Die Entscheidung liegt einzig bei Allah.
Er hat geboten, Ihn allein zu verehren. Das ist die aufrechte Religion... [12:40]
DAS IST DIE AUFRECHTE RELIGION
Brief des Ibn Taymiya
an den König von Zypern
In Namen Allahs, des Erbarmers, des Sich Erbarmenden
Vorwort
Wenngleich zur Kreuzzugszeit verfaßt, ist der Brief des
muslimischen Gelehrten Ibn Taymiya an
den damaligen christlichen Herrscher
über Zypern, Sarguwas, doch keineswegs nur von rein historischem Interesse.
Im Gegenteil, er hat von seiner Aktualität nichts eingebüßt. Denn das Thema,
das er behandelt, ist so alt wie die Religionen, deren Verhältnis zueinander
Ibn Taymiya in seinem Brief bestimmt, und dieses Thema ist auch solange nicht
erschöpft, wie diese Religionen, als das kulturelle und politische Leben
prägenden Faktoren, fortbestehen und miteinander in Beziehung treten.
Taqi ad-Din Abu
al-Abbas Ahmad ibn ´Abd al-Halim ibn ´Abd as-Salam ibn ´Abd Allah ibn Muhammad
ibn Taymiya wurde am 10. Rabi` al-Awwal 661
islamischer Zeitrechnung - 22. Januar 1263 christlicher Zeitrechnung - in
Harran (Nordsyrien) geboren. Sich schon in früher Jugend dem Studium der
islamischen Wissenschaften widmend, erreichte er bereits in jungen Jahren eine
so anerkannte Qualifikation, daß er zwanzigjährig, seinem Vater nach dessen Tod
im Jahre 681/1282 im Lehrstuhl des hanbalitischen Rechts nachfolgte. So wurde
er zu einem der bedeutendsten Wiederbeleber des Islam zu seiner Zeit, denn er
kämpfte nicht nur mit dem Schwert gegen die Tataren, sondern auch mit seiner
offenkundigen Meinung gegen irreleitende Richtungen, welche die Reinheit und
Unversehrtheit des Islam gefährdeten. Zu Lebzeiten heftig umstritten und
häufigen Inhaftierungen ausgesetzt, ward ihm doch bald weitverbreitete
Anerkennung zuteil, so daß seinem Totengeleit über 500 000 Menschen nachfolgten
- eine für die damalige Zeit (und auch heute) überaus beachtliche Zahl - und er
heute als derjenige gilt, dem eine entscheidende Wiederbelebung des Islam zu
seiner Zeit gelungen ist.
Bei diesem Brief handelt es sich in erster Linie um eine
Antwort auf Fragen bezüglich der islamischen Glaubensgrundsätze, die er an den
König von Zypern, Sarguwas schickte, wobei er ihm den christlichen und
jüdischen Glauben aus islamischer Sicht veranschaulichte und die Meinung des
Islam darüber klarstellte.
Ergänzend kommt er auf den Konflikt zwischen Muslimen und
Christen auf Zypern zu sprechen und verurteilt dabei die Unterdrückung und
Gefangennahme der Muslime, indem er König Sarguwas wohlwollend an die
Glaubensgrundsätze beider Religionen erinnert.
Es würde den Rahmen dieser Übersetzung sprengen, all die
Einzelheiten dieser kriegerischen Auseinandersetzung um Zypern darstellen zu
wollen, die schon seit der Frühgeschichte des Islams immer wieder entbrannte.
Ibn Taymiyas Brief enthält für uns - vom historischen Kontext abstrahiert -
eine viel bedeutendere zeitlose Aussage. Denn in offenem, überzeugtem und
vehement vorgetragenem Stil stellt der Autor des Briefs das Verhalten der
Muslime und Christen in diesem Konflikt einander gegenüber, vergleicht die
jüdische, christliche und islamische Religion in ihrer historischen Entwicklung
und ihrer aktuellen Ausprägung und mißt das christliche Verhalten, an den
eigenen islamischen Glaubensinhalten einerseits und der christlichen Lehre
andererseits. Der Brief enthält Zustandsschilderungen, die dem, was ein
zeitgenössischen Betrachter heute bezeugen kann, täuschend ähnlich sind.
Die Hinweise und Mahnungen Ibn Taymiyas haben deshalb in
ihrer Aussagekraft nichts eingebüßt. Der Brief enthält Zündstoff, dessen
Wirkung auch heute noch nicht erloschen ist. Er mag nicht nur dem muslimischen
Leser als Erinnerung an eine von heute so unterschiedliche islamische Haltung
und Praxis dienen, sondern auch und vor allem den christlichen Leser dazu
veranlassen, den bestehenden Zustand seiner Religion und Kultur zu überdenken
und sein vorherrschendes Geschichtsbild in mancher Hinsicht zu revidieren.
Diese Zielsetzung der Übersetzung im Auge, ist der Leser
dennoch gebeten, sich stets zu vergegenwärtigen, daß es sich um einen Text
handelt, der vor rund sieben Jahrhunderten verfaßt wurde und sich zudem nicht
als literarisches Werk im herkömmlichen Sinne verstand, sondern als Brief. Er
weist deshalb freilich eine ganz andere Art der Schilderung auf, als wir dies
von zeitgenössischen Texten gewohnt sind. Daß er jedoch aus zeitlosen, ewig
gültigen Quellen wie dem Qur´an und den authentisch überlieferten prophetischen
Aussprüchen schöpft, verleiht ihm eine selbst diese lange Zeitspanne
überdauernde Gültigkeit.
Bei der Übersetzung des Briefs aus dem Arabischen hat sich
der Übersetzer Sahib Mustaqim Bleher
um flüssigen Sprachverlauf im Deutschen ebenso bemüht wie um Textnähe. Er ist
seinem Glaubensbruder und Freund Dr.
Mohamed Faruq Nawar ausgesprochen dankbar, seine Übersetzung als Kenner der
arabischen Sprachen und der islamischen Wissenschaften sorgfältig mit dem
Original verglichen zu haben.
Obwohl die Wiedergabe arabischer Wörter in lateinischer Umschrift
sich beim vorliegenden Text auf Eigennamen beschränkt, schien es ihm
angebracht, statt einer phonetischen die gängige orientalische Umschrift zu
verwenden, die allein eine exakte Unterscheidung der verschiedenen Buchstaben
des arabischen Alphabets gestattet. Eine Umschrifttabelle mit
Aussprachehinweisen findet sich im Anhang.
Wir hoffen, mit der vorliegenden Übersetzung einen
bescheidenen Beitrag zum rechten Verständnis zwischen den Religionen leisten zu
können und bitten Allah, unsere Bemühungen in dieser Hinsicht anzunehmen. Ihm
allein gebührt alles Lob für die zahllosen Gnadengeschenke, die Er uns zuteil
werden ließ, von denen das der Rechtleitung gewiß das Wertvollste ist.
Muharram 1404
Oktober 1983
Darunnur-Verlag
Im Namen Allahs, des Erbarmers des Sich Erbarmenden
Von Ahmad ibn Taymiya an Sarguwas, dem Oberhaupt der
Anhänger seiner Religion, sowie an seine ihn umgebenden Helfer den religiösen
Führern, an die Oberpriester, die Mönche, die Fürsten, die Schreiber und ihr
Gefolge: Friede sei mit denen, die der Rechtleitung folgen.
Alsdann:
Wir äußern den Lobpreis Allahs, außer Dem es keinen Gott
gibt, dem Gott Abrahams und der Familie Imrans, (der Name Imran taucht zum einen als Name des Vaters Moses - Friede
über ihn - auf, dem biblischen Amram entsprechend, zum andern als Name des
Vaters der Maria, der Mutter Jesu - Friede über ihn -) und wir bitten Ihn, Seine
auserwählten Sklaven (Entsprechend zu
Allah als dem Herrn wird der Mensch im Islam als Sklave bezeichnet, indem er
seine Entstehung und Existenz allein Allah zu verdanken hat und ihm deswegen -
willig oder unwillig - bedingunglos als Dessen Eigentum untersteht, über das Er
unbeschränkte Verfügung hat. Dieser Begriff ist keine den Menschen abwertende,
sondern eine ihn aufwertende Bezeichnung. Als mit Urteilskraft ausgestattetes
und von Allah vor allen Geschöpfen bevorzugtes und geehrtes Wesen wird er durch
die Unterwerfung unter Allah allein frei von allen falschen Herren, frei vom
Joch jedes Unterdrückers, als auch der eigenen Begierde. Als auserwählte
Sklaven Allahs werden hier die von Ihm mit der Botschaft der Rechtleitung zu
den Menschen geschickten Gesandten und Propheten bezeichnet.) und Seine entsandten Propheten zu
segnen und Segen und Heil von Sich den glaubensstarken Herren der Menschen und
Früheren der Nationen zuteil werden zu lassen, die durch die Entgegennahme des
Bundes (der mit den Gesandten Allahs
geschlossene Bund beinhaltet die aufrichtige Übermittlung Seines Wortes und
fehlerlose Ausführung Seiner Befehle) ausgezeichnet wurden; nämlich Noah, Abraham, Moses, Jesus,
und Muhammad - so wie Allah, der Erhabene, sie in Seiner Schrift benannte,
indem der Mächtigste und Herrlichste sagte:
Er verordnete für euch
die Religion, die Er Noah anbefahl und die Wir dir offenbart haben und die Wir
Abraham und Moses und Jesus anbefohlen haben. Nämlich (die), in der Einhaltung
der Religion treu zu bleiben und euch deswegen nicht zu spalten. Hart ist für
die Götzendiener das, wozu du sie aufrufst. Allah erwählt dazu, wen Er will, und
leitet dazu den, der sich bekehrt. [42:13]
Und der Erhabene sagt:
Und dann gingen Wir mit
den Propheten den Bund ein und mit dir und mit Noah und Abraham und Moses und
mit Jesus, dem Sohn der Maria. Und Wir gingen mit ihnen einen gewaltigen Bund
ein , auf daß Er die Wahrhaftigen nach ihrer Wahrhaftigkeit befrage. Und für
die Ungläubigen hat Er eine schmerzliche Strafe bereitet. [33:7,8]
Und wir bitten Ihn, Seinen edlen Segen und Sein Heil dem Siegel
der Gottgesandten zuteil werden zu lassen; ihrem Sprecher, wenn sie vor ihrem
Herrn stehen; ihrem Führer, wenn sie sich versammeln; dem Fürsprecher der
Geschöpfe am Tag der Auferstehung; dem Propheten der Barmherzigkeit und
Propheten des Kampfes, der alle guten Eigenschaften der Propheten in sich
vereint. Jenem, welchen der Sklave Allahs (die Rede ist hier von Jesus, dem Sohn der Maria - Friede über ihn -,
der im Text, dem Qur´an, zumeist als der Messias bezeichnet wird) ankündigte. Sein Geist und Sein Wort, das Er der
aufrichtigen Jungfrau Maria, der Tochter ´Imrans, eingab, die niemals ein Mann
berührte; der Messias der Rechtleitung, Jesus, der Sohn Maria, der im Diesseits
und im Jenseits hervorragt, der Allah nahesteht, der mit den Merkmalen der Schönheit
und Barmherzigkeit ausgestattet wurde, als die Kinder Israels dem folgten,
womit Moses in Herrlichkeit und Strenge gesandt worden war. Und es wurde das
Siegel (der Propheten), der Umfassende mit den Merkmalen der Vollkommenheit
einschließlich der Strenge gegen die Ungläubigen und der Barmherzigkeit
gegenüber den Gläubigen entsandt, der die besten Gesetzte und Richtlinien
umfaßte, die es vor ihm gab. Allah gebe ihnen allen Segen und Heil, als auch
jenen, die ihnen nachfolgen bis zum Tage der Auferstehung.
Alsdann:
Allah erschuf die Menschen durch Seine Allmacht und ließ in
ihnen die Spuren Seines Willens, Seiner Weisheit und Seiner Barmherzigkeit zum
Vorschein kommen. Zum Zweck ihrer Erschaffung machte Er Seine Anbetung, die Er
ihnen befahl. Die Grundlage dafür ist, Ihn zu erkennen und zu lieben; denn wen
Allah Seinen geraden Weg ( der
gerade Weg als der einzige zum Ziel führende Weg ist im Islam von zentraler
Bedeutung. So wie es zwischen zwei Punkten nur eine gerade Linie gibt, so führt
auch nur der Weg des göttlichen Wohlgefallens zum wahren Erfolg im Diesseits
wie im Jenseits. Der Muslim bittet deswegen
mehrmals täglich in seinem Gebet, mit den Worten "Führe uns den
geraden Weg" um Rechtleitung)
leitet, dem gibt Er Barmherzigkeit und Wissen und die Kenntnis Seiner schönsten
Namen und erhabensten Eigenschaften. Er beschenkt ihn damit, daß er ihn Sich
zuwendet, Seiner fromm gedenken und ihn sich Ihm unterwerfen läßt. Sich Ihn zum
Gott nehmen läßt, so dass es ihn nach Ihm verlangt wie den Adler nach seinem
Nest und er Seine Liebe sucht wie das Kind seine Mutter und er niemandem dient
außer Ihm - aus Furcht, Hoffnung und Liebe. Und er richtet seine Religion
aufrichtig auf Den aus, dem Diesseits und Jenseits gehören, den Herrn des
Ersten und Letzten, den Herrscher am Tag des Gerichts, den Erschaffer all
dessen, was ihr seht und was ihr nicht seht, den Kenner des Verborgenen und
Sichtbaren. Dem, wenn Er etwas will, nur befiehlt: "Sei"; und es ist.
Er nimmt an Seiner statt keine anderen Götter wie jene, die anstelle Allahs
andere Götter nehmen, welche sie lieben, wie es nur Allah zusteht - doch die
Gläubigen sind stärker an Liebe für Allah - und sie gesellen ihrem Herrn
niemanden bei ( das Prinzip
des Schirk (Polytheismus) ist der diametrale Gegensatz zum Islam als Gehorsam
gegenüber Allah: Als größte, unverzeihliche Sünde gilt, Allah wissentlich in
Seiner Göttlichkeit und Allmacht einen Teilhaber zuzuschreiben, ganz gleich, ob
es sich dabei um einen angebeteten Götzen, einen verehrten Menschen oder ein abstraktes
materielles oder immaterielles Gut handelt) und nehmen niemanden an Seiner Stelle zum Beschützer oder Fürsprecher.
Weder einen Engel, noch einen Propheten, noch einen wahrheitsliebenden Mann;
denn wer immer in den Himmeln und auf Erden ist, erscheint vor dem Erbarmer als
Sklave. Er kennt ihre Zahl, und ein jeder von ihnen erscheint vor Ihm am Tag
der Auferstehung allein. Dann erwählt ihn sein Beschützer, gibt ihm seine
Rechtschaffenheit und rechtleitet ihn zu dem von der Wahrheit, worüber sie
uneinig sind - so Er (das) will - denn Er rechtleitet wen Er will auf einen
geraden Weg.
Die Menschen folgten nach Adam - Friede über ihn - und vor
Noah - Friede über ihn - gleich ihrem Vater Adam - Friede über ihn - der
aufrichtigen Ausrichtung auf einen Gott, bis sie Polytheismus und
Götzenanbetung erfanden. Eine Erfindung ihrerseits durch Ähnlichkeiten, die der
Satan schön erscheinen ließ, mittels falschem Maß und häretischer Philosophie,
wofür Allah keine Schrift herabsandte und keinen Gesandten entsandte. Manche
von ihnen behaupteten, die Götzenbilder seien Rätsel der himmlischen Sterne,
der astronomischen Stufen und der Engel, andere nahmen sie nach der Gestalt der
Propheten und Rechtschaffenen, die unter ihnen weilten und wieder andere
errichteten sie für die niedrigen Geister der Dämonen und Satane. Und andere
folgten noch anderen Meinungen.
Die meisten von ihnen ahmten ihre Oberhäupter nach und
wichen vom Weg der Rechtleitung ab.
Da entsandte Allah Seinen Propheten Noah - Friede über ihn
-, sie zur alleinigen Anbetung Allahs zu rufen - Der keinen Teilhaber hat - und ihnen die
Anbetung alles übrigen zu verbieten. Auch wenn sie behaupteten, sie beteten
diese nur an, um dadurch Allah näher zu kommen und sie zu Fürsprechern zu
nehmen. Er weilte 950 Jahre unter ihnen. Als Allah ihm dann kundtat, daß
niemand der Seinen ihm glauben werde außer denen, die bereits glaubten, betete
er gegen sie, woraufhin Allah, der Erhabene, die Bewohner der Erde aufgrund
dieses Gebetes ertränkte. Nach ihm kamen die Gesandten einer nach dem anderen,
bis die Religion der Sternanbeter und Polytheisten sich über die ganze Erde
ausgebreitet hatte, als dort überall Könige wie Nimrod und Pharao herrschten.
Da entsandte Allah, der Erhabene, den Führer der Rechtgläubigen und das
Fundament der aufrichtigen Religion und des bleibenden Wortes, Abraham, den
vertrauten Freund des Erbarmers.
Er rief die Menschen auf, sich von Polytheismus zur
Aufrichtigkeit (in der Anbetung) zu begeben und verbot ihnen die Anbetung von
Sternen und Götzen und sagte:
Seht, ich habe mein
Angesicht in Aufrichtigkeit zu Dem gewandt, Der die Himmel und die Erde schuf,
und ich gehöre nicht zu den Götzendienern." [6:79]
Und er sagte zu seinen Leuten:
"Seht ihr denn
nicht, was ihr da angebetet habt , ihr und eure Vorväter? Sie sind mir
feindlich (gesonnen); nicht aber der Herr der Welten, Der mich erschaffen hat;
und Er ist es, Der mich richtig führt und Der mir Speise und Trank gibt. Und
wenn ich krank bin, ist Er es, Der mich heilt, und (Er ist es,) Der mich
sterben lassen wird und mich dann wieder zum Leben zurückbringt, und von Dem
ich hoffe, daß Er mir meine Fehler am Tage des Gerichts vergeben werde. [26:75-82]
und die Seinen sagten zu ihren Leuten:
Ihr habt bereits ein
vortreffliches Beispiel an Abraham und denen mit ihm, als sie zu ihrem Volk
sagten: "Wir haben nichts mit euch noch mit dem zu schaffen, was ihr statt
Allah anbetet. Wir verwerfen euch. Und zwischen uns und euch ist offenbar für
immer Feindschaft und Haß entstanden, (solange,) bis ihr an Allah glaubt und an
Ihn allein!" - abgesehen von Abrahams Wort zu seinem Vater: "Ich will
gewiß für dich um Verzeihung bitten, obwohl ich nicht die Macht dazu habe, bei
Allah für dich etwas auszurichten." (Sie beteten:) "Unser Herr, in
Dich setzen wir unser Vertrauen, und zu Dir kehren wir reumütig zurück, und zu
Dir ist die letzte Einkehr. [60:4]
Allah ließ die Propheten und Gesandten von seinem Haushalt
abstammen und gab jedem von ihnen eigene Weisungen und erhöhte manche von ihnen
über die anderen und gab jedem von ihnen Zeichen, aufgrund derer die Menschen
glaubten. So machte Er den Stab Moses zu einer Schlange, die verschlang, was
die Zauberer aus Seilen und Stöcken entstehen ließen - und es war nicht wenig, (die Zauberer hatten zur Zeit des Pharao eine dem
Priestertum vergleichbare Stellung, indem ihre Tricks, mit denen sie die Massen
betörten, entscheidend zu Festigung der Herrschaft des Pharao beitrugen, der
sich von Volk als Gott anbeten ließ. Allah stattete deswegen Seinen Propheten,
Moses - Friede über ihn -, mit Wundern aus, die stärker waren als das, was die
Zauberer zuwege brachten, sodaß sich gar die Zauberer selbst dadurch von der
Wahrheit der Sendung Moses - Friede über ihn - überzeugen ließen.) und Er trennte das Meer, so daß es
trocken wurde und das Wasser als Trennmauer zwischen zwölf Wegen entsprechend
der Anzahl der Stämme stillstand. Er beschattete ihn und seine Leute durch die
weiße Wolke, die mit ihnen zog, und sandte jeden Morgen Manna und Salwa auf sie
herab, und als sie dursteten, schlug Moses mit seinem Stab den Fels und da
sprangen daraus zwölf Quellen hervor, so daß alle Leute ihren Trinkplatz
kannten. Danach entsandte Er Propheten aus dem Volk Israel, darunter welche,
durch die Allah die Toten zum Leben erweckte, welche, durch die Allah die
Kranken heilte, welche, denen Er von Seinem Geheimnis wissen ließ, was Er
wollte, welche, denen Er die Geschöpfe untertan machte und welche, die Er mit
verschiedenen Wundern entsandte.
Darüber sind sich alle Vertreter der Religionen einig, als
auch die Bücher, die in den Händen der Juden und Christen sind und die
Prophezeiungen die sie besitzen und die Kunden der Propheten - Friede über sie
- wie Jesaia, Jeremia, Daniel, Habakkuk, David, Salomon und andere, sowie das
Buch Buch der Könige und andere Bücher, die eine Mahnung enthalten.
Die Kinder Israels waren eine hartnäckige, ungehorsame
Gemeinschaft. Mal beteten sie Götzen an, mal beteten sie Allah an, mal begangen
sie Unrecht und töteten die Propheten, mal machten sie die von Allah verwehrten
Dinge mit Hilfe kleinster Tricks statthaft. So wurden sie zuerst aus dem Munde
Davids verflucht und die Zerstörung Jerusalems ist allen Vertretern der
Religionen bekannt.
Dann entsandte Allah den Messias, den Sohn der Maria als Gesandten,
dem bereits Gesandte vorausgegangen waren, und machte ihn und seine Mutter zu
einem Zeichen für die Menschen, in dem Er ihn zum Zeichen der Vollkommenheit
Seiner Macht und Umfassenheit Seines Wortes ohne Vater erschuf. Denn Allah
teilte die menschliche Gattung in vier Arten: Er ließ Adam ohne Mann und Frau
werden, erschuf seine Frau Eva aus dem Manne ohne die Frau, erschuf den
Messias, den Sohn der Maria, aus der Frau ohne den Mann und schuf die übrigen
von ihnen aus den beiden Gatten, Mann und Frau. Gemäß Seiner Gepflogenheit gab
Er Seinem Sklaven, dem Messias, offenkundige Zeichen, so daß er die Blinden und
Aussätzigen heilte und den Leuten verkündete, was sie essen und was in ihren
Häusern aufheben sollten, und der zu Allah und zu Dessen Anbetung aufrief. Er
folgte darin der Gepflogenheit seiner Brüder unter den Gesandten und bestätigte
jene die vor ihm waren, und kündigte jenen an, der nach ihm kommen sollte.
Die Kinder Israels waren aufsässig und rebellisch, doch es
überwog Allahs Milde, Barmherzigkeit, Vergebung und Verzeihung. Und so Er ließ
in den Herzen derer, die ihm folgten Mitleid und Barmherzigkeit wohnen und ließ
aus ihnen Priester und Mönche werden. Die Menschen spalteten sich bezüglich des
Messias - Friede über ihn - und seiner Anhänger von den Jüngern in drei
Parteien:
Leute, die ihn der Lüge ziehen, leugneten und behaupteten,
er sei der Sohn einer Hure, und die seine Mutter verleumdeten und ihn Josef dem
Schreiner, zuschrieben. Un nach all dem, was sie mit den Propheten getan hatten
und was an Sünden in Bezug auf Unreinheiten und Nahrung auf ihnen lastete,
behaupteten sie, daß vom Gesetz der Thora nichts abrogiert werde und daß Allah
nichts von dem, was Er zum Gesetz gemacht habe, abrogiere.
Und Leute, die in Bezug auf ihn übertrieben und behaupteten,
er sei Allah und der Sohn Allahs und Gott wohne unter den Menschen und der Herr
aller Welt sei herabgestiegen und habe Seinen Sohn herabgesandt, auf daß er
gekreuzigt und getötet werde als Auslöse für die Sünde Adams - Friede über ihn
- und diese behaupteten auch, der eine unvergängliche Gott, Der weder zeugt
noch gezeugt wurde und Dem niemand ebenbürtig ist, habe gezeugt und Sich einen
Sohn genommen. (Neben der jüdischen
Position, die Gesandtschaft Jesu - Friede über ihn - zu leugnen, und der
spätchristlichen, ihn zu vergöttern, gilt die dritte Haltung, die Haltung der
aufrichtigen Gläubigen, die ihn als Gesandten Allahs verehrten und schätzten
und seinen von Allah übermittelten Geboten folgten, als so naheliegend, daß sie
keiner besonderen Erwähnung bedarf. Von den anfangs benannten drei Parteien
werden deshalb nur zwei eingehend beschrieben.)
Und sie spalteten sich in Bezug auf Dreiheit und Einheit und
zersplitterten sich auf eine Art, die kein Vernünftiger billigen würde und die
keine Überlieferung gebot, es sei denn unklare Worte im Evangelium und den
vorausgegangenen Schriften, die durch unmißverständliche Worte im Evangelium
und davor bereits erklärt wurden und allesamt besagen, daß der Messias ein
Mensch war und Allah allein diente und Ihn anrief und sich vor Ihm demütigte. (Im Neuen Testament ist der Gebrauch der Bezeichnung
des „Menschen Sohn“ für Jesu - Friede über ihn - weit häufiger als der Begriff
„Sohn Gottes“, welcher im Alten wie im Neuen Testament häufig für Propheten und
rechtschaffene, gottesfürchtige Menschen im allgemeinen und keineswegs
ausschließlich für Jesu - Friede über ihn - verwendet wird. Die Aussage des
Hauptmanns bei Matthäus: dieser ist Gottes Sohn gewesen lautet bei Lukas;
dieser ist ein frommer Mensch gewesen. Für die Gottessohnschaft und die
Dreieinigkeit finden sich keinerlei eindeutige Belege in den
Offenbarungsschriften. So war denn auch zur Zeit des Frühchristentums der
Eingottglaube die vorherrschende Lehre und wurde die Dreieinigkeit erst später
durch Konzilsentscheidung zum Kirchendogma.)
Doch die Grundlage der Religion war stets der Glaube an
Allah und Seinen Gesandten, so wie das Siegel der Propheten und Entsandten
(Muhammad) sagte: "Es wurde mir befohlen, die Menschen zu bekämpfen, bis
sie bezeugen, daß es keinen Gott gibt außer Allah und daß Muhammad Sein
Gesandter ist." Und er sagte:
"Preist mich nicht, wie die Christen Jesus, den Sohn
der Maria, preisen, denn ich bin nur ein Sklave; so sagt: "Der Sklave
Allahs und Sein Gesandter.""
Die Religion befahl den Glauben an Allah als dem einzigen
Gott und die Bestätigung Seiner Gesandten. Deshalb waren die Sternanbeter und
die Polytheisten, auch die Brahmanen und ihresgleichen welche das Prophetentum
leugneten, Menschen, die in ihrem Bekenntnis und in ihrer Anbetung - Allah -
Teilhaber zuordneten und Irrglauben über Seine Propheten anhingen. So drang in
Bezug auf die göttlichen Einheit, die Einheit der Gesandtschaft, die
Naturanlage des Menschen, in welcher Allah die Menschen erschuf, und die Schrift
Allahs, die Er herabsandte, die offenkundige Verderbnis in die Grundlage der
Religion der Vertreter der Dreieinigkeit ein.
(Die
Naturanlage des Menschen, in der er erschaffen wurde, (fitra) war stets, einen
einzigen Herren, Der über allem anderen steht, zu erkennen, Ihn anzubeten und
Ihm zu dienen. So war denn auch der Islam in seinem eigentlichen Wortsinne,
durch Unterwerfung unter Allah als dem einzigen Gott Friede mit sich selbst und
seiner Umwelt zu erreichen, die Grundlage aller Religionen der Menschheitsgeschichte.)
Wenn deshalb jemand von den oberen Priestern und Mönchen,
darunter Patriarchen, Erzbischöfe und Bischöfe, besonders wohlhabend wurde,
pflegte er seine Religion aufzugeben und mit Heuchelei zugunsten der Massen zu
beginnen, während er sich mit der Führung über sie und dem ihm zukommenden
Wohlstand zufrieden gab, wie der (Priester) von Jerusalem mit Namen Ibn al-Buri und der von Damaskus
namens Ibn al-Qaf und der in
Konstantinopel, der bei ihnen als Papst galt. Es gab viele große Päpste, Erzbischöfe
und Bischöfe, die, wenn sie wohlhabende Leute ansprachen, ihnen gestanden, daß
sie nicht dem Glauben der Christen folgten, aber ihrer Stellung und Führung
wegen bei ihrem jetzigen angeblichen Glauben blieben, gleichwie die Könige und
Reichen in ihrem Königtum und Reichtum verblieben. Deshalb findet man, daß die
meisten von ihnen sich mit mathematischer Wissenschaft beschäftigten, wie
Rhetorik, Physiognomie, Arithmetik und Astronomie, (die genannten Wissenschaftszweige zählten damals zu
den "mathematischen Wissenschaften") oder Naturwissenschaft, wie die
Heilkunst oder die Lehre von den Elementen, oder der Beschäftigung mit dem
Göttlichen nach der Art der Sterndeuter, zu denen Abraham, der Freund (Allahs)
- Friede über ihn -, geschickt worden war, und sie verwarfen die Religion des
Messias und der Gesandten vor und nach ihm und bewahrten die Bräuche der
Religionen der Könige und der Massen wegen ...
Sodann wandten sie sich dem Gesetz zu, nach dem sie
aufgehört hatten Allah zu dienen, und widersprachen darin den Früheren von den
Juden, obwohl ihnen befohlen worden war, an der Thora festzuhalten, mit
Ausnahme dessen, was der Messias abrogiert hatte. Jene (die Juden) mißachteten
die Propheten und töteten sie sogar, und diese (die Christen) übertrieben es mit
ihnen und beteten gar sie und ihre Bildnise an. Die einen sagten, Allah steht
es nicht an, etwas von dem was Er befohlen hat, zu ändern und es zu einer
anderen Zeit oder durch den Mund eines anderen Gesandten zu abrogieren, und die
anderen sagten, doch, die Geistlichen und Priester können ändern was sie
wollen, und verwehren wie es ihnen beliebt; und wenn einer eine Sünde begeht,
erlegen sie ihm an Diensten auf, was ihnen beliebt und vergeben ihm. Es gab
welchen unter ihnen, die behaupteten, sie "bliesen der Frau vom heiligen
Geist ein"; und sie machten den Räucherduft zum Opfer. Die einen sagten,
vieles ist uns verwehrt worden. Und die anderen sagten, alles, von der Wanze
bis zum Elefanten ist erlaubt, so iß, was du willst, und laß, was du willst.
Die einen sagten, die Verunreinigungen wiegen schwer, so sehr, daß sie mir der
menstruierenden Frau nicht einmal saßen oder aßen. Und die anderen sagten, es
gibt nichts Unreines für dich, und sie geboten weder die Beschneidung noch die
Waschung nach geschlechtlicher Befleckung, noch die Beseitigung von
Unreinheiten, obwohl der Messias und die Jünger dem Gesetz der Thora folgten.
Sodann hatten weder der Messias noch die Jünger das Gebet
gen Osten befohlen, sondern Konstantin oder andere erfanden es. Desgleichen das
Kreuz, das Konstantin nach eigenem Dafürhalten (als Symbol) erfand, aufgrund
dessen, weil er behauptete, es im Schlaf gesehen zu haben. Weder der Messias
noch die Jünger hatten dergleichen befohlen.
Die Religion, mit der die Menschen Allah näherkommen, muß
von Allah befohlen und durch den Mund Seiner Gesandten und Propheten zum Gesetz
gemacht worden sein. Ansonsten sind sie alle Erfindungen und Irrtum. Die Götzen
wurden nur aufgrund von Erfindungen angebetet, und auf gleiche Weise fanden die
Melodien Eingang ins Gebet. Weder der Messias noch die Jünger hatten solches
befohlen.
Im großen und ganzen hatte Allah mit all den Formen der
Anbetungshandlungen und Festen denen sie folgten, weder eine Schrift
herabgesandt, noch einen Gesandten entsandt. Doch gab es unter ihnen Milde und
Barmherzigkeit, und dies gehörte zur Religion Allahs, im Unterschied zu den
Früheren, denn unter ihnen gab es Härte und Haß, was zu dem gehörte, was Allah,
der Erhabene, verwehrt hatte. Doch die Früheren besaßen Vernunft und Verstand
zusammen mit dem Ungehorsam und Stolz, während unter den Späteren Abirren von
der Wahrheit und Unkenntnis des Weges Allahs vorherrschten ...
Einige der älteren und neueren Gelehrten der Schriftbesitzer
glaubten und wanderten aus zu Allah und Seinem Gesandten und fanden in den
Schriften Allahs Hinweise auf die Prophetenschaft des Propheten und Siegels der
Gottgesandten (Muhammad) und Stellen in der Thora, den Psalmen und dem
Evangelium, die sie und desgleichen die Jünger (zuvor) nicht in Erwägung gezogen
hatten. Als dann die Parteien unter ihnen sich zerstritten, rechtleitete Allah
die Gläubigen durch Seine Gunst zu dem von der Wahrheit, worüber sie sich
zerstritten hatten. Und Er entsandte den Propheten, den der Messias und dessen
Vorgänger unter den Propheten angekündigt hatte, als Rufer zur Religion
Abrahams und der Religion der Gesandten vor und nach diesem; nämlich der
alleinigen Anbetung Allahs, Der keinen Teilhaber hat. Allah leitete zur
aufrichtigen Ausrichtung aller Religion auf Allah und zur Reinigung der Erde
vom Götzendienst und zur Säuberung der Religion von jeder Art des Polytheismus,
nachdem die Götzen in Syrien und anderen Gebieten des Staates der Kinder
Israels sowie dem Staat derer, die sich Christen nannten, angebetet worden
waren. Und Allah befahl den Glauben an alle Seine herabgesandten Schriften wie
der Thora, dem Evangelium, den Psalmen und dem Qur´an, sowie an alle Seine
Propheten von Adam bis Muhammad.
Allah, der Erhabene, sagte:
Und sie sagen: "Seid
ihr Juden oder Christen, dann werdet ihr rechtgeleitet sein." Sprich:
"Nein! (Wir befolgten) die Religion Abrahams, der rechtgläubig war und
nicht den Götzenanbetern angehörte."
Sprecht: "Wir
glauben an Allah und an das, was uns herabgesandt worden ist, und was Abraham,
Ismael, Isaak, Jakob und den Stämmen (Israels) herabgesandt wurde, und was
Moses und Jesus gegeben wurde, und was den Propheten von ihrem Herrn gegeben
worden ist.
Wir machen zwischen
ihnen keinen Unterschied, und Ihm sind wir ergeben."
Wenn sie so glauben, wie
ihr glaubt, dann werden sie rechtgeleitet sein; wenn sie sich aber abwenden, so
sind sie nur in Abspaltung geraten. Doch Allah wird dir wider sie genügen, und
Er ist der Allhörende, der Allwissende. [2:135-137]
Sprich: "O Volk der
Schrift, kommt herbei zu einem gleichen Wort zwischen uns und euch, daß wir
nämlich Allah allein dienen und nichts neben Ihn stellen und daß nicht die
einen von uns die anderen zu Herren nehmen außer Allah." Und wenn sie sich
abwenden, so sprecht: "Bezeugt, daß wir (Ihm) ergeben sind." [3:64]
Und keinem Menschen
steht es zu, daß Allah zu ihm sprechen sollte, außer durch Eingebung oder
hinter einem Vorhang oder, indem Er einen Boten schickt, um durch Sein Geheiß
zu offenbaren, was Er will; Er ist Erhaben, Allweise. [42:51]
Es darf nicht sein, daß
ein Mensch, dem Allah die Schrift und die Weisheit und das Prophetentum gegeben
hat, alsdann zu den Leuten spräche: "Seid meine Diener neben Allah."
Vielmehr (soll er sagen): "Seid Gottesgelehrte mit dem, was ihr gelehrt
habt und mit dem, was ihr studiert habt." Und Er gebietet euch nicht, euch
die Engel oder die Propheten zu Herren zu nehmen. Sollte Er euch den Unglauben
gebieten, nachdem ihr (Ihm) ergeben geworden seid? [3:79,80]
Und Allah befahl ihm sein Gebet und seine Wallfahrt zu
Allahs verwehrtem Haus (die von Abraham und Ismael - Friede über sie - in
Mekka als erstes Gotteshaus der Welt erbaute Ka´ba wurde von Allah dadurch
geehrt, daß Er sie zur Blick- und Wallfahrtsrichtung für die Gläubigen in aller
Welt machte. Sie wird verwehrtes Haus (bayt al-haram) genannt, weil in ihrer
Umgebung jede Ausschreitung, jedes Blutvergießen, jede Übertretung kraft
göttlichen Gebotes verwehrt ist.) hin durchzuführen, das Sein Freund Abraham, der Vater der
Propheten und Führer der Rechtgläubigen erbaut hatte. Er machte seine
Gemeinschaft zu einer gemäßigten. So übertrieben sie nicht in Bezug auf die
Propheten wie jene, die übertrieben, indem sie die Propheten Allah
gleichsetzten und ihnen etwas von Göttlichkeit anhafteten und ihnen dienten und
sie zu Fürsprechern machten. Und sie
zeigten keine Härte wie jene, welche die ihnen auferlegten Verbote verachteten
und den Propheten gegenüber Ungehorsam äußerten. Nein, sie achteten die Propheten,
d. h. sie ehrten sie und halfen ihnen und glaubten an das, womit sie gekommen
waren, und gehorchten ihnen und folgten ihnen und befolgten ihr Beispiel und
liebten sie, schätzten sie und beteten niemanden an außer Allah, vertrauten nur
auf Ihn und baten niemanden außer Ihn, waren rechtgläubig, die Religion auf Ihn
ausrichtend.
Desgleichen sagten sie in Bezug auf die Gesetze, "was
Allah uns befohlen hat, das befolgen wir, und was Er uns verboten hat, davon
lassen wir ab; und wenn Er uns etwas verbietet, das Er zuvor gestattet hatte,
so wie Er den Kindern Israels etwas verbot,
was Er Jakob gestattet hatte, und wenn Er uns etwas erlaubt, was
verboten war, so wie der Messias manches von dem gestattete, was Allah den
Kindern Israels verboten hatte, so hören wir und gehorchen". Niemand außer
den Gesandten und Propheten Allahs steht es jedoch zu, die Religion Allahs zu
verändern, noch, in der Religion etwas zu erfinden, wozu Allah keine Vollmacht
gegeben hat. Denn die Gesandten sprachen nur als Verkündigung von Allah, und
Ihm, gepriesen sei Er, sind Schöpfung und Befehl eigen. Denn so wie niemand
außer Ihm erschafft, erläßt auch niemand außer Ihm Befehle:
... Die Entscheidung
liegt einzig bei Allah. Er hat geboten, Ihn allein zu verehren. Das ist der
richtige Glaube, jedoch die meisten Menschen wissen es nicht. [12:40]
Diese Gemeinschaft schlug einen Mittelweg ein in Bezug auf
Reinheit und Unreinheit, das Erlaubte und Verwehrte und die
Charaktereigenschaften, und sie zeigten weder Starrheit, wie es die Früheren
taten, noch Nachgibigkeit, wie es die Späteren taten, sondern sie behandelten
die Feinde Allahs mit Härte und behandelten die Freunde Allahs mit Milde und
Barmherzigkeit und sagten über den Messias, was Allah, der Gepriesene und
Erhabene sprach und was der Messias und die Jünger sagten; und nicht was die
Übertreiber und die Verweigerer sagten.
Die Jünger hatten bereits vom Siegel der Gesandten Kunde
getan, daß er im Lande des Jemen entsandt werde (der Jemen steht in diesen Prophezeiungen
stellvertretend für Arabien, indem die Araber ethnologisch gesehen aus dem
Gebiet des Jemen abstammen)
und daß er mit dem Stab der Erziehung, nämlich dem Schwert, entsandt werde. Und
der Messias hatte verkündet, daß dieser mit klaren Beweisen und Erläuterungen
kommen werde, während der Messias selbst mit Gleichnissen kam. Und es gäbe
darüber noch vieles zu erzählen ...
Was der Herrscher seiner Religion und seines Volkes
mitteilt, läßt mich seinen Glauben, seine Vorzüglichkeit, seine Liebe zum
Wissen und seine Suche nach Kenntnis erkennen und ich sehe, daß Schaych Abu al-Abbas aus Jerusalem (früherer Kriegsgefangener und Überbringer dieses
Briefes) dem König wegen seiner Nachsicht,
Milde und seinem Entgegenkommen, wie auch den Priestern und ihresgleichen in
Bezug auf ihn dankbar ist.
Wir sind Leute, die für jeden das Gute wünschen und
wünschen, daß Allah euch das Gute sowohl im Diesseits als auch im Jenseits
gibt, denn das Gewaltigste, womit man Allah dienen kann, ist, Seinen Geschöpfen
einen guten Rat zu geben. Deshalb entsandte Allah die Propheten und Gesandten.
Und kein Rat ist gewaltiger als der Rat, welcher die Beziehung des Menschen zu
seinem Herrn betrifft. Denn der Mensch wird ohne Zweifel seinen Herrn treffen,
und Allah wird zweifellos mit Seinem Sklaven abrechnen, so wie der Erhabene
sagte:
Wahrlich, Wir werden
jene fragen, zu denen (die Gesandten) geschickt wurden, und Wir werden die
Gesandten fragen.
[7:6]
Was das Diesseits betrifft, so ist es verachtungswürdig, und
was darin groß ist, ist gering, und das Ziel seiner Belange ist Geld und Macht.
Das Ziel der Mächtigen ist, wie Pharao zu sein, an dem Allah Sich rächte, indem
Er ihn im Meer ertränkte. Und das Ziel des Vermögenden ist, wie Krösus zu sein,
den Allah in der Erde versinken ließ, und wo er bis zum Tage der Auferstehung
hin- und hergeworfen wird, wegen dem Schaden, den er dem Propheten Allahs,
Moses, zugefügt hatte.
Die Anordnungen des Messias und die der ihm vorausgegangenen
und ihm nachfolgenden Gesandten befahlen allesamt die Anbetung Allahs, das
Erstreben der jenseitigen Wohnstätte und das Meiden der Blüte des diesseitigen
Lebens. Da das Diesseits verachtungswürdig ist, so sehe ich, daß das
Großartigste das dem Beherrscher der Leute geschenkt werden kann, ist, mit ihm
das Gespräch über Religion durch die Erwähnung dessen zu beginnen, womit man
Allah näher kommt; und daß die Rede auf dem angewandten Recht aufbaut und auf
der Grundlage - wie ihr wißt, daß Allahs Religion nicht der eigenen Neigung,
noch den Bräuchen der Väter und Wohlhabenden entspricht. Sondern der
Vernünftige blickt auf das, was die Gesandten brachten und auf das, worüber die
Leute einig sind und worüber sie uneinig sind und dient Allah durch
aufrichtigen Glauben und rechtschaffenes Tun in der Beziehung zwischen ihm und
Allah. Wenngleich der Mensch auch nicht jedem alles, was in ihm ist, mitteilen
kann, so nützt er doch wenigstens das mögliche Ausmaß.
Wenn ich jedoch das Verlangen des Königs nach Wissen und
Gutem sehe, so schreibe ich ihm und antworte ihm auf seine Fragen, und ich habe
bereits daran gedacht, religiöser und weltlicher Dinge wegen nach Zypern zu
kommen. Doch wenn ich im König Dinge sehe, mit denen Allah und Sein Gesandter
nicht zufrieden sind, so behandle ich ihn gemäß seines Tuns, denn der König und
seine Leute wissen, daß Allah bereits Wunder durch Seine Gesandten im
allgemeinen gezeigt hat. Und besonders durch Muhammad mit dem, womit Er Seiner
Religion half und die Ungläubigen und Heuchler erniedrigte.
Als Gazan, der Sultan
der Mongolen und seine Anhänger nach Damaskus kamen, gehörten sie bereits
dem Islam an. Doch Allah, Sein Gesandter und die Gläubigen waren mit dem, was
sie taten nicht zufrieden, da sie sich nicht an die Religion Allahs hielten.
Ich traf mich mit ihm und seinen Fürsten, und hatte mit ihnen Szenen, die
darzustellen zu lange dauern würde, doch zweifellos hat der König bereits davon
gehört. Allah erniedrigte ihn und seine Soldaten vor uns, so daß wir sie
schließlich mit unseren Händen schlugen und mit unseren Stimmen anschrien. Auch
der Statthalter von Sis war unter
ihnen und er war wie der kleinste Junge, so daß einige der Ausrufer, die mit
uns waren, ihn bereits angeschrien hatten, er aber nicht zu antworten wagte,
bis die Minister von Gazan ihm
erklärten, welch üble Absicht er eigentlich hegte. Und ich war zugegen als eure
Gesandten zur Küste kamen und die Tataren mir über die Sache des Statthalters
von Sis berichteten, da auch er ein trügerisches Versprechen geben wollte und
die Tataren zu denen gehörten, die den Statthalter von Sis am heftigsten
beleidigt hatten. Dennoch behandelten wir die Angehörigen eures Bekenntnisses
mit Güte und verteidigten sie.
Die Christen wissen alle, daß, als ich mit den Tataren über
dir Freilassung der Gefangenen sprach und Gazan
und Qatlu Schah sie freiließen, und
ich mit meinem Befehlshaber über sie sprach und er gestattete, die Muslime
freizulassen, er zu mir sagte: "Aber es sind Christen darunter, die wir
bei Jerusalem gefangennahmen, und diese werden wir nicht freilassen." Da
sagte ich zu ihm: "Doch, auch alle von den Juden und Christen, die unsere
Schutzbefohlenen sind, denn wir lösen sie aus und belassen sie nicht in
Gefangenschaft, weder die Angehörigen unseres Bekenntnisses noch unsere
Schutzbefohlenen." Da ließen wir von den Christen frei, wen Allah wollte,
und das war unser Tun und unsere Güte, und der Lohn ist bei Allah.
Desgleichen weiß jeder über die christlichen
Kriegsgefangenen, die in unserer Hand waren, unsere Güte, unsere Barmherzigkeit
und unsere Milde ihnen gegenüber, so wie uns das Siegel der Gesandten ermahnte,
als er gegen Ende seines Lebens sagte: "(Achtet) das Gebet und die euch
Untergebenen!"
Und Allah der Erhabene sagte:
Und sie geben Speise -
und mag sie ihnen (auch) noch so lieb sein - dem Armen, der Waise und dem
Gefangenen ,[76:8]
Obwohl die Tataren sich diesem Bekenntnis unterwarfen und
ihm angehörten, versuchten wir sie weder zu betrügen, noch heuchelten wir ihnen
gegenüber, sondern machten ihnen ihre Schlechtigkeit und Abweichung vom Islam
klar, die ihre Bekämpfung erforderlich machte, und daß die unterstützten
Soldaten Allahs und Seine siegreichen Heere, die sich in Syrien und Ägypten
befinden, über ihre Feinde siegreich blieben. Als zu dieser Zeit allgemein
bekannt wurde, daß die Tataren Muslime waren, hörten die Soldaten auf, sie zu
bekämpfen. Es wurden von ihnen Zigtausende getötet und von den Muslimen nicht
zweihundert. Als das Heer sich dann nach Ägypten wandte und (dort) von der
Schlechtigkeit und Religionslosigkeit dieser verfluchten Gruppe erfuhr, da
zogen die Soldaten Allahs aus, und die Erde hallte von ihnen wider und die
Ebenen und Berge wurden von ihrer Vielzahl, Stärke, Ausrüstung, Aufrichtigkeit
und ihrem Glauben erfüllt, und die Verständigen wurden überwältigt, umgeben von
Engeln, mit denen Allah stets der rechtgläubigen, aufrichtig ihrem Schöpfer
hingegebenen Gemeinschaft hilft. Und so besiegten sie den vor ihnen stehenden
Feind, der ihnen nicht standhalten konnte. Sodann näherte sich der Feind
erneut, und Allah brachte über den Feind eine Strafe, die Menschen und Pferde
vernichtete. Und der Feind wandte sich erniedrigt und geschlagen ab, und Allah
erfüllte Sein Versprechen und half Seinen Sklaven. Der Feind hingegen befindet
sich heute in heftigster Anfechtung, größtem Aufruhr und (ihn) umgebendem
Unglück. Doch der Islam befindet sich in einer zunehmenden Stärke und
unterstützter Güte, so wie der Prophet - Allah segnete ihn und gab ihm Frieden
- sagte: "Allah sendet dieser Gemeinschaft zu Beginn jeden Jahrhunderts
jemanden, der die Angelegenheiten ihrer Religion erneuern wird."
Dieser Religion gehört die Zukunft und ich rate dem König
und seinen Gefährten gut - bei Allah, außer Dem es keinen Gott gibt, Der die
Thora, das Evangelium und den Qur´ an herabsandte.
Der König weiß davon, daß, als die Delegation aus Nagran,
die aus Christen bestand, darunter der Bischof und andere, zum Propheten -
Allah segnete ihn und gab ihm Friede - kam und er sie zu Allah und Seinem
Gesandten und zum Islam rief, sie ihn auf den Messias ansprachen und mit ihm
deswegen stritten. ( Bereits kurz nach der Auswanderung des Propheten
Muhammad -Friede über ihn- von Mekka nach Medina (vormals: Yatrib) fand sich
dort eine christliche Delegation ein und es entstand in der Folge eine
öffentliche Debatte zwischen den drei Religionen Judentum, Christentum und
Islam, mit der die Möglichkeiten des Dialogs, soweit er sich auf die Grundlagen
der Religionen bezieht, eigentlich bereits erschöpft sind. Ein späterer Dialog
kann, soweit er sich nicht eine konkrete, situationsbezogene Aufgabenstellung
gibt, nichts Neues mehr zutage bringen; ihn zu führen ist fruchtlos. Obwohl die
Christen - wie einer ihrer Vertreter, ja sogar der Gelehrteste unter ihnen, Ibn Harita, offen gestand, überwiegend
aus politischen, materialistischen und Prestigegründen - die Wahrheit dessen,
womit Muhammad - Friede über ihn - von Allah entsandt worden war, nicht
anerkannten, erkannten sie doch damals bereits die Überlegenheit des Islam in
Bezug auf das praktische moralischen Gefüge des Lebens und baten Muhammad -
Friede über ihn -, ihnen einen seiner Gefährten wegen deren Gerechtigkeitssinn
als Richter mitzugeben. Der Prophet - Friede über ihn - sandte Abu Ubayda ibn al-Garrah mit ihnen.)
Als sich aber die Argumentation gegen sie wandte, begannen
sie sich abzuwenden, woraufhin Allah Seinem Propheten befahl, sie zum
gegenseitigen Verfluchen (der Lügner) aufzufordern, indem Er sagte:
Und wenn sich jemand mit
dir über sie streitet, nachdem das Wissen zu dir kam, so sprich: "Kommt
her, lasset uns rufen unsre Söhne und eure Söhne, unsre Frauen und eure Frauen
und unsre Seelen und eure Seelen. Alsdann wollen wir zu Allah flehen und mit
Allahs Fluch die Lügner bestrafen." [3:61]
Doch als der Prophet - Allah segnete ihn und gab ihm Frieden
- dies erwähnte, berieten sie sich und sagten:
"Ihr wißt, daß er ein Prophet ist und daß niemand erfolgreich
einen Propheten verflucht", und sie gaben ihm die Schutzsteuer und
unterstellten sich seinem Schutz (durch das Entrichten der Schutzsteuer (gizya) erkennt
der Andersgläubige die politische Autorität des islamischen Staates an und gibt
einer Bereitschaft Ausdruck, auf Auflehnung gegen diesen Staat als
Ordnungsmacht verzichten zu wollen, wodurch er dem Schutz (dimma) des
muslimischen Staates untersteht, was für ihn nicht nur eine bloße gnädige
Tolerierung durch den muslimischen Staat, sondern einen Rechtsanspruch zur
Verteidigung seines persönlichen und religiösen Status bedeutet) und wichen dem gegenseitigen
Verfluchen aus.
So sandte der Prophet - Allah segnete ihn und gab ihm
Frieden - zum Kaiser, welcher der Herrscher der Christen in As-Scham (As-Scham
umfaßt das heutige Syrien, Libanon, Jordanien und Palästina. Der Satz bezieht
sich demnach auf die oströmische Christenheit) und über das Meer bis nach
Konstantinopel und andere Städte war, und er war ein wohlhabender König, und
als er seinen Brief las und nach seinem (des Propheten) Kennzeichen fragte,
erfuhr er, daß er jener Prophet war, den der Messias angekündigt hatte und
Allah dem Abraham als Nachkommen Ismaels versprochen hatte, (entgegen
der heute kirchlicherseits verbreiteten christlichen Auffassung war der von
Abraham - Friede über ihn - zu opfernde einzige Sohn (vgl. 1 Mose 22) und damit
der Sohn der Verheißung Ismael und nicht Isaac (Israel) - Friede über beide -.
Denn nach der Geburt Isaacs als zweitem Sohn kann von einem einzigen Sohn nicht
mehr die Rede sein) und
er begann seine Leute unter den Christen aufzurufen, ihm zu folgen, und ehrte
sein Schreiben, küßte es und legte es auf seine Augen und sagte: "Ich
wünschte, ich könnte zu ihm kommen und ihm die Füße waschen. Müßte ich mich nicht
um mein Königreich kümmern, ginge ich zu ihm."
Was den Negus, den
christlichen König Abessiniens betraf, so glaubte er an ihn (den
Propheten Muhammad)
und bewahrheitete ihn, als er die Kunde über den Propheten von dessen
Gefährten, die zu ihm auswanderten, erfuhr. Er sandte seinen Sohn und seine
Gefährten zu ihm, und der Prophet - Allah segnete ihn und gab ihm Frieden -
betete für den Negus, als dieser starb. Als jener die Sure Maryam hörte, weinte
er, und als sie ihm mitteilten, was sie (die Muslime) über den Messias sagten, sagte er:
"Bei Allah, Jesus geht darüber um nichts mehr als diesen Stab
hinaus", und er sagte: "Dies und das, womit Moses kam, entspringen
einer einzigen Lichtquelle."
Es war die Gepflogenheit des Propheten - Allah segnete ihn
und gab ihm Frieden -, daß wenn einer von den Christen an Allah und Seine Engel
und Seine Schriften und Seine Gesandten glaubte, dieser zu seiner Gemeinschaft
gehörte, und ihm zustand, was ihnen zustand, und oblag, was ihnen oblag; und er
hatte dafür doppelten Lohn: Den Lohn für seinen Glauben an den Messias und den
Lohn für seinen Glauben an Muhammad. Und wer von den Gemeinschaften nicht an
Ihn glaubte, dessen Bekämpfung befahl Allah, indem Er in Seiner Schrift sagte:
Kämpft gegen diejenigen,
die nicht an Allah und an den Jüngsten Tag glauben, und die das nicht für
verboten erklären, was Allah und Sein Gesandter für verboten erklärt haben, und
die nicht dem wahren Glauben folgen - von denen, die die Schrift erhalten
haben, bis sie eigenhändig den Tribut in voller Unterwerfung entrichten. [9:29]
Sodann hatten weder der Messias - Allahs Segen über ihn -
noch die Jünger nach ihm den Kampf befohlen, insbesondere nicht die Bekämpfung
der Rechtgläubigen.
O König, wie kannst du dann Blut vergießen und die Gefangennahme
von Frauen und Beschlagnahme von Vermögen ohne Gottes- oder Prophetenwort
erlauben?!
Weiß der König etwa nicht, daß unter uns Christen als
Schutzbefohlene leben, deren Anzahl nur Allah kennt, die wir gut behandeln!?
Wie können sie (könnt ihr) die Gefangenen Muslime auf eine Art behandeln mit der kein
ehrenhafter und religiöser Mensch einverstanden ist? Ich sage dies nicht über
den König und seine Angehörigen und seine Brüder, denn Abu al-Abbas ist dem
König und seinen Angehörigen sehr zu Dank verpflichtet, des Guten eingedenk,
das sie ihm taten, sondern ich sage dies über die Untergebenen allgemein.
Gehören denn die Gefangenen nicht zu den Untergebenen des
Königs?
Ermahnt denn der Auftrag des Messias und der übrigen
Propheten nicht zu Güte, und wo ist und bleibt diese?!
Sodann wurden viele von ihnen gefangengenommen und die
Heimtücke ist in allen Religionen, Gesetzen und politischen Richtlinien
verboten.
Wie können sie es also gestatten, jemanden gefangenzunehmen,
der heimtückisch ergriffen wurde? Seid ihr denn davor sicher, daß die Muslime
euch mit dergleichen, wie ihr tatet, entgegentreten und Allah ihnen hilft?
Insbesondere in dieser Zeit, in der die Gemeinschaft sich
bereits auf den Kampf vorbereitet hat und die
Rechtschaffenen und die Freunde des Erbarmers darauf hoffen, Ihm
Gehorsam leisten zu dürfen. Die Meeresküste wird von kampfesstarken Fürsten
beherrscht, und es erschien ein Teil ihrer Spuren, und sie nehmen zu ....
Unter den Muslimen sind Rechtschaffene, deren Gebet Allah
nicht abweist und deren Bitte er nicht enttäuscht, und der Herr zürnt wegen
ihres Zorns und ist wegen ihrer Zufriedenheit zufrieden. Diese Tataren umgab
trotz ihrer Überzahl und ihrer Behauptung, Muslime zu sein, das Unglück,
welches über jede Beschreibung geht, als die Muslime ihnen zürnten.
Wie, O König, können Leute, die nach allen Seiten hin in der
Nachbarschaft von Muslimen leben, es gut finden, diese auf eine Art zu
behandeln, mit der weder ein Muslim noch ein Verbündeter einverstanden ist?
Du weißt, daß bei den Muslimen die Sünde nicht Fuß faßt,
sondern sie wegen dem was sie tun, gelobt werden. Aber das, über dessen Vorzug
sich die Vernünftigen einig sind, ist ihre Religion, so daß die Philosophen
sich einig sind, daß es keine bessere Religion als diese auf der Welt gibt, und
die Beweise für die Notwendigkeit, ihr zu folgen, sind bereits erbracht.
Sodann werden diese Länder nicht aufhören, in ihren Händen
zu bleiben. Die Küste, ja auch Zypern, wurde erst vor weniger als 300 Jahren
von ihnen genommen, und der Prophet - Allah segnete ihn und gab ihm Frieden -
versprach ihnen, daß sie bis zum Tag der Auferstehung Siege erlangen werden.
Ist also der König davor sicher, daß der Herr der Menschen
und Länder Sich für diese ungerecht behandelten Gefangenen in seinem Land
rächen wird, wie Er Sich für andere rächte?
Und was macht ihn so sicher davor, daß die Muslime vom Eifer
ihres Islam ergriffen werden und dadurch erreichen, was sie bei anderen
erreichten?
Und wenn wir vom König und seinen Gefährten sehen, was gut ist,
behandeln wir sie gut; und wenn nicht, so hilft Allah denen, die angegriffen
werden.
Du weißt, daß dies für die Muslime eine der leichtesten
Sachen ist, und ich beabsichtige nur, mit dem Besten zu euch zu reden und beim
Nachdenken in Bezug auf Wissen, Befolgen der Wahrheit und Tun des Gebotenen
behilflich zu sein. Wenn beim König jemand ist, auf dessen Verstand und
Religion er vertraut, so soll er mit ihm die Grundlagen des Wissens und der
Wahrheiten der Religionen erforschen und sich nicht damit abfinden, zu jenen,
nur der Tradition folgenden Christen zu gehören, die weder hören noch
verstehen; sondern wie Vieh sind, ja noch weiter vom Weg abgeirrt.
Die Voraussetzung dafür ist, daß du Allah um Hilfe bittest
und um Rechtleitung fragst und sagst:
"O Allah, zeig mir die Wahrheit als Wahrheit und hilf
mir sie zu befolgen, und zeig mir die Falschheit als Falschheit und hilf mir
sie zu meiden, und mache es mir nicht zweifelhaft, so daß ich dem Gutdünken
folge und irregehe.“
Und sage:
„O Allah, Herr Gabriels, Michaels und Israfils, Schöpfer der
Himmel und der Erde, Kenner des Verborgenen und des Sichtbaren, Du richtest
zwischen Deinen Sklaven in Bezug auf das, worin sie uneins zu sein pflegten;
rechtleite mich durch Deine Erlaubnis zu dem von der Wahrheit, worüber sie
uneins sind, denn Du rechtleitest, wen Du willst, auf einen geraden Weg."
Der Brief kann nicht ausführlicher sein als das, doch will
ich für den König nur, was ihm im Diesseits und Jenseits nützt, und das sind
zwei Dinge:
Das erste ist nur für ihn, und es ist seine Kenntnis der
Wissenschaft und der Religion und die Erforschung der Wahrheit und Beseitigung
des Zweifels und der Dienst an Allah, so wie Er ihn befahl; und das ist besser
für ihn als die Herrschaft über die ganze Welt, und das ist es, womit der
Messias entsandt wurde und was er die Jünger lehrte.
Das zweite ist für ihn und die Muslime, und es ist seine
zufriedenstellende Behandlung der Gefangenen in seinem Land und seine Güte
ihnen gegenüber und daß er seinen Untergebenen befiehlt, ihnen gegenüber Güte
zu zeigen und uns bei der Freilassung zu helfen. Denn in ihrer schlechten
Behandlung liegt ein Schaden für den König in Bezug auf seine Religion und
Religion Allahs, des Erhabenen, und ein Schaden seitens der Muslime, und darin,
bei ihrer Befreiung zu helfen, liegt Gutes für ihn in Bezug auf seine Religion
und die Religion Allahs des Erhabenen und bei den Muslimen, und der Messias hat
am deutlichsten unter den Menschen dazu ermahnt.
Es ist äußerst verwunderlich, daß die Christenleute,
heimtückisch oder auch nicht, gefangennehmen, die sie nicht bekämpfen, während
der Messias sagt: "Wenn dich einer
auf deine rechte Wange schlägt, so halte ihm deine linke Wange hin, und wenn
jemand dir dein Übergewand nimmt, so gib ihm dein Hemd."
Jedesmal, wenn die Gefangenen bei euch mehr werden, nimmt
der Zorn Allahs und Seiner muslimischen Sklaven zu. Wie kann über die
Gefangenen von den Muslimen auf Zypern Schweigen herrschen, insbesondere wenn
die Mehrzahl dieser Gefangenen Arme und Schwache sind, um die sich keiner
kümmert? Obwohl dieser Abu al-Abbas zu den Frommen der Muslime gehört und viel
betete und arm und alt ist, wurde er doch mit Gewalt befreit. Die Religion des
Islam befiehlt uns, den Armen und Schwachen zu helfen, und es obliegt dem König
aus vielen Gründen am meisten, sich darum zu bemühen, insbesondere weil der
Messias dazu im Evangelium ermahnte und allgemeine Barmherzigkeit und
umfassende Güte - gleich der und dem Regen - befahl.
Wenn der König und seine Gefährten uns bei der Freilassung
der Gefangenen helfen und gut zu ihnen sind, so ist dies ein Glück für sie im
Diesseits und im Jenseits. Was das Jenseits betrifft, so wird Allah dies
belohnen, worüber die christlichen Gelehrten, die nicht der Neigung folgen,
keinen Zweifel haben. Ein jeder, der Allah fürchtet und gerecht ist, weiß, daß
sie zu Unrecht gefangengenommen wurden, insbesondere die, die heimtückisch
ergriffen wurden, und Allah, der Erhabene, befahl weder dem Messias noch
irgendeinem von den Jüngern noch irgendjemandem, der dem Messias in seiner
Religion folgt, die Angehörigen der Religion Abrahams gefangenzunehmen oder zu
töten. Wie sollte dies möglich sein, wo die Mehrheit der Christen bestätigt,
daß Muhammad der Gesandte der Schriftunkundigen ist. Wie steht es ihnen dann an,
Angehörige einer Religion zu bekämpfen, die ihrem Gesandten folgen....?
Es wird unter den Christen immer wieder Könige, Priester,
Mönche und Untertanen geben, die anderen in Bezug auf Wissen und Religion
überlegen sind, so daß sie einen Teil der Wahrheit kennen und vieles davon
befolgen und über den Islam und seine Anhänger wissen, was andere nicht wissen,
so daß sie diese auf eine Art behandeln, die ihnen im Diesseits und Jenseits
nützt. Sodann gibt es über die Freilassung der Gefangenen und den Lohn der
Freilassung Aussagen der Propheten und Aufrichtigen, die dem, der sie sucht,
bekannt sind. Was immer der König mit ihnen tut, es wird seine Früchte
tragen....
Sodann befinden sich in ihren Ländern Christen, die weitaus
mehr sind als die Muslime bei ihnen, und unter ihnen sind Führer der Christen,
derengleichen es am Meer nur wenige gibt, während sich unter den Gefangenen der
Muslime niemand befindet, dessen die Muslime bedürften oder der ihnen nützt;
wir bemühen uns um ihre Freilassung nur wegen Allah, dem Erhabenen, aus
Barmherzigkeit für sie und um uns Ihm anzunähern am Tag, da Allah die
Wahrhaften belohnen und den Lohn der Gutes Wirkenden nicht verlorengehen lassen
wird.
Abu al-Abbas, der Überbringer dieses Briefes, hat bereits
die Wertschätzung des Königs und seiner Brüder bei uns und die Zuneigung
unserer Herzen für ihn kundgetan, und deswegen schrieb ich dem König, als ich
von seiner guten Absicht und seinem Hang nach Wissen und Religion erfuhr, und
ich gebe dem König und seinen Gefährten im Namen des Messias und aller übrigen
Propheten Rat und bitte für sie um Gutes:
Denn wahrlich, die Gemeinschaft Muhammads ist die beste für
die Menschen hervorgebrachte Gemeinschaft; sie wollen für die Menschen Gutes im
Diesseits und im Jenseits, befehlen das Rechte und verbieten das Schlechte und
sie rufen zu Allah und helfen ihnen zum Wohl ihrer Religion und ihrer
weltlichen Angelegenheiten.
Wenn der König bereits etwas an Meldungen erfahren hat, die
Beleidigungen einiger von ihnen und ihrer Religion enthalten, so waren diese
Meldungen erlogen oder er hat ihre Bedeutung nicht verstanden und legte sich
das Bild dessen, was wirklich war, zurecht. Sollten sie aufgrund von
Übertretung, Schlechtigkeit und Unrecht bei manchen von ihnen zutreffen, so
gibt es dies zweifellos in jeder Gemeinschaft; doch was bei den Muslimen an
Schlechtem zu finden ist, ist weniger, als was es zahlreich bei anderen gibt,
und was es unter ihnen Gutes gibt, findet sich desgleichen nicht bei anderen.
Der König und jeder Verständige wissen, daß die meisten
Christen die Lehren des Messias und der Jünger und der Briefe Paulus und
anderer Heiliger verlassen haben. Ihr Christentum besteht überwiegend aus
Weintrinken, Schweinefleischessen, Kreuzesverehrung und erfundenen Gesetzen,
worüber Allah keine Vollmacht herabsandte, und manche von ihnen gestatten sogar
etwas von dem, was das Gesetz des Christentums verwehrte. Das findet sich in
dem, was sie selbst bestätigen. Was das Abweichende betrifft, das sie nicht
bestätigen, und das trifft auf sie alle zu, so wurde es doch bei uns durch den
wahrhaften bewahrheiteten Gesandten Allahs - Allah segnete ihn und gab ihm
Frieden - bekräftigt:
Daß der Messias Jesus, der Sohn der Maria, bei uns auf dem
weißen Minarett in Damaskus seine Hand auf die Schulter zweier Engel legend
herabsteigen und das Kreuz zerbrechen, die Schweine töten, die Schutzsteuer
auferlegen und von niemanden etwas anderes als den Islam akzeptieren wird. Und
er wird den falschen Messias, (Dajjal) den einäugigen Schwindler, dem die Juden folgen, bis daß
die Bäume und Steine sagen werden, O Muslime, hinter dir ist eine Jude, so töte
ihn. Und Allah wird sich für den Messias, Sohn der Maria, den Messias der
Rechtleitung, an den Juden rächen dafür, daß sie ihn peinigten und leugneten,
als er zu ihnen gesandt ward....
Mein Rat ist, daß wenn immer einer den Muslimen etwas Gutes
tut und sich ihnen gegenüber barmherzig zeigte, so erhält er mit ihnen guten
Lohn im Maße dessen, was er an Gutem tat, denn Allah sagte:
Wer auch nur eines
Stäubchens Gewicht Gutes tut, der wird es dann sehen. [99:7]
Und wer auch nur eines
Stäubchens Gewicht Böses tut, der wird es dann sehen. .[99:8]
Ich schließe den Brief mit der Ermahnung, Abu al-Abbas und
andere von den Gefangenen gut zu behandeln und Milde gegenüber denen walten zu
lassen, die von den Qur´an Gelehrten unter ihnen sind, und nicht zu versuchen
den Glauben eines von ihnen zu ändern. Der König wird bald den Ausgang all
dessen sehen, und wir werden dem König das, was er tut, um ein Vielfaches
vergelten. Und Allah weiß, daß ich für den König Gutes will, weil Allah, der
Erhabene, uns dies befahl und uns zum Gesetz machte, für jeden Gutes zu wollen
und mit den Geschöpfen Allahs barmherzig zu sein und sie zu Allah und Seiner
Religion zu rufen und die Satane unter den Menschen und den Ginn (Ginn sind aus Feuer geschaffene Geistwesen, die
gleich den Menschen mit freiem Willen ausgestattet sind, sodaß es unter ihnen
gute, gläubige und böse, ungläubige gibt) von ihnen abzuhalten.
Allah ist es, den wir bitten, dem König zu dem zu verhelfen,
was ihm nützt - was bei Allah als Nutzen gilt -, und ihn sagen zu lassen, was
bei Allah als gut gilt, und ihn sein Leben mit einem guten Ende beschließen zu
lassen. Und alles Lob ist für Allah, den Herrn aller Welten, und Sein Segen
komme über Seine gesandten Propheten und insbesondere über Muhammad, das Siegel
der Propheten und Gesandten, und Friede sei mit ihnen allen.
Aufl. 1984 Darunnur
Offsetdruckerei und Verlag GmbH
ISBN 3-88969-001-7
Ueberarbeitet Hanel (2001)