Zum ersten österreichweiten Treffen von Imamen kamen am Sonntag, dem 24. April
160 Vorbeter, darunter auch ca. 25 theologisch gebildete Frauen zusammen. Sie
repräsentierten die Bandbreite der verschiedenen Hintergründe der Muslime
Österreichs, sowohl von der Vielfalt der Herkunft, als den verschiedenen
islamischen Schulen her.
Bei der Eröffnungsfeier sprachen als Gäste der Nationalratsabgeordnete Dr. Werner
Fasslabend, die Wiener Integrationsstadträtin Mag.a
Sonja Wehsely und der Gesandte Dr. Florian Haug als
Vertreter des Außenministeriums. Nach Referaten zu grundsätzlichen Themen wie
dem Verhältnis der Muslime zum
österreichischen Staat und der Gesellschaft oder der Partizipation von Muslimen
wurde intensiv der Gedankenaustausch gepflegt. Eine ausführliche Schlusserklärung
konnte als Standortbestimmung des Islam in Österreich mit sehr großer
Zustimmung verabschiedet werden.
ÖSTERREICHISCHE IMAME-KONFERENZ
(4/2005)
SCHLUSSERKLÄRUNG
Präambel
Der Grazer Imame-Konferenz im Juni 2003 gelang es, eine wichtige Basis bei der
Standortbestimmung des Islam in Europa zu legen. Das hier durch mehr als 120
Delegierte aus 35 Ländern zum Ausdruck gebrachte Bekenntnis zu
Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Pluralismus und die deutliche Verurteilung von
Extremismus und Fanatismus wurde anhand islamischer Quellen dargelegt und in
ganz Europa gerade in muslimischen Kreisen mit großer Zustimmung aufgenommen.
Diese Erklärung ist ein wichtiger Baustein in einem Prozess, der in einem immer
konkreteren und praktische Fragen aufgreifenden innermuslimischen Diskurs die
Identität der MuslimInnen in Europa stärken soll.
Weitere Konferenzen sollten folgen. Die Kompatibilität einer muslimischen
Lebensweise in Europa verlangt nach innen wie außen sichtbar gemacht zu werden.
In Österreich entschlossen sich die MuslimInnen unter
dem Eindruck jüngster Ereignisse nicht erst auf eine unmittelbare Fortsetzung
der Grazer Konferenz zu warten, die als großes Projekt wieder in enger
Kooperation mit dem Außenministerium für 2006 ins Auge gefasst wurde, sondern
das für derartige Unternehmungen ideale österreichische Klima zu einer internen
Konferenz zu nutzen. Österreich gilt auch im europäischen Ausland zunehmend als
modellhaft, was den Umgang mit dem Islam betrifft. Der Anerkennungsstatus des
Islam fördert den Dialog auf gleicher Augenhöhe und schafft so ein Klima
sozialen und religiösen Friedens.
MuslimInnen leiden zunehmend unter einer unzulässigen
Gleichsetzung von Islam mit Terrorismus, die in der öffentlichen Meinung
verstärkt als ablehnende Grundhaltung um sich greift. MuslimInnen
sehen sich einem starken Rechtfertigungsdruck ausgesetzt. Die im Zusammenhang
mit dem "globalen Krieg gegen den Terror" erfolgte Konzentration auf
ein kleines und enges Segment von Radikalen, die in jeder Debatte über den
Islam allgegenwärtig sind, ließ einen fatalen Eindruck entstehen: Terror und
Intoleranz seien im Islam selbst angelegt und jeder Muslim zumindest potentiell
gefährlich. Neu etablierte Wörter wie jenes vom "Schläfer" mussten in
der Bevölkerung den Eindruck erwecken, als könne von jedem Muslim Gewalt
ausgehen.
In dieser Situation tragen die MuslimInnen selbst
Verantwortung, eine Bringschuld, für größtmögliche Transparenz zu sorgen und
den Fokus endlich wieder auf die überwältigende Anzahl von MuslimInnen
zu legen, die gerade in Umsetzung der Lehren ihrer Religion für gegenseitigen
Respekt und Verständnis stehen und menschenverachtenden Terrorismus ablehnen.
MultiplikatorInnen des friedliebenden und
vernünftigen Islam kommt hier eine besondere Rolle zu. Die Stimme der Imame,
der Theologinnen und Intellektuellen soll nach innen und außen durchdringen.
Sie haben den direkten Kontakt zur Basis und können so viel bewirken. Die
eindeutigen Positionen des Islam zu dem Gut der Freiheit, zu Menschenwürde und Frauenrechten
müssen Allgemeingut werden. Denn die beste Medizin gegen Hass und Intoleranz
ist das Wissen.
Positionsdarlegung und Beschlüsse zu "Islam in Österreich"
Gemeinsame Werte in Diversität
Diversität ist in den europäischen Gesellschaften ein
überall zu beobachtendes Phänomen. Ein Schlüssel zu einem nutzbringenden Umgang
mit dieser Vielfalt ist die Einsicht, dass hier schließlich auch eine
Gemeinsamkeit liegt, der größte gemeinsame Nenner zwischen MuslimInnen
und Menschen anderer Religion oder Weltanschauung. Von Gemeinsamkeiten ausgehend erschließt sich
der universale Charakter allgemein gültiger Werte, die die Qualität des
menschlichen Zusammenlebens ausmachen.
Was die Christen und Juden betrifft, so sind Jesus und Moses, Friede sei mit ihnen,
gemäß dem edlen Koran und der Sunna große Gesandte aus dem Kreis der fünf
größten Propheten in der Weltgeschichte. Auf ihren Spuren und Wegen ist unser
edler Prophet Muhammad, Friede sei mit ihm, gegangen. MuslimIn
ist nur, wer auch diese Propheten bezeugt. In einem universalen Rahmen gedacht,
ist der Glaube der MuslimInnen an eine gleiche
gemeinsame Abstammung aller Menschen die Grundlage für die Denkschule, die
Menschlichkeit gleich der großen humanistischen Tradition als zentralen Wert in
die Mitte rückt.
Menschliche Verantwortung füreinander und
für die Schöpfung kann nur greifen, wenn der Mensch als Mensch gleich
betrachtet wird, ohne mit zweierlei Maß zu messen.
Die Umsetzbarkeit kann viel eher gelingen, wenn Werte nicht eifersüchtig von
einzelnen Gruppen für sich beansprucht werden. Mit anderen Religionen,
Ideologien und Weltanschauungen verbinden uns das Streben nach Freiheit,
Gerechtigkeit und Menschenwürde. Dazu in Opposition stehen Armut,
Unterdrückung, Diskriminierung, Rassismus und Besatzung.
Stellenwert des Lebens
Das Leben ist das höchste Gut im Islam. Daher kommt ihm absoluter Schutz zu,
unabhängig von ethnischer Zugehörigkeit, religiösem Bekenntnis, Weltanschauung,
gesellschaftlicher Stellung, körperlichem oder geistigem Vermögen. "[.]
Wer einen Menschen tötet, für den soll es sein, als habe er die ganze
Menschheit getötet. Und wer einen Menschen rettet, für den soll es sein, als
habe er die ganze Welt gerettet." (Koran 5:32).
Freiheit
Unmittelbar nach dem Leben genießt die Freiheit höchste Priorität. Dem Menschen
von Geburt an zu eigen, ist sie genauso schützenswert. Niemand soll aufgrund
der eigenen Meinung Sorge um sein Leben haben, diskriminiert werden oder bei
der Ausübung der Religion, bzw. Weltanschauung behindert werden.
Die Unterschiede in den Perspektiven und Auffassungen sind für MuslimInnen als gottgewollt zu respektieren. Alle Formen
des Zwanges in der Religion werden daher abgelehnt.
Stellung der Frau
Frauen und Männer sind Partner, gleich an Menschenwürde, Rechten und Pflichten.
Daraus ergibt sich das Recht der Frau an Lernen und Lehren, das Recht auf
Arbeit, aktives und passives Wahlrecht, Teilhabe am
gesellschaftlichen Diskurs und Entscheidungsprozess, finanzielle Unabhängigkeit.
Es ist zwingend notwendig, der Frau die gleichen Chancen wie dem Mann zu
garantieren, damit sie sich mündig und frei orientieren kann, um ihre
persönlichen Ziele im Leben zu verwirklichen. Es ist nicht genug,
Benachteiligungen gegenüber Frauen als nicht mit dem Islam konform zu
verurteilen. Angesichts gesellschaftlicher Erscheinungen wie mangelndem
Bildungszugang oder Zwangsehe, selbst wenn diese nur Randerscheinungen
darstellen sollten, sind islamische Konzepte zu deren Überwindung zu
entwickeln. Partizipation der Frauen in allen Bereichen des
gesellschaftspolitischen Lebens muss gefördert werden.
MuslimInnen in der österreichischen Gesellschaft
Die TeilnehmerInnen der Konferenz betonen das
Festhalten an verfassungsrechtlichen Prinzipien in der Republik Österreich,
darin eingeschlossen und besonders hervorzuheben die Gleichheit aller BürgerInnen vor dem Gesetz, Pluralismus, demokratischer
Parlamentarismus und Rechtsstaatlichkeit.
Der Anerkennungsstatus des Islam in Österreich und die damit verbundenen praktischen
Vorteile wie das Recht auf freie und öffentliche Religionsausübung,
innere Autonomie der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Religionsunterricht an
den Schulen und Berücksichtigung der Religionszugehörigkeit z.B. beim
Bundesheer wird von den muslimischen BürgerInnen
wahrgenommen und hoch geschätzt. Die gemäßigte und offene
Haltung der MuslimInnen in Österreich baut ein
positives Zusammenwirken mit der gesamten Gesellschaft auf. Eine Kultur des
Dialogs ermöglicht Brückenbau, der sachlich Themen allgemeiner Wichtigkeit
aufgreift, anstatt sich in Ignoranz und Einkapselung einzuschließen. Die
negativen Folgen wie sie eine Isolierung in einer Art Parallelgesellschaft mit
sich bringen würde, werden von den MuslimInnen in
Österreich erkannt und
Segregationsmodelle daher abgelehnt. In diesem Sinne bekräftigen die TeilnehmerInnen der Konferenz das Motto der Islamischen
Glaubensgemeinschaft anlässlich des 25jährigen Jubiläums "Integration
durch Partizipation".
Anteilnahme schließt den gesellschaftlichen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen
Bereich ein.
Die Sicherheit des Landes ist gleichzeitig die Sicherheit der muslimischen Bevölkerung.
Wohlstand und gedeihliches Fortschreiten sind als gemeinsame Anliegen durch
Verfassungstreue und persönlichen Einsatz weiterzuentwickeln.
Rolle der Jugend
Die Hoffnungen und Forderungen der Wiener Imame-Konferenz sehen wir vor allem
bei der Jugend verwirklicht, denn die österreichische muslimische Jugend
betrachtet sich in ihrem Selbstverständnis als eine neue Generation von jungen
Männern und Frauen, die sich mit Land und Leuten, ihrer Demokratie und ihrem
Rechtssystem identifizieren. Sie übersetzt dadurch die offizielle Linie der
Islamischen Glaubensgemeinschaft in die Praxis und öffnet dadurch dem
islamischen Leben in Österreich eine neue und viel versprechende Zukunft.
Islam und Extremismus
Es ist nicht ausreichend, extreme Ansichten und Haltungen, die sich außerhalb
des oben festgehaltenen Konsenses stellen, als marginale Erscheinungen abzutun.
Dass Engstirnigkeit und Fanatismus, wo jede
Diskussion aus blinder Überzeugung in die alleinige Gültigkeit der eigenen Interpretation
ausgeschlossen ist, tatsächlich keinen Platz in Österreich haben, ist nur
ein Grund mehr, sich der Verantwortung bewusst zu sein, für weitere Aufklärung
zu sorgen.
Finanzielle Unabhängigkeit der MuslimInnen in
Österreich
Die Islamische Glaubensgemeinschaft und die überwiegende Mehrheit der islamischen
Vereine sind autonome österreichische Institutionen, die ausschließlich durch
Mitgliedsbeiträge und Spenden, sowie die selbstlose
Arbeit ehrenamtlicher UnterstützerInnen finanziert
werden. Trotz der sehr angespannten finanziellen Lage ermöglicht uns diese
Situation Unabhängigkeit, die für uns die Eigenständigkeit garantiert.
Solidarische Beziehungen zur islamischen Welt
Die Situation der MuslimInnen in der Welt ist uns
nicht gleichgültig. Mit Sorge verfolgen wir in vielen Teilen der muslimischen
Welt insbesondere fehlende Demokratie, soziale Ungerechtigkeit, Besatzung,
Krieg und
wirtschaftliche Unsicherheit. Unsere Arbeit konzentriert sich dabei auf Aufklärung,
politische Sensibilisierung und humanitäre Hilfestellung. Hier werden
insbesondere Frauenprojekte initiiert, Patenschaften für Waisenkinder
übernommen, Kranke und Behinderte unterstützt. Zur Realisierung werden auch
Spendengelder in Österreich gesammelt. Im Prozess der öffentlichen
Meinungsbildung positionieren wir uns in den Medien.
Beschlüsse der Imame-Konferenz in Kurzform
1.
Die österreichische Imame-Konferenz ist
sich einig darin, dass die MuslimInnen in Österreich
einen Bestandteil der österreichischen Gesellschaft darstellen. Die Beziehung
zwischen ihnen und der
österreichischen Gesellschaft soll auf dem gemeinsamen guten Willen und der
Verfassung aufgebaut werden. Hierauf folgt die religiöse Pflicht zum friedlichen
Miteinander in den verschiedenen Bereichen der österreichischen Gesellschaft
und ihren ethnischen und religiösen Gruppen. Weiterhin betrachtet die österreichische
Imame-Konferenz die konstruktive Integration und Partizipation der MuslimInnen innerhalb der österreichischen Gesellschaft als
absolut notwendig.
2.
Die österreichische Imame-Konferenz betont,
dass es zur Aufgabe einer jeden Muslimin und eines jeden Muslims - wie auch
jeder anderen Bürgerin und jeden anderen
Bürgers - gehört, sich für die Sicherheit und den Frieden des Landes sowie
seiner EinwohnerInnen aktiv einzusetzen.
3.
Die österreichische Imame-Konferenz
ermutigt die in Österreich lebenden MuslimInnen zum
aktiven Schutz sowie der Bewahrung des öffentlichen und privaten Eigentums und
der Ressourcen, als auch der Beteiligung und Hilfeleistung in Notfällen und bei
Naturkatastrophen.
4.
Die österreichische Imame-Konferenz
verurteilt alle terroristischen und extremistischen Gewaltakte auf der Welt.
5.
Die österreichische Imame-Konferenz betrachtet es als unbedingt notwendig für
die internationale Gemeinschaft, sich ernsthaft und wissenschaftlich mit der
Erscheinung des Terrorismus auseinanderzusetzen und setzt sich ein für die
Bildung eines Gremiums, das aus Intellektuellen und MeinungsbildnerInnen
besteht, welche sich intensiv mit der Problemstellung auseinandersetzen.
6.
Die österreichische Imame-Konferenz stellt
fest, dass sich die internationale Staatengemeinschaft noch nicht auf eine
Definition des Begriffes "Terror" bzw. "Terrorist" geeinigt
hat und sie betont in diesem Zusammenhang, dass Terror nicht einer Religion,
einer Ethnie oder einer Kultur zuzuordnen ist. Weiterhin betont sie, dass
jeder, der unschuldige ZivilistInnen mit Terror oder
Mord bedroht, ein Terrorist ist, unabhängig von seiner Zugehörigkeit.
7.
Die österreichische Imame-Konferenz weist
alle Imame und Intellektuellen dazu an, sich intensiv mit der Bekämpfungsmöglichkeit
des Extremismus in all seinen Erscheinungsformen auseinanderzusetzen.
8.
Die österreichische Imame-Konferenz stellt
fest, dass Gerechtigkeit und Freiheit zwei unverzichtbare menschliche Werte
darstellen und dass es zu den Aufgaben einer jeden Gesellschaft mit all ihren
Gruppierungen gehört sich für Gerechtigkeit zu jeder Zeit und an jedem Ort
einzusetzen, damit sich alle Völker ihrer Rechte und Freiheiten erfreuen
können.
Sie bestätigt weiterhin, dass die internationale Menschenrechtserklärung und
ähnliche Dokumente Teile dieser universellen menschlichen Werte darstellen.
9.
Die österreichische Imame-Konferenz betont,
dass der Islam das Leben heiligt. Aus diesem Grund ist alles, was diesem
Grundsatz widerspricht, abzulehnen. Der Koran unterstreicht eindringlich in
Sure 5:32 den Wert des Lebens.
10.
Die österreichische Imame-Konferenz
verdeutlicht, dass es nicht erlaubt ist, andere religiöse Überzeugungen,
Symbole oder Werte zu verhöhnen.
11.
Die österreichische Imame-Konferenz betont,
dass im Islam Frau und Mann in ihrem Wert und in der Verteilung ihrer Rechte
und Pflichten gleich sind.
Jegliche Verletzung der Rechte und Würde der Frau, sei es körperlich, psychisch
oder mental wird vom Islam abgelehnt und aufs schärfste verurteilt. Darüber
hinaus ist auf dem Boden der Religion ein aufrichtiger
Diskurs zu führen, um ein vertieftes Bewusstsein für Frauenrechte zu schaffen.
12.
Die österreichische Imame-Konferenz betont,
dass der Islam keine Theokratie kennt, vielmehr fordert der Islam die
Prinzipien des Pluralismus und der Demokratie. Dies äußert sich unter anderem
in dem islamischen
Grundsatz der Vielfalt der Menschen und Kulturen, welche einen positiven Einfluss
auf die Entwicklung der Zivilisation haben.
13.
Die österreichische Imame-Konferenz betont,
dass der Dialog das beste Instrument für den Gedankenaustausch zwischen den
unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen und Religionen ist. Er kann die
gegenseitige Anerkennung und das friedliche Zusammenleben garantieren. Zu
einem fruchtbaren Dialog gehört die Fähigkeit der Kommunikation, die in
Österreich Kenntnis der deutschen Sprache zur Voraussetzung hat. Daher betont
die Imame-Konferenz die Notwendigkeit des Spracherwerbs.
14.
Die österreichische Imame-Konferenz
betrachtet den Dienst an der Gesellschaft als eine der besten Handlungen, zu
welchen der Islam immer wieder aufruft, und fordert deshalb die MuslimInnen zur aktiven Teilnahme in den verschiedensten
gesellschaftlichen Bereichen auf.
15.
Die österreichische Imame-Konferenz
betrachtet den Umweltschutz und den fürsorglichen Umgang mit Tieren und
Pflanzen als gute Taten, zu denen man sich gegenseitig anspornen soll.
16.
Die österreichische Imame-Konferenz
betrachtet die MuslimInnen in Österreich und Europa
als lebendiges Bindeglied zwischen Europa und der islamischen Welt. Ein engeres
und vertrauensvolleres Verhältnis soll aus
einer Wahrnehmung und Wertschätzung ihrer Brückenbaufunktion erwachsen.
17. Vernetzung und verbesserte
Kommunikation zwischen den Vereinen, Moscheen und der IGGiÖ
soll die weitere positive Entwicklung der Diskussion forcieren.
Empfehlungen der Konferenz
a) Die Erklärung soll in allen Moscheen öffentlich angebracht werden.
b) Unser Engagement gegen Rassismus in jeglicher Form umfasst auch eine wachsame
Einstellung zu Erscheinungsformen der Islamfeindlichkeit und Islamophobie, an deren Überwindung gearbeitet werden soll.
Islamfeindlichkeit ist kein Kavaliersdelikt.
c) Vertiefung der Einsicht der MuslimInnen in die
Bedeutung der aktiven Teilhabe an der Gesellschaft: kulturell, wirtschaftlich,
politisch und gesellschaftlich
d) Verfestigung und Betonung der islamischen Haltung zu Menschenrechten und
Frauenanliegen durch Herausgabe mehrsprachiger Broschüren (deutsch und weitere
Sprachen der muslimischen Gemeinden in Österreich) für innermuslimische
Information und außermuslimische Aufklärung.
e) Entwicklung von Strategien zur Bekämpfung extremer Ansichten und warnende
Bewusstmachung von starren und einseitigen Haltungen, die dem Islam und den MuslimInnen Schaden zufügen, in der Geschichte und heute.
Gemeinsamer Einsatz zur Erreichung eines Schutzes vor solchen Ansichten und
Richtungen.
Dazu baut die Argumentation auf einer vertieften theologischen und praktischen
Herangehensweise auf, die aktuelle Herausforderungen ständig im Blickfeld
behält. Die drei Komponenten einer Fatwa (religiöses Gutachten) gehen auf Zeit,
Ort und handelnde Personen ein, so wie dies in der islamischen Theologie
vorgesehen ist.
f) Sensibilisierung und Aufklärung über sämtliche Erscheinungsformen von Intoleranz,
keine Verharmlosung jeglicher Tendenz in Richtung Extremismus.
Desgleichen ist persönlicher Einsatz bei deren Bekämpfung nötig, um korrigierend
einzugreifen. Dazu unabdingbar die Unterstützung im Bildungsbereich.
g) Kontinuierliche Einberufung solcher Konferenzen, um den Charakter eines
beständigen vernetzten und effektiven Arbeitsprozesses weiterzuentwickeln und
immer rechtzeitig auf Fragen der Zeit reagieren zu können. Diese Erklärung ist
ein Rahmen, innerhalb dessen der weitere Diskurs stattfinden sollte. Die
Fortsetzung der Grazer Konferenz im Jahre 2006 wäre ein wichtiger nächster
Schritt.
h) Bildung einer Kommission von Gelehrten und Intellektuellen, Männern und
Frauen, unter Vorsitz des Muftis, die in multiethnischer Zusammensetzung und
Einbringung der verschiedenen Rechtsschulen die Aufgabe verfolgen, Gutachten
und Positionspapiere zu aktuellen Themen den zuständigen Gremien der IGGiÖ vorzulegen. Im Fokus soll dabei die Bindung der MuslimInnen an die Gesellschaft stehen. Die Themen ergeben
sich aus dieser Abschlusserklärung der Konferenz.