Ist es Zufall?

Ronda Hauben   06.05.2003

Die Nationale Kommission zur Untersuchung der Ereignisse vom 11.9. hat
die ersten Anhörungen durchgeführt, die Bush-Regierung blockiert weiter
die Aufklärung

Seit der Tragödie vom 11. September sind fast 20 Monate vergangen. Die
Fragen, die durch diese Ereignisse entstehen, müssen in den USA erst
noch durch eine öffentliche Untersuchung geklärt werden. Der Widerstand
der Bush-Administration gegenüber der notwendigen öffentlichen
Untersuchung hatte ein bedeutendes Hindernis dargestellt. Das ist desto
mehr eine Anklage der Bush-Regierung, da sie das Mantra des 11.
Septembers verwendet hatte, um einen Krieg gegen Dissidenten und
Bürgerrechte im Land und gegen die Zivilbevölkerungen und Regierungen
im Ausland zu führen.

Ein aktueller Artikel in Newsweek mit dem Titel Die Geheimnisse des 11.
Septembers [1] fragt, warum der 800seitige Bericht des gemeinsamen
Ausschusses des Senats und des Repräsentantenhauses noch nicht
veröffentlicht wurde. Der Bericht liegt seit dem 27. November 2002 vor.
Er wurde einer Arbeitsgruppe der Bush-Regierung zur Überprüfung
übergeben. Nach dem Newsweek-Artikel bereiten der demokratische Senator
Bob Graham and der republikanische Abgeordnete Porter Goss, die
Vorsitzenden der beiden Geheimdienste-Ausschüsse, die für die
Untersuchung eingetreten sind, einen Beschwerdebrief an Vizepräsident
Dick Cheney vor.

Es besteht auch die Sorge, ob der Bericht überhaupt der neuen
Kommission, die zur Untersuchung der Ereignisse vom 11. September
einberufen wurde, zugänglich gemacht werden wird. Die Nationale
Kommission über die Terrorangriffe auf die Vereinigten Staaten [2]
wurde erst eingerichtet, nachdem Familienangehörige von Getöteten von
der US-Regierung eine öffentliche Untersuchung verlangt hatten. Die
Familien waren von der fehlenden Unterstützung durch die Regierung oder
der fehlenden Finanzierung für die Untersuchung kalt gestellt worden.
Während 40 Millionen US-Dollar für die Aufklärung der
Columbia-Katastrophe bewilligt wurden, wurden für die Nationale
Kommission zur Untersuchung der Terrorangriffe nur 3 Millionen zur
Verfügung gestellt. Auch die Untersuchung des Senats und des
Repräsentantenhauses hatte nur ein Budget von 3 Millionen US-Dollar.

Die erste öffentliche Anhörung am 31. März und am 1. April 2003 wurde
vom Irak-Krieg überschattet. Mindy Kleinberg, deren Mann beim Anschlag
auf das World Trade Center getötet wurde, zählte bei der Anhörung eine
Reihe von Fragen auf und bat die Kommission, diese zu untersuchen. In
ihrer Aussage [3] fragte sie:

"Ist es ein Zufall, dass abweichende Wertpapiergeschäfte nicht
beobachtet wurden? Ist es ein Zufall, dass 14 Visa aufgrund
unvollständig angegebener Daten ausgegeben wurden? Ist es ein Zufall,
wenn die Sicherheitsüberprüfung am Flugplatz es den Entführern
ermöglichte, Flugzeuge mit Teppichmessern und Pfefferspray zu
besteigen? Ist es ein Zufall, wenn Notfallmeldungen der
Flugsicherheitsbehörde FAA und NORAD-Protokollen nicht nachgegangen
wird? Ist es Zufall, wenn ein nationaler Notstand nicht rechtzeitig an
hohe Regierungsangehörige berichtet wird? Für mich ist Zufall etwas,
das einmal geschieht. Wenn man dieses wiederholte Muster von
misslungenen Protokollen, Gesetzen und Kommunikationen betrachtet, dann
lässt sich das nicht mehr als Zufall verstehen. Wenn wir nicht ab einem
gewissen Punkt die Personen verantwortlich zu machen suchen, die ihre
Aufgabe nicht ordentlich erfüllt haben, wie können wir dann jemals
erwarten, dass Terroristen nicht wieder ihren Zufall finden? Wir müssen
die Antworten auf das finden, was an diesem Tag geschehen ist, um
sicher zu stellen, dass ein weiterer 11. September nicht wieder
geschehen kann."      

Es gibt weiterhin Forderungen von den Familien der Opfer des 11.9. und
von Bürgern nach einer öffentlichen Untersuchung und nach einer
Publikation des 800seitigen Berichts. Die Autoren des Newsweek-Artikels
dokumentieren jedoch die andauernden Bemühungen der
Bush-Administration, jede öffentliche Untersuchung der Ereignisse vom
11.9. und die Nachforschung zu verhindern, ob Regierungsaktivitäten vor
und am 11.September 2001 einen Beitrag zu der Tragödie geleistet haben.

Eine Online-Petition [4] mit über 19.000 Unterschriften stellte diese
Fragen und weitere. Diese Petition an den US-Senat fordert eine
Untersuchung der möglichen Kenntnis der Angriffe vor dem 11.9. von
George W. Bush, der Aktivitäten der Carlyle Corporation und Unocal im
Laufe des Versuchs, vor dem 11.9. eine Pipeline durch Afghanistan zu
bauen, und anderer damit zusammenhängender Dinge.

Online-Diskussionen, Websites und Petitionen stellen Fragen und
untersuchen die Beweise, sie helfen der Öffentlichkeit die vielen
Widersprüche der Darstellung der Regierungsaktivitäten bis zum und am
11. September seitens der Bush-Administration. Die fehlende offizielle
Unterstützung der Regierung, ihre eigenen Fehler untersuchen zu lassen,
spricht der Verwendung des 11.9. zur Legitimierung ihres angeblichen
"Kriegs gegen den Terrorismus" durch die Bush-Administration Hohn. Mit
ihrem andauernden Widerstand gegen die erforderliche Untersuchung
stärkt die Bush-Administration bei mehr und mehr Menschen in den USA
und in der Welt die Vermutung, dass die US-Regierung mit den
Ereignissen vom 11. September 2001 verwoben ist.

Links

[1] http://www.msnbc.com/news/907379.asp?0cv=KB10
[2] http://www.9-11commission.gov/
[3]
http://www.9-11commission.gov/hearings/hearing1/witness_kleinberg.htm
[4] http://http://www.petitiononline.com/11601TFS/petition.html

Telepolis Artikel-URL:
http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/co/14737/1.html