Gerechtigkeit und Frieden
aus der Sicht des Islam
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Wörtlich bedeutet Gerechtigkeit soviel wie
Gleichheit bzw. verschiedene Dinge gleich zu gestalten bzw. gleich zu
behandeln. Allgemein versteht man unter Gerechtigkeit, dass die Rechte der
anderen einzuhalten und zu respektieren sind. In diesem Sinn findet der Begriff
Gerechtigkeit als Gegensatz zur Ungerechtigkeit (die Rechte der anderen zu
überschreiten) Verwendung. Aus diesem Grund definiert man Gerechtigkeit so: Jedem
Inhaber von Recht, sein Recht zu gewähren.[1]
Hier finden
sich also drei Komponenten:
Wir müssen also erst einmal eine Person, die
Inhaber eines Rechts ist, in Betracht ziehen und dann eine Person, welche
dieses Recht gewähren muss. Erst danach lässt sich der Begriff Gerechtigkeit
ableiten. Denn wenn das Recht jener Person, der es zusteht, gewährt wird, dann
sprechen wir von Gerechtigkeit und wenn es ihr vorenthalten wird, dann sprechen
wir von Ungerechtigkeit.
Gerechtigkeit im engeren Sinn hat also mit
den Rechten und deren Gewähr, d.h. den Pflichten, die sich aus dem jeweiligen
Recht ableiten. Denn jedes Recht geht mit einer dementsprechenden Pflicht,
dieses zu gewähren einher.
Manchmal wird der Begriff Gerechtigkeit auch
weitläufiger verwendet, wobei er dann so definiert wird:
Jedes Ding an seinen ihm eigenen
Platz zu geben bzw. es dort zu verwenden, wo es angebracht ist oder auch jede
Handlung in der ihr würdigen Form zu vollbringen.[2] Gemäß dieser Definition kann man Gerechtigkeit
mit Weisheit gleichsetzen, und eine gerechte Handlung mit einer weisen
Handlung.
Gerechtigkeit in diesem Sinn bezeichnet also
eine moralische Tugend, durch die der Mensch weise Handlungen setzt.
Hier gibt es natürlich viele Punkte die man
besprechen könnte. Z.B. wie das Recht einer Person oder der Platz, der den
Dingen eigen, ist bestimmt werden kann. Es ist uns aber sicherlich nicht
möglich in dieser kurzen Abhandlung auf all diese Fragen einzugehen.
Gerechtigkeit
hat also zwei verschiedene Bedeutungen, eine engere und eine umfassendere.
Dabei ist zu beachten, dass die engere Bedeutung innerhalb des Rahmens der
umfassenderen Bedeutung steht. Denn weise zu handeln bedeutet gleichzeitig
auch, die Rechte der anderen einzuhalten.
Ganz allgemein kann man feststellen, dass
jeder vernünftig denkende Mensch ein gewisses Verständnis von Gerechtigkeit
hat. Wenn z.B. irgend jemand, ohne einen Grund zu haben, einem Waisenkind ein
Stück Brot entwendet oder einen unschuldigen Menschen tötet, dann erkennt jeder
vernünftig denkende Mensch, dass es sich um Unrecht, also eine negative
Handlung handelt. Umgekehrt versteht jeder vernünftig denkende Mensch, dass,
wenn jemand ein gestohlenes Stück Brot dem Dieb wegnimmt und es seinem
rechtmäßigen Besitzer, z.B. einem Waisenkind, zurückbringt oder einen Mörder
seiner Strafe zuführt, dass es sich hier um eine gerechte, also eine positive
Handlung handelt. Diese Einschätzung ist nicht an irgendein Gesetz oder die
göttlichen Vorschriften gebunden. Ja sogar Personen, welche die Existenz Gottes
verleugnen, beurteilen die o. g. Handlungen als gerecht bzw. ungerecht.
Gerechtigkeit ist also etwas, das alle Menschen, gleich welche Ideologie sie
besitzen, in einer gewissen Weise erkennen und als positiv einschätzen.
Demgemäß erkennt jede logisch denkende Person,
dass z.B. ein gerechter Lehrer nicht jemand ist, der alle Schüler, egal ob fleißig
oder nicht, gleich lobt und jedem die gleiche Note gibt. Und auch ein gerechter
Richter ist nicht jemand, der in Streitfragen das von beiden Parteien
beanspruchte Vermögen in gleichen Teilen zwischen ihnen aufteilt. Jeder logisch
denkende Mensch erkennt, dass es die Gerechtigkeit erfordert, dass der Lehrer
das Lob und die Benotung gemessen an den Leistungen und dem Erfolg der Schüler
vornimmt. In gleichem Maße erkennt man auch, dass es die Gerechtigkeit beim
Richter erfordert, dass das er das von beiden Parteien beanspruchte Vermögen
seinem rechtmäßigen Besitzer zuspricht.
Wenn wir sagen, dass
Gott gerecht ist, dann erfordert das nicht, dass alle Wesen gleich geschaffen
werden. Wäre dies der Fall, dann müssten entweder die Menschen Hörner wie die
Kühe haben oder umgekehrt, die Kühe Hände und Füße wie die Menschen. Die
Gerechtigkeit Gottes erfordert es, dass Gott die Welt auf eine Art schafft,
welche das Zustandekommen der größtmöglichen Vollkommenheit, d. h. das
Zustandekommen so viel Gutem wie nur möglich, gewährleistet. Dies ist
gleichzeitig auch das, was der göttlichen Weisheit entspricht. Aus diesem Grund
ist es notwendig, dass es verschiedenartige Geschöpfe gibt, welche die zusammenhängenden
Glieder dieser Welt sind. All diese Geschöpfe müssen so eingerichtet sein, dass
dieses Ziel, d. h. die Gewährleistung der größtmöglichen Vollkommenheit,
erreicht werden kann.
Wie oben angeführt, hat der Begriff
Gerechtigkeit zwei Bedeutungen, eine engere und eine weitere. Übertragen wir
beide Bedeutungen auf die Gerechtigkeit Gottes, dann bedeutet dies, dass Gott
entweder weise Handlungen setzt oder jedem Ding sein Recht zugesteht.
Es stellt sich nun die Frage, warum Gott
gerecht sein soll, wo er doch allmächtig ist und tun und lassen kann was er
will?
Als Antwort darauf ist zu sagen, dass es zwar
richtig ist, dass Gott die höchste Stufe von Kraft und Willensfreiheit besitzt.
Er kann alles, was in irgendeiner Form im Bereich des möglichen liegt, tun und
lassen ohne Rechenschaft abzulegen[3] oder von jemand beeinflusst bzw. gezwungen zu
werden.[4] Auf der anderen Seite ist Gott aber auch
gleichzeitig die unendliche Vollkommenheit an sich. Aus diesem Grund macht er
nicht alles, wozu er imstande ist, sondern er macht nur Handlungen, die seiner
Vollkommenheit entsprechen.[5]
Es kann nun sein, dass Handlungen mit seiner
Vollkommenheit in Einklang stehen, dann wird er, wenn er will, diese Handlungen
in die Tat umsetzen. Auf der anderen Seite kann es aber auch sein, dass
verschiedene Handlungen nicht mit seiner Vollkommenheit in Einklang stehen.
Diese Handlungen wird er niemals wollen und deshalb auch niemals in die
Tat umsetzen.[6]
Wie wir oben angeführt haben, ist der Wille
Gottes nicht willkürlich, sondern ein gerechter Wille. Ein gerechter Wille, der
weise Handlungen zur Folge hat. Diese Gerechtigkeit und Weisheit spiegelt sich
auch in der Schöpfung wider.
Gott hat diese Welt auf eine Art geschaffen,
welche die größtmögliche Vollkommenheit seiner Geschöpfe gewährleistet. Dies
erfordert jedoch, dass er Menschen mit einem freien Willen schafft, die durch
und mit diesem freien Willen zu ihrer eigenen Vollkommenheit beitragen. Denn
die freie Vervollkommnung ist die höchste Stufe von Vollkommenheit. Der freie
Wille aber erfordert es, dass dem Menschen nicht nur der Weg zur
Vollkommenheit, sondern auch der entgegengesetzte Weg, nämlich der Weg zur
Unvollkommenheit bzw. zum Niedergang, offen steht. Denn wäre dies nicht der
Fall, könnte man von keiner Freiheit sprechen.
Es ist ohne Zweifel eine existentielle
Vollkommenheiten des Menschen, die Kraft zu haben, freie Handlungen zu setzen.
Er kann sich also zwischen gut und schlecht entscheiden. Doch das, was Gott in
erster Linie will, ist dass sich der Mensch zum Guten entscheidet. Das, was
Gott in erster Linie will, ist also die Vollkommenheit des Menschen. Diese ist
dem Menschen nicht angeboren, sondern er muss sie sich im Laufe seines Lebens
durch das setzten bestimmter freier Handlungen aneignen. Weil nun Gott will,
dass der Mensch seine Vollkommenheit erlangt, hat er dem Menschen Handlungen,
die ihn in Richtung seiner Vollkommenheit führen, vorgeschrieben und
Handlungen, die ihn von seiner Vollkommenheit abhalten, verboten. Dabei
erfordert es die göttliche Weisheit bzw. Gerechtigkeit, dass die von Gott
vorgeschriebenen Pflichten auf die Menschen bzw. deren Interessen und
Leistungsvermögen abgestimmt sind. Denn stünde die Pflicht außerhalb der
Interessen oder des Leistungsvermögens des Menschen, wäre sie sinnlos, also
nicht weise und gleichzeitig ungerecht. Außerdem stünde sie mit dem
eigentlichen Ziel der Schöpfung des Menschen nicht in Einklang.
وَ
لا
تَقْرَبُوا
مالَ
الْيَتِيمِ
إِلاَّ بِالَّتِي
هِيَ
أَحْسَنُ
حَتَّى
يَبْلُغَ أَشُدَّهُ
وَ أَوْفُوا
الْكَيْلَ وَ
الْمِيزانَ
بِالْقِسْطِ
لا نُكَلِّفُ
نَفْساً إِلاَّ
وُسْعَها وَ
إِذا
قُلْتُمْ
فَاعْدِلُوا
وَ لَوْ كانَ
ذا قُرْبى وَ
بِعَهْدِ
اللَّهِ
أَوْفُوا ذلِكُمْ
وَصَّاكُمْ
بِهِ
لَعَلَّكُمْ
تَذَكَّرُونَ
Und nähert euch
nicht dem Vermögen des Waisenkindes, außer auf die (denkbar) beste Art, bis es
die Reife erreicht (volljährig ist [also seine eigenen Interessen erkennen uns
wahren kann])! Und gebt in Gerechtigkeit volles Maß und Gewicht! Wir verlangen
von niemand mehr als er zu leisten vermag. Und wenn ihr eine Aussage macht,
dann seid gerecht, auch wenn es sich um einen Angehörigen handelt. Und erfüllt
die Verpflichtung gegen Gott. Dies hat er euch verordnet, vielleicht würdet ihr
euch besinnen (mahnen lassen).[7]
In diesem Vers sind einige Anweisungen, die
dem gerechten Handeln entsprechen, enthalten. Darüber hinaus besagt der Vers,
dass das, was Gott dem Menschen als Verpflichtung auferlegt hat, sein Leistungsvermögen
nicht übersteigt: „Wir verlangen von niemand mehr
als er zu leisten vermag.“
Die Möglichkeit des Niedergangs des Menschen
ist also eine Notwendigkeit der freien Vervollkommnung, welche zugleich die
höchste Stufe von Vollkommenheit und damit das Ziel der Schöpfung Gottes ist.
Denn wäre dies nicht möglich, wäre auch die freie Vervollkommnung nicht
möglich. Gott will deshalb in erster Linie die Vollkommenheit des Menschen.
Weil aber dessen Vervollkommnung eine freie ist, verlangt der Wille Gottes in
zweiter Linie auch die Möglichkeit des Niedergangs bzw. des ewigen Unglücks des
Menschen.
Die Gerechtigkeit Gottes am Jüngsten Tag ist
genau genommen eine weitere Notwendigkeit der Gerechtigkeit
Gottes. Denn, wie oben genannt, entspricht es der Gerechtigkeit bzw. der
Weisheit Gottes, die Menschen zu ihrer höchst möglichen Vollkommenheit zu
führen. Wie erwähnt, ist die größtmögliche Vollkommenheit die Vervollkommnung
des Menschen durch seine freien Handlungen. Würde nun Gott die Menschen am
Jüngsten Tag willkürlich, d. h. ungerechter Weise belohnen oder bestrafen,[8] dann hätte er gegen sein eigentliches Ziel
gehandelt. Denn die Vollkommenheit der Menschen wäre dann nicht eine freie, sondern
eine erzwungene. Am Jüngsten Tag ist es also notwendig, ein gerechtes Gericht
zwischen den Menschen zu halten, damit das Ausmaß ihrer Berechtigung auf
Vollkommenheit (Belohnung) oder Unvollkommenheit (Bestrafung) zutage treten.
Aus demselben Grund ist es auch notwendig,
dass Gott die Menschen, nachdem er über sie gerichtet hat, gerecht belohnt oder
bestraft.
وَ
نَضَعُ
الْمَوازِينَ
الْقِسْطَ
لِيَوْمِ
الْقِيامَةِ
فَلا
تُظْلَمُ
نَفْسٌ شَيْئاً
وَ إِنْ كانَ
مِثْقالَ
حَبَّةٍ مِنْ
خَرْدَلٍ
أَتَيْنا
بِها وَ كَفى
بِنا
حاسِبِينَ
Und wir stellen die
gerechten Waagen (das gerechte Maß) für den Jüngsten Tag auf. So wird niemand unrecht
getan. Und wenn es (das Maß einer Handlung) im Ausmaß eines Senfkorns ist, so
bringen wir es herbei. Wir sind zur Abrechnung Genüge.[9]
Der Vers weist deutlich auf die Gerechtigkeit
Gottes am Jüngsten Tag hin. Er erklärt darüber hinaus, dass alle Handlungen des
Menschen, und wenn sie noch so unwesentlich sind, zur Abrechnung herangezogen
werden, sodass niemandem Unrecht geschieht.
Die Gerechtigkeit Gottes bedeutet also, dass
die Attribute seines Wesens dazu führen, dass er weise und gerecht handelt und
dass keines seiner Attribute Anlass zu Ungerechtigkeit oder sinnlosem Handeln
geben.
Wie wir angeführt haben, wird der Begriff Gerechtigkeit in zwei verschiedenen Bedeutungen, der Gerechtigkeit im engeren Sinn und der Gerechtigkeit im weiteren Sinn, verwendet, wobei wie gesagt, die Gerechtigkeit im weiteren Sinn eine Tugend ist und die Gerechtigkeit im engeren Sinn sich von den Rechten der Personen ableitet.
Gerechtigkeit im weiteren Sinn kann man also
als moralische Tugend bezeichnen. D.h. sie bezeichnet jene Handlungen, die, wie
genannt, als weise gelten. Wie wir gesehen haben, sind diese Handlungen jene,
die Gott uns in Form der göttlichen Gebote und Verbote offenbart hat. Denn Gott
hat dem Menschen diese Bestimmungen übermittelt, damit er die höchste Form
seiner Vollkommenheit erreicht. Es ist also weise, diesen Bestimmungen zu
folgen, damit man das höchste Ziel im Leben erreichen kann. Jedes andere Ziel
zu verfolgen wäre demgemäß unklug und mit der Weisheit nicht zu vereinbaren.
Vielleicht kann man diese Art der
Gerechtigkeit aus den folgenden Versen ableiten. Denn hier wird einfach allgemein
zu gerechtem Handeln aufgefordert.
إِنَّ
اللَّهَ
يَأْمُرُ
بِالْعَدْلِ
وَ الْإِحْسانِ
وَ إِيتاءِ
ذِي
الْقُرْبى وَ
يَنْهى عَنِ
الْفَحْشاءِ
وَ
الْمُنْكَرِ
وَ الْبَغْيِ
يَعِظُكُمْ
لَعَلَّكُمْ
تَذَكَّرُونَ
Gott ordnet zu
Gerechtigkeit und wohltätigem Verhalten sowie der Gabe den Verwandten gegenüber.
Und er verbietet Verdorbenheit (verwerfliches Handeln), das Schlechte und
Ungerechtigkeit. Er mahnt euch, vielleicht würdet ihr euch besinnen.[10]
قُلْ
أَمَرَ
رَبِّي
بِالْقِسْطِ
وَ أَقِيمُوا
وُجُوهَكُمْ
عِنْدَ كُلِّ
مَسْجِدٍ وَ ادْعُوهُ
مُخْلِصِينَ
لَهُ
الدِّينَ
كَما
بَدَأَكُمْ
تَعُودُونَ
Sag: „mein Herr
hat Gerechtigkeit befohlen und richtet euer Antlitz an jeder Gebetsstätte
(Moschee) (auf ihn) und ruft ihn, während ihr die Religion ganz auf ihn
ausrichtet. So wie er euch erschaffen hat, werdet ihr (dereinst) zurückkehren.[11]
Wie erwähnt bedeutet Gerechtigkeit im engeren
Sinn, die Einhaltung der Rechte jener, die im Besitze eines solchen sind. Hier
ist zu erwähnen, dass jedes Recht immer mit einer Pflicht einhergeht. Wenn
jemand ein Recht hat, so ist es die Pflicht der anderen, ihm dieses Recht zu
gewähren.
Hier ergibt sich nun die Frage, wie diese
Rechte entstehen bzw. woher sie sich ableiten. Dazu ist zu sagen, dass wir als
die Geschöpfe Gottes, die wir all unsere Existenz von ihm haben, vor unserer
Schöpfung keine Rechte hatten, da wir nicht existent waren. Nachdem wir
Existenz erlangt haben, ist schwer vorzustellen, dass wir gegenüber Gott,
demjenigen, dem wir all unsere Existenz verdanken, gewisse Grundrechte besitzen,
außer jenen Rechten, die er uns zuspricht. Auch die Entstehung der Rechte der
Menschen untereinander ist auf diese Weise zu erklären. Es ist also Gott, der
den Menschen gewisse Rechte und Pflichten überträgt. Der eigentliche Ausgangspunkt
aller Rechte und Pflichten ist also Gott. Er ist somit derjenige, der die
Grundrechte der Menschen sowie alle anderen Rechte und Pflichten bestimmt.
Nun kann man Rechte und Pflichten auf
verschiedene Art und Weise unterteilen. Ganz einfach betrachtet, können wir
hier von drei Bereichen sprechen.
Der Mensch hat also in verschiedenen
Bereichen Pflichten und Rechte. Aus all diesen Bereichen ergeben sich
verschiedene Bereiche der Gerechtigkeit, nämlich dann, wenn der Mensch seine
Pflichten erfüllt (die Rechte der anderen gewährt) als auch seine Rechte in
Anspruch nehmen kann.
Wir sprechen deshalb von Gerechtigkeit in der
Beziehung zwischen Mensch und Gott. Wir sprechen von Gerechtigkeit in der
Beziehung der Menschen untereinander (gesellschaftliche Gerechtigkeit,
juristische Gerechtigkeit, soziale Gerechtigkeit, internationale Gerechtigkeit,
erzieherische Gerechtigkeit, familiäre Gerechtigkeit usw.). Und wir sprechen
auch von Gerechtigkeit im individuellen Bereich. D. h. der Mensch hat sich
selbst gegenüber auch gewisse Rechte und Pflichten.
وَ
مَنْ
يَعْمَلْ
سُوءاً أَوْ
يَظْلِمْ نَفْسَهُ
ثُمَّ يَسْتَغْفِرِ
اللَّهَ
يَجِدِ
اللَّهَ
غَفُوراً
رَحِيماً
Wenn einer
Schlechtes tut oder sich selbst Unrecht antut, danach Gott um Vergebung bittet,
der wird Gott als Vergebenden und Barmherzigen finden.[12]
Aus diesem Vers geht hervor, dass
verschiedene Personen sich selbst Unrecht angetan haben. Das bedeutet, dass der
zu sich selbst gerecht aber auch ungerecht sein kann.
All diese Rechte sind in den göttlichen
Gesetzen, d.h. der Schari’ah, dargelegt. Diese regelt
die gesamten Bereiche des menschlichen Lebens und legt die Rechte und Pflichten
der Menschen in diesen Bereichen dar. Damit legt sie auch den Rahmen der jeweiligen
Arten von Gerechtigkeit dar.
Wie wir sehen ist also Gerechtigkeit nicht
etwas, das nur bestimmte Bereiche, wie z.B. den juristischen Bereich, umfasst.
Gerechtigkeit umfasst somit alle Bereiche des menschlichen Lebens und Zusammenlebens.
Sie ist nicht nur eine Tugend, sondern gewährleistet dem Menschen die
höchstmögliche menschliche Vollkommenheit.[13]
الَّذِينَ
آمَنُوا وَ
لَمْ
يَلْبِسُوا
إِيمانَهُمْ
بِظُلْمٍ
أُولئِكَ
لَهُمُ
الْأَمْنُ وَ هُمْ
مُهْتَدُونَ
Diejenigen, die
Glauben und ihren Glauben nicht mit Ungerechtigkeit vermengen, die haben
Sicherheit und sie sind rechtgeleitet[14].
Der letzte Vers könnte als Hinweis darauf gelten, dass Gerechtigkeit in allen Bereichen zu beachten ist. Denn in ihm ist die Aufforderung enthalten, den Glauben in keiner weise mit Ungerechtigkeit zu vermengen, ohne hierbei gewisse Bereiche anzusprechen.
Gerechtigkeit ist sowohl auf Gott als auch die
Menschen anzuwenden. Bei Gott bedeutet Gerechtigkeit, weise Handlungen zu
setzen, die mit seiner unendlichen Vollkommenheit zu vereinbaren sind und jene
Rechte, die er seinen Geschöpfen zugesteht, einzuhalten. In der Tat bedeutet
das, dass er die Schöpfung auf eine Art schafft, welche das Erlangen der
größtmöglichen Vollkommenheit gewährleistet. Dazu ist es notwendig, dass Gott
den Menschen ihren Weg der wahren Vollkommenheit bekannt gibt, ihnen diesen Weg
vorschreibt, zwischen den Menschen Abrechnung hält und sie gemäß ihrem Einsatz
belohnt oder bestraft.
Für die Menschen besteht die tugendhafte
Gerechtigkeit darin, die höchste Stufe von Menschlichkeit anzustreben. Diese
wird dem Menschen von Gott erteilt. Aus diesem Grund besteht die tugendhafte
Gerechtigkeit des Menschen in der Befolgung der göttlichen Anordnungen. Denn
nur dadurch ist es dem Menschen möglich, die höchste Stufe seines Daseins zu
erreichen.
Die Gerechtigkeit des Menschen in Form der
Einhaltung der Rechte, besteht in allen Bereichen des menschlichen Lebens in
der Befolgung der göttlichen Gesetze und Vorschriften.
Aus diesem Grund ist die Gerechtigkeit eine
Notwendigkeit der Schöpfung und des menschlichen Lebens. Sie ist nicht nur auf
einen Bereich beschränkt sonder allumfassend. Deshalb kann man die
verschiedenen Aspekte bzw. Bereiche der Gerechtigkeit nicht von einander
trennen. Darüber hinaus kann man auch sagen, dass die Gerechtigkeit eine
Garantie und Sicherheit dafür ist, dass die Schöpfung ihrem eigentlichen Ziel
(dem Zustandekommen der größtmöglichen Vollkommenheit) treu bleibt.
Da ich
meine, dass der Begriff Frieden ziemlich deutlich ist, nehme ist von einer
genaueren Bestimmung des Begriffs Abstand. Der Begriff findet nicht nur für den
Zustand nach der Beendigung kriegerischer Auseinandersetzungen, sondern auch
für einen ausgeglichenen inneren Zustand des Menschen Verwendung. Im
gesellschaftlichen sowie internationalen Bereich scheint der Frieden jedoch
einen inner- oder zwischenstaatlichen Zustand zu bezeichnen, in dem es keine
kriegerischen Auseinandersetzungen gibt. Aus diesem Grund geht der Bergriff
Frieden als Gegensatz von Krieg meist mit diesem einher. Deshalb ist es
ziemlich schwierig sich Krieg oder Frieden getrennt von einander vorzustellen.
Wahrscheinlich ist es genauso schwierig und sogar falsch, beide Themen getrennt
von einander zu behandeln. Ich werde deshalb versuchen, auf beide Themen, im
Rahmen dieser Abhandlung, einzugehen.
Wie wir in den vergangenen Abschnitten erwähnt
haben, ist das Ziel der Schöpfung die freie Vervollkommnung des Menschen. Dies
setzt voraus, dass sich der Mensch zwischen Vollkommenheit und Unvollkommenheit
(Niedergang) entscheiden kann. Er kann sich deshalb gerecht oder auch ungerecht
verhalten. Dies hat im Laufe der Geschichte der Menschheit zu Auseinandersetzungen
teils kriegerischer Art geführt.
Auf der einen Seite ist dies sicherlich ein
Übel, so wie das auch von den Engeln betont wurde:
وَ
إِذْ قالَ
رَبُّكَ
لِلْمَلائِكَةِ
إِنِّي
جاعِلٌ فِي
الْأَرْضِ
خَلِيفَةً
قالُوا أَ
تَجْعَلُ
فِيها مَنْ
يُفْسِدُ
فِيها وَ
يَسْفِكُ الدِّماءَ
وَ نَحْنُ
نُسَبِّحُ
بِحَمْدِكَ وَ
نُقَدِّسُ
لَكَ قالَ
إِنِّي
أَعْلَمُ ما لا
تَعْلَمُونَ
Und damals als
dein Herr zu den Engeln sprach: „ich werde auf der Erde einen Statthalter
einsetzen“, sagten sie: „Willst du auf ihr jemand einsetzen (schaffen) der
Verderben in ihr (der Erde) anrichtet und Blut vergießt, wo wir dich lobpreisen
und heiligen?“ Er (Gott) sprach: „Ich weiß, was ihr nicht wisst.“[15]
In diesem Vers findet sich das wieder, was man
beim ersten Anblick der Geschehnisse in dieser Welt meinen möchte, nämlich,
dass die Menschen Kriege machen und in der Welt Verderben und Unheil anrichten.
Wenn man die Sache aber genauer betrachtet, dann sieht man, dass Kriege nicht
nur negative Auswirkungen auf die Menschen haben,[16] sondern auch positive Auswirkungen haben. Denn
wenn eine Gesellschaft von einem feindlichen Heer angegriffen wird, können die
Gläubigen ihren Glauben unter Beweis stellen und dadurch die höchsten Stufen an
Vollkommenheit erreichen.
وَ
لَنَبْلُوَنَّكُمْ
بِشَيْءٍ
مِنَ الْخَوْفِ
وَ الْجُوعِ
وَ نَقْصٍ
مِنَ الْأَمْوالِ
وَ
الْأَنْفُسِ
وَ
الثَّمَراتِ
وَ بَشِّرِ
الصَّابِرِينَ
Und wir werden
euch gewiss mit Angst, Hunger und dem Einbußen an Vermögen, Personen sowie
Früchten einer Prüfung aussetzen. Und bringe denen, die geduldig sind frohe
Botschaft.[17]
وَ
لَنَبْلُوَنَّكُمْ
حَتَّى
نَعْلَمَ الْمُجاهِدِينَ
مِنْكُمْ وَ
الصَّابِرِينَ
وَ نَبْلُوَا
أَخْبارَكُمْ
Und wir werden
euch gewiss prüfen, um diejenigen unter euch, die sich abmühen und diejenigen,
die geduldig sind, in Erfahrung zubringen und um eure Nachrichten zu prüfen
(ausfindig zu machen, wie es mit euch steht).[18]
Kriegerische Auseinandersetzungen, so tragisch
sie sein mögen, führen also dazu, dass freiheits- und gerechtigkeitsliebende Personen
ein hohes Maß an Menschlichkeit erreichen, das sie unter normalen Umständen
nicht erreichen würden.
Wir haben zwar gesagt, dass Kriege eine
Notwendigkeit der Schöpfung sind, doch das bedeutet nicht, dass sie deterministisch
dem Menschen aufgezwungen sind, sondern sie entstehen aus der Willensfreiheit
der Menschen. Sie sind daher durchaus vermeidbare Erscheinungen dieser Welt.
Nun kann
der Eindruck entstehen, dass Kriege im Islam positiv und ein Friedensschluss
vielleicht negativ zu bewerten sind. Doch dem ist nicht so, denn der Islam
bewertet den Krieg an sich weder als positiv noch als negativ. Der Wert von
kriegerischen Auseinandersetzungen bzw. Friedensschlüssen hängt von deren Ziel
ab. Wenn z.B. ein Krieg die gebietsmäßige Erweiterung oder die Ausbeutung bzw.
Unterdrückung eines Volkes zum Ziel hat, dann ist er negativ zu bewerten. Hat
ein Krieg aber die rechtmäßige Verteidigung eines Landes oder Volkes vor einer
drohenden Unterdrückung zum Ziel, dann ist er positiv zu bewerten.
الَّذِينَ
آمَنُوا
يُقاتِلُونَ
فِي سَبِيلِ
اللَّهِ وَ
الَّذِينَ
كَفَرُوا
يُقاتِلُونَ
فِي سَبِيلِ
الطَّاغُوتِ
فَقاتِلُوا أَوْلِياءَ
الشَّيْطانِ
إِنَّ كَيْدَ
الشَّيْطانِ
كانَ
ضَعِيفاً
Diejenigen, die
gläubig sind, kämpfen im Wege Gottes und diejenigen, die ungläubig sind,
kämpfen im Wege des Taghut (d.h. den
überschwänglichen, diktatorischen Regierungen und den Götzen). So bekämpft die Freunde des Satans. Wahrlich die List des Satans
ist schwach.[19]
Aus diesem Vers geht hervor, dass kriegerische
Auseinandersetzungen zwei verschiedene Ziele haben können. Das eine Ziel ist
Gott bzw. die Gerechtigkeit und das andere Ziel ist der Satan bzw. die
Ungerechtigkeit. Der Kampf für Gott und die Gerechtigkeit ist positiv, aber der
Kampf auf dem Wege des Satans bzw. der Ungerechtigkeit ist negativ.
Mit dem Frieden ist es genauso. Führt ein
Friedensabschluss dazu, dass ein Volk entrechtet wird, dann ist er negativ zu
beurteilen. Führt der Frieden aber dazu, dass ein Volk zu seinem Recht kommt,
dann ist dieser Frieden positiv zu bewerten.
Hier ist zu bemerken, dass Kriege im Islam nur
unter dem Aspekt der Verteidigung geführt werden dürfen. Dies geht auch aus dem
folgenden Vers hervor, der jener Gruppe das Recht zum Krieg gibt, welcher Unrecht
widerfahren und die angegriffen worden ist.
أُذِنَ
لِلَّذِينَ
يُقاتَلُونَ
بِأَنَّهُمْ
ظُلِمُوا وَ
إِنَّ
اللَّهَ عَلى
نَصْرِهِمْ
لَقَدِيرٌ
Denjenigen, die
unrechter Weise bekämpft werden, ist die Erlaubnis (zum Kampf) gegeben, weil
ihnen Unrecht widerfahren ist. Und wahrlich, Gott ist imstande ihnen Hilfe zu
leisten.[20]
Eroberungszüge, Kriege zur Unterdrückung
anderer Völker oder Kriege zur gewaltsamen Verbreitung der Religion sind aus diesem
Grund als negativ und unislamisch zu bezeichnen. Wenn es auch im Laufe der
Geschichte Fälle gegeben hat, in denen solche Kriege geführt wurden, dann ist
das auf die Muslime und nicht auf den Islam zurückzuführen. D. h. wenn solche
Kriege von Muslimen geführt wurden, dann sind sie nicht mit den Prinzipien des
Islam zu vereinbaren.
Der positive Aspekt, der in Kriegen zu finden
ist, betrifft also die Verteidigung. Zu einem Verteidigungskrieg kann es aber
nur dann kommen, wenn ein Angriff stattfindet oder droht. Somit kann geht also
die Entstehung von Kriegen immer mit Unrecht einher. Der Krieg kann unter Beachtung
dieses Aspekts also als negative Erscheinungen des menschlichen Lebens
eingestuft werden, die es gilt zu verhindern. Zu diesem Zweck ist es aber oft
notwendig einen Verteidigungskrieg zu führen, der wiederum, weil er zur Verhinderung
von Unrecht führt, positiv zu bewerten ist.
Wie wir bereits mehrmals gesagt haben, ist die
Gerechtigkeit nicht nur auf einige Bereiche des individuellen oder
gesellschaftlichen Lebens anzuwenden, sondern sie umfasst alle Bereiche des
menschlichen Lebens und somit auch Krieg und Frieden. Beide müssen den Gesetzen
der göttlichen Schari’ah, d. h. den göttlichen Bestimmungen
entsprechen also innerhalb des Zieles der Schöpfung stehen. Krieg und Frieden
müssen so ausgerichtet sein, dass sie dem Menschen die größtmögliche
Vollkommenheit, d. h. die wahre Menschlichkeit gewährleisten.
إِنَّ
اللَّهَ
يَأْمُرُ
بِالْعَدْلِ
وَ الْإِحْسانِ
وَ إِيتاءِ
ذِي
الْقُرْبى وَ
يَنْهى عَنِ
الْفَحْشاءِ
وَ
الْمُنْكَرِ
وَ الْبَغْيِ
يَعِظُكُمْ
لَعَلَّكُمْ
تَذَكَّرُونَ
Gott ordnet zu
Gerechtigkeit und wohltätigem Verhalten sowie der Gabe den Verwandten
gegenüber. Und er verbietet Verdorbenheit (verwerfliches Handeln), das
Schlechte und Ungerechtigkeit. Er mahnt euch, vielleicht würdet ihr euch
besinnen.[21]
In diesem Vers ist ein deutlicher Hinweis
gegeben, dass die Gerechtigkeit ein allgemeines Anliegen ist, die keine
Ausnahme kennt.
Das bedeutet sicherlich nicht, dass die
Menschen unter dem Deckmantel der Gerechtigkeit willkürlich Kriege vom Zaun
brechen können, sondern das bedeutet, dass Kriege nur unter dem Aspekt der
Verteidigung geführt werden dürfen. Dabei ist zu beachten, dass aus religiöser
Sicht nicht nur der Beginn eines Krieges, sondern auch die Art, wie ein Krieg
geführt wird, zu beachten ist. Auch bei der Kriegsführung sind die Richtlinien
der Gerechtigkeit anzuwenden. Der Grundsatz: „der Zweck heiligt die Mittel“
ist aus diesem Grund nicht mit dem Islam zu vereinbaren.
Betrachten wir die Gerechtigkeit im Bezug auf
Krieg und Frieden, dann erkennt man, dass es gerade die Gerechtigkeit ist,
welche die Entstehung von Kriegen verhindert. Denn die Gerechtigkeit schreibt
den Menschen vor, anderen Personen und Völkern, kein Unrecht anzutun. Wenn es
also irgendwo zur Entstehung eines Krieges kommt, dann deshalb, weil Unrecht
und Unterdrückung herrscht.
Die Gerechtigkeit kann demgemäß als die beste
Garantie für ein friedliches Zusammenleben innerhalb eines oder mehrerer Völker
bezeichnet werden.
وَ
اعْتَصِمُوا
بِحَبْلِ
اللَّهِ
جَمِيعاً وَ
لا
تَفَرَّقُوا
وَ اذْكُرُوا
نِعْمَتَ اللَّهِ
عَلَيْكُمْ
إِذْ
كُنْتُمْ
أَعْداءً
فَأَلَّفَ
بَيْنَ
قُلُوبِكُمْ
فَأَصْبَحْتُمْ
بِنِعْمَتِهِ
إِخْواناً وَ
كُنْتُمْ
عَلى شَفا
حُفْرَةٍ
مِنَ
النَّارِ
فَأَنْقَذَكُمْ
مِنْها
كَذلِكَ
يُبَيِّنُ
اللَّهُ
لَكُمْ
آياتِهِ
لَعَلَّكُمْ
تَهْتَدُونَ
Haltet allesamt
am Seile Gottes fest und teilt euch nicht (bewahrt die Einheit). Und gedenket
der Gnade Gottes, die er euch erwiesen hat, als ihr Feinde wahrt. So führte er
eure Herzen zusammen, wodurch ihr durch seine Gnade Brüder wurdet. Ihr habt
euch am Rande des Abgrundes zu einem Feuer befunden, doch Gott
errettete euch vor ihm. So legt Gott euch seine Zeichen dar. Vielleicht würdet
ihr Rechtleitung erlangen.[22]
Aus diesem
Vers geht jener Zustand, in dem sich die Bewohner der Arabischen Halbinsel vor
dem Islam befanden, hervor. Vor dem Islam herrschte Uneinigkeit und Feindschaft
und kriegerische Auseinandersetzungen standen an der Tagesordnung. Doch mit dem
Erscheinen des Islam wird die vorherrschende Stammesordnung, die mit einem
Nationalismus der Araber den Nichtarabern gegenüber und auch innerhalb der
arabischen Stämme verbunden ist, durch gesellschaftliche Gerechtigkeit
abgelöst. Anstelle von Feindschaft tritt Brüderlichkeit und Frieden.
يا
أَيُّهَا
النَّاسُ
إِنَّا
خَلَقْناكُمْ
مِنْ ذَكَرٍ
وَ أُنْثى وَ
جَعَلْناكُمْ
شُعُوباً وَ
قَبائِلَ
لِتَعارَفُوا
إِنَّ أَكْرَمَكُمْ
عِنْدَ
اللَّهِ
أَتْقاكُمْ
إِنَّ
اللَّهَ
عَلِيمٌ
خَبِيرٌ
Ihr Menschen! Wir
haben euch von einem Mann und einer Frau erschaffen und euch zu Sippen und Stämmen
gemacht, damit ihr euch gegenseitig kennt. Als der Vornehmste von euch gilt bei
Gott der Gottesfürchtigste von euch. Gott ist wohl wissend und (über alles)
unterrichtet.
Dieser Vers besagt deutlich, dass kein Stamm
und kein Volk aufgrund seiner Abstammung besser als andere Stämme oder Völker
sind. Die Auszeichnung eines Menschen basiert nicht auf seiner Abstammung, sondern
auf der Gottesfurcht. Diese spiegelt sich im gottesfürchtigen Handeln, d. h.
der Einhaltung des von Gott vorgeschriebenen Gesetzes nieder. Die Einhaltung
dieses Gesetzes aber ist, wie gesagt, das gerechte Handeln. Daraus ergibt sich,
dass sich die Auszeichnung der Völker und Personen in der Gerechtigkeit
widerspiegelt. Durch das Instandsetzen der gesellschaftlichen Gerechtigkeit
sind also sehr wohl Kriege verhindert worden.
Gerechtigkeit setzt in diesem Sinne den
Frieden als Basiszustand der menschlichen Zivilisation voraus und ist unter
diesem Aspekt die erste Garantie dafür, dass ein friedliches Zusammenleben
gewährleistet wird. Denn wenn es keinen Angriff und keine Unterdrückung gibt,
kann es aufgrund der Gerechtigkeit zu keinem Krieg kommen.
Nehmen wir an, es kommt durch Ungerechtigkeit
zu einem Krieg, dann ist es sicherlich nicht möglich, durch eine weitere Ungerechtigkeit
zu einem Frieden zu gelangen. Ein Friedensschluss muss ohne Zweifel auf
Gerechtigkeit basieren, damit er dauerhaft und wahrhaft ist. Aus diesem Grund
ist die Gerechtigkeit auch das beste Mittel, zwischen zwei kriegsführenden
Parteien einen Frieden zu stiften.
Das bedeutet z. B. dass, wenn eine Partei der
anderen Unrecht angetan hat, dieses Unrecht gerechter Weise wieder gutmachen
muss. Wenn die eine Partei Gebiete der anderen besetzt hat und Menschen aus
ihrer Heimat vertrieben hat, dann muss sie dieses Unrecht wieder gutmachen,
indem sie das besetzte Gebiet zurückgibt und den vertriebenen Menschen die
Möglichkeit gibt, wieder in ihre Heimat zurückzukehren.
وَ
إِنْ
طائِفَتانِ
مِنَ
الْمُؤْمِنِينَ
اقْتَتَلُوا
فَأَصْلِحُوا
بَيْنَهُما
فَإِنْ
بَغَتْ
إِحْداهُما
عَلَى
الْأُخْرى فَقاتِلُوا
الَّتِي
تَبْغِي
حَتَّى
تَفِيءَ
إِلى أَمْرِ
اللَّهِ
فَإِنْ
فاءَتْ فَأَصْلِحُوا
بَيْنَهُما
بِالْعَدْلِ
وَ أَقْسِطُوا
إِنَّ
اللَّهَ
يُحِبُّ
الْمُقْسِطِينَ
Und wenn sich
zwei Gruppen von den Gläubigen gegenseitig bekämpfen, dann stiftet zwischen
ihnen Frieden! Wenn aber eine von ihnen (den beiden Gruppen) der anderen
Unrecht antut (sie unrechter Weise bekämpft), dann bekämpft diejenige (der
beiden Gruppen), die Unrecht tut, bis sie sich der Anordnung Gottes wieder
fügt. Wenn sie sich nun fügt, dann stiftet zwischen den beiden Frieden in
Gerechtigkeit und seid gerecht, denn gewiss, Gott liebt jene, die gerecht sind.[23]
In diesem
Vers wird sehr deutlich darauf hingewiesen, dass kriegerische
Auseinandersetzungen zu einem Frieden geführt werden sollen. Das Unrecht, das
dabei einer Partei entstanden ist, muss auf gerechte Art wieder- gutgemacht
werden. Ungerecht wäre es z. B., wenn der Aggressor eingenommene Gebiete
besetzt halten würde und aus ihrer Heimat vertriebene Menschen nicht in ihre
Heimat zurückkehren könnten.
Gott setzt in seiner Weisheit bzw.
Gerechtigkeit nur weise Handlungen. Er hat die Menschen geschaffen, damit diese
die größtmögliche Vollkommenheit, welche die Vervollkommnung auf der Basis der
Handlungsfreiheit ist, erlangen. Dies erfordert also eine Handlungsfreiheit der
Menschen, mit der sie sich entscheiden können, ihre Vollkommenheit bzw. ihr ewiges
Glück anzustreben oder ihren Niedergang bzw. ihr ewiges Unglück.
Die Gerechtigkeit Gottes erfordert es nun,
dass Gott den Menschen ihren Weg, den sie zur Erreichung ihrer Vollkommenheit
beschreiten müssen, zeigt bzw. darlegt und darüber hinaus die Interessen der
Menschen in Betracht zieht. Aus diesem Grund hat Gott den Menschen jene
Handlungen, die ihn in Richtung seiner Vollkommenheit bringen vorgeschrieben
und ihm jene Handlungen, die ihn zu seinem Niedergang führen, verboten. Es
obliegt nun den Menschen, dass sie sich durch ihre Handlungsfreiheit richtig
entscheiden. Weil aber die Vervollkommnung der Menschen eine freie ist, steht
der Weg zum Niedergang auch innerhalb des möglich Erreichbaren.
Es liegt nun bei den Menschen, dass sie
Gerechtigkeit üben sowohl als Tugend als auch in Form der Einhaltung und
Wahrung der Rechte. Gerechtigkeit als Tugend bedeutet, dass sie weise handeln,
also ihre wirklichen Interessen wahren. Dies spiegelt sich im Streben nach der
größtmöglichen Vollkommenheit wider. Denn es wäre unweise, das Beste für etwas
minder Gutes oder sogar für etwas Schlechtes zu opfern. Die größtmögliche
Vollkommenheit besteht, wie erwähnt, in der freien Vervollkommnung, welche uns
Gott zum Ziel gesetzt hat. Er hat uns auch die Bestimmungen, wie wir diese
Vervollkommnung erreichen können, in Form der Schari’ah,
d. h. der göttlichen Bestimmungen übermittelt. Die Gerechtigkeit als Tugend
besteht also in der Befolgung der göttlichen Vorschriften.
Darüber hinaus sind die Menschen aber auch zur
Gerechtigkeit in Form der Einhaltung und Gewährung der Rechte verpflichtet.
Dabei haben wir gesagt, dass alles Recht sich von Gott ableitet. Er ist der
alleinige und ursprüngliche Besitzer von Recht und kann Rechte auf andere
Personen oder Dinge übertragen. Gott hat nun die Rechte und Pflichten der
Menschen im göttlichen Gesetz dargelegt und dieses dem Menschen zur Vorschrift
gemacht. Was Recht und was Unrecht ist, kann also nicht durch die Menschen
bestimmt werden. Sie können vielleicht Rechte und Pflichten, die von Gott
vorgeschrieben wurden, erkennen. Sie können aber von sich aus kein Recht
legitimieren. D. h. auch die Gerechtigkeit in dieser Bedeutung besteht im
Befolgen der göttlichen Anordnungen. Widersetzt sich der Mensch den
Vorschriften Gottes, dann verletzt er entweder die Rechte und Pflichten Gott
gegenüber, die Rechte und Pflichten den anderen Menschen gegenüber oder die
Rechte und Pflichten der eigenen Person gegenüber.
Die Gerechtigkeit ist also ein Prinzip, das
auf alle Bereiche des menschlichen Lebens anzuwenden ist. Daraus ergibt sich,
dass sie auch auf den Frieden, den zweiten Bereich unserer Diskussion,
anzuwenden ist. Da Frieden und Krieg in engem Zusammenhang zu einander stehen,
sind wir kurz auf beide eingegangen. Dabei haben wir festgestellt, dass die
Gerechtigkeit (in beiden Bedeutungen) der beste Garant zur Vorbeugung von Krieg
ist. Weiters bietet sie die beste Art, wie kriegerische Auseinandersetzungen zu
einem Friedensschluss geführt werden können.
Man kann also Krieg und Frieden in positiv und
negativ unterteilen. Positiv sind sie dann, wenn sie innerhalb der göttlichen
Gesetze und im Wege Gottes auf gerechte Art und Weise stattfinden. Wir können
deshalb auch von einem gerechten Krieg sprechen, der jedoch, wie erwähnt, nur
unter dem Aspekt der Verteidigung steht. Er darf auch nicht mit allen Mitteln,
sondern er muss den göttlichen Gesetzen entsprechend geführt werden[24]. Auch der Frieden
ist demgemäß in gerecht und ungerecht zu unterteilen.
Wir können also den Schluss ziehen, dass die
Gerechtigkeit nicht nur die beste Voraussetzung für ein gut funktionierendes
gesellschaftliches und individuelles Leben ist, sondern, dass sie darüber
hinaus auch die beste Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben und für
die Schaffung von Frieden ist. Gerechtigkeit ist darüber hinaus nicht mehrfach
zu deuten, sondern nur auf die von Gott bestimmten Gesetze (Rechte und
Pflichten) und Vorschriften (Gebote und Verbote) anzuwenden.
Einige Themen, die vielleicht nicht unmittelbar zum Thema gehören aber
für den Leser nicht uninteressant sind möchte ich im folgenden Abschnitt
anführen.
Für viele Menschen stellt sich die Frage, ob jene Unterschiede, die
innerhalb der Schöpfung existieren und besonders in der Schöpfung des Menschen
zutage treten, mit der Gerechtigkeit Gottes zu vereinbaren sind? Warum hat
jener Gott, der als weise und gerecht bezeichnet wir, nicht alle Menschen
gleich geschaffen?
Dazu ist zu sagen, dass die Unterschiede der Geschöpfe eine
Notwendigkeit der Ordnung der Schöpfung sind. Viele dieser Unterschiede ergeben
sich aus den herrschenden Naturgesetzen bzw. den natürlichen Ursachen und
Wirkungen. Die Annahme, dass alle Geschöpfe gleich wären, ist eine
unausgereifte Überlegung, denn wenn wir genauer nachdenken, erkenn wir, dass,
wenn alle Wesen gleich wären, die Ordnung dieser Welt zusammenbrechen würde.
Wären z.B. alle Menschen nur Männer oder Frauen, dann käme es zu keiner
Vermehrung der Menschen und die Menschheit würde zugrunde gehen. Und wenn alle
Geschöpfe Mensch wären, dann gäbe es nichts zu essen. Auch viele andere
Bedürfnisse der Menschen blieben unbefriedigt. Wenn alle Pflanzen und Tiere
einer Art und einer Farbe wären und alle die gleichen Eigenschaften hätten,
würden all die unzähligen Nutznießungen und diese wunderbare Schönheit, die
daraus entstehen, niemals zustande kommen.
Auch Leben und Tod sind bestimmt von verschiedenen Ursachen und
Wirkungen. Auch sie sind einen Notwendigkeit der weltlichen Ordnung. Denn wenn
die Lebewesen auf der Erde nicht sterben würden, dann gäbe es keine Grundlage
für die Existenz der nachkommenden Generationen. Damit würde den nachkommenden
Generationen die Gabe des Lebens vorenthalten. Darüber hinaus würde es
sicherlich nicht lange dauern, dass die Erde übervölkert wäre und die Menschen
sich vor lauter Schwierigkeiten und Hunger den Tod wünschten.
Ein weiterer Grund für den Tod ist, dass der Mensch dazu geschaffen
wurde, ewiges Glück zu erlangen. Dieses Ziel kann er aber nur in einer anderen
Welt, nämlich im Jenseits, erlangen. Der Mensch muss also notwendiger Weise
durch den Tod von dieser Welt abberufen werden, damit er sein ewiges Glück erreichen
kann.
Dazu ist zu sagen, dass die Naturereignisse die notwendige Wirkung
verschiedener materieller Ursachen und Faktoren sind. Sicherlich ist im Laufe
der Geschichte durch Naturkatastrophen viel Leid passiert. Wenn man aber die
Sache genauer betrachtet, dann erkennt man, dass diese Katastrophen auch zu
Positivem beigetragen haben. Zum Schutz vor Hochwasser hat man Dämme entwickelt
und gebaut und zum Schutz vor Erdbeben wurden Gebäude sicherer gebaut. D.h.
Naturkatastrophen haben einen negativen und einen positiven Aspekt. Im Großen
und Ganzen überwiegen aber ihre positiven Aspekte. Weil nun die positiven
Aspekte in ihnen überwiegen, stehen sie nicht im Widerspruch zur göttlichen
Weisheit.
Zu den gesellschaftlichen Übel, wie Krieg und Unterdrückung ist zu
sagen, dass Gott hat die Menschen so geschaffen, dass sie in ihren Handlungen
frei sind. Diese Handlungsfreiheit erfordert es, dass der Mensch zu guten als
auch schlechten Handlungen fähig ist und dass auch die Möglichkeit, diese
Handlungen in die Tat umzusetzen vorhanden sind. Die Möglichkeit, dass solche
Erscheinungen zustande kommen ist also auch eine Notwendigkeit der weltlichen
Ordnung. Dass nun Krieg und Unterdrückung entstehen liegt daran, dass einige
Personen, anstelle ihrer menschlichen Vollkommenheit, die Macht anstreben und
dafür unschuldige Menschen töten und unterdrücken. Gesellschaftliche Übel wie
Kriege und Unterdrückung sind also Phänomene, die der Menschlichen Handlungsfreiheit
entspringen. Sie führen aber nicht nur zu Negativem, sondern auf der anderen
Seite auch dazu, dass jene Menschen, die nach Gerechtigkeit streben, in ihren
Aktivitäten standhafter werden und sich stärker einsetzen. Man sieht also, dass
gesamt gesehen, auch diese gesellschaftlichen Übel zu positiven Aktivitäten
führen. Man kann also auch hier feststellen, dass die positiven Aspekte dieser
Übel überwiegen. Aus diesem Grund stehen sie in keinem Widerspruch zur
göttlichen Gerechtigkeit.
Zu den Schwierigkeiten, mit denen der Mensch allgemein konfrontiert ist,
ist zu sagen, dass sie es bewirkt haben, dass sich der Mensch angestrengt hat.
Schwierigkeiten und Krankheiten haben bewirkt, dass der Mensch versucht, die
Geheimnisse der Natur zu entdecken. Dies führt zu neuer Erkenntnis, zu neuen
Errungenschaften und zu neuen Entwicklungen. Das hat dazu geführt, dass der
Mensch seine Fähigkeiten entfaltet und in seiner Entwicklung Fortschritte gemacht
hat.
Dazu kommt noch, dass wenn der Mensch die Schwierigkeiten dieser Welt
unter dem richtigen Aspekt[25] erträgt, dann hat es führ den Menschen auch
einen vielfachen Lohn zur Folge. Ihm werden also das Ertragen von Leid und
Schwierigkeiten in bester Weise wieder gutgemacht.
Die Beziehung, die zwischen den menschlichen Handlungen und der
Belohnung bzw. Bestrafung im Jenseits herrscht, ist eine Beziehung von Ursache
und Wirkung. D.h. gute, gerechte und Gott wohlgefällige Handlungen bewirken
eine Belohnung im Jenseits. Üble und ungerechte Handlungen aber bewirken eine
Bestrafung im Jenseits. Dies hat Gott den Menschen durch zahlreiche Propheten
bekannt gegeben.
Darüber hinaus ist zu sagen, dass auch einige Vergehen in dieser Welt,
lebenslange Auswirkungen zur Folge haben. Wenn z.B. eine Person sich oder
jemand anderen das Augenlicht nimmt, dauert dies sicherlich nicht mehr als
einen Augenblick, doch die Folgen davon sind ein Leben lang zu ertragen.
Bei den Sünden verhält es sich genau so. Wenn also jemand große Sünden
begeht und es versäumt, das Mittel zu deren Wiedergutmachung, die Reue und Buße
aufzubringen, dann wird das für ihn schreckliche Folgen haben, die ihn bis in
alle Ewigkeit belasten.
Genauso wie die lebenslangen Folgen eines kurzen Verbrechens nicht im
Widerspruch zur göttlichen Gerechtigkeit stehen, genauso weinig steht es im
Widerspruch zur göttlichen Gerechtigkeit, dass Menschen für ihre großen
Vergehen, eine ewige Strafe zuteil wird. Denn beides ist das Ergebnis der
Handlungen des Menschen.
Es steht sicherlich außerhalb des Rahmens dieser Abhandlung, die
gesamten Bestimmungen, welche die Kriegsführung betreffen anzuführen. Aus
diesem Grund beschränken wir uns auf sehr kurze und stichhaltige Aussagen.
Wichtig ist dabei, sich dessen im Klaren zu sein, dass vom Islam her, der Zweck
die Mittel nicht heiligt, sondern dass der Islam sehr großen Wert darauf
legt, dass auch die richtigen Mittel angewandt werden.
Die erste Bedingung für einen Krieg wurde bereits erwähnt, er darf nur
unter dem Aspekt der Verteidigung geführt werden. Aber nun einige Punkte zur
Kriegsführung selbst:
Diese Punkte sind zwar in der Theorie schnell gesagt, in der Praxis aber sicherlich nicht leicht zu realisieren. Die Realisierung dieser Vorschriften erfordert sicherlich ein Maß an Bildung und innerer Stärke, Überzeugung und Größe. Aber auch das ist ein Maß von Gerechtigkeit, welches der Mensch verpflichtet ist einzuhalten. Hierzu gibt es eine sehr bezeichnende Aussage vom heiligen Propheten in der er sagt:
أَنَّ
النَّبِيَّ ص
بَعَثَ
بِسَرِيَّةٍ
فَلَمَّا
رَجَعُوا
قَالَ
مَرْحَباً
بِقَوْمٍ
قَضَوُا
الْجِهَادَ
الْأَصْغَرَ
وَ بَقِيَ
الْجِهَادُ
الْأَكْبَرُ
قِيلَ يَا
رَسُولَ
اللَّهِ ص وَ
مَا
الْجِهَادُ
الْأَكْبَرُ
قَالَ
جِهَادُ
النَّفْسِ
Der heilige Prophet (s.a.s) entsandte
eines Tages eine Truppe zu einer Schlacht. Als sie aus der Schlacht zurückkehrten
sprach er zu ihnen: „Willkommen seien jene, die den kleinen Dschihad
vollbracht haben, doch auf ihnen lastet noch der große Dschihad.“
Der heilige Prophet wurde gefragt, was denn der große Dschihad
sei, worauf er antwortete: „der Dschihad mit dem
inneren Ego“.[26]
Aus dieser Aussage geht sehr deutlich hervor, dass die Anstrengungen im Krieg als kleiner Dschihad gelten, dass die wichtigere Angelegenheit aber der Dschihad im Inneren des Menschen ist.
Möge Gott es uns allen zuteil werden lassen, im großen Dschihad erfolgreich zu sein.
Chosroschahi, Qodrat-ullah. (et al.). Falsafeye Huquq. 4.
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Makarame Schirazi, Naser. Tafsire Namune.
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Mesbah, Mohammad Taqi. Amuzesche Aqa’ed. 2. Auflage. Teheran: Sazmane Tablighate Eslami. 1999.
Tabataba’i, Mohammad Hussein. Al-Mizan-u fi Tafsir-i-l-Qoran. 3. Auflage. Teheran: Dar-ul-Kutub-ul-Islamiyyah. 1976.
[1] Als Prinzip, aus dem sich ein Maßstab zur Beurteilung sittlicher, rechtlicher, sozialer und politischer Handlungsnormen ableiten lässt (Gerechtigkeit in objektivem Sinn). [Meyers Kleines Lexikon, 1987]
[2] eine Tugend, d.h.
eine ethische Haltung oder Gesinnung, aus der heraus ein Mensch zu handeln
pflegt (Gerechtigkeit in subjektivem Sinn). [MEYERS KLEINES LEXIKON, 1987]
[3] لا
يُسْئَلُ
عَمَّا
يَفْعَلُ وَ
هُمْ يُسْئَلُونَ
Er (Gott) wird nicht zur Rechenschaft gezogen über
das, was er tut aber sie (die Menschen) werden zur Rechenschaft gezogen. [SURAH AL-ANBIYA’, VERS 23]
[4] تِلْكَ
الرُّسُلُ
فَضَّلْنا
بَعْضَهُمْ عَلى
بَعْضٍ
مِنْهُمْ
مَنْ كَلَّمَ
اللَّهُ وَ
رَفَعَ
بَعْضَهُمْ
دَرَجاتٍ وَ
آتَيْنا عِيسَى
ابْنَ
مَرْيَمَ
الْبَيِّناتِ
وَ أَيَّدْناهُ
بِرُوحِ
الْقُدُسِ وَ
لَوْ شاءَ اللَّهُ
مَا
اقْتَتَلَ
الَّذِينَ
مِنْ بَعْدِهِمْ
مِنْ بَعْدِ
ما
جاءَتْهُمُ
الْبَيِّناتُ
وَ لكِنِ
اخْتَلَفُوا
فَمِنْهُمْ
مَنْ آمَنَ وَ
مِنْهُمْ
مَنْ كَفَرَ
وَ لَوْ شاءَ
اللَّهُ مَا
اقْتَتَلُوا
وَ لكِنَّ
اللَّهَ
يَفْعَلُ ما
يُرِيدُ
Dies sind die Gesandten.
Einige von ihnen haben wir vor den anderen ausgezeichnet. Unter ihnen gibt es
welche, mit denen Gott gesprochen hat und bei anderen erhöhte er deren Rang.
Dem Jesus, dem Sohn der Maria, haben wir die klaren Beweise gegeben und ihn
durch den heiligen Geist gestärkt. Wenn Gott gewollt hätte, hätten sich diejenigen,
die nach ihnen kamen, nicht bekämpft, nachdem sie die klaren Beweise erhalten
hatten. Aber sie wurden uneins. So gab unter ihnen welche, die gläubig und
welche, die ungläubig waren. Und wenn Gott gewollt hätte, hätten sie einander
nicht bekämpft. Doch Gott macht, was er will. [SURAH AL-BAQARAH, VERS 253]
[5] ما
يُرِيدُ
اللَّهُ
لِيَجْعَلَ
عَلَيْكُمْ
مِنْ حَرَجٍ
وَ لكِنْ
يُرِيدُ
لِيُطَهِّرَكُمْ
وَ لِيُتِمَّ
نِعْمَتَهُ
عَلَيْكُمْ
لَعَلَّكُمْ
تَشْكُرُونَ
Gott will euch keine schwere
Last aufbürgen, sondern er will euch reinigen und seine (guten) Gaben an euch
vollenden. Vielleicht würdet ihr dankbar sein.
[SURAH AL-MA’IDAH, VERS 6]
[6] وَ
تَمَّتْ
كَلِمَةُ
رَبِّكَ
صِدْقاً وَ عَدْلاً
لا مُبَدِّلَ
لِكَلِماتِهِ
وَ هُوَ السَّمِيعُ
الْعَلِيمُ
Und das Wort deines Herrn ist
in Aufrichtigkeit (Wahrhaftigkeit) und Gerechtigkeit in Erfüllung gegangen.
Niemand kann seine Worte ändern. Er ist der, der hört und weiß. [SURAH AL-AN’AM, VERS 115]
[7] Surah Al-An’am, Vers 152
[8] Die Belohnung oder
Bestrafung des Menschen ist gleichzusetzen mit dem Glück oder Unglück des
Menschen. Die Höhe der Belohnung entspricht deshalb der jeweiligen Stufe von
Vollkommenheit des Menschen und die Höhe der Bestrafung entspricht der
jeweiligen Stufe von Unvollkommenheit des Menschen.
[9] Surah Al-Anbiya’, Vers 47
[10] Surah An-Nahl, Vers 90
[11] Surah Al-An’am, Vers 29
[12] Surah An-Nisa’, Vers 110
[13] der Einzug ins
Paradies, ewiges Glück, die Nähe zu Gott, Vollkommenheit und Glückseeligkeit
sind verschiedene Begriffe, die alle dasselbe zum Gegenstand haben.
[14] Surah Al-An’am, Vers 82
[15] Surah Al-Baqarah, Vers 30
[16] Dadurch, dass
manche Personen aus Machtgier Kriege anzetteln, begeben sie sich in Richtung
ihres Niedergangs, sofern sie nicht umkehren.
[17] Surah Al-Baqarah, Vers 155
[18] Surah Muhammad, Vers 31
[19] Surah An-Nisa’, Vers 76
[20] Surah Al-Hadsch, Vers 39
[21] Surah An-Nahl, Vers 90
[22] Surah Al-Imran, Vers 103
[23] Surah Al-Hudschurat, Vers 9
[24] siehe Anhang
[25] Im Streben nach
Gotte Nähe und Wohlgefallen
[26] Al-Kafi, B. 5, S. 12