ein
Fleischklumpen (Maurice Bucaille umschreibt es in seiner eigenen Uebersetzung als „wie gekautes
Fleisch“, das arabische Wort
heisst „mudghat“ ) und
hernach formten Wir darin Knochen und bekleideten die Knochen mit Fleisch.“
(diesmal mit einem anderen Wort
beschrieben, „lahm“ was übersetzt wird mit „Frisches Fleisch“)
(23/14)
Diese Entwicklung entspricht voll und ganz
dem, was die heutige Wissenschaft mit dem Mikroskop und den Endoskopien
herausgefunden hat. Das Verbleiben des Eies im Uterus geschieht durch die
Entwicklung von Zotteln, die als Verlängerung des Eies wie Wurzeln im Boden
haften, d.h. in der Gebärmutterwand.
Der Embryo durchläuft ein Stadium, wo er mit
blossem Auge durchaus wie gekautes Fleisch aussieht.
Darin entwickelt sich dann das Knochensystem
im sogenannten Mesenchym. Die fertigen Knochen
sind von Muskelmassen umgeben: Auf sie
bezieht sich das Wort lahm.
b. Prophezeiungen:
Es wurde prophezeit, dass der Körper des
Pharaos erhalten werden würde.
Kurz bevor der Pharao, der das Volk Israel
verfolgte, ertrank, sprach Allah zu ihm:
„Heute werden Wir deinen Leib
erretten, damit du ein Zeichen sein mögest für die, die dir
nachfolgen werden. Doch
viele unter den Menschen sind Unseren
Zeichen gegenüber achtlos!“
(10/92)
Während sich die Aegyptologen
nicht einig sind, welcher Pharao dies gewesen sein,
kommt M.B.
nach einer eindrücklichen Beweisführung zum Schluss, dass es Minephta,
der Sohn von Ramses II war. Wie auch immer,
interessant in diesem Zusammenhang ist, dass dieser Qur’an Vers 1300 Jahre vor
der Entdeckung der Pharaonengräber darüber berichtete. (S. 232-240)
Es wurde prophezeit, dass die
Römer zwar besiegt waren, dass sie aber wieder siegen würden.
Alif Lam Mim. Besiegt sind
die Römer in dem nahegelegenen Land,
doch sie werden nach
ihrer Niederlage siegen in
wenigen Jahren – Allahs ist die Herrschaft vorher und nachher -, und
an jenem Tage werden sich die Gläubigen freuen über Allahs Hilfe.
(30/1-5)
Zum Zeitpunkt der Offenbarung waren die
Römer, die als Leute der Schrift galten, besiegt worden,
was die heidnischen Quraisch,
die mit den Persern sympathisierten, freute. Sie hofften ,
dass so auch
die störende islamische Bewegung unter den
Verfolgungen zusammenbrechen würde. In diesem Vers
wird vorausgesagt, dass sie in wenigen Jahren
wieder siegen werden. Diese Prophezeiung trat auch
ein: Zwischen dem Fall von Jerusalem und dem
römischen Sieg bei Issus (622 n.Chr.) lagen sieben
Jahre und bis zum Vordringen des römischen
Kaisers Heraklius ins persische Reich vergingen neun
Jahre.
Es wurde prophezeit, dass wir
noch andere Transportmittel erhalten werden als die Tiere:
Und erschaffen hat Er Pferde,
Maultiere und Esel zum Reiten und als Schmuck. Und Er wird
erschaffen, was ihr noch nicht
kennt. (16/8)
Im Zeitalter von Tram, Eisenbahn, Auto,
Flugzeug, Rakete, Unterseeboot und Schiff wird diese
Prophezeiung von jedem verstanden.
Ich bin überzeugt, dass wir in fünfzig Jahren
diese Liste noch mit neueren Erkenntnissen verlängern könnten, Inscha Allah, denn obwohl wir heute über mehr Wissen verfügen als früher,
sind wir doch noch weit davon entfernt, alle Weisheiten des Qur’ans
aufgeschlüsselt zu haben. So lässt Allah den Menschen in jedem Zeitalter wieder
andere Erkenntnisse zuteil werden, um sie damit zu
Sich zu leiten, wenigstens diejenigen, die Augen haben, um zu sehen und Ohren,
um zu hören.
Für jede Weissagung ist eine Zeit festgesetzt, und bald werdet ihr
es erfahren. (6/67)
Zusammenfassend kann man also sagen:
Der Qur’an ist die Grundlage unserer
Religion, des Islam. Er begleitet uns mit göttlichen Anweisungen in sämtlichen
Lebensbereichen. Obwohl wir jetzt viel über die Bedeutung des Qur’ans für die Muslime gesprochen haben, zeigt sich doch
die wahrhaftige Bedeutung des Qur’an für den Muslim erst im täglichen Leben
jedes einzelnen, gemäss seinem Glauben und Verständnis.
Und da muss der Vollständigkeit halber
angeführt werden, dass wir nebst dem Qur’an noch das
Leben des Propheten a.s.
als Richtschnur haben. Die Sunna geht oft auf Detailfragen ein, da, wo
der Qur’an allgemein bleibt und ist
integraler Bestandteil unseres Glaubens, sagt doch Allah im Qur’an:
„Sprich: „Wenn ihr Allah liebt,
so folgt mir. Lieben wird euch Allah und wird euch eure Sünden
verzeihen; denn Allah ist
Allverzeihend, Barmherzig.“ (3/31)
Zum Schluss möchte ich nochmals betonen, dass
dieser Vortrag keineswegs Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Dies alles ist
nur m e i n e Sichtweise, und falls wir Zeit haben, eine
kleine Diskussion anzuhängen, würde ich sehr gerne noch von Euch, liebe Brüder
und Schwestern wissen, was Eure Gedanken zum Qur’an sind, möge es uns allen als
Bereicherung dienen. Amin.
Habt vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!
Assalam-o-alaikum!
Esther Fouzi
Juni 2001