Thema:
"Über die Einheit der Muslime in Oberösterreich"

"Audhubillahi mina Shaitani rajim - Bismillahi ar Rahmani ar Rahmim
As Salaamu Alaikum wa Rahmatullahi wa Barakatuh. Liebe Brüder, liebe Schwestern!

Als ich gebeten wurde, heute zum Anlaß dieses Bankettes über die Einheit der Muslime, besonders der in Oberösterreich zu sprechen, war dies wieder einmal Grund dafür, über unsere Situation hier genauer nachzudenken. Denn jeder Tag, den wir durch die Erlaubnis des Allmächtigen erleben dürfen, bringt neue Erfahrung, neue Erkenntnisse, die mitunter größeren Einfluß auf unser künftiges Leben haben, als sich dies so mancher vorzustellen wagt.

Wie den meisten Anwesenden bekannt ist, wurde mir vor bald 10 Jahren die Position des Vorsitzenden des Ausschusses der ISLAMISCHEN RELIGIONSGEMEINDE LINZ für OBERÖSTERREICH und SALZBURG anvertraut.

So will ich denn beginnen mit dem Leitspruch der ISLAMISCHEN GLAUBENSGEMEINSCHAFT, den wir uns alle ein bißchen mehr zu Herzen nehmen sollten, als wir das vielleicht bislang getan haben.

Bismillahi ar Rahmani ar Rahim

"Wa'tasimuu bi Hablilaahi jamii'anwa laa tafaraqu ..."

"Und haltet insgesamt an Allahs Seil fest, und zerfallet nicht, und gedenket der Gnade Allahs gegen euch, da ihr Feinde waret, und Er eure Herzen so zusammenschloß, daß ihr durch Seine Gnade Brüder wurdet; und da ihr am Rande einer Feuergrube waret, und Er euch ihr entriß. So macht Allah euch Seine Zeichen klar, auf daß ihr euch rechtleiten lassen möget."[3:103]

ISLAM ist die Religion der Einheit, angeführt von dem Glaubensgrundsatz über die Einheit und Einzigartigkeit Allahs, des Erhabenen Schöpfers.

Doch ist uns aus der Geschichte wohlbekannt, auch der islamischen Geschichte, daß die Menschen größte Schwierigkeiten damit haben, zusammenzubleiben, Frieden zu halten und soziale Sicherheit zu garantieren. Wir Muslime nehmen mit Wehmut zur Kenntnis, daß selbst die Hälfte der rechtgeleiteten Kalifen von sogenannt muslimischer meuchlerischer Hand zu Tode kamen. Allah sei ihren Seelen gnädig. Kurze Zeit später mußten die Muslime mitansehen, wie sich der, von Allah und seinem Propheten Muhammad - Friede und Segen sei mit ihm - als zusammengehörig erklärte Körper der Gemeinschaft teilte und in Gruppen zerfiel. Dieser Zustand hält bis heute an und hat sich in bedrohlichem Maße zugespitzt. Bedrohlich deswegen, weil die Menschen gar nicht mehr mit der dem DIN innewohnenden Sicherheit zu sagen wissen, was ist denn nun Islam?

Wie sonst könnte es durchgehen, daß von ihren niedrigsten Instinkten getriebene Killer "islamische Kämpfer" genannt werden dürfen?

Wir alle wissen inzwischen, wie es um die allgemeine gesellschaftliche Situation der Muslime, nicht nur in Oberösterreich bestellt ist. Gespalten sind wir in Nationalitäten, diese wiederum in politische Richtungen und Kräfte, die anstatt - so könnte man fast meinen - mit der ihnen eigenen Individualität (ein Segen von Gott), so doch gemeinsam mit den anderen am Seile Allahs zu ziehen, sich dieses eher gegenseitig aus den Händen zu reißen geneigt sind. Audhu billah!

Die Macht, von der man so oft hört, ist nur den Ungebildeten und Ungerechten ein Ziel ihres Verlangens. Denn der Wissende wird sich hüten, nach ihr zu streben. Weiß er doch von der Verantwortung, die schwer zu tragen ist vor Gott und den ihm Anvertrauten. Weiß er doch auch von der angeborenen Schwäche des Menschen und wie schwer, ja schier unmöglich es ist - gerecht zu sein! Nicht nur Nabyy Isa - Friede und Segen sei mit ihm - warnte jene, welche sich selbst gerecht nennen, die schnell, vorschnell mit einem Urteil über ihre Mitmenschen zur Hand sind, getreu dem Vorbild des verdammten Satans, und sprach: "Wer da frei ist von Schuld ist, der werfe den ersten Stein". Rasulullah - Friede und Segen sei mit ihm - warnte die Gläubigen ebenfalls mit einem Hadith Qudsi: "So verurteilt nicht, damit ihr nicht verurteilt werdet."

Allah taala sagt im Qur'an: "Und Wir haben das Buch mit der Wahrheit zu dir herabgesandt, das bestätigt, was von der Schrift vor ihm da war und darüber Gewißheit gibt; richte also zwischen ihnen nach dem, was Allah herabgesandt hat und folge nicht ihren Neigungen, von der Wahrheit abzuweichen, die zu dir gekommen ist. Für jeden von euch haben Wir Richtlinien und eine Laufbahn bestimmt. Und wenn Allah gewollt hätte, hätte Er euch zu einer einzigen Gemeinde gemacht. Er wollte euch aber in alledem, was Er euch gegeben hat, auf die Probe stellen. Darum sollt ihr um die guten Dinge wetteifern. Zu Allah werdet ihr allesamt zurückkehren; und dann wird Er euch das kundtun, worüber ihr uneins waret.[5:48]

Dies ist die wahrhaftige Rechtleitung, zu welcher die Menschen allesamt aufgerufen werden.

Nichts anderes führt im Islam zum Erfolg als aufrichtiger Tauhid, praktizierte Einheit und Friedfertigkeit unter den Muslimen.

ISLAM, so sagt unser Präsident Bruder Abdelrahimsai - ist keine Ideologie sondern basiert auf sozialer, wirtschaftlicher und religiöser Ordnung.

Die Schlüsselworte in diesem Ausspruch sind ISLAM und ORDNUNG "Nizam ul Islam".

Ordnung meine lieben Schwestern und Brüder, verlangt nach Strukturen. Strukturen des Glaubens, des Denkens, der Kommunikation und des gemeinsamen sozialen Handelns.

Und wir sind uns schmerzlich der Tatsache wohl bewußt, daß wir alle gemeinsam bislang nicht sonderlich erfolgreich waren, diese Ordnung unter uns und füreinander herzustellen. Und es sind nicht islamisch legale, akzeptable Gründe, welche uns hierbei versagen lassen sondern samt und sonders Eigenschaften, welche durch den praktizierten Islam unter Kontrolle gebracht werden sollen. In erster Linie sind dies Egoismus in seiner konzentrierten Form. Alles andere Übel ist aus ihm abzuleiten. Wir sind nicht schlecht beraten uns diese Worte zu Herzen zu nehmen, sie ernsthaft und ehrlich zu erwägen und uns, wie der Qur'an al karim dies vorschreibt : "einander anzuhalten zur Wahrheit, Geduld und Standhaftigkeit"

Heute, wollen wir dem Herren Dank sagen, Ihn loben und preisen Subhanallah wal Hamdulillah, denn dieser Anlaß, zu welchem wir heute hier zusammengekommen sind, ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Die Initiative Einzelner, eines Einzelnen wird akzeptiert, korrigiert und angenommen.

Dies ist der Weg, eine Gemeinschaft erstarken zu lassen - in sha Allah!.

Weder ist der Einzelne in der Lage, ohne das persönliche Korrektiv aus der Gemeinschaft seinen eigenen Weg gefahrlos zu finden, noch ist die Gemeinschaft in der Lage, intakte Strukturen zu errichten und zu erhalten, ohne die selbstlosen Anstrengungen der Individuen.

Seit nunmehr fast 10 Jahren wird hier in Oberösterreich versucht eine vereinende Gemeindeplattform nicht bloß auf dem Papier zu errichten, auf welcher alle Muslime ihrer traditionellen, nationalen, historischen, politischen, persönliche und sonstigen Differenzen hintanstehen lassen können, um mit vereinten und gereinigten Kräften der Sache Allahs in ÖSTERREICH dienlich zu sein -. Darum stehe ich hier.

Seit 10 Jahren wurde aber auch destruktiv versucht, die Macht zu erlangen, um dann mit aller Macht, die eigenen Vorstellungen durchzusetzen. Und seht liebe Brüder und Schwestern was wirklich passiert ist. "La haula wa la quwatta illa billah"

Die Jungen unter uns, die sich machtlos wähnten, sie waren es, welche es müde waren, diesen selbstzerstörerischen Treiben sich länger auszusetzen und Initiativen zu setzen begannen. Auch unsere heutige Veranstaltung verdankt ihr Bestehen dem Bestreben der Gruppe islamischer Jugendlicher, junger Frauen und Männer hier in Oberösterreich. Allah wird sie dafür belohnen. Doch aufgepaßt, ihr Lieben - der Satan legt für euch die selben Fallen aus, in welche der eine oder andere Alte schon hineingetappt. Und wenn ihr einen Grund für den Respekt gegenüber dem Alter sucht, so ist kein kleiner jener, daß die Alten in diese Fallen in jugendlichem Ungestüm schon längst hineingestolpert sind und sich mancher aber mit der Hilfe Allahs wieder aus ihnen befreit hat.

Und glaubt ja nicht, ihr jungen Helden, daß ihr sofort wirklich versteht was Euch heute gesagt wird, denn gerade dies ist ja die List des verfluchten Satans! Er macht glauben - und glaubt selbst nicht!. Er macht den Trug, das Falsche zur "Wirklichkeit". Er macht die "Besserwisserei" zu Wissen, Hochmut zu "Ehre", Egoismus zu "Verantwortung", Widerspruch zu "Glauben". Er ist der Meister des Verdrehens und der Heuchelei, sei diese bewußt und/oder unbewußt.

Darum verdienen jene wahre Ehre vor ihrem Herrn, die nicht nur glauben und dauernd davon sprechen, sondern welcher auch das rechte tun und dazu stehen. Aber welche wahre Ehre von Ihrem Herrn empfangen, sind jene unter den Gläubigen, welche Könige der Demütigen genannt werden dürfen. Und da meine lieben Brüder und Schwestern, daran dürfen wir noch einige Zeit miteinander trainieren - in sha Allah.

Trainieren heißt lernen und üben - auch erziehen und lehren.

Jede Mutter, jeder Vater haben ihre Eigenheiten in der Erziehung der Kinder. Jeder Mensch ist ein anderer Lehrer, hat eine andere Art und Weise zu lehren - und jeder Vater, jeder Lehrer glaubt - er sei der Beste.

Seht ihr nun wie schwierig es ist, eine Gemeinschaft aufzubauen welche an einem Strang zieht, in welcher eine Harmonie klingt?

Gelingt es uns jedoch unsere eigenen Ansprüche zurückzustellen und sie mehr auf das Gemeinwohl hin auszurichten - so mag uns - mit der Erlaubnis des Erhabenen Schöpfers - mehr Erfolg, mehr Friede zuteil werden. Und ist es nicht der Friede, welchem dem Muslim über alles geht? Denkt nur nach darüber.

Eine Gesellschaft, in welcher nicht jene Werte hochgehalten werden, welche der Gemeinschaft Wohlergehen garantieren, ist dem vorschnellen Untergang geweiht. Und wie erreicht eine Gesellschaft das Wissen über jene Werte, jene Werte welche uns als islamische bekannt sind? durch Lernen und anwenden, durch Erziehung und Ausübung.

Die Erziehung unserer Kinder ist uns ja eines der wichtigsten Anliegen. Aber meinen wir wirklich Erfolg mit unserer Erziehung zu haben, wenn wir Brüderlichkeit predigen und fitna betreiben? Wenn wir alles mit dem Munde versprechen und die Taten nicht folgen lassen? Wir Eltern müssen ja nicht glauben, daß unsere Kinder achtlos sind unseres Tuns. Allah der Allwissende und Kundige hat unsere Kinder mit einer großartigen Auffassungsgabe beschenkt und ihnen wunderbare Fähigkeiten übereignet. Unser Beispiel, unser tatsächliches Beispiel ist der maßgebliche Beitrag zu deren Erziehung. Keine noch so salbungsvolle Predigten und Reden können erreichen, was das stete Beispiel zu vollbringen vermag.

Dies also soll die Richtlinie unseres erzieherischen Wirkens sein. Als tugendhaftes Beispiel voranzugehen, nicht aber von den Kindern zu verlangen, was man selbst nicht bereit ist zu geben. Das ist nicht viel anders wie in der Wirtschaft.

Ein Grund, weshalb Allah vielleicht den Zins verboten hat ist, einige wissen dies vielleicht schon: weil der Zins gerade diese bösartige Haltung wiederspiegelt: "Haben wollen aber nicht geben wollen". Habgier und Geiz, Geltungssucht und Neid. Hüten wir uns davor!

Und wenn Euch doch wieder einmal der Mut verlassen sollte und Ihr traurig seid, weil Ihr das Gefühl habt, daß gar nichts weitergeht. Weil Ihr verzweifelt an der Kluft, die besteht zwischen dem SOLL des ISLAM - und dem IST des gestern und heute. Dann denkt an Euren Bruder, der heute vor Euch steht, der mehr als einmal die Tränen der Verzweiflung und die Tränen der Ehrfurcht gekostet hat - und gebt nicht auf. Denn Allah - Erhaben ist Er - läßt uns nicht im Stich. Doch müssen wir schon Ihm entgegengehen, damit Er uns entgegen gelaufen kommt!

Nicht aufgeben also, an die Verwirklichung und Umsetzung der konstruktiven Kräfte, die sehr wohl der islamischen Gemeinschaft, nicht nur in Österreich inneliegen, zu glauben und daran zu arbeiten, sie hervor und zur Entfaltung zu bringen. Denn noch etwas lernt man auch erst im Laufe der Zeit. Daß die Eitelkeit und Dummheit so mancher Intriganten - und diese sind schlimme Feinde der Gemeinschaft - einander selbst besiegen, überläßt man sie nur sich selbst.

Vieles bliebe noch sagen, doch vielleicht an andermal. Deswegen beende ich meine Rede und schließe mit der so kurzen und doch in ihrer Bedeutung so umfassend tiefen SURE "AL ASR"

Bismillahi ar Rahmani ar Rahim "Bei der sich neigenden Zeit - wahrlich sind die Menschen im Verlust, außer jene, die da glauben und das Rechte tun und einander anhalten mit Wahrheit und zur Standhaftigkeit." AMIN

2937.... Abu Huraira, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete: "Tufail Ibn 'Amr Ad-Dausyy und seine Leute kamen zum Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, und sagten: »O Gesandter Allahs, der Stamm Daus ist wahrlich in Ungehorsam verfallen und verhält sich nur ablehnend, so richte zu Allah ein Bittgebet gegen ihn!« Jemand sagte: »Nieder mit den Daus!« (ein Stamm in Araien) und der Prophet sagte (dagegen): »O Allah, führe die Daus zum rechten Weg und bringe sie zu uns zurück.«" [BU:726]

Und seid nicht wie jene, die gespalten und uneins sind, nachdem die deutlichen Zeichen zu ihnen kamen; und jene erwartet eine schmerzliche Strafe[3:105]

Aber sie (die Menschen) wurden untereinander uneinig und spalteten sich in Parteien, und jede Partei freute sich über das, was sie selbst hatte.[23:53]

Er verordnete für euch die Religion, die Er Noah anbefahl und die Wir dir offenbart haben und die Wir Abraham und Moses und Jesus anbefohlen haben. Nämlich (die), in der Einhaltung der Religion treu zu bleiben und euch deswegen nicht zu spalten. Hart ist für die Götzendiener das, wozu du sie aufrufst. Allah erwählt dazu, wen Er will, und leitet dazu den, der sich bekehrt.[42:13]