Audhu billahi mina shaitani rajim - Bismillahi ar rahmani ar Rahim!
Ich nehme Zuflucht bei Gott vor dem verworfenen Bösen - und beginne
im
Namen Gottes - Allahs - des Allgütigen, des Barmherzigen!
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Brüder und Schwestern im Islam!
Ich möchte mich im Namen der Islamischen Religionsgemeinde Linz, deren Vorsitz ich seit nunmehr 11 Jahren zu führen habe, sehr herzlich für die Einladung zu Ihrer Veranstaltung bedanken.
Diese Veranstaltung, welche den Dialog zwischen Muslimen und Christen in Linz fortführen will und möglicherweise mit bestimmen soll, möge das Wohlwollen des Allmächtigen Gottes auf sich ziehen und unter dem Schutz Seiner vollkommen ergebenen Diener, jenen Wesen stehen, welche die Christen Engel und die Muslime Malaik nennen.
Dialog setzt Verständnis voraus. d.h. die Gesprächspartner
sollten einander verstehen, den Gedankengang des anderen nachvollziehen
können.
Dazu braucht es allerdings Wissen. Wissen darüber, woraus der
andere sein Verständnis, sein Selbstverständnis schöpft.
Um Wissen und Verständnis wiederum zur nützlichen Entfaltung
zu bringen, dazu braucht es gewiß der Weisheit, welche sich ganz
bestimmt durch das Üben der Geduld zum Ausdruck bringen wird.
Zu Beginn möchte ich Ihnen einen meiner Gedanken vorstellen, welchen ich in dieser Form in der Öffentlichkeit erst zweimal formuliert habe.
Dieser Gedanke beschreibt das grundsätzliche Entspringen der 3 monotheistischen Religionen, wie wir sie heute kennen, des JUDENTUMS, des CHRISTENTUMS und endlich des ISLAMS aus einer einzigen Quelle und deren Verbindung zueinander.
So frage ich Sie:
Was ist das erste Gebot der JUDEN?
"HÖRE - Oh ISRAEL, dein Gott ist ein EINZIGER GOTT .."
Viele hörten dies Wort Gottes - doch ermangelte es ihnen an Glauben
und sie verstanden es nicht.
Gleich wohl es wenige unter den Menschen gab, die ihre Widerspenstigkeit
aufgaben und das Wort in sich aufnahmen und weitertrugen, so weit sie es
eben vermochten.
Doch für die meisten blieb dieses lebendige Wort leer und verknöcherte
zu einer Hülse toten Gesetzes.
Doch Gott - der Allerbarmer läßt Seine Kinder nicht allein ("Wer sich also vom Geist Gottes leiten läßt, dies sind die Kinder Gottes" Römer 8.14)
So sandte Er Sein Wort ins Fleisch, damit die Menschen sich leiten ließen
und Sein Wort verstehen, Sein Wort im wahrsten Sinne - BEGREIFEN - könnten.
JESUS, der MESSIAS, der GESALBTE, das WORT GOTTES, der GEIST GOTTES,
wie der Qur'an ihn benennt und der Muslim ihn kennt, kam zu den Seinen,
doch sie erkannten ihn nicht.
Sie hörten das Wort doch sie begriffen es nicht, sie verstanden
die Sprache, die Worte JESU, doch statt diese wirklich zu begreifen, faßten
sie ihn an, griffen sie ihn an - wieder im umfassenden Sinne des Wortes.
Gleich wohl es wieder wenige unter den Menschen gab, die ihre Widerspenstigkeit
aufgaben und das Wort in sich aufnahmen (dies ist die wahrhaftige Kommunion)
und weitertrugen, so weit sie es eben vermochten. Doch schwach ward der
Mensch erschaffen.
Doch Gott - der Allerbarmer - Er wendet sich jenen zu, die Ihn suchen und so sandte Er erneut Sein Wort an Seinen ergebenen Diener Muhammad und machte ihn zu Seinem Sprachrohr und Gesandten, das Wort in aller Frische zu verkünden.
Und so spricht Allah im erhabenen Qur'an:
"Sprich, Er ist ein EINZIGER GOTT ... und nichts und niemand ist
Ihm gleich (oder ähnlich) "
Sehen Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren, meine lieben Schwestern und Brüder im Islam - wie die Geschichte, welche über tausende von Jahren geschah, in einem kurzen Moment in ihrer Bedeutung sich uns offenlegt?
Es erging der Befehl an die Kinder ISRAELS:
HÖRE doch die meisten verstanden,
begriffen es nicht.
So wurde das WORT ins Fleisch gesandt, um dieses Begreifen zu
erleichtern, doch die meisten
verstanden es nicht, betasteten es bloß, griffen es an.
Doch von jenen, welche gehört haben, die verstanden und begriffen
haben, von jenen wird nun verlangt:
SPRICH, ER IST EIN EINZIGER GOTT .... UND NICHTS IST IHM GLEICH.
Diese Geschichte ist es, welche die monotheistischen Religionen miteinander verbindet und die Christen und Muslime verbindet auch die Person JESU.
Wie Sie heute schon gehört haben, und dies war bestimmt neu für Sie, ist JESUS für die Muslime:
"ein WORT GOTTES" (4:172)
"BARMHERZIGKEIT von GOTT" (19:22)
"GEIST GOTTES" (2:88)
"mit dem GEIST der HEILIGKEIT bestärkt" (5:11)
"GNADE GOTTES" (4:172)
"ein ZEICHEN für die WELT und die MENSCHEN" (21:92, 19:22)
"geehrt in dieser WELT und in jener WELT, einer der GOTTESNAHEN"
(3:46)
"RECHTSCHAFFEN" (3:47)
und er gehört zu jenen, die "GOTT zu SICH genommen hat" (4:159)
- und nicht nur das. Darüber hinaus ist er für die MUSLIME ein wirklicher Gesandter Gottes, einer der sich Gott ganz ergeben hat. Ein MUSLIM - und dies läßt sich auch deutlich darstellen. In der Geschichte von der Sünderin zeigt sich JESUS als ein wahrhafter Richter im ISLAM.
Sie alle kennen diese Geschichte, als er sprach:
"Wo sind Deine Ankläger?"
"So RICHTE ICH dich auch NICHT"
"So gehe und sündige hinfort nicht mehr!"
Dies soll nun meiner einleitenden Worte genug sein.
Außerdem ist es vielleicht auch ganz nützlich, wenn wir die Richtung unserer Gespräche nicht von allenfalls mitgebrachten Vorurteilen - von beiden Seiten - bestimmen lassen, sondern von dem ausgehen, was wir gerade gehört haben.
Mit Ihrem Einverständnis werde ich nun in aller Kürze die Grundzüge der Islamischen Glaubenslehre darstellen.
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.
Hanel, 24.5.99