ISLAM
- FUNDAMENTALISMUS
Vorstellung: M.M.HANEL, Vorsitzender der Islamischen
Religionsgemeinde Linz für O.Ö. & Sbg., geb.1956 in LINZ als Kind eines
protestantischen Vaters und einer katholischen Mutter.
Sehr geehrte Damen und Herren!
Unser Arbeitstitel ISLAM und FUNDAMENTALISMUS sucht allgemein gelesen, die Verbindung zwischen RELIGION und extremistischer POLITIK festzustellen und zu begreifen, in spezieller Hinsicht jedoch das zweifellos bestehende Vorurteil zu beleuchten, in wie weit der ISLAM ganz allgemein als gefährliche, extremistisch, fundamentalistische religiös bestimmte politische Strömung am Ende des 20. Jhd. zu bezeichnen ist.
Das Verhältnis zwischen Politik und Religion bzw.
ISLAM werde ich heute nur am Rande streifen. Ich verweise diesbezüglich auf
meinen Vortrag im März, den ich im Rahmen einer interreligiösen
Podiumsdiskussion in Pregarten gehalten habe. Im Internet kann dieser Vortrag
nachgelesen werden und zwar unter der Adresse:
http://www.islamheute.ch/pregarten.html
Ich moderiere bei Radio FRO 105 MHz die Sendung "ISLAM
in GESPRÄCH" jeden Samstag von 18 Uhr bis 19 Uhr.
Sie können sich vielleicht vorstellen, daß es für
mich keine unbedingt erfreuliche und erbauliche Aufgabe darstellt, zu dem oben
genannten Thema zu referieren.
Der Grund liegt ganz einfach darin, daß es die
moderne westliche Bildungs- und Medienpolitik vortrefflich verstanden hat, die
urchristliche auffordernde Ermahnung: "was siehst du auf den Splitter im Auge
deines Bruders und wirst des Balkens in deinem Auge nicht gewahr" sträflichst
zu vernachlässigen und in ihrer Ausübung leugnet.
Auch dieses Thema will ich nicht wirklich
bearbeiten, aber ich möchte doch darauf hinweisen, daß gerade das 20.
Jahrhundert jenes Zeitalter ist, in welchem so viele Menschen den gewaltvollen
Tod auf Grund kriegerischer Auseinandersetzungen erleiden mußten, wie in vielen
Jahrhunderten davor zusammengenommen nicht. Und ich muß darauf hinweisen, daß
es sogenannte Christen waren, welche diese Kriege sowohl untereinander (die
Weltkriege) wie auch gegen andere Gemeinschaften (Rassenkriege und Vietnam)
führten. Ein Dialog, der in vorwurfsvolles Aufrechnen unterschobener oder
wirklich begangener Verbrechen führt - solch einen Dialog sollten Menschen,
welche die Verantwortung für die Zukunft der Menschheit zu übernehmen bereit
sind schlichtweg ablehnen.
Ich möchte ihnen weiters sagen, daß es mir
persönlich äußerst zuwider läuft, diese Tatsachen zu erwähnen, da ich sehr gut
weiß, daß diese angesprochenen Kriege, dieses Morden keinerlei Rechtfertigung
in den Lehren JESU (sai) findet, den wir Muslime als das Wort und den Geist
GOTTES ehren und anerkennen. Dazu wissen wir über seine Worte und sein Streben
zu gut Bescheid.
Ich verweise auf diese Tatsachen dennoch, um gleich
zu Beginn unseres Zusammenseins deutlich zu machen, welchen Weg und welche Form
des Dialogs, den wir vielleicht anschließend führen wollen, ich nicht zu
wählen geneigt bin. Wir wollen Kraft unseres, so weit wie möglich objektiven
Denkens, Mißstände unserer Zeit
erkennen, deren Ursachen erfassen und womöglich gemeinsam Strategien entwickeln
- jeder auf der Grundlage seiner eigenen kulturellen und religiösen Überzeugung
und Identität - die geeignet sind, jene Prinzipien zu formulieren, die im 21.
Jhd. ein friedliches und konstruktives Zusammenleben der Menschen auf unserem
Juwel im Universum, der Erde, als Einheit von TERRANERN, also Erdenbürger,
Kinder Adam und Evas (den aus Erde gemachten) ermöglichen.
Rassische, kulturelle, religiöse oder sonstige
Unterschiede mögen als Beitrag zur Bereicherung des Gemeinsamen und nicht als
Trennendes für gemeinsames Handeln verstanden werden.
Ich bitte um Ihr Verständnis für meine offenen
Worte.
Es folgt eine kurze allgemeine Einführung in den
Islam.
FUNDAMENTALISMUS: Definition nach BassamTIBI:
Der Fundamentalismus ist ein globales, nicht
allein auf islamische Länder beschränktes Phänomen, das im Kontext der sich
verschärfenden Krise unserer Welt am Ende des 20. Jahrhunderts steht. Der
religiöse Fundamentalismus aktualisiert in dieser Krisensituation
Jahrhunderte alte Konfliktpotentiale zwischen den Zivilisationen. Obwohl
der islamische Fundamentalismus diesbezüglich die sich am schnellsten
ausbreitende Variante darstellt, finden sich auch zahlreiche bedeutende
Spielarten dieses Phänomens in anderen Regionen und Religionen dieser Welt. So
gibt es jüdische und protestantische sowie Hindu- und Sikh-Fundamentalisten.
Religiöser Fundamentalismus ist ein Ausdruck der Politisierung von Religion
in unserer Gegenwart. In diesem Kontext wird die jeweilige religiöse
Ideologie zum Vehikel für die Artikulation von sozio-politischen, ökonomischen
und kulturellen Forderungen. Fundamentalistische Ideologien sprechen auch
und vor allem die Sinnkrise unserer turbulenten Zeit an, so daß diese Erscheinung
nicht allein auf die Rahmenbedingungen der wirtschaftlichen Verelendung
zurückgeführt werden darf.
Grundsätzlich ist der religiöse Fundamentalismus von
der Moderne gleichermaßen beeinflußt, wie er gegen sie gerichtet ist.
Beispiele:
Hasan al BANNA (1906-1949)
Gründer der "al Ikhwan al Mulimin"
"die MUSLIMBRÜDER" (1928)
Genoß eine traditionelle islamische Erziehung und
später eine Ausbildung als Grundschullehrer an der ersten "modernen"
Hochschule "Dar ul ulum" in Ägypten. Er war rege beschäftigt in
verschiedensten Gruppenaktivitäten für die Bewahrung islamischer Moral und
hatte auch Kontakt zu kontemplativen und mystischen Sufigruppen.
Er engagierte sich in der Revolte gegen die
Besatzungsmacht der Briten 1919 und hatte frühen Kontakt mit den führenden
Köpfen der islamischen Bewegung.
Sein erster Verein den er selbst gründete,
"Muslimische junge Männer" war hauptsächlich im Erziehungs- und
Wohlfahrtswesen tätig. Diese Gruppe und andere hatten wohl die wahre Situation
in welcher sich die muslimische Gesellschaft zu dieser Zeit erkannt und
strebten die konstruktive Erneuerung dieser Gesellschaft durch die Betonung der
sozialen Komponente im Islam durch Erziehung und Ausbildung an.
Weit weg von blindem Eifer suchten sie durch
philosophische und ethische Interpretationen, durchaus auch gegen den
Widerstand der meisten "gesättigten" Gelehrten einen zeitgemäßen Sinn
in den religiösen Vorschriften des Islams zu finden.
Es muß klar sein, daß diese jungen Männer, die
fortschrittlichsten und in die Moderne hin ausgerichteten Kräfte ihrer Zeit
darstellten. Ihr grundsätzliches Festhalten an islamischen Prinzipien und Ihr
Kampf um die nationale Unabhängigkeit Ägyptens ließ sie jedoch bald im
Fadenkreuz ihrer damaligen Kolonialherren erscheinen und brachte ihnen den
Vorwurf des Fanatismus ein.
1946 (500 000 Mitglieder) bestand eine durch und
durch strukturierte Parteiähnliche Organisation (Komitees für:
Bauern, Arbeiter, Studenten, Frauen, Beziehungen
nach aussen, Presseabteilung, Pfadfinder und Sicherheitsabteilung..)
Ihr Zulauf erklärt sich neben der Faszination
intellektuell auf der traditionellen religiösen Grundlage tätig zu sein, in der
Übernahme sozialer Aufgaben, welche der Staat einfach nicht in der Lage war zu
erfüllen.
1949 wurde die Muslimbruderschaft von der
Staatspolizei aufgelöst, nachdem einer ihrer Mitglieder den Ministerpräsident
erschossen hatte. (Relativierung.)
1953 nach Abschaffung der Monarchie wurden alle
Parteien verboten, die religiöse Organisation der MB jedoch wieder erlaubt.
(Anwar as Sadat möglicherweise ein Mitglied). Der angesehene Richter Hasan al
Hudaibi war 1953 zum Führer nach H.a.B. Tod gewählt worden und die MB sollten
in die neue Regierung Ägyptens aufgenommen werden. Spannungen zwischen Hudaibi
und Jamal abd an NASR verhinderten dies
und führten sogar zum Verbot der MB. Proteste und Demonstrationen folgten und
eskalierten in einem fehlgeschlagenen Attentat auf NASR. Dies war der MB
vorläufige Untergang (Bezug zu den Massen.)
Abu al Ala al MAUDUDI
(1903-1979)
Ein anerkannter Religionswissenschaftler in Indien,
Zeitgenosse von Muhammad ali JINNAH und der großen Seele, Mahatma GANDHI.
Er war gegen die separatistische Bewegung, deren
Führer Muhammad JINNAH war, welche letztlich zur Gründung des Staates PAKISTAN
führte.
Er forderte in erster Linie die Verwirklichung des
ISLAMISCHEN LEBENSSTILS. Zia ul HAQQ der dieser Gemeinschaft "Jamaat i
islami" sehr nahestand führte letzlich 1979 das von der Jamaat definierte
"islamische System" in Pakistan ein. MAUDUDI selbst sieht sein
Staatssystem weder als Theokratie, noch als ein System welches die Vorteile von
Demokratie und Diktatur vereint, wie dies Aktivisten verschiedenster Färbungen
behaupten.
In "Islamische Lebensweise" schreibt er:
Nichtmuslime können ihrer Rechte nur dann entledigt
werden, wenn sie das Bündnis aufkündigen, das ihnen die Staatsbürgerschaft
gewährt. Wie arg auch die Unterdrückung sein mag, die ein nichtmuslimischer
Staat gegen seine muslimischen Bürger verübt, für einen islamischen Staat ist
es nicht zulässig, an seinen nichtmuslimischen Bürgern auch nur die geringste
Vergeltung zu üben."
Interview mit Anas
Diskussion