Gemeinsames Grußwort der CIG-Vorsitzenden

 

 

Als sich vor zwei Jahren genau hier in der Stadthalle FILharmonie die Christlich-Islamische Gesellschaft (CIG) gründete, ahnten wir alle noch nicht, wie faszinierend und chancenreich, gleichzeitig auch brisant und abenteuerlich sich lebendiger Dialog gestaltet.

Wer die Mauern der Ausgrenzungen und Vorurteile zwischen den Religionen beginnt abzubauen, erlebt die Angst der vielen, die es sich hinter diesen Mauern bequem gemacht oder sich sogar als "Mauerwächter" eingerichtet haben. Und natürlich - dies ist auch eine Lehre der deutschen Geschichte - erleichtern Mauern auch die Kontrolle der jeweils "eigenen" Gemeinschaft. Sie verhindern wirkungsvoll den freien Gedankenfluss und -austausch – bis sie letztendlich doch überwunden werden.

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass der Dialog als Weg des Friedens eine Menge Mut, Zivilcourage und Ausdauer benötigt und bisweilen Rückschläge, Widerstände und auch bittere Enttäuschungen mit sich bringt.

Aber vor allem haben wir wieder und wieder die Erfahrung machen dürfen, dass sich der Dialog unbedingt lohnt. Sich lohnt, weil man nicht nur über andere Religionen und Kulturen mehr erfährt – sondern vor allem den eigenen Glauben vertieft, bereichert und neu erlebt. Sich lohnt, weil man echte Freundschaften findet, wo man sie nicht erwartet hätte. Sich lohnt, weil man plötzlich wieder spürt, dass "Frieden" nicht nur ein oberflächliches Wort ist, sondern eine lebendige Angelegenheit, die eben doch sehr stark mit Religion zu tun hat und zu der jeder und jede mehr beitragen kann, als wir uns das alle oft einreden lassen.

 

Den Weg des Dialoges zu beschreiten hat, so scheint es uns, sehr viel zu tun mit dem beispielhaften Aufbruch Abrahams aus Ur. Es ist eine Befreiung aus dem Mief verknöcherter Strukturen und versteinerter Traditionen – und gleichzeitig immer wieder eine Hinwendung zur lebendigen Gegenwart Gottes gerade im Nächsten und Fremden.

Unser Dank gilt allen, die in der CIG mitgewirkt, sie durch Gebete und Mitarbeit, Anregungen, Spenden, Ermutigung und nicht zuletzt durch ihr Interesse begleitet und gestaltet haben, besonders auch unseren Referenten, die ohne Ausnahme auf Honorar verzichtet haben, verständigen Menschen in Kirchen, Moscheen und Synagogen, die uns immer wieder Mut gemacht und Türen geöffnet haben. Und natürlich Gott, dem wir von Herzen dafür danken, dass wir gemeinsam heute das erste Abrahamsfest feiern können!

Michael Blume & Murat Aslanoğlu

- die CIG-Vorsitzenden -

 

 

Wozu dient dieses Büchlein?

Als wir zunächst "Tagungsunterlagen" zum Abrahamsfest planten, dachten wir noch an eine Sammlung von Blättern in einem Heftordner. Aber zum einen schreckte uns die Aussicht auf die Handhabung von Mengen loser Blätter, die wir Ihnen zumuten würden. Zum anderen wollten wir Ihnen etwas an die Hand geben, das sich zum Mitnehmen, vielleicht sogar zum Nachblättern eignet, wenn unser gemeinsames Wochenende der Begegnung längst wieder vorbei ist.

Also halten Sie nun gewissermaßen eine Sonderausgabe unserer Vereinszeitschrift, der "CI-Brücke" in Händen. Sie finden auf den nächsten Seiten noch einmal den genauen Programmablauf, eine Kurzbeschreibung der Workshops, Podiumsdiskussionen und anderer Veranstaltungen und schließlich noch eine Liste einiger Bücher, die wir für Sie gelesen haben und Ihnen unbedingt empfehlen wollten.

"Gewürzt" haben wir das Ganze mit einer bunten Ansammlung von Sprichwörtern, Weisheiten und Zitaten bewusst nicht nur unserer Kulturen, sondern aus ganz verschiedenen Ländern und Zeiten dieser Welt, die einen immer wieder ahnen lassen, in welcher Tiefe die wunderbare Vielfalt unseres Planeten letztlich verbunden ist – und wie schön es wäre, diese Verbundenheit in der Vielfalt mehr zu erforschen und zu leben.

Ach ja – neben den "Leitkärtchen" zu den Nachmittagsveranstaltungen müssen wir Ihnen doch noch ein loses Blatt zumuten – die Auswertung. Gerade weil dies das erste Abrahamsfest und damit ein Grundbaustein des Dialoges ist, interessiert uns Ihre Meinung sehr. Wie hat Ihnen das Fest gefallen? Womit waren Sie zufrieden bzw. unzufrieden? Was sollten wir anders oder besser machen? Und überhaupt: sollte es hier oder anderswo überhaupt noch einmal ein Abrahamsfest geben? Ihre Meinung interessiert uns sehr – auf dem Fragebogen und auch im Gespräch miteinander.

Danke, dass Sie da sind. Wir hoffen, Sie haben ein schönes Wochenende bei uns!

Ihre CI – Brücke

 

Programm Abrahamsfest in Filderstadt

 

Samstag, 28. Oktober 2000

14.00 Uhr

Begrüßung durch die beiden CIG-Vorsitzenden Michael Blume und Murat Aslanoğlu. Grußwort von Hossein Fatimi, Islamisch-Christliche Konferenz in Süddeutschland (ICK)

14.30 Uhr

Multimedial visualisierte Vorträge zu Abraham aus jeweiliger Sicht

(je ca. 20 Min.) und musikalische Beiträge (je ca. 10 Min.):

  1. Dr. Reinhold Mayer, u.a. Übersetzer des Talmud
  2. Jüdische Musik – Sefardische Musikgruppe "Aljama", Tübingen
  3. Heinrich Georg Rothe, Islam-Beauftragter des Dekanats
  4. Christlicher Chor – Chorkreis der Johanneskirche Filderstadt-Bernhausen
  5. Michael Muhammad Hanel, 2. Vors. der Islam. Glaubensgem. Österreichs
  6. Muslimische Melodien – Gruppe "Geschwister Temel" aus Pforzheim

Ab

17.00 Uhr

Vorträge, Gesprächsrunden, Workshops, Bücherstände (parallel)

17.00 Uhr

bis ca.

19.00 Uhr

"Der abrahamische Dialog – Zwischenbilanz und Hoffnungen"

Podiumsgespräch mit Klaus Holz, Mitbegründer der CIG Pforzheim, Dr. Wolfgang Rödl, Beauftragter der Diözese Rottenburg-Stuttgart für den interreligiösen Dialog, Dr. Hanna Rheinz, Publizistin aus München, Riad Ghalaini, Vors. des Zentralrates der Muslime in Baden-Württemberg. Moderation: Christoph Bräutigam, Vorstand Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Stuttgart (CJZ)

17.00 Uhr

bis ca.

19.00 Uhr

"Islamische Pädagogik" – Präsentation eines Unterrichtsmodells & Meinungsaustausch mit Rabeya Müller, Leiterin des Instituts für Internationale Didaktik und Pädagogik (IPD), Köln, Sulaika Kaiser und Miyesser Ildem, religionspädagogische Fachkräfte

17.00 Uhr

bis ca.

18.45 Uhr

"Die Türkei – Wiederentdeckte Vielfalt?" Dia-Vortrag über christliche Stätten in der Türkei, anschl. Erfahrungsbericht über den dortigen interreligiösen Dialog von Tilmann Steinert, dann Podium: Ersin Uğursal, Vorsitzender der Deutsch-Türkischen Gesellschaft Stuttgart, Moderation: Sebastian Krockenberger, CIG Region Stuttgart

17.00 Uhr

bis ca.

18.30 Uhr

"Warum essen Juden kein..? Warum dürfen Priester nicht..?, Warum trinken Muslime kein..? Was ich schon immer von der anderen Religion wissen wollte!" Offenes Forum mit den drei Hauptrednern des Tages Dr. Reinhold Mayer, Heinrich Georg Rothe und Michael Muhammad Hanel, Moderation: Mehmet Yeşil, muslimischer Leiter des Arbeitskreises Theologie der CIG Region Stuttgart

17.00 Uhr

bis ca.

18.30 Uhr

"Stiftung Weltethos" – Präsentation einer Vision und anschl. Debatte mit Stephan Schlensog, Stiftung Weltethos, Tübingen, Moderation: Hasan Özdin, Muslimische Studentenvereinigung Tübingen

19.30 Uhr

Gemeinsames Abendessen (vegetarisch)

20.30 Uhr

"35 Jahre Nostra Aetate": Am 28. Oktober 1965 schlug das II. Vatikanische Konzil mit der wegweisenden Erklärung "Nostra Aetate" (lat. "In unserer Zeit") ein neues Kapitel des Dialoges der Religionen auf. Ökumenische Neuverlesung.

20.45 Uhr

Theater-Aufführung (selbst entwickeltes Stück zum Thema Abraham in den drei Religionen)

"Es ist tausendmal besser, ein Licht anzuzünden,

als ewig über die Dunkelheit zu klagen"

aus China

 

 

Sonntag, 29. Oktober 2000

Ab 9.30 Uhr

Gottesdienste in den christlichen Gemeinden Filderstadts, evtl. mit anschließendem Mittagessen

14.00 Uhr

Begrüßung durch Oberbürgermeister Dr. Peter Bümlein, Filderstadt. Grußwort von Arno Fern, Geschäftsführer der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs, Stuttgart.

Ab

14.45 Uhr

Vorträge, Gesprächsrunden, Workshops, Bücherstände (parallel)

14.45 Uhr

bis ca.

16.30 Uhr

"Nationalismus & Fremdenfeindlichkeit – Was tun?"

Emine Demirbüken, Ausländerbeauftragte Berlin-Schöneberg, Ozan Ceyhun, Mitglied des Europäischen Parlaments, bislang Bündnis 90/Die Grünen, Carla Bregenzer, SPD-Landtagsabgeordnete Baden-Württemberg, Kurt Spätling, Geschäftsführer des Kreisjugendringes Esslingen, Moderation: Michael Blume, christlicher Vorsitzender der

CIG Region Stuttgart

15.00 Uhr

bis ca.

16.30 Uhr

"Starke Frauen der Religionen"

Dr. Hanna Rheinz, Publizistin aus München, Ellen Winkler-Obermann und Hayal Ayik, gemeinsame Vorsitzende des Arbeitskreises Frauen der CIG Region Stuttgart, Moderation: Gesine Lumpp, evang. Bildungswerk Denkendorf

15.00 Uhr

bis ca.

16.30 Uhr

"Querschwimmen – Zivilcourage"

Workshop mit Trainings-Rollenspielen von und mit Christoph Bräutigam

15.00 Uhr

bis ca.

16.30 Uhr

"Persönliche Wege mit Gott"

Barbara Traub (jüdisch), Gerrit-Willem Obermann (christlich), Salim Erich Spohr (muslimisch), Moderation: Regine Froese, CIG Köln

16.45 Uhr

Feierlicher Abschlussvortrag von Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel, kath. Fakultät der Universität Tübingen, Stiftung Weltethos

18.00 Uhr

Dank und Verabschiedung der Gäste

 

 

 

 

Wer Frieden sucht,

wird den anderen suchen,

wird Zuhören lernen,

wird das Vergeben üben,

wird das Verdammen aufgeben,

wird vorgefasste Meinungen zurücklassen,

wird das Wagnis eingehen,

wird an die Änderung des Menschen glauben,

wird Hoffnung wecken,

wird dem anderen entgegengehen,

wird zu seiner eigenen Schuld stehen,

wird geduldig dranbleiben,

wird selber vom Frieden Gottes leben –

Suchen wir den Frieden?

Shalom Ben Chorin, jüdischer Gelehrter (1913 – 2000)

 

 

 

Die Vorträge zu Abraham...

eröffnen das Thema unseres Festes. Mit Abraham und sein Sohn Isaak sind die großen Patriarchen der Juden und dann im geistigen Sinne auch der Christen – auf Abraham berufen sich aber über Ismael auch die Muslime. Von ihm wird auch im ersten Buch der Bibel (Genesis) ausführlich berichtet

Ist schon die biblische Geschichte Abrahams sehr umfassend und nicht leicht und glatt zu lesen oder gar zu erschließen, so gibt es außerhalb der Bibel auch noch eine Menge an jüdischem und islamischem Wissensgut sowie einige wichtige Qur’an-Verse hierzu. Die gemeinsame theologische Arbeit an und der Dialog zu diesen Texten hat erst begonnen – und wir wollen für heute einfach einmal wahrnehmen, wie Juden, Christen und Muslime jeweils Abraham sehen.

Um über das Gehörte nachzusinnen und die jeweilige Kultur auch sinnlich zu erfahren, erklingt nach jedem Vortrag Musik aus dem jeweiligen Kulturkreis.

Abraham aus Sicht des Judentums: Dr. Reinhold Mayer

...hat mehrere Bücher rund um das Verhältnis von Juden- und Christentum verfasst und eine wegweisende Übersetzung des jüdischen Talmud ins Deutsche herausgegeben. Dr. Mayer gehört zu den bekanntesten christlichen Gelehrten zum Judentum und wird hierbei von Juden und Christen gleichermaßen geschätzt. Es war die jüdische Gemeinde selbst, die uns - angesichts der Tatsache, dass der Samstag im Judentum den Sabbat als Tag der Ruhe und des Gebetes heiligt, für diesen samstäglichen Vortrag Herrn Dr. Mayer empfahl: "Da werden Sie Abraham aus jüdischer Sicht wunderbar geschildert bekommen".

 

 

 

Jüdische Musik:

Die Musikgruppe "Aljama" aus Tübingen widmet sich der Pflege der sefardischen Musik, hebräischen, chassidischen und jiddischen Folklore, die auch in Deutschland dankenswerterweise eine zweite, noch sehr zarte Blüte zu erleben beginnt. Der Leiter der Gruppe, Chaim Kapuja, steht Ihnen für Anfragen gerne zur Verfügung und ist –falls Sie ihn persönlich verpassen sollten- auch über die e-Mail der CIG kontaktierbar.

 

Abraham aus Sicht des Christentums: Pfarrer Heinrich Georg Rothe

...war u.a. Beauftragter der evangelischen Landeskirche im Rheinland für den Dialog mit dem Islam. Er wirkte auch an den Vorbereitungen zum neuen Handbuch "Zusammenleben mit Muslimen in Deutschland" mit, welches die evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in diesen Tagen endlich veröffentlicht hat. Außenstehende mögen es Glück nennen, wir nennen es eine Fügung, dass Pfarrer Rothe gemeinsam mit seiner Frau (sie ist Expertin für die Ostkirchen) just eine Pfarrgemeinde in Esslingen übernahmen, als sich unsere CIG gründete. So leitet Pfarrer Rothe auch unseren CIG-Arbeitskreis Theologie mit. Gelegentlich gelingt es uns, seiner Frau und ihm Rat und einige der spannenden Geschichten ihrer gemeinsamen Zeit im Nahen Osten zu entlocken. Auch das evangelische Dekanat Esslingen hat das gegebene Potential schnell erkannt und Pfarrer Rothe zum Islambeauftragten ernannt.

Christliche Musik:

Zum christlichen Gottesdienst gehört unbedingt der Gesang zum Lobpreis und Dank unserem Schöpfer gegenüber, weswegen nicht nur ausgebildete "Profis", sondern jedes christliche Gemeindeglied sich in der Sangeskunst betätigt. Und so hat sich auch der Chorkreis unserer benachbarten Johannesgemeinde spontan bereit gefunden, uns "lebendig und echt" christliche Musik vorzutragen, wie sie in den Gemeinden täglich gepflegt wird.

 

Abraham aus Sicht des Islam: Michael Muhammad Hanel

...im Gegensatz zu Deutschland ist in Österreich auch die islamische Religion offiziell längst anerkannt, inklusive eigener Hochschul-Fakultät, Religionsunterricht, Friedhöfe, usw. Michael Muhammad Hanel ist 2. Vorsitzender dieser Glaubensgemeinschaft. Wir haben ihn bereits im Mai diesen Jahres zum jüdisch-christlich-islamischen Gespräch der CIG zur Europawoche im Stuttgarter Rathaus als ebenso kundigen wie gewinnenden Redner erleben dürfen. Schon damals reichte er uns bereitwillig die Hand um in der Region Stuttgart zu sprechen. Wer behauptet, dass europäische Kultur, echte Toleranz und Islam einander ausschließen würden, hat noch keinen Vortrag von Michael Muhammad Hanel gehört – nein, besser: erlebt!

Islamische Musik:

Die kleine Gruppe "Geschwister Temel" aus Pforzheim eröffnet immer wieder die schöne, hierzulande leider fast noch unbekannte musische Seite der islamischen Kultur und Religion. Über die CIG Pforzheim ist sie anzusprechen und für den Vortrag ihrer wundervollen Melodien zu gewinnen.

 

 

 

 

"Einem jeden von euch haben wir eine klare Richtlinien und einen deutlichen Weg bestimmt. Und wenn Gott gewollt hätte, hätte er euch alle zu einer einzigen Gemeinde gemacht,

doch Er wollte Euch durch das, was Er euch gegeben hat, auf die Probe stellen.

Wetteifert darum in guten Werken.

Zu Gott werdet ihr alle zurückkehren;

dann wird er Euch aufklären über das, worüber ihr uneinig wart."

Qur’an, Sure 5, Vers 49

 

 

 

Veranstaltungen, Vorträge, Gesprächsrunden, Workshops (parallel)

Der Dialog an sich ist ein riesiges Themengebiet. Ob es um Fragen der Lehren und Gebote, um Fragen der Kunst oder Kultur oder schließlich auch um Fragen der Gesellschaft und Politik geht – der Diskussionsbedarf ist so enorm und die Menschen so vielfältig, dass wir uns entschieden haben, an jedem Nachmittag eine Auswahl an Themen anzubieten. Auch, um die intensivere Diskussion in kleineren Gruppen zu ermöglichen. Natürlich hat diese Auswahl auch einen Nachteil: andere Themen, die vielleicht auch interessant wären, bekommt man an diesem Wochenende nicht mit. Aber dieser Nachteil lässt sich mit großer Leichtigkeit ausgleichen – wenn Sie am Dialog dran bleiben und auch in Zukunft Veranstaltungen besuchen oder sogar anregen, die Sie interessieren!

Die Leitkarten bekommen Sie - natürlich kostenlos - unten am Eingang bei der Kasse und sie erfüllen einen doppelten Zweck: Zum einen finden Sie auf ihnen die Wegbeschreibung zu Ihrer jeweiligen Veranstaltung. Zum anderen dienen sie aber auch als "Deckel" für jene Veranstaltungen, die für bestimmte Gruppengrößen konzipiert sind. Zu diesen gibt es eben nur eine bestimmte Zahl an Karten, damit niemand einen Weg auf sich nehmen muss, um dann zu erfahren, dass die Veranstaltung bereits voll sei...

 

 

 

"Richtet niemanden, dann wird Gott euch auch nicht richten.

Verurteilt niemanden, dann wird Gott euch auch nicht verurteilen.

Verzeiht, dann wird Gott euch verzeihen.

Schenkt, dann wird Gott euch schenken;

ja, er beschenkt euch so überreich, dass Ihr gar nicht alles fassen könnt.

Darum gebraucht anderen gegenüber ein reichliches Maß;

Gott wird bei euch dasselbe Maß verwenden."

Jesus, Evangelium, Lukas 6,7

 

 

 

 

 

 

Veranstaltungs-Auswahl für Samstag, 28.10. (17.00 Uhr)

 

Der abrahamische Dialog - Zwischenbilanz und Hoffnung

Podiumsgespräch

mit Klaus Holz, Dr. Wolfgang Rödl, Riad Ghalaini, Dr. Hanna Rheinz

Moderation: Christoph Bräutigam

Vom "abrahamischen Dialog" spricht man beim Gespräch der drei Weltreligionen, die sich auf Abraham berufen, also Judentum, Christentum und Islam. Wie steht es um diesen Dialog? Was tut sich, und wie erfolgreich? Welche Erfahrungen wurden und werden –etwa im täglichen Leben- gemacht? Was kann der einzelne Jude, Christ oder Muslim im Dialog tun und bewegen?

Klaus Holz ist Schulrektor und langjähriger Vorsitzender der CIG Pforzheim, die sich dort nach einem erbitterten, aber am Ende doch erfolgreichen Streit um den Bau einer Moschee entzündete, sowie christlicher Sprecher der Islamisch-Christlichen Konferenz in Süddeutschland (ICK).

Dr. Wolfgang Rödl ist Beauftragter der (katholischen) Diözese Rottenburg-Stuttgart für den interreligiösen Dialog und hat in dieser Funktion bereits einiges auf den Weg gebracht, besonders im christlich-islamischen Bereich. Vor allem aber versteht er sich als Ratgeber und Unterstützer entsprechenden Engagements und ist in den Kirchen gern gesehener Redner zum Thema.

Riad Ghalaini ist Vorsitzender des Zentralrates der Muslime aber auch Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Islamische Begegnung und Zusammenarbeit (CIBZ) in Stuttgart. Er war schon von islamischer Seite beim evangelischen Kirchentag im Dialog dabei. Wir freuen uns auf seinen Bericht über seine langjährige Arbeit im Dialog.

Dr. Hanna Rheinz ist Kulturwissenschaftlerin und promovierte Diplom-Psychologin. Die frühere Leiterin des jüdischen Kulturmuseums in Augsburg ist heute Publizistin und Buchautorin und schrieb u.a. über "Die jüdische Frau – Auf der Suche nach einer modernen Identität." Wir sind glücklich und dankbar, dass sie zum "abrahamischen Dialog" und am Sonntag auch zu "Starke Frauen der Religionen" zu uns sprechen wird. Das erwähnte Buch liegt am CJZ-Stand zur Ansicht aus.

Christoph Bräutigam ist seit vielen Jahren Mitglied des Vorstandes der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Stuttgart. Er setzt sich aktiv für ein besseres Verständnis von Christen und Juden in Deutschland ein und hat den Kampf gegen dumpfe Fremdenfeindlichkeit, Vorurteile und Weltverschwörungstheorien nie aufgegeben. Wir sind dankbar, dass er auch in der CIG aktiv den Brückenschlag zwischen dem christlich-jüdischen und dem christlich-islamischen Dialog voranbringt.

Ort: im Großen Saal – keine Leitkarten

 

"Das Kind deines Nachbarn ist dein eigenes."

aus Malawi / Afrika

 

 

Islamische Pädagogik

Präsentation & Fragerunden

Das Bild von islamischer Pädagogik in Deutschland in der Öffentlichkeit ist wenig schmeichelhaft: Kinder, die in Hinterhöfen stumpfsinnig Worte und Silben auswendig lernen, deren Sinn sie nicht verstehen oder die geduckt donnernde Predigten von Verboten und Strafe über sich ergehen lassen. Dies liegt sicher auch daran, weil bisher das grundgesetzliche Recht auch der Muslime auf eigenen Religionsunterricht in deutscher Sprache und mit eigenen Lehrplänen an den Schulen noch immer nicht verwirklicht wurde.

Das Institut für Internationale Pädagogik und Didaktik in Köln (IPD) entwickelt seine Konzepte und Ansätze für Unterricht und Lehrerausbildung auf heutigem pädagogischem Standard bewusst aus den Wurzeln der islamischen Lehre und präsentiert Ihnen diese "interaktiv" anhand von Beispielen und Aufzeichnungen mit der anschließenden Möglichkeit zur offenen Fragerunde.

Dass sich das IPD dabei nicht auf islamisch-religiöse Inhalte beschränkt, sondern bewusst den Kindern auch einen Zugang zu den Welten des Juden- und Christentums vermittelt, sollte nicht wundern:

So ist die Leiterein des IPD, Rabeya Müller, langjährige geschätzte Teilnehmerin der jüdisch-christlich-islamischen Konferenz in Bendorf (JCM), die seit nunmehr 26 Jahren stattfindet. Sie bringt einen reichen Erfahrungs- und Wissensschatz aus den Bereichen Pädagogik, Islamwissenschaften, Ethnologie und Soziologie mit. Bei der Präsentation wird sie unterstützt von Sulaika Kaiser und Miyesser Ildem, zwei vom IPD ausgebildete religionspädagogische Fachkräfte.

Im Anschluss haben Sie Gelegenheit, Fragen an Frau Müller zu stellen.

Ort: per Leitkarte

Sind sie denn nicht im Lande umher gereist,

und haben sie nicht Herzen, um zu begreifen,

oder Ohren, um zu hören?

Qur`an, 22:46

 

 

Die Türkei – Wiederentdeckte Vielfalt

Vorträge von Geomedia Tours und Tilmann Steinert

Fragerunde mit Ersin Uğursal, Deutsch-Türkische Gesellschaft

Moderation: Sebastian Krockenberger

Zu keinem anderen, islamisch geprägten Land unterhält Deutschland so enge Kontakte wie zur Türkei, eines der beliebtesten Reiseziele der Deutschen. Aber nur langsam spricht sich herum, dass die Türkei noch mehr zu bieten hat als weite Strände, große Städte und leckeres Essen: die Türkei hat als "kontinentale Brücke" einen unglaublichen Reichtum an Religionen und Kulturen erlebt und man muss sich nur die Adressaten der biblischen Paulusbriefe oder die "Tagungsorte" der ersten, christlichen Konzilien anschauen, um zu erkennen, dass auch Juden- und Christentum starke Wurzeln in "Kleinasien" haben.

Diese Vielfalt wird in der Türkei gerade wiederentdeckt, hat es sogar schon zum offiziellen Werbe-Slogan gebracht – und es wäre zu wünschen, dass sich viele Menschen an dieser Wiederentdeckung beteiligen!

Das Reisebüro Geomedia Tours wird uns einen Dia-Vortrag über christliche und religiöse Stätten der Türkei schenken. Das Reisebüro ist im Internet unter www.geomedia-tours.de zu finden. Sie können sich aber natürlich auch gerne an den Geschäftsführer Herrn Gerhard Ocken wenden, der beim Fest anwesend sein wird oder unter Telefon 05432/ 9 22 55 zu erreichen ist.

Tilmann Steinert ist evangelischer Pfarrer im Ruhestand – und nutzt seine freie Zeit im interreligiösen Dialog. Schon seit vielen Jahren pflegt er interreligiöse Kontakte und reist in die Türkei und den Iran. In Deutschland wirkt er aktiv in der CIG im Frankenland mit. Begeistert von einem "Abrahamsfest" in der Türkei wird er uns berichten, wie auch der Dialog dort sich zu entwickeln und Früchte des Friedens zu bringen beginnt.

Ersin Uğursal ist Geschäftsführer der Deutsch-Türkischen Gesellschaft und als solcher ein beständiger Brückenbauer zwischen beiden Ländern. Ob er Diskussionen leitet oder gleich ganze Reisegruppen durch die Türkei führt – seinen Gesprächspartnern fällt immer auf, dass sie es hier mit einem offenen und glaubwürdigen Gesprächspartner zu tun haben. "Konstruktive Kritik gehört zu jedem guten Gespräch – und meine Aufgabe ist es, den Kontakt so zustande zu bringen, dass jeder vom anderen lernen kann und sich am Ende keiner verletzt fühlen muss.". Er wird uns von den "Pflänzchen der Vielfalt" (und seien es Renovierungen oder gar Neubauten von Kirchen) berichten, die an vielen Orten sich zu entwickeln beginnen.

 

 

Sebastian Krockenberger engagiert sich seit vielen Jahren in der Jungen Union, zuletzt als stellvertretender Kreisvorsitzender in Stuttgart. Und gerade in der Politik ist er auf die Bedeutung von Werten gestoßen, denn "ohne Werte bleibt politisches Handeln sinn- und ergebnislos". Der interreligiöse Dialog hat den Studenten der Internationalen Volkswirtschaft daher fasziniert und er engagiert sich seitdem auch kräftig in der CIG.

Ort: per Leitkarte

 

 

"Mit dem du dich tausend Mal geprügelt

und zehntausend Mal gestritten hast,

setze dich am letzten Tag des Jahres

einträchtig zum Essen nieder."

aus China

 

 

 

 

Warum essen Juden kein..? Warum dürfen Priester nicht..?, Warum trinken Muslime kein..? – Was ich schon immer von der anderen Religion wissen wollte!

Offenes Forum mit den drei Hauptrednern des Tages Dr. Reinhold Mayer, Heinrich Georg Rothe und Michael Muhammad Hanel

Moderation: Mehmet Yeşil, Arbeitskreis Theologie der CIG Region Stuttgart

Wahrscheinlich hat jeder von uns einige Fragen zu den beiden anderen Religionen schon lange im Hinterkopf – nur Gelegenheit und Ansprechpartner finden sich selten, um diese Fragen auch mal stellen zu können! Nun, heute sind Sie ja beim Abrahamsfest und die drei Referenten zum Thema Abraham (siehe oben) stehen Ihnen sachkundig zur Verfügung!

Ort: kleines Forum, gegenüber der Kaffeetheke - keine Leitkarten

 

Übrigens:

Der genannte AK (Arbeitskreis) Theologie der CIG Region Stuttgart trifft sich etwa alle sechs Wochen meistens im Landkreis Esslingen zu Dialog und zum vertiefenden Gespräch über ganz verschiedene Themen wie Heilige Schriften, religiöse Gebote oder Feste. Wie alle Aktivitäten und Veranstaltungen der CIG ist auch der AK Theologie uneingeschränkt öffentlich, sprechen Sie doch einfach Herrn Pfarrer Rothe oder Herrn Yeşil darauf an.

 

 

 

Stiftung Weltethos

Präsentation einer Vision mit anschl. Debatte

Moderation: Hasan Özdin

Wenn Sie sich gefragt haben, wer den Satz: "Ohne Frieden zwischen den Religionen gibt es keinen Frieden zwischen den Völkern." geprägt hat, sind Sie bei dieser Präsentation und Debatte richtig. Hans Küng heißt der berühmte Theologe, der das "Projekt Weltethos" ins Leben gerufen hat, aus dem dann auch die Stiftung wurde, deren leitender Mitarbeiter Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel und Dipl.-Theologe Stephan Schlensog wir beim Abrahamsfest begrüßen dürfen.

Was ist das "Weltethos"?

Es ist die Idee, dass alle bedeutenden Religionen und Kulturen dieser Welt offenbar in ihrer Tiefe über einen Fundus gemeinsamer Werte verfügen, den zu erforschen und umzusetzen sich gemeinsam lohne. Also: nicht eine "Überreligion" ist angepeilt und auch keine "Verflachung" der Religionen auf ihren kleinsten, gemeinsamen Nenner – sondern vielmehr die Überzeugung, dass Menschen, gerade dann, wenn sie sich auf edle Werte berufen, eine gemeinsame Verantwortung haben, diese Werte auch umzusetzen!

Die Idee des "Weltethos" hat weltweit beachtliche Reaktionen und längst eine unglaubliche Dynamik entwickelt. Dass die Stiftung selbst in Tübingen ihren Sitz hat, kann man Glück nennen – oder eben Fügung. Herzlich willkommen zur Präsentation und Debatte eines der interessantesten Zukunftsprojekte unserer Zeit!

Dipl.-Theol. Stephan Schlensog heißt der engagierte Geschäftsführer der Stiftung Weltethos, Tübingen. Wer ihn erlebt, weiß, das Ideen begeistern können: ob auf Weltreise mit Hans Küng zu den Dreharbeiten der "Spurensuche", bei Vorträgen, Debatten oder Ausstellungen rund ums "Weltethos" – Stephan Schlensog ist dabei!

Hasan Özdin studiert Zahnmedizin an der Uni Tübingen, ist glücklich verheiratet, engagiert in der Muslimischen Studentenvereinigung (MSV) und seit neuem auch in der CIG Region Stuttgart. Die MSV bietet seit Jahren unter großem Einsatz "Islamwochen" an den Unis auf, allerdings oft mit mehr Resonanz nach innen als nach außen. Trotzdem gibt Hasan Özdin die Suche nach christlichen und jüdischen Dialogpartnern auch an der Uni Tübingen nicht auf...

Ort: per Leitkarte

"Alle streben danach zu ergreifen,

was sie nicht wissen,

keiner strebt danach zu ergreifen,

was er schon weiß."

Tschuangtse, China

 

 

 

Veranstaltungs-Auswahl für Sonntag, 29.10. (14.45 Uhr)

 

 

Nationalismus & Fremdenfeindlichkeit – Was tun?

"Ich habe nichts gegen..., aber..." – wie oft haben Sie dieses Satzmuster schon gehört oder erduldet? In einer Zeit, in der global Völker, Kulturen und Religionen aufeinandertreffen, in der schnelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen viele verunsichern, haben die Prediger der Fremdenfeindlichkeit und des Nationalismus in Deutschland, Europa und auch weltweit wieder willige Gefolgschaft. Was tut die Politik dagegen? Was können wir dagegen tun?

Freuen wir uns auf die Debatte mit...

Emine Demirbüken, Ausländerbeauftragte in Berlin-Schöneberg, CDU-Mitglied

Ozan Ceyhun, Europaabgeordneter, bis vor kurzem bei Bündnis 90/Die Grünen

Carla Bregenzer, SPD-Landtagsabgeordnete Baden-Württemberg aus Kirchheim/Teck

Kurt Spätling, Geschäftsführer des Kreisjugendringes Esslingen

Ort: Großer Saal – daher keine Leitkarten

 

"Er hatte den Auftrag, mich zu verhaften...

Ich nahm ein Lendentuch mit, zwei Decken und fünf Bücher:

die Bhagavad Gita, das Liederbuch des Ashrams, das Ramayana,

Rodwells Qur’an-Übersetzung und eine Ausgabe der Bergpredigt."

Mahatma Gandhi

hinduistischer Friedens- und Freiheitskämpfer

 

 

 

 

Gedanken der CIG zur Fremdenfeindlichkeit

Als Christlich-Islamische Gesellschaft (CIG) – Region Stuttgart e.V. sind wir beständig beteiligt an den Diskussionen und leider auch eigenen Erfahrungen von Fremdenfeindlichkeit in Deutschland und wirken aktiv mit bei der Suche Ursachen, Hintergründen und Gegenstrategien.

Dabei fällt uns oft die Unschärfe auf, mit der das Thema diskutiert wird: so werden, wenn von Anfeindungen oder sogar Gewalt gegen Juden oder Muslime gesprochen wird, immer wieder die Begriffe "Ausländerfeindlichkeit" oder "Rassismus" verwendet.

Aber genau das ist nicht richtig: Juden und Muslime sind wie Christen auch jeweils Anhänger globaler Religionen und finden sich aus Glaubenden ganz verschiedener Völker, Hautfarben und Kulturen zusammen. Von jüdischen oder muslimischen "Rassen" zu sprechen, ist demzufolge dumpf und absurd.

Auch bitten wir endlich wahrzunehmen, dass ein großer Teil der hier lebenden Muslime und Juden längst deutsche Staatsbürger und damit auch rechtlich Teil dieser Gesellschaft sind: sie immer wieder zu Opfern von "Ausländerfeindlichkeit" zu erklären, gäbe gerade jenen Recht, die einen Juden oder Moslem niemals wirklich als gleichberechtigten "Einheimischen" und deutschen Bürger akzeptieren wollen.

Nein, die Angst und der Hass, die wir erleben und denen wir uns entgegenstellen hat mit der "Fremdheit" zu tun, die eben neben dem Äußeren vor allem über Religion und Kultur wahrgenommen werden! Es ist die Angst vor "fremden" (= aus eigener Sicht letztlich unbekannten) Religionen und Kulturen, die ein Klima schafft, in dem Wirrköpfe Theorien von wahlweise (und austauschbar!) jüdischen, christlichen oder islamischen "Weltverschwörungen", von "Unterwanderung" und "Überfremdung" verbreiten können und so überall auf der Welt Angst und Feindschaft zwischen den Menschen säen.

Aus unserer Sicht gilt es daher gerade in Deutschland drei Punkte umzusetzen:

  1. Fremdenfeindlichkeit ist zu einem sehr großen Teil ein interkulturelles und interreligiöses Problem. Damit ist dann aber auch eine besondere Verantwortung der Religionsgemeinschaften vor sich selbst gegeben! In allen Weltreligionen finden sich leider immer noch auch Predigten, Bücher, Theorien und Medien des Hasses, der Angst und der Intoleranz. In Deutschland machen uns hierbei einige Organisationen des evangelikalen Spektrums ebenso Sorgen wie vereinzelte radikale Splittergruppen auf islamischer Seite, die das gegenseitige Schüren von Ängsten und Vorurteilen zum Programm erhoben haben. Wir erleben dabei, wie sich diese Radikalen dabei in geradezu unheimlicher Weise gegenseitig Stichworte und Anlässe liefern und so "gemeinsam" ein Klima der Fremdenfeindlichkeit, Angst und Intoleranz begünstigen, aus dem heraus dann manche sogar gewalttätige Aktionen gegen "die Juden", "die Christen" oder "die Muslime" rechtfertigen!
  2.  

     

     

    Wir fordern die Religionsgemeinschaften und alle Menschen guten Willens daher auf, gerade auch jeweils in den eigenen Gemeinschaften Strömungen endlich mit Zivilcourage entgegenzutreten, die immer noch die unsäglichen Feindbilder vom "verworfenen" Juden, vom "götzendienerischen" Christen oder vom "satanischen" Moslem fördern und verbreiten! Hier ist allseitig mehr Glaub-Würdigkeit gefordert!

  3. Wer ängstlich oder sogar feindselig auf andere Religionen und Kulturen reagiert, zeigt damit eben auch die Schwäche der eigenen Identität. Auch hier sind Religionsgemeinschaften, Gesellschaft und Politik gefordert, tätig zu werden!
  4. So ist die wachsende Vielfalt der deutschen Gesellschaft dann keine Bedrohung mehr, wenn wir erkennen, dass in der Geschichte gerade jene Religionen, Kulturen und Gesellschaften am nachhaltigsten gediehen, die sich eben nicht auf das "Schmoren im eigenen Saft" beschränkten, sondern die Begegnung und den Austausch mit anderen suchten und pflegten. Auch die eigene, religiöse Identität muss durch die Begegnung mit Andersgläubigen nicht beeinträchtigt werden, sie kann vielmehr gerade im Dialog eine Vertiefung und positive Bestärkung erfahren. Wo sich die Religionen "an ihren Früchten" untereinander messen lassen und in ein zeugnishaftes "Wetteifern im Guten" eintreten, können sie dem inneren und äußeren Frieden der Menschheit große und echte Dienste erweisen.

    Damit die "Gesellschaft der Vielfalt" als Chance auch erlebt werden kann, müssen daher die interkulturelle und interreligiöse Information, Begegnung und der Dialog stärker betrieben und gefördert werden, als dies bisher der Fall war!

  5. Es ist zutiefst unfair, die in Deutschland lebenden Menschen anderen Glaubens permanent für Vorgänge verantwortlich gemacht werden, die sie selbst nicht zu verantworten haben. Die Juden, Christen und Muslime Deutschlands können für friedliche und gerechte Lösungen der zahlreichen Konflikte dieser Erde, gegen die vielerorts offen gezeigte Missachtung selbst elementarer Menschenrechte und den Missbrauch der Religion für Hass und Gewalt letztlich vor allem das eine beitragen: durch ein gelingendes Zusammenleben hier und durch den aktiven, interreligiösen Dialog versuchen ein Beispiel zu geben und Impulse und Hoffnungen des Friedens wirksam werden zu lassen und zu stärken. Die Lehren unserer langen Geschichte, der relative Wohlstand, aber auch die innere, demokratische Freiheit und die Situation unseres Landes im Herzen der europäischen Entwicklung bieten uns allen eine historisch beispiellose Chance und damit auch eine besondere Verantwortung, zu einer Welt des Friedens und der Entwicklung beizutragen. Wer heute sagt, man könne "ja eh nichts ändern" benutzt unseres Erachtens nach eine abgegriffene Ausrede.

Wir rufen daher alle Menschen guten Willens auf, das Ihre zu tun, damit Fremdenfeindlichkeit in unserem Land und auf unserer Welt keine Zukunft mehr hat, damit das Fremde nicht mehr fremd sei und sich der Menschheitstraum vom lebendigen Frieden konkret und vor Ort Stück für Stück verwirkliche.

 

 

Starke Frauen der Religionen

 

Vorträge und Aussprache

Eine gewisse Gefahr des "abrahamischen Dialoges" könnte darin bestehen, dass die Wahrnehmung von Religion und ihre Entfaltung irgendwie auf die Tätigkeit "männlicher Theologie" reduziert wird. Dem ist aber nicht so! Keine Weltreligion oder -kultur, die ohne die Beiträge ihrer Frauen bestehen könnte, sei es in Lehre, Erziehung, Arbeit, Kunst, Auslegung, Predigt oder auch Leitung.

Deborah im Judentum, Maria im Christentum, Hatice im Islam – es gibt keinen Mangel "starker" Frauen selbst in den Frühzeiten der Religionen, bis heute. Die Referentinnen stellen je eine Frau des 20. Jahrhunderts aus ihrer Religion bzw. die generelle Situation von Frauen in ihrer Kultur vor. Diese miteinander kennenzulernen, einander zu fragen, zu diskutieren und zu ermutigen ist das Ziel dieser wichtigen Veranstaltung.

Dr. Hanna Rheinz haben wir schon am Vortag beim "abrahamischen Dialog" kennen lernen dürfen. Wir hoffen, auch mehr aus ihrem Buch "Die jüdische Frau – Auf der Suche nach einer modernen Identität." zu erfahren.

Ellen Winkler-Obermann ist evangelische Kirchensynodale in Württemberg, FDP-Stadträtin in Filderstadt und leitet - gemeinsam mit Hayal Ayık - den AK Frauen der CIG Region Stuttgart. Sie ist verheiratet mit Pfarrer G.-W. Obermann, dem wir an anderer Stelle im Abrahamsfest begegnen werden.

Hayal Ayık leitet gemeinsam mit Ellen Winkler-Obermann den AK Frauen der CIG – vor allem aber ist sie verantwortlich für die Muslimische Frauengemeinschaft (MFG) in Filderstadt, die in diesem Jahr auch in den städtischen Frauenbeirat aufgenommen wurde. Ihr ehrenamtlicher, starker Einsatz für "ihre Mädchen" und den interreligiösen Dialog genießt hohe Wertschätzung inner- wie außerhalb der CIG.

Moderation: Gesine Lumpp, evangelisches Bildungswerk Denkendorf & AK Frauen der CIG Region Stuttgart

Ort: per Leitkarte

Übrigens...

der AK Frauen unserer CIG trifft sich etwa einmal monatlich in Denkendorf zum lockeren und interessanten Austausch unter Frauen verschiedener Herkunft und Religion. Manch gute Freundschaft ist aus diesen Begegnungen bereits erwachsen und wenn Sie Lust haben, auch einmal dazuzukommen, sprechen Sie die Damen von unserem AK Frauen einfach an!

 

 

"Der Geschmähte ist immer anwesend."

aus Uganda / Afrika

 

 

 

Querschwimmen – Zivilcourage

mit Christoph Bräutigam, Kommunikationsberater

und Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Stuttgart

Kaum ein Wort wird in der momentanen Diskussion so gerne verwendet wie "Zivilcourage". Alle fordern es ein, die meisten meinen es zu haben und irgendwie scheint es doch immer zu fehlen. Zu diesem interessanten und spannenden Thema bietet Christoph Bräutigam, u.a. Moderator des Abrahams-Podiums am Vortag, einen zweiteiligen Workshop.

Im ersten Teil wird es um Umgang und Wahrnehmung von Sprache gehen. Im zweiten Teil geht es um die Entwicklung von Lösungsvorschlägen in Erfahrungsberichten und Rollenspielen.

Da die Teilnehmerzahl hier eng begrenzt ist, bitten wir Sie, sich frühzeitig die Leitkarten zu diesem Workshop zu sichern.

Ort: das nahegelegene Jugendzentrum – Wegbeschreibung auf der Leitkarte

 

Übrigens...

Christoph Bräutigam bietet diese und andere Workshops rund um Kommunikation und Verhalten auch beruflich an. Sprechen Sie ihn bei Interesse doch einfach an oder mailen Sie ihm unter cebigam@aol.com Ihre Anfrage.

 

 

 

"Bei sich beginnen,

aber nicht bei sich enden,

von sich ausgehen,

aber nicht auf sich abzielen,

sich erfassen,

aber nicht sich allein mit sich befassen."

Martin Buber, Der Weg des Menschen

 

 

 

 

 

"Selbst Menschen mit großen Vorzügen lernen ihr eigenes Wesen

erst in der Begegnung mit anderen kennen,

wie ja auch die Augen sich selbst

nur im Spiegel wahrnehmen können."

aus Indien

 

 

Der Dialog an den Unis – Die verkannte Chance?

 

Offene Diskussion - muss leider ausfallen!

Universitäten - der gemeinsame Ort, an dem junge Menschen auch ganz verschiedener Herkunft und Religion einander begegnen und sich gemeinsam darauf vorbereiten, Verantwortung für ihr Leben und die Gesellschaft zu übernehmen... STOP!

Dass dieses idyllische Bild leider ziemlich weit von der Realität entfernt ist, haben wir bei den Vorbereitungen zu dieser Veranstaltung spüren können. Überall bekamen wir "So ein Dialog ist ja schon etwas schönes – aber bei uns gibt es das leider nicht!" zu hören, es war allen Ernstes uns nicht möglich, irgendwo Leute aufzutreiben, die Dialog an den Unis führen. Ausnahme: Die Muslimische Studentenvereinigung (MSV), die insbesondere in Tübingen und Hohenheim sich hoch aktiv zeigt.

Also – was ist los an unseren Unis? Wird nicht gewollt, nicht gekonnt – oder fehlt schlicht die Initialzündung? Fragen, die wir bei "Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit – Was tun!?" auf jeden Fall stellen wollen!

 

 

 

 

"Ismael, mein Bruder, wie lange sollen wir einander bekämpfen?

Mein Bruder aus vergangenen Zeiten,

mein Bruder – Hagars Sohn, mein Bruder, der Wanderer.

Ein Engel war uns beiden gesandt,

ein Engel wachte über unserem Heranwachsen –

da ist die Wüste, toddrohend durch Durst,

da ich, ein Opfer auf dem Altar, Sarahs Erster.

Ismael, mein Bruder, hör mein Bitten: es war ein Engel, der dich an mich band...

Die Zeit wird knapp, leg den Hass schlafen,

Schulter an Schulter, lass uns unsere Schafe tränken."

Shalom Joseph Shapira, jüdischer Schriftsteller,

aufgenommen in das offizielle Gebetbuch der Reformsynagogen Großbritanniens

 

 

 

"Ich wende mich nunmehr demjenigen zu,

der Himmel und Erde geschaffen hat.

Ich verhalte mich so als Hanif (Gottsucher)."

Abraham nach dem Qur’an, Sure 6, Vers 79

 

 

Persönliche Wege mit Gott

Begegnung mit Barbara Traub, Gerrit-Willem Obermann, Salim Erich Spohr

Moderation: Regine Froese

Es gibt ihn nicht, "den" Juden, "den" Christen oder "den" Muslim – sondern es gibt eine unermessliche Vielzahl faszinierender Menschen, von Persönlichkeiten, die jeweils ihre eigene Geschichte von und mit Gott durchleben, ihre jeweilige Glaubens- und Lebensweise finden, verändern, entwickeln.

Lassen Sie sich auf das Erlebnis ein, je einem dieser Lebenswege zu folgen, Fragen zu stellen und kennen zu lernen, was anderen Menschen ihr jeweiliger Glaube bedeutet. Nehmen Sie teil an der vielleicht schönsten Seite des Dialoges – dem Gespräch von Mensch zu Mensch.

Mag. Barbara Traub stammt aus Wien und studierte dort auch einerseits Sozialarbeit mit Ausbildung zur Psychotherapeutin, daneben (!) erwarb sie das Diplom der Romanistik und Germanistik. Sie arbeitete im verhaltenstherapeutischen Wohnheim der Stadt Wien und dort auch an mehreren Forschungsprojekten an der Schnittstelle von sinnlicher Wahrnehmung und deren Umsetzung im visuellen und sprachlich-literarischen Bereich. Mit ihrem Mann, der auf den Lehrstuhl für Kunst und Medien berufen wurde, kam sie 1991 nach Stuttgart und wirkt seit 1994 in der Repräsentanz (Vorstand) der jüdischen Religionsgemeinschaft als Vorsitzende der Schulkommission mit.

Gerrit-Willem Obermann hat ursprünglich eine Ausbildung zum Informatiker absolviert, nahezu alles andere als Gott im Kopf gehabt, buchstäblich auf nahezu jedem Kontinent dieser Erde eine zeitlang gelebt und schließlich zu seiner Berufung als Gemeindepfarrer der Petruskirche in Bernhausen gefunden. Er ist ein beliebter Prediger und Bezirksjugendpfarrer, der dafür sorgt, dass es rund um Petrus eigentlich nie langweilig wird in Filderstadt...

Salim Erich Spohr, geboren als gut rheinländischer Katholik, dann Studium der Philosophie in Köln, Tübingen und Bonn, später mit Lehrauftrag. Nach Auslandsreisen und Studien u.a. zu Taoismus und islamischer Mystik Umzug in den Schwarzwald und dann... – hören und sehen Sie selbst!

Regine Froese ist evangelische Pfarrerin z.A., arbeitet und wirkt momentan an der Uni Tübingen – und zeichnet sich vor allem durch ihr langjähriges, von spürbarer Freude geprägtes Engagement im interreligiösen Dialog aus. Sehr aktiv in der CIG Köln, nutzt sie die Zeit ihres Aufenthaltes während ihrer aktuellen Dissertation für die Mitarbeit in unserer CIG, wofür wir ihr herzlich danken wollen!

 

 

16.45 Uhr: Feierlicher Abschlussvortrag

 

Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel lehrt an der katholischen Fakultät der Universität Tübingen. Lange Zeit war er vor allem als Mitarbeiter des weltbekannten Theologen Hans Küng bekannt, doch längst hat er auch selbst ein religiös-wissenschaftliches Fundament geleistet, das seine Wirkung entfaltet. Seine Bücher wie "Streit um Abraham" werden im interreligiösen Dialog immer weiter empfohlen und gehören längst zur Standard- und Vorbereitungslektüre vieler im Dialog engagierter Menschen.

Die besondere Leidenschaft für den "abrahamischen Dialog" ist Prof. Dr. Kuschel nie abhanden gekommen. Genau deswegen sprachen wir ihn an und waren hoch erfreut, dass er uns spontan einen feierlichen und vorausschauenden Abschlussvortrag zusagte!

Seien Sie mit uns gespannt!

 

"Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,

dass ich liebe, wo man hasst,

dass ich verzeihe, wo man beleidigt,

dass ich verbinde, wo Streit ist,

dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist,

dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht,

dass ich Hoffnung bringe, wo Verzweiflung quält,

dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert,

dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt."

Gebet des Franz von Assisi

 

 

 

 

 

 

CIG Buchtipps

Wer sich einmal für den interreligiösen Dialog geöffnet hat, dem erschließen sich ganz neue Welten der Neugier, des tieferen Verstehens sowohl der eigenen als auch der bis dahin fremden Glaubensweisen – und letztlich einen Neuaufbruch gelebten Glaubens.

Auch Menschen, die sich bereits seit Jahren im Dialog engagieren, lernen immer wieder neu das Staunen über die Größe und wundervolle Vielfalt von Gottes guter Schöpfung. Sie werden immer wieder von dem getroffen, was etwa die katholische Kirche "Strahlen der Wahrheit" nennt, die sich in allen Religionen und Kulturen finden.

Im folgenden möchten wir Ihnen eine Auswahl von Büchern empfehlen, die zu lesen sich unseres Erachtens nach mehr als lohnt. Gerade in den "Schriftreligionen" gibt es ja die schöne Tradition, die das aufmerksame Studium religiöser Literatur neben das Gebet stellt. So wären die folgenden Bücher als Gebete zu empfehlen, die den "inneren" und "äußeren" Frieden gleichermaßen fördern.

"Ein Buch ist wie ein Garten in der Tasche."

aus Arabien

 

 

Leo Trepp: "Die Juden. Volk, Geschichte, Religion."

Es gibt Bücher, die sind klar wie Wasser, sie erfrischen und verstellen den Blick auf das Wesentliche nicht. Dieses Werk des viel geehrten Professors und Rabbiners Leo Trepp ist ein solches Buch, das klar und unaufdringlich in die Geschichte und Religion des Judentums einführt und damit einen angenehm zu lesenden Grundstock an Wissen für alle liefert, die sich dem "abrahamischen Dialog" widmen oder einfach wenigstens die Grundzüge jüdischen Lebens verstehen wollen.

Erschienen bei rororo Sachbücher.

 

Karl-Josef Kuschel: "Streit um Abraham"

Wenn Sie sich im "abrahamischen Dialog" betätigen wollen, gehört "Streit um Abraham" unbedingt in Ihren Bücherschrank! Warum? Weil es dem Autor in harter Arbeit gelungen ist, ausgewogen die jüdischen, christlichen und islamischen Standpunkte zu Abraham aufzunehmen und dabei auch die Spannung zwischen "Vereinnahmung" und "Öffnung" aufzuzeigen, die den Umgang mit Abraham in jeder der drei Religionen bestimmt. Die Schlüsse am Ende des Buches sind dabei visionär, aber durchaus realistisch. Alles in allem das Buch zum Durchlesen und zur Vorbereitung für Vorträge, Predigten und Diskussionen rund um Abraham.

Im Piper-Verlag bereits vergriffen, erscheint das Buch ab Frühjahr 2001 neu im Patmos-Verlag. Am besten vorbestellen!

 

 

Karl-Josef Kuschel: "Vom Streit zum Wettstreit der Religionen"

Das Buch über Lessing dagegen wendet sich an all jene, die die deutsche Sprache und Literatur schätzen. Feinsinnig untersucht der Autor das literarische Umfeld Lessings und weist nach, dass in der deutschen Kulturinterpretation über Jahrhunderte hinweg die vielfältigen islamischen Impulse schlicht übergangen wurden – auch etwa beim Lesen und Verstehen des "Nathan"!

Ein wunderbares Werk an der Schnittstelle von Religion und Literatur, ebenfalls erschienen im Patmos-Verlag.

 

Dr. Martin Lings: "Muhammad – Sein Leben nach den frühesten Quellen"

"Es gibt keinen Gott außer Gott und Muhammad ist sein Prophet." Das islamische Glaubensbekenntnis lässt keinen Zweifel: Wer sich mit dem Islam befassen möchte, kommt um den Gesandten Muhammad nicht herum. Und wie faszinierend und interessant diese Beschäftigung sein kann, beweist dieses Buch. Beginnend bei der Geschichte Abrahams (!), mit liebevoller Kenntnis auch christlicher und jüdischer Quellen geschrieben, tief recherchiert und ohne jede moderne "Glättung" – dabei von der ersten bis zur letzten Seite außerordentlich spannend zu lesen!

Aus christlich-jüdischer Sicht verspüren wir erschütternd klar, oft und dicht beieinander Nähe und Ferne. Aus islamischer Sicht erweist sich das Buch als sprudelnde Quelle des Lernens. Einig werden sich jedoch alle Leser darin sein, dass nach all den bis heute verbreiteten, schlimmen und verletzenden Verleumdungen es endlich Zeit wird für ein faires, von Respekt und Anerkennung geprägtes Gespräch über Leben und Sendung dieses besonderen, zutiefst glaubenden Menschen.

Erschienen im Spohr-Verlag.

"Urteile nicht über Dinge,

von denen du nur Echo und Schatten kennst."

aus Japan

 

 

Pinchas Lapide: War Eva an allem schuld?

Schon der provokante Titel zeigt es: Hier wird die Lust am feinsinnigen, religiösen Disput gelebt. Und wie! Entlang der ersten Kapitel des Buches Genesis entfaltet Professor Lapide Respekt, Tiefe und Freude der jüdischen Schriftauslegung.

Hier wird nicht nur Lesegenuss geboten. Das Buch bietet gerade Christen, die sich zur Bibel immer wieder neu orientieren wollen, und Muslimen, denen selbst sich immer wieder auch die Aufgabe der Qur’an-Interpretation stellt, eine erfrischende, spirituelle Wegzehrung an.

Und übrigens: nach Professor Lapide war Eva eindeutig nicht an allem schuld!

Erschienen bei TOPOS Taschenbücher.

 

 

 

 

Annemarie Schimmel: Jesus und Maria in der islamischen Mystik

Jahrhunderte lang, so scheint es, hat die christliche Apologetik jeden der vielen guten Verse im Qur’an bezüglich Jesus und seiner Mutter Maria gleich in ein "Missionsargument" umschmieden wollen. Das verstärkte umgekehrt Neigungen in der islamischen Orthodoxie, die entsprechenden Verse nur noch sehr restriktiv auszulegen. Das gemeinsame, konstruktive Gespräch und Nachsinnen über Jesus erlahmte.

Nicht so in der islamischen Mystik, für die Jesus immer eine besonders wichtige Gestalt blieb und dessen Leben und Wirken in Gedichten, Geschichten, Gebeten und Gesängen verinnerlicht wurde. Es ist Prof. Dr. Annemarie Schimmel zu verdanken, dass dieses wertvolle, gemeinsame Erbe neu entdeckt und fruchtbar gemacht werden kann. Mit Sicherheit eines der schönsten Bücher zum christlich-islamischen Dialog vermag es den Leser für die schönen Seiten des Islam zu gewinnen – und gleichzeitig für Jesus.

Erschienen im Kösel-Verlag.

 

Farouk El-Zayat: Die Frauen des Propheten – Mütter der Gläubigen

Wahrscheinlich gibt es kaum ein Thema, mit dem man versucht hat, den Propheten des Islam Muhammad öfter anzufeinden oder lächerlich zu machen, als mit seinem Leben in Mehrehe - wobei mancher dieser Apologeten gerne übersieht, dass auch Abraham, David und Salomo nach biblischem Zeugnis ganz selbstverständlich polygam lebten.

Diese Angriffe kontert der Autor mit einem kühlen Satz, der durchaus als Motto dieses interessanten Buches gesehen werden darf: "Der Muslim ist stolz auf die Menschlichkeit seines Propheten, welche der Qur‘an an verschiedenen Stellen hervorhebt." Und so stellt der Autor jede der insgesamt zwölf Eheschließungen im Leben des Propheten vor, geht respektvoll auf jede der Frauen ein, beschreibt offen schöne und weniger schöne Zeiten, benennt Probleme und Notwendigkeiten. Am Ende dieses kleinen Buches sieht man nicht nur mit mehr Sachkunde auf dieses wichtige Lebensfeld Muhammads. Vielmehr hat sich einem unerwartet eine ganz familiär-menschliche Seite des Gesandten eröffnet.

Herausgegeben von der Muslim-Studentenvereinigung (MSV), Marburg

"Hast du drei Tage kein Buch gelesen

werden deine Gedanken seicht."

aus China

 

J.J.Petuchowski / C.Thoma: Lexikon der jüdisch-christlichen Begegnung

Zwei hohe Gelehrte ihrer jeweiligen Religion - einer Jude, einer Christ - kommen nach vielen Jahren des Dialoges zusammen, um in einem Lexikon Themen und Standpunkte zusammen zu tragen. Das Ergebnis ist beachtlich. Denn es erlaubt Nachfolgenden, leicht darauf weiter aufzubauen und immer wieder auf die Arbeit ihrer Vorgänger zurück zu greifen. Dieses Buch gehört in gutsortierte Bücherschränke. Und es könnte als Vorbild für weitere, interreligiöse Lexika dienen.

Erschienen im Herder Verlag.

 

 

Hans Küng: Das Christentum

Ja, normalerweise wird Hans Küng im Zusammenhang mit dem "Weltethos" genannt, aber darauf hat sich sein Wirken nie beschränkt. Wer keine Angst vor dicken Büchern hat und sich wirklich einmal die ganze, verzweigte Geschichte des Christentums erschließen will, dem sei dieses Buch empfohlen. Es nimmt sich auch Zeit für Theologie und Fragen ausdrücklich aus jüdischer, christlicher und islamischer Sicht. Ein kritisches Buch zum Schmökern, Nachdenken, auch zum besseren Verstehen des christlichen Glaubens und seiner Kirchenfamilie.

Erschienen beim Piper-Verlag.

 

Muhammad Salim Abdullah / Adel Theodor Khoury:

Mohammed für Christen – Eine Herausforderung

Ein frühes Gemeinschaftswerk je eines christlichen und islamischen Theologen, vom Erscheinungsdatum her nicht mehr das jüngste, darf dieses Buch doch als wertvolle Standardlektüre jedem empfohlen werden, der sich dem Dialog mit dem Islam widmet (also auch - aber nicht nur - für Christen).

Nach einer Übersicht über die verschiedenen "Mohammedbilder" der verschiedenen westlich-christlichen Epochen folgt eine Erläuterung des islamischen Glaubensbekenntnisses und schließlich eine schöne Fülle von Qur’an-Texten, Hadithen (Überlieferungen) und Gebeten rund um den Propheten und seine Sendung. Einfach und schön – auch ein ideales Geschenk übrigens.

Erschienen bei Herder.

"Gott, der Erhabene, wird am Tag der Auferstehung sagen:

Wo sind diejenigen, die sich um meiner Herrlichkeit willen liebten?

Heute will ich sie unter meinen Schatten nehmen,

an diesem Tag, an dem es keinen Schatten gibt,

außer meinem Schatten."

Ausspruch Muhammads (Hadith nach Muslim)

 

 

Karl August Fritz: Weisheiten der Völker.

Nein, dieses Buch hat es nicht vollbracht, alle Weisheit der Welt griffig in Buchdeckel zu pressen. Doch etwas anderes ist ihm gelungen: die Lust daran zu wecken, in allen Kulturen der Welt nach dem Schönen und Wahren Ausschau zu halten und dem Fremden eher mit Neugier denn mit Angst zu begegnen.

Nach all den schweren und tiefsinnigen Büchern dieser Zusammenschau empfehlen wir hier ein kleines Werk, das einen Strahl der bunten Vielfalt dieser Welt extra für Ihren Bücherschrank eingefangen hat.

Erschienen im Stürtz Verlag Würzburg.