----- Original Message -----
From: Gerhard Kaufmann
Sent: Monday, February 11, 2002 1:24 AM
Subject: Opferfest 1422

Im Namen Allâhs, des Allerbarmers, des Barmherzigen

Al-salâmu `alaykum, liebe Geschwister im Islâm.

Aus Anlass des Nahens des gesegneten Opferfestes möchte ich Euch gerne auf Folgendes hinweisen und bitte um ERNSTHAFTE Beachtung:

1. Die astronomischen Gegebenheiten zum Beginn des Monats Dhû-l-hijja 1422 n.H.

Der geozentrische Neumond wird in shâ'a-Llâh am 12. Februar 2002 um 7:42 Uhr UT entstehen. An diesem Tag kann nach astronomischen Berechnungen (vgl. graphische Darstellung der Sichtbarkeitszone für den 12.2. nach dem Yallop Kriterium, Quelle: Programm MoonCalc von Dr. Monzur Ahmed, GB) erwartet werden, dass der Hilâl an diesem Tag von fast keinem Gebiet der Erde aus gesichtet werden kann. Der Hilâl könnte bestenfalls unter günstigsten atmosphärischen Bedingungen mit Teleskopen im äußersten Westen Südamerikas und auf pazifischen Inseln gesichtet werden. Damit entspricht dies auch den anerkannten wissenschaftlichen Auswertungen mehrerer Hundert Beobachtungen aus den letzten 150 Jahren, nach denen der Hilâl mit bloßem Auge noch niemals früher als 15 Stunden nach dem Neumond-Zeitpunkt gesichtet wurde, mit Teleskopen niemals früher als 12 Stunden nach dem Neumond-Zeitpunkt.

Eine Sichtung des Hilâls mit bloßem Auge wird in allen Gebieten der Erde daher erst bei Sonnenuntergang des 13. Februar 2002 erwartet. Auf der Grundlage einer Sichtung des Hilâls beginnt daher der Monat Dhû-l-hijja mit Sonnenuntergang des 13. Februar 2002, der erste Tag des Opferfestes fällt somit auf Samstag, den 23. Februar 2002, wa-Llâhu a`lam.

Siehe dazu auch die Stellungnahme der "Arabischen Union für Weltraumwissenschaft" (`Ammân, Jordanien) vom 8.2.2002 im Original:

und in Übersetzung:

Im Namen Allâhs, des Allerbarmers, des Barmherzigen

Samstag, der 23.2. ist der erste Tag des Opferfestes auf Grundlage einer Sichtung des Hilâls

Muhammad Šawkat Odeh
Vizepräsident des Ausschusses der Neumonde, der Kalender und der Zeitrechnung
Arabische Union für Weltraumwissenschaft und Astronomie

Die astronomischen Berechnungen weisen darauf hin, dass sich die Konjunktion (Neumond) des Monats Dhû-l-hijja am Dienstag, dem 12.2. um 7:41 Uhr morgens nach Greenwich-Zeit ereignen wird. An diesem Tag wird der Mond in allen Staaten der Erde nach dem Sonnenuntergang untergehen, allerdings ist die Zeitspanne, die er nach Sonnenuntergang [über dem Horizont] verweilt nicht ausreichend dafür, dass man den Hilâl von irgendeinem Gebiet der Erde aus sehen könnte. Wenn [das Kriterium] "Monduntergang nach dem Sonnenuntergang" als ausreichend angesehen wird für den Beginn des Monats Dhû-l-hijja, ohne die Möglichkeit oder Unmöglichkeit einer Sichtung des Hilâls in Betracht zu ziehen, dann ist Mittwoch, der 13.2. der erste Tag des Monats Dhû-l-hijja. Daraus folgt dann, dass der Erste der Tage des Opferfestes auf Freitag, den 22.2. fällt, und dies ist das, worauf sich zahlreiche islamische Staaten stützen. Wenn hingegen die Sichtung des Hilâls das ist, was zum Beginn des Monats Dhû-l-hijja erforderlich ist, so muss der erste Tag des Monats Dhû-l-hijja Donnerstag, der 14.2. sein. Das ist so, weil die Sichtung des Hilâls am Dienstag von fast jedem Gebiet auf der Erde unmöglich ist, selbst unter Verwendung eines Teleskops. Daraus folgt dann, dass der Erste der Tage des gesegneten Opferfestes auf Grundlage einer Sichtung des Hilâls auf Samstag, den 23.2. fällt in denjenigen islamischen Staaten, die sich darauf stützen, dass die Sichtung des Hilâls die Grundlage für den Beginn des neuen Hijra-Monats ist.

Die Mitglieder des Islamischen Projekts zur Beobachtung der Neumonde (ICOP), von dem sich 140 Mitglieder in 40 Staaten aufhalten, werden eine Prüfung des Hilâls an den beiden Tagen Dienstag und Mittwoch durchführen und die Ergebnisse der Beobachtung auf der Seite des Islamischen Projekts zur Beobachtung der Neumonde (ICOP) im Internet am Dienstag- und Mittwochabend darlegen. Dadurch wird es für jeden Interessierten möglich sein, sich über die tatsächlichen Prüfungsergebnisse der Sichtung des Hilâls aus verschiedenen Staaten der Erde zu informieren. Dazu ist noch anzumerken, dass die Mitglieder des Islamischen Projekts monatlich eine Prüfung des neuen Hilâls durchführen und die Ergebnisse jeweils umgehend auf der Seite des Islamischen Projekts zur Beobachtung der Neumonde (ICOP) im Internet veröffentlicht werden unter der Adresse http://www.jas.org.jo/icop.html

 

2. Die Situation in Sa`ûdi-Arabien

In Sa`ûdi-Arabien ist in diesem Jahr wie in den vergangenen Jahren davon auszugehen, dass dort das Opferfest einen Tag zu früh begangen wird. Dieser jährlichen Fehlentscheidung liegt der dort verwendete Ummu-l-qurâ Kalender zugrunde. Der Ummu-l-qurâ Kalender ist ein von der Mondsichtung unabhängiger Kalender. Er ist nach bestimmten mathematisch-astronomischen Regeln vorausberechnet, die nicht auf der Sichtung des Mondes basieren. Dieser Kalender ist eigentlich nur für ZIVILE Zwecke, z.B. die Festlegung von Schulferien oder ähnliches, bestimmt. Eine Verwendung zur Bestimmung der Monatsumbrüche für Monate wie Ramadân, Šawwâl und Dhû-l-Hijja ist nach dem islamischen Recht nicht akzeptabel, da es dafür die aktuelle Mondsichtung verlangt. In der Praxis verleitet dieser Kalender aber auch immer wieder ahnungslose Menschen dazu, den Mond am falschen Tag zu suchen und irgendetwas anderes am Himmel oder in ihrer Einbildung dafür zu halten, da sie meinen, dass der Mond laut Kalender ja "da sein" müsste. Das sa`ûdische Justizministerium erkennt dann solche nachweislich falschen Sichtungen regelmäßig an, wodurch Millionen und Aber-Millionen Muslime ihre religiösen Pflichten am falschen Tag verrichten.

Einige islamische Organisationen auf der ganzen Welt folgen dann ebenso regelmäßig wie blindlings diesen Falschinformationen, ohne eigene Sichtungen des Hilâls zu unternehmen und unter Missachtung der Astronomie und der Šarî`a. Man mag ihnen die wohlmeinende Absicht unterstellen, dies im Sinne einer "Einheit der islamischen Umma" zu tun. Aber man darf dabei nicht vergessen, dass 'Einheit' nach der Šarî`a nur richtig und legal ist, wenn die Angelegenheit der 'Einheit' selbst korrekt und legal ist. Wenn man, um sich auf einem bestimmten Punkt zu einigen, eine legale Anordnung oder Pflicht der Šarî`a vernachlässigt oder ihr sogar zuwider handelt, dann wäre es keine echte 'Einheit', sondern stattdessen 'Fasâd' oder Verdorbenheit. Allâh (t) wird diejenigen zur Rechenschaft ziehen, die wider besseres Wissen Tausende und Millionen Muslime fehlleiten!

 
3. Fazit:

Qur'ân und Sunna weisen uns an, unseren Verstand und unsere Sinne zu gebrauchen und die Gesetze Allâhs (t) zu befolgen. Ein Hadîth, der die Wichtigkeit der aktuellen Sichtung des Hilâls verdeutlicht, lautet:

Ibn `Umar (ra) berichtete, dass er den Gesandten Allâhs (s) folgendes sagen hörte: "Wenn ihr ihn [den Neumond] seht, dann fastet, und wenn ihr ihn wieder seht, dann beendet euer Fasten, und wenn seine Sichtung nicht möglich ist, so schätzt die Zeit dafür." (Bukhâriyy, 1900)

Diese Anweisung für den gesegneten Monat Ramadân gilt sinngemäß auch für alle anderen Hijra-Monate. Jeder islamische Monat, also auch der Dhû-l-hijja, beginnt mit der Sichtung des Hilâls. Eine glaubwürdige Sichtung darf aber den astronomischen Berechnungen nicht widersprechen, denn diese sind nur ein Erkennen und Nutzen der Gesetze Allâhs (t). Es genügt auch NICHT, "einfach nur der Entscheidung des Landes X oder der Organisation Y zu folgen", denn ein solches Vorgehen hat absolut keine Grundlage in der Šarî`a, um so mehr, wenn es klar erkennbar falsch ist und auf menschlichen Fehlentscheidungen beruht.

Unter Verwendung des Kriteriums "Monduntergang nach dem Sonnenuntergang" (dann sollte das aber auch deutlich klargestellt werden) könnte der Monat Dhû-l-hijja zum 13.2. begonnen werden. Allerdings bieten die heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse wesentlich bessere Aussagen zur möglichen Sichtung des Hilâls als ein solches primitives und unzeitgemäßes Kriterium. Auch wenn einige islamische Staaten und Organisationen dieses Kriterium wieder benutzen werden, entspricht das allerdings nicht der Šarî`a! Alle angeblichen Sichtungen des Hilâls am 12.2. außer in den oben genannten Gebieten sind in jedem Fall als UNMÖGLICH zurückzuweisen, und ein Beginnen des Monats Dhû-l-hijja auf der Grundlage einer Sichtung des Hilâls zum 13.2. ist als FALSCH anzusehen.

Auf der Grundlage einer Sichtung des Hilâls beginnt der Monat Dhû-l-hijja mit Sonnenuntergang des 13. Februar 2002, der erste Tag des Opferfestes fällt somit auf Samstag, den 23. Februar 2002, wa-Llâhu a`lam.

 

Liebe Geschwister im Islâm, ich wünsche Euch allen ein gesegnetes Opferfest. Al-salâmu `alaykum, euer Bruder

Dipl.-Ing. Gerhard Ahmad Kaufmann - Mörlenbach - Deutschland

Mitglied von ICOP (Islamisches Projekt zur Beobachtung der Neumonde) der Jordanian Astronomical Society

 

Für weitere Informationen zu diesem Thema siehe bitte auch folgende Links: http://www.jas.org.jo/icop.html, http://www.mondsichtung.de, http://www.moonsighting.com und weitere Links auf diesen Seiten! Das Programm MoonCalc ist frei erhältlich auf http://www.starlight.demon.co.uk/mooncalc.