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Bismillah
Freundschaft und Aufrichtigkeit
Imam al Ghazzali
Muhammad M. HANEL übersetzt aus:
"SOME MORAL & RELIGIOUS
TEACHINGS OF AL-GHAZZALI" by SYED NAWAB ALI
Published by:
SH. MUHAMMAD ASHRAF, Pakistan
Die Freundschaft ist eine Wohltat Gottes (für die Menschheit), denn der Qur’an sagt:
„... und haltet einander fest im
Übereinkommen mit Allah und seid nicht unvereint und gedenket der Gunst Allah´s an euch, als ihr Feinde wart, Er alsdann eure
Herzen vereinte und ihr so durch Seine Gunst zu Brüdern wurdet.“ (3: 102)
Der Prophet - der Segen und Friede Gottes
mit ihm – sagte:
„Unter euch sind mir jene am nächsten, die eine gute
Gesinnung haben, einander zugeneigt sind und zärtlich lieben.“
und auch:
„Wahrlich, Gott wird am Tag der Auferstehung fragen:
„Wo sind jene, die sich um Meinetwillen geliebt
haben - heute sollen sie in Meinem Schutz ruhen, wo es keinen anderen Schutz
mehr gibt.““ (Abu Daud)
„Wenn Allah jemandem Seine Güte zeigt, so schenkt Er
ihm einen guten Freund.“ (Muslim)
„Sieben Arten Menschen werden am Tag des Gerichtes,
an dem es keinen Schutz gibt, unter Seinem (Gottes) Schutz ruhen.
- ein gerechter Imam;
- ein gottergebener Erwachsener;
- ein Mann, der sein Herz mit der Moschee
verbunden findet, vom Moment wo er diese verlässt, bis er sie wieder
betritt;
- zwei Freunde, die in ihrer Freundschaft um den
Willen Gottes lebten und starben;
- der aus Gottesfurcht im Verborgenen weint;
- der den Verlockungen einer schönen Frau aus
gutem Hause antwortet: „Ich habe
Gottesfurcht";
- der derart Almosen gibt, dass seine linke Hand
nicht weiß, was seine rechte gibt."
Freundschaft also, ist
eine Gnade Gottes und sollte um Seinetwillen gepflegt werden. Sollten wir
aber den Umgang mit unseren Mitmenschen meiden, lasset dies ebenfalls um
Gottes Willen geschehen.
„Das stärkste Seil im Glauben“
sagte der Prophet - der Segen und Friede Gottes mit ihm – „ist die Liebe und der Hass, beides um Gottes Willen.“
Jesus - der Segen und Friede Gottes mit
ihm – sagte:
„Liebet Gott, indem ihr die Gottlosen meidet; findet
Seine Nähe in dem ihr ihren Umgang meidet und gefallet Ihm, indem ihr deren
Missvergnügen herbeibeschwört.“
"Mit wem sollen wir Umgang haben, Oh Wort Gottes?" fragen
die Leute und der Christus antwortete: „Sitzt mit jenen, deren Erscheinen euch an Gott erinnert und deren
Worte zu eurem Weinen beitragen und deren Handlungen euch Anreiz sind, das
Königreich Gottes zu erlangen.“
Gott sprach zu Moses - der Friede und
Segen Gottes mit ihm - und sagte:
„Sohn des Imran, mache
dich auf und finde dir einen Freund und wer nicht mit dir um Meinetwillen
Freund sein will, sei dein Feind.
Wähle einen Freund der fünf Eigenschaften hat:
- Weisheit,
- gute Gesinnung,
- Abstand von Sünden,
- Abstand von Gotteslästerung und
- Abstand von Habgier.“
Des Dummen Begleitung hat
keinen Wert, sie endet im Verdruss. Gute Gesinnung ist daher notwendig, als
ein Mensch wohl klug, aber dennoch seinen zügellosen Leidenschaften frönen
kann und daher nicht für den Umgang geeignet ist.
Ein Sünder und Ketzer sind ganz einfach deshalb zu
meiden, da man kein Vertrauen in Leute haben kann, welche ihren Herrn nicht
fürchten und denen es gleichgültig ist, verbotene Handlungen zu begehen. Des Weiteren
wird man von solchen Menschen allmählich dazu verleitet, leichtfertig über
Sünden zu denken und man verliert die Kraft ihnen zu widerstehen.
Ein Habgieriger ist deshalb zu meiden, weil er in den Herzen das Verlangen
nach dem Reich des Himmels vernichten wird.
Al Kama gab an
seinem Sterbebett eine sehr schöne Beschreibung eines Freundes:
„Mein Sohn! Wenn du Begleitung zu haben wünschst, so
suche dir einen Freund, der, wenn du mit ihm lebst, dich verteidigt, dein
Ansehen hebt, dir hilft, die Last deiner Mühsal zu tragen, dich in deinem
Unternehmen unterstützt, deine Tugenden schätzt, dir deine Laster abrät, dir
bereitwillig Antwort gibt, sich um deine Bedürfnisse kümmert, selbst wenn du
sie verschweigst, dir tiefes Mitgefühl in deinem Leiden zeigt, Zeuge deiner
Worte ist, dir mit gutem Rat zuhanden ist und dich im Streit zwischen euch
sich selbst vorzieht.“
Und doch beschreiben diese Ausführungen
die Eigenschaften eines Freundes gerade erst ansatzweise. Als der Kaliph Ma’moon davon
hörte, sagte er: „Wo sollten wir einen solchen Freund finden?“
und Yahya meinte: „Al Kama´s
Beschreibung bedeutet wohl, dass wir in Zurückgezogenheit leben sollten.“
Imam Jafar As-Sadiq gab eine negative Beschreibung eines
Freundes:
„Meidet den Umgang mit fünf Arten von Menschen:
- jemand der falsch ist und dich täuscht wie
eine Fata Morgana,
- einen Dummkopf, der zu nichts taugt,
- einen Geizhals, der, wenn du seine Hilfe am
meisten brauchst, sich von dir entfernt,
- einen Feigling, der dich bei Gefahr im Stich
lässt,
- einen üblen Sünder, der dich für ein Stück
Brot verkauft.“
Sahl v. Tustar
sagte:
„Vermeide den Umgang mit drei Arten von Menschen
- Tyrannen, die Gott vergessen haben;
- Ulema, die Heuchelei betreiben;
- Unwissenden Sufis.“
Es soll hier in Erinnerung gebracht werden, dass obige Worte als Ideal
anzusehen sind. Aus bestimmten Gründen sollen wir aber unser Augenmerk auf
die momentanen, praktikablen Umstände legen und aus ihnen so viele Vorteile
ziehen, wie eben darin zu finden sind; denn ohne Freunde ist der Menschen
Leben öde - und die Menschen sind gleichsam wie Bäume.
Einige tragen Früchte und spenden Schatten, einige sind nur schattig, einige
sind bloß voller Dornen.
Gleicherweise verhält es sich mit Freunden, von welchen einige ein Segen
sowohl für das Diesseits wie auch das Jenseits sind.
Einige taugen nur für das diesseitige Vergnügen, denn diese Welt ist bloß ein
Schatten.
Und einige sind weder zum Nutzen in dieser, noch in jener Welt - diese
gleichen Skorpionen in menschlicher Gestalt.
„Und ihnen ward nichts auferlegt, als
dass sie Allah dienen sollten, aufrichtig in ihrem Gehorsam, die Gebete
einzuhalten, Zakat zu geben; und dies ist die
rechte Religion.“ (18:15)
Also diene Gott und sei ehrlich in deiner
Religion zu ihm und wisse:
Gottes ist die aufrichtige Religion.
Musab sagte, dass sein Vater Sa’ad
sich selbst höher als die armen und mittelosen Begleiter des Propheten
erachtete.
„Gott“, sagte der Prophet „hat meinem Volk mit dem aufrichtigen Gebet und der Ehrlichkeit meiner
Gefährten geholfen.“
„Aufrichtigkeit“, sagte der Prophet „und sei es auch noch so wenig, wird euch genügen.“
Abu Hureira (r.a.) überlieferte folgenden Ausspruch des
Propheten:
„Am Tag der Auferstehung werden als erstes drei
Personen befragt werden:
Der Gelehrte darüber, was er mit seinem Wissen angefangen hat. Dieser wird
erwidern: “Tag und Nacht versuchte ich mein Bestes, es weiterzutragen, o Herr.“
„Das stimmt nicht“ wird Gott ihm antworten und die Engel werden Ihm beipflichten. „Deine einzige Absicht war es, von den Leuten als Gelehrter angesehen
zu werden und hinter dem Titel warst du her!“
Der zweite wird der Reiche sein, der
über seine Güter befragt werden wird. „Tag und Nacht“ wird der Reiche erwidern „gab ich es als Almosen.“ „Du Lügner“ werden Gott und
die Engel sagen, „du wünschtest bloß ein großzügiger Mann genannt zu
werden - so war es!“
Der dritte wird der Märtyrer sein,
welcher über seine Tat befragt werden wird.
„Oh Herr“ wird dieser erwidern „Du hast uns befohlen den Jihad zu wagen. Ich
habe Dir gehorcht und bin kämpfend gefallen.“ „Du lügst!“ werden Gott und
die Engel antworten. „Dein Ziel war es, als Held gefeiert zu werden - so
war es!“
„Dann“ sagte Abu Hureira „beendete
der Prophet seine Predigt, drückte mich an sich und sagte: „Diese drei werden die ersten sein, die in die Hölle geworfen werden.“
In den Erzählungen der Israeliten wird die
Geschichte eines frommen Mannes erzählt, der Gott für viele Jahre gedient
hatte. Eines Tages erzählte man ihm von der Abtrünnigkeit eines Stammes, der
sich von der wahren Verehrung Jahwes abgewandt hatte und nun einen bestimmten
Baum anbetete. Der Einsiedler, erfüllt mit dem Geist des „Eifernden
Gottes“ ergriff eine Axt, um diesen Baum umzuschlagen.
Unterwegs machte sich jedoch der Teufel in der Gestalt eines alten Mannes an
ihn heran und befragte ihn nach seiner Absicht. Der Einsiedler teilte sie ihm
mit, worauf der Satan zu ihm sprach: “Warum auf Erden verlässt du
deine Übungen und Gebete und gibst dich einer anderen Arbeit hin?“
„Dies ist doch auch eine geheiligte Sache!“ erwiderte der Einsiedler.
„Nein, bei unserem Willen erlaube ich sie Dir nicht“
rief der Teufel!
Darauf ergriff der Einsiedler den Bösen in heiligem Zorn und rang ihn
mit aller Kraft nieder. „Lass mich Herr,“ bat dieser „ich
will dir etwas mitteilen.“
Darauf ließ ihn der Einsiedler frei.
Da sprach Satan: „Ich glaube nicht, dass dir Gott dein Unternehmen
anbefohlen hat. Du verehrst ja keinen Baum und für die Sünden Anderer bist du
nicht verantwortlich. Wenn Gott es will, sendet Er einen Propheten, diesen
Befehl auszuführen. Darum glaube ich nicht, dass dies deine Pflicht ist.
Warum also willst du dich in Schwierigkeiten bringen?“
„Ich gehöre aber zu den auserwählten Leuten Jahwes
und meine Pflicht und Bestimmung ist es so zu handeln.“
Daraufhin begannen sie wieder miteinander zu ringen und abermals unterlag der
Satan.
„Oh ich sehe,“
sagte der Verworfene „mir kam da gerade eine Idee. Lass mich doch bitte
frei und ich will sie dir verraten.“
Wiederum frei gelassen, redete ihn der Böse folgendermaßen an:
„Ist es nicht so, dass du arm bist und von den
Almosen derer lebst, welche dir zugetan sind? Aber Im Innersten deines
Herzens möchtest doch du selbst gerne Wohltaten über deine Brüder und Nachbar
ausgießen. Deine Natur ist so großzügig und mitfühlend. Wie schade, dass eine
solch edle Seele auf Almosen angewiesen ist.“
„Du hast mein Inneres richtig erkannt,“ sagte der Einsiedler.
„Ich hoffe,“ sagte der Böse eindringlich, “dass
die 2 Golddinare, welche du ab jetzt jeden morgen neben deinem Bett finden
wirst, dich von der Abhängigkeit anderer befreien werden und du endlich in
der Lage sein wirst, Gutes für deine armen Verwandten und Nachbarn zu tun.
Und was diesen Baum angeht, wenn er gefällt würde, bekämen deine bedürftigen
Brüder doch gar nichts und du verlörest die Chance ihnen zu helfen - und der
Baum würde ohnehin auch wieder nachwachsen.“ Der Einsiedler dachte
über diese Worte nach und sagte sich: „Eigentlich spricht dieser alte
Mann ganz vernünftig, also sollte ich sorgfältig das Für und Wider seiner
Worten abwägen.
Bin ich ein Prophet?
Nein, das bin ich nicht! Daher bin ich eigentlich nicht verpflichtet diesen
Baum umzuschlagen.
Habe ich einen Befehl dies zu tun? Nein!
Sollte ich also sein Angebot annehmen?
Ohne Zweifel wäre dies vom religiösen Standpunkt durchaus nützlicher.
Nein - kein Zweifel, ich sollte es annehmen, ja vielmehr, ich muss sogar!“
So gaben die beiden einander ihr Wort und der Einsiedler kehrte zurück.
Nächsten Morgen fand er tatsächlich zwei Dinare neben seinem Bett und war
hoch erfreut. Auch am nächsten Morgen war das Gold an seinem Platz. Am
dritten Morgen jedoch suchte er vergeblich danach. Sein Zorn wuchs ins
Grenzenlose.
Er griff nach seiner Axt und eilte zum Ort des Götzendienstes. Aber gerade
wie beim letzten Mal lauerte ihm der Teufel auf dem Weg dorthin auf.
„Du Elender, du Erzteufel!“
schrie der Einsiedler, „willst Du mich erneut von meiner heiligen Pflicht
abhalten?“
„Du kannst sie ohnehin nicht erfüllen, du schaffst
es nimmermehr!“ gab der Böse zurück.
„Hast du den Beweis meiner Kraft vergessen?“ gab der erzürnte Einsiedler scharf zurück. Aber zu
seiner eigenen großen Überraschung, fiel er wie ein saftloses Blatt kraftlos
zur Erde.
Der Teufel setzte ihm seinen Fuß auf die Brust, ergriff ihn an der Kehle und
sprach ihm vor:
“Entweder schwörst du diesen Baum nicht anzutasten
oder bereite dich darauf vor zu sterben.“
Der Einsiedler, gänzlich hilflos, gab klein bei:
„Ich schwöre es, aber nenne mir den Grund für meine
missliche Lage.“
„Höre,“ antwortete ihm
der Satan „zuerst mühtest du dich um die Sache Gottes und um
die getreue Befolgung Seiner Anordnungen. Daher musste ich dir unterliegen.
Aber nun bist du um deinetwegen wütend und um deines eigenen weltlichen Gewinns
wegen.“
Diese Geschichte erhellt den Ausspruch im
Qur'an:
"Er sprach:
"Mein Herr, da Du mich hast abirren lassen, so will ich ihnen wahrlich
(das Böse) auf Erden ausschmücken, und wahrlich, ich will sie allesamt
irreführen, außer Deine erwählten, aufrichtigen Diener unter
ihnen.""[15:39-40]
Ein Frommer kann vor den Anfechtungen des
Satans nicht sicher sein, außer durch Aufrichtigkeit. Daher hielt sich der
erlauchte Maaruf immer selbst vor: "Wünscht du
die Erlösung, so sei aufrichtig."
Yakub der Sufi sagte: "Jener welcher seine Tugenden
genauso verbirgt wie seine Laster - ist aufrichtig."
Im Traum sah ein Mann einen toten Sufi,
der über die Taten seines abgelaufenen Lebens befragt wurde. "Alle
Handlungen", sagte der Sufi "die um Gottes Willen geschahen, wurden
mir vergolten. Z.B. entfernte ich einmal eine Orangenschale vom Gehsteig.
Mein Esel war mir verstorben, der 100 Dinare wert war und ein Seidenfaden auf
meiner Kappe wurde auf der Seite der Frevelhaftigkeit gefunden. Einmal gab
ich etwas an Almosen und genoss der Leute Blick auf mir. Diese Handlung trug
weder Belohung noch Strafe für mich zur Folge."
Warum hast du deinen Esel verloren?" fragte der Mann den Sufi.
"Weil, als ich vom Tod meines Esels erfuhr, sagte ich: "Verdammt,
ich hätte an den Willen Gottes denken sollen.""
Als der Sufyan Saori von
diesem Traum erfuhr, sagte er : "Dieser Sufi
hatte Glück, dass keine Strafe für ihn vorgesehen war, als er sich freute,
dass die Leute auf ihn blickten, als er Almosen gab."
Es gibt einen Bericht über einen Mann, der
sich in Frauenkleider öfters auf Hochzeitsfeste und Trauerfeierlichkeiten
begab. Einmal verlor eine Dame ihre Perle auf solch einer Party und jeder
wurde sorgfältig durchsucht. Dieser Mann hatte größte Angst, dass man seine
Identität entdecken würde. Aufrichtig bereute er in seinem Herzen und gelobte
diese Sache nie wieder zu tun und suchte bei Gott Vergebung und Hilfe. Nun
waren er und sein Begleiter an der Reihe durchsucht zu werden. Sein Gebet war
erhört worden, da die Perle in den Kleidern seines Begleiters entdeckt wurde
und er daher gerettet war.
Ein Sufi erzählte folgende
Geschichte:
"Ich schloss mich der Flotte an, die zum kleinen Dschihad
aufbrach. Einer von uns verkaufte seinen Proviantsack und ich kaufte ihn, da
ich dachte er würde im Krieg Nutzen bringen, und auch daran, dass ich ihn
nach dem Krieg mit Gewinn verkaufen könnte. In der selben
Nacht träumte ich, dass zwei Engel vom Himmel herabstiegen. Einer von ihnen
sagte zum anderen: "Fertige eine vollständige Liste der Krieger an.
Der andere fing an niederzuschreiben.
"Dieser bricht auf um Abenteuer zu erleben, jener um Geschäfte zu
machen, dieser um zu Ehre zu kommen und jener um dem Willen
Gottes zu gehorchen".
Dann blickte er auf mich und sagte: "Reihe diesen unter die Geschäftemacher."
Aber ich widersprach: "Um Gottes Willen - missversteh' mich nicht. Ich
bin nicht aufgebrochen, um Geschäfte zu machen. Ich besitze kein Kapital. Ich
bin nur des Dschihads Willen
aufgebrochen!"
"Aber Herr," sagte der Engel "hast du
nicht gestern diesen Proviantsack gekauft, und hast du dabei nicht an Profit
gedacht?"
Ich klagte und flehte ihn an, mich nicht als Händler aufzuschreiben. Der eine
Engel sah den anderen an, der dann sagte:
"Nun gut. Dieser Mann brach des gerechten Kampfes wegen auf, doch kaufte
er einen Proviantsack des Profites wegen. Nun wird Gott über ihn zu
entscheiden haben.""
Sirri as Sagati sagte:
"Zwei Rakaat eines Gebetes, welche in völliger
Aufrichtigkeit und Versenktheit verrichtet werden, sind besser als 70 oder
700 Ahadith mit der vollständigen Liste der
Überlieferer zu kopieren."
Einige sagen, dass ein Moment der
Aufrichtigkeit die Erlösung bedeutet, aber dies geschieht sehr selten.
Wissen ist der Samen, Ausübung die
Frucht und Ehrlichkeit ist das Wasser, welches die Pflanze nährt.
·
Einige
sagen, dass Gottes Missfallen an solch einer Person offenbar wird, welcher
drei Dinge gegeben sind.
·
Sie
hält den Umgang mit tugendhaften Menschen aufrecht, zieht aber keinen Nutzen
daraus.
·
Sie
vollbringt tugendhafte Taten, doch lässt es dabei an Aufrichtigkeit
ermangeln.
Sie erlernt die Philosophie und versteht es doch nicht die Wahrheit zu
erkennen.
Ein Sufi sagte: "Gott sieht nur auf
die Aufrichtigkeit und nicht auf die Handlungen Seiner Geschöpfe."
Junaid sagte: "Es gibt einige Diener Gottes, die
weise sind und auch weise handeln und die aufrichtig in ihren Handlungen
sind. Und die Aufrichtigkeit führt zur Tugend."
Sahl sagte: "Aufrichtigkeit bedeutet, dass alle
unsere Handlungen oder Absichten, alle unsere Gemütszustände, ob wir nun
etwas tun oder ruhen, ausschließlich für Gott und um Seinetwillen
sind."
Aber dies zu erreichen ist äußerst schwierig, denn es gefällt dem Ego ganz
und gar nicht.
Ruyan sagte: "Aufrichtigkeit bedeutet das
Nichtberücksichtigen von Belohnung in dieser, wie in der nächsten Welt.
Wer Gott verehrt, um ins Paradies zu gelangen, ist nicht wirklich aufrichtig.
Lass ihn für Gottes "riza"
(Wohlgefallen) handeln. Dieser Zustand wird von den Siddiqis
(den ehrlich Gottergebenen) erreicht und ist Aufrichtigkeit "par
Excellenze". Wer gute Handlungen aus Furcht vor Hölle und Hoffnung
auf das Paradies tut, ist insofern aufrichtig, als er seine momentanen
weltlichen Vergnügen aufgibt, aber dafür in der Zukunft die Befriedigung
seiner Lust und Leidenschaften im Paradies begehrt. Das Sehnen der wirklich
Frommen ist das "riza" ihres
Geliebten."
Es kann eingewandt werden, dass das
Handlungsmotiv des Menschen die Annehmlichkeit ist und dass die Freiheit vom
Wunsch nach dieser Annehmlichkeit eine rein Gott vorbehaltene Eigenschaft
ist. Dieser Einwand aber gründet auf einem Missverständnis. Es ist wahr, dass
der Mensch sich nach Annehmlichkeiten sehnt, aber Annehmlichkeit hat
verschiedene Bedeutungen.
Die allgemeine Ansicht meint die Befriedigung der sinnlichen Bedürfnisse im
Paradies, aber diese hat keine Ahnung von der Natur höheren Vergnügens - der
Einheit mit Gott und der Anschauung Seiner Schönheit und vermag überdies
solches nicht als Vergnügen ansehen. Aber gerade dies ist das Vergnügen,
und wer dieses genießt, wird nicht einen Moment an die gewöhnlichen Vergnügen
des Paradieses denken, denn sein höchstes Vergnügen, sein "summum bonum"
(die Summe allen Guten) ist die Liebe Gottes.
Tufail sagte: "Gutes um der Menschen Willen zu tun
ist Heuchelei, dies allerdings nicht zu tun ist Untreue. Aufrichtig ist
jener, der frei von Beidem ist und nur Gottes Willen wegen arbeitet."
Diese Definitionen geben eine Idee vom
Ideal jener Aufrichtigkeit, welche von edlen Seelen angestrebt wird. Lasst
uns nun die praktische Seite zum Nutzen des Durchschnittsmenschen
erörtern.
Handlungen hinterlassen einen bestimmten
Eindruck im Herzen und stärken dessen Qualitäten, welche den Anstoß für diese
Handlungen gaben. z.B. tötet Heuchelei das Herz ab und auf Gott hin
ausgerichtete Absichten führen zur Erlösung. Beide sammeln Kraft,
proportional zu jenen Auswirkungen, die sich aus ihren jeweiligen Ursprüngen
ergeben. Da sich beide jedoch tatsächlich entgegenstehen, so bleibt eine
Handlung ohne Wirkung auf das Herz, da es aus beiden Motivationsgründen den
gleichen Stimulus erfährt.
Stellen wir uns solch eine Handlung so vor, wie eine, die jemanden der Tugend
eine Spanne näher bringt, ihn gleichzeitig jedoch zwei Spannen davon
entfernt. Der innere Erfolg seines Fortschrittes wäre, dass er bleibt wo er
ist, obgleich er schon gemäß seiner Motivation für diese Handlung belohnt
oder bestraft wird. Ein Mann bricht zur Wallfahrt auf und nimmt einige
Handelswaren mit sich; er wird für seine Pilgerfahrt belohnt. War jedoch seine
Absicht der bloße Handelsgewinn dabei, kann er nicht als "Hadschi",
Wallfahrer gelten.
Ein Krieger der um den Willen Gottes kämpft, wird seinen Lohn erhalten, auch
wenn er an der Beute teilhat, solange seine alleinige Motivation die Sache
der Religion ist. Das latente Begehren nach Kriegsbeute tritt so nicht in den
Weg seiner Belohnung, auch wenn solcher Krieger den edlen Seelen
untergeordnet ist, die gänzlich in Ihm, Gott aufgehen. "... die durch
Ihn sehen, durch Ihn hören, durch Ihn handeln." (Hadith)
So gehört solch ein Krieger doch zu den Guten und Tugendhaften. Denn legten
wir den höchsten Standard als Maß für alle an, so wäre die Religion ein
hoffnungsloses Unterfangen und würde letztlich in Pessimismus enden.
Gleichzeitig müssen wir jedoch jene
warnen, die mit dem niedrigen Standard sich zufrieden geben - sie werden sehr
oft enttäuscht werden. Sie meinen ihre Motive sind nur um den Willen Gottes,
doch im Geheimen ist ihr Ziel ein verborgenes, sinnliches Vergnügen. Lasst
den Handelnden der sich bemüht hat und über seine Motivation nachgedacht hat,
nicht zu zuversichtlich bezüglich seiner Aufrichtigkeit sein. Über die
Furcht, dass er zurückgewiesen werden kann, lasst ihn um Annahme hoffen. Das
ist der Glaube der Rechtgläubigen, die ihren Herren fürchten und nur von Ihm
hoffen.
Hanel 1993/2001
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