Muhammad M. Hanel
Vorsitzender d. Islamischen
Religionsgemeinde Linz f.
O.Ö. und Sbg.
An die Redaktion d.
VOLKSBLATT
Betreff: Ihre telefonische
Anfrage vom 21.4.2000 bezüglich "Kruzifixe in den Kindergärten"
Sehr geehrter Herr GRUBER!
Anbei eine Stellungnahme aus
1995, welche nach wie vor gilt.
Stellungnahme:
Selbstverständlich
akzeptieren wir Muslime das Kruzifix als das Symbol der christlichen Religion
in Österreichs Schulen und wünschen uns gleichzeitig eine positivere
Anerkennung der Ausdrucksformen unseres eigenen Glaubens (z.B. Bekleidungs-
oder Ernährungsregeln).
Wir
betonen, daß islamische Gesellschaften in überwiegender Mehrheit auch in der
Geschichte bewiesen haben, daß sie andere Religionen und Anschauungen
respektieren und deren Anhänger sogar zu hohem Ansehen gelangen. Prominentes
modernes Beispiel ist der Christ und derzeitige UNO - Generalsekretär Boutrus
Boutrus Ghali, welcher den Posten des stellvertretenden Ministerpräsidenten
Ägyptens bekleidet hatte. Auch in Marokko wurde jüngst ein Mann mit
israelitischem Glaubensbekenntnis zum Minister ernannt. Beides Länder, welche
von mehr als 90% Muslimen bewohnt sind. Vergleichbare Beispiele aus der sich
selbst als frei und tolerant bezeichnenden westlichen Welt fehlen allerdings
bis jetzt.