Das offizielle Österreich zeigt sich solidarisch mit der muslimischen
Bevölkerung
Viele ermutigende Worte engagierter Mitbürger
In diesen Tagen großer Erschütterung fühlen sich Muslime doppelt betroffen. Zu der Aufgabe die entsetzlichen Bilder der verbrecherischen Anschläge zu verarbeiten, gesellt sich die Befürchtung, dass durch pauschale Verurteilungen und polarisierende Reden die Muslime als Gruppe stigmatisiert werden könnten.
So berichten wir gerne von der Welle der mitfühlenden und von Besonnenheit in einer kritischen Lage zeugenden Stellungnahmen seitens der österreichischen Politik und aus der Bevölkerung.
Mit großer Zustimmung nahmen wir die gestrige Ansprache des Herrn Bundespräsidenten Klestil auf, in der er klare Worte für die Position der österreichischen Muslime fand.
Bei einem für Freitag vormittags einberaumten Gespräch zwischen Herrn Bundeskanzler Schüssel, Frau Vizekanzlerin Riess-Passer, Frau Außenministerin Ferrero-Waldner, Frau Bildungsministerin Gehrer und Repräsentanten der großen Glaubensgemeinschaften wurden konkrete Überlegungen zu einem nachhaltigen Umgang mit der Situation im Sinne des Aufbaus mehr gegenseitigen Verständnisses gemeinsam besprochen. Im Anschluss daran fand auch ein Gespräch mit verschiedenen Botschaftern der EU- Länder statt.
Frau Stadträtin Brauner rief uns gestern eigens an, um einen persönlichen Eindruck der Stimmung zu gewinnen und die Besorgnis der Wiener Stadtregierung um die muslimische Bevölkerung zu übermitteln. Sie betonte, dass man sich jederzeit mit allen Fragen und Anliegen an sie wenden könne.
Der Parteivorsitzende der Grünen Professor van der Bellen meldete sich heute telefonisch zu einem ausführlichen Gespräch mit Präsident Schakfeh. Auch von dieser Seite wurde vollste Unterstützung zugesichert.
Viele Anrufe und Nachrichten dokumentieren das breite Interesse der Bevölkerung, es in Österreich nicht zu einer ungerechtfertigten negativen Stimmung gegen Muslime kommen zu lassen. Die Zivilgesellschaft ist durch einen regen Kommunikationsfluss sehr aktiv. Die Ideen von einer breiteren sachlichen Information seitens der Medien über den Islam, bis hin zu mehr Veranstaltungen zur gegenseitigen Begegnung, geben uns Kraft in einer schwierigen Situation.
In Österreich sind mit der gesetzlichen Anerkennung des Islam und den daraus erwachsenden Möglichkeiten Strukturen geschaffen, die den Muslimen im Entwickeln einer Identität als Muslim und sich mit Österreich identifizierender Bürger entgegenkommen. Dies ist nicht nur modellhaft für Europa, sondern von unschätzbarem Vorteil bei dem jetzt besonders engagiert zu führenden Dialog.
Für all die ermutigenden Worte möchten wir uns im Namen der
Muslime Österreichs herzlich bedanken. Sie geben einen Weg vor, wie
aus einer Krise doch auch eine Chance erwachsen kann.
Prof. Anas Schakfeh
Carla Amina Baghajati
Präsident der
Medienreferat der
Islamischen Glaubensgemeinschaft
Islamischen Religionsgemeinde Wien
Die Muslime in Österreich nehmen Stellung zu den Anschlägen in den USA
Verurteilung der Terrorakte durch Präsident Schakfeh
In mehreren Interviews betont
Präsident Schakfeh, dass die Akte
beispiellosen Terrors, denen Tausende unbeteiligte, unschuldige
und nicht
bewaffnete Menschen zum Opfer gefallen sind, selbstverständlich
auch aus
islamischer Sicht zu verurteilen sind. Ein solches
Handeln ist durch die
islamische Theologie mit nichts zu begründen.
In großer Betroffenheit
gebührt den Opfern der Anschläge und deren Angehörigen
volles Mitgefühl.
Ruf nach Gerechtigkeit
Die Täter sollen aufgespürt und ihrer gerechten
Strafe zugeführt werden.
Dies liegt im gemeinsamen Interesse. Gerechtigkeit soll aber
nicht mit dem
Ruf nach Vergeltung gleichgesetzt werden. Denn darin liegt die Gefahr,
dass
Hass und Rachegefühle Platz
greifen und wieder Unschuldige die
Leidtragenden kollektiver Vergeltungsschläge
würden. Der Islam kennt den
Gedanken der Kollektivschuld nicht.
Pauschale Vorverurteilungen und
generalisierende Schuldzuweisungen sind abzulehnen. Schuldige
sollen nach
einem ordentlichen Gerichtsverfahren
und eindeutiger Klärung der
Täterschaft abgeurteilt werden. Staaten dürfen
sich nicht der Mittel von
Terroristen bedienen, wozu ein demokratischer
Rechtsstaat sich nicht
hinreißen lassen wird, wie immer zu hoffen ist.
Festhalten am Dialog als dem einzig
möglichen Weg zur Beilegung von
Konflikten
Die Islamische Glaubensgemeinschaft begrüßt alle Stimmen,
die sich in einer
Zeit großer Emotionalität für Besonnenheit aussprechen
und im Gegensatz zu
voreiligen Schlüssen auf einen "Kampf der Kulturen" die unbedingte
Notwendigkeit betonen, allein den "Dialog der Kulturen" als Möglichkeit
des
friedlichen und gerechten Umgangs miteinander zu fördern
und zu
intensivieren.
Appell zu einem verantwortungsvollen Sprachgebrauch
Der Umgang mit einer schier unfassbaren Situation und die auch emotionale
Verarbeitung der Vorgänge ist für uns alle nicht leicht zu
bewältigen.
Gerade darum ist eine sehr bewusste Wahl der Worte von großer
Bedeutung.
Wenn einerseits von einem "Kampf des Guten gegen das Böse" und
andererseits
von "dem Islam" als Tathintergrund gesprochen wird, verdichten
sich
schnell Bilder und Assoziationen zu einer gefährlichen und völlig
ungerechtfertigten Sicht der Dinge. Eine sich noch verstärkende
Islamophobie kann ernste Folgen für unser gesellschaftliches Klima
haben.
Sorge unter den Muslimen
Mehr und mehr fühlen sich die Muslime in Österreich vor diesem
Hintergrund
besorgt. Viele Anrufe in der Glaubensgemeinschaft und Gespräche
spiegeln
einerseits die große persönliche Betroffenheit wieder, zum
anderen die
Befürchtung, durch eine in der Öffentlichkeit als Folge der
Ereignisse und
ihrer medialen Wiedergabe verstärkte Islamfeindlichkeit
auch persönlichen
Anfeindungen ausgesetzt zu werden. Das Anliegen hier durch klare
Stellungnahmen für Aufklärung zu sorgen ist groß. Dabei
wird die
Bereitschaft spürbar eigene Beiträge zu leisten. Viele Muslime
suchen das
beratende Gespräch, wie man mit den fragenden Blicken im Alltag
oder
anzüglichen Bemerkungen am Arbeitsplatz wie: "Na, was habt ihr
da wieder
verbrochen?" am besten umgehen könne.
Einige Drohanrufe oder Beschimpfungen nehmen wir ernst. Andererseits
sehen
wir positive Zeichen, denn viele Menschen haben das Bedürfnis
ihre
Solidarität auszusprechen.
Nachfrage nach Gelegenheiten zur Begegnung und offenem Gedankenaustausch
In dieser Situation ist es als erfreulich zu bewerten, dass gerade
jetzt
das ehrliche Interesse an mehr Hintergrundwissen über den Islam
steigt. Wir
empfingen Anrufe von Lehrpersonal, um Termine für Diskussionsrunden
in der
Schule zu vereinbaren, eine Künstlerin möchte als Reaktion
auf die
Ereignisse ein interkulturelles Programm gestalten und sucht vorher
Kontakt, Menschen wollen einfach ins Gespräch kommen.
Verschiedentlich werden Initiativen im interreligiösen Bereich
gesetzt. Am
Freitag, dem 14. September um 15.00 Uhr soll eine dankenswerterweise
vom
Ökumenischen Rat der Kirchen angeregte Schweigeminute gehalten
werden. Die
Islamische Glaubensgemeinschaft ruft zur Teilnahme auf und unterstützt
den
dahinterstehenden Gedanken.
In einem offenen Austausch und der Vermittlung von mehr Wissen übereinander
liegt unsere Chance.
Anas Schakfeh
Präsident
Carla Amina Baghajati
Medienreferat
der Islamischen Religionsgemeinde Wien
Für Rückfragen: Tel.: 259
54 49 oder 0664/521 50 80, e-mail:
baghajati@surfeu.at
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Absender: ZIFrauenforschung@gmx.net
Presseerklärung
.. wenn jemand einen Menschen tötet, ... so soll es sein, als hätte
er die
ganze Menschheit getötet; und wenn jemand einem Menschen das Leben
erhält,
so soll es sein, als hätte er der ganzen Menschheit das Leben
erhalten.
...
.Qur'an [5:32]
Das Zentrum für islamische Frauenforschung und Frauenförderung
verurteilt
die unfassbaren Anschläge in den USA auf das Schärfste. Wir
betrachten ein
solches Vorgehen nicht nur als inhuman und ohne Sinn, sondern auch
als dem
Islam
zutiefst zuwider. Es wird jetzt allerdings deutlich, dass unser aller
Anstrengungen sich auf die Möglichkeit eines gerechten Zusammenlebens
konzentrieren
müssen. Die Hoffnung liegt auf einer besonnener Reaktion aller.
Trauer und
Wut sind mehr als verständlich, jedoch blinde Rache ist nicht
geeignet,
weitere
Eskalationen zu vermeiden. Wir drücken hiermit den Angehörigen
der Opfer
unser aufrichtiges Mitgefühl aus und werden von unserer Seite
aus nicht
nachlassen in unserer Anstrengungen für ein friedliches Zusammenleben
fortzusetzen.
ZIF-
Zentrum für Islamische Frauenforschung und Frauenförderung
Postfach 520362
D-50952 Köln
Tel: ++49 (0)221 3686467
Fax: ++49 (0)221 3686468
mailto: ZIFrauenforschung@gmx.net
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Presseerklärung
IGMG verurteilt die Anschlagswelle in den USA
Kerpen, 11.09.2001
IGMG Vorsitzender Erbakan sagte: "Wir sind schockiert über die
Anschläge in
den USA. Das Ausmaß der Verwüstungen und des Menschlichen
Leids ist
erschreckend. Durch nichts auf der Welt sind diese Taten zu rechtfertigen.
Wir sind zutiefst betroffen, und entsetzt. Wir suchen nach Möglichkeiten
konkreten Beistand zu leisten.
Ich fordere die Presse und Politiker auf, nicht wie etwa beim TWA Absturz
haltlos und pauschal Moslems zu beschuldigen. Die Täter müssen
gefasst und
bestraft werden.
Für alle Opfer und Hinterbliebenen der Attentate, unter denen
höchstwahrscheinlich auch viele Moslems sind, werden wir beten."
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Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) ist erschüttert
und
entsetzt
über die Serie der heutigen Terroranschläge in den USA.
Elyas, Vorsitzender des Zentralrates der Muslime in Deutschland (ZMD)
sagte gegenüber islam.de: "Unser tiefstes Mitgefühl gilt
den unschuldigen
Opfern und Hinterbliebenen."
Und weiter warnt Elyas: "Wer immer die Hintermänner dieser blutigen
Tat
sind,
bei dem Islam können sie keine Rechtfertigung für ihre Tat
finden."
In der Erklärung des ZMD heisst es weiter: "Wer sich Terrorismus,
Gewalt
und Ermordung unschuldiger Zivilisten als politisches Mittel bedient,
kann
sich nicht auf den Islam berufen. Wir beten für eine friedliche
Welt, die
frei ist von Gewalt und Terrorismus."
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Presseerklärung
IGMG veranstaltet Serie von Gedenk-Gottesdiensten
für die Opfer die Anschläge in den USA
Kerpen, 13.09.2001
Die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs hat alle Mitgliedsgemeinden
aufgerufen im Anschluss an das Freitagsgebet dieser Woche, Gottesdienste
für die Opfer und Hinterbliebenen der Terroranschläge in
den USA zu
veranstalten. Zu den Gedenkgottesdiensten in den Moscheen sind Muslime
und
Nicht-Muslime gleichermaßen eingeladen.
Die großen IGMG-Landesverbände in Hamburg, Hannover, Berlin,
Dortmund,
Stuttgart, München, Nürnberg und Bremen haben bereits entsprechende
Aufrufe
gestartet. Zu spontanen Gedenkgottesdiensten für die Opfer und
Hinterbliebenen ist es heute beim Morgengebet in einer Reihe von
IGMG-Moscheen gekommen.
IGMG Vorsitzender Mehmet Erbakan sagte: "Der Friede in der Welt ist
ein
gemeinsames Anliegen aller Religionen, deshalb sollten wir auch gemeinsam
zu
dem einen Gott beten. In dieser schweren Stunde gilt unsere volle
Solidarität dem amerikanischen Volk und den Familien der Opfer."
IGMG Vorsitzender Erbakan äußerte sich besorgt über
bereits reichlich
stattfindende haltlose und pauschale Beschuldigungen gegenüber
Muslimen. Es
wird befürchtet, dass diese Anschläge zur weiteren Anti-Islamischen
Stimmungsmache missbraucht werden.
Teheran (dpa) - Iran hat alle Moslems zu Ruhe und Besonnenheit angesichts
der Terroranschläge gegen die USA aufgerufen. Kein Moslem könne
glücklich
sein, sagte
Hassan Rowhani, Vorsitzender des Nationalen Sicherheitsrates im staatlichen
Fernsehen. Es sei unverständlich, welches Motiv hinter solchen
schrecklichen Ereignissen stehen könnte. Diese Anschläge
seien alarmierend
für die gesamte Welt. Gestern hatte bereits Irans Präsident
Mohammed
Chatami sein Entsetzen und Mitgefühl für die Opfer ausgedrückt.
dpa ku
Veröffentlicht von RZ-Online am 12. September 2001 13:23
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Absender: miyesser@gmx.net
Das IPD Team ist schockiert und von Trauer erfüllt über die
Anschläge in
den
Vereinigten Staaten. Eine solche Vorgehensweise ist aus islamischem
Verständnis heraus in keinster Weise religiös begründbar.
Dadurch wird
immer
deutlicher, wie notwendig eine adäquate religiöse Erziehung
ist, die es
ermöglichen
soll konfliktärmer miteinander zu leben und Probleme gewaltfrei
zu lösen.
Alle, die einen falsch verstandenen Islam propagieren, sind gehalten
sich
Gedanken über folgenden Qur'anvers zu machen:
... wenn jemand einen Menschen tötet, ... so soll es sein, als
hätte er
die ganze Menschheit getötet; und wenn jemand einem Menschen das
Leben
erhält,
so soll es sein, als hätte er der ganzen Menschheit das Leben
erhalten.
...
.Qur'an [5:32]
und müssen sich fragen lassen, wem die qur'anischen Attribute zustehen.
Wir hoffen, auch im Hinblick auf die Situation in der Bundesrepublik,
dass
alle Reaktionen bedacht und ruhig erfolgen werden und niemand kollektive
Schuldverhältnisse, die sowohl dem qur'anischen als auch dem humanistischen
Weltbild fremd sind, heraufbeschwört, sondern wir alle müssen
daran
arbeiten, dass
unser Grundverständnis einer pluralistischen Gesellschaft nicht
verloren
geht. Den Angehörigen der Opfer gilt unsere tiefe Anteilnahme.
IPD- Institut für Internationale Pädagogik und Didaktik
info@ipd-koeln.de
http://www.ipd-koeln.de