Das Islamische Gebet
 
 
Die Welt wurde nicht ohne Sinn und Absicht erschaffen. Der Erhabene Qur'an beschreibt dies so:

"Und Wir erschufen Himmel und Erde und das, was zwischen beiden ist, nicht zum Spiel"
(21:16)
"Und Ich habe die Dschinn und die Menschen nur darum erschaffen, damit sie Mir dienen."
(51:56)
"Siehst du nicht, daß Gott alleine es ist, den alle in den Himmeln und der Erde preisen, die Vögel ihre Schwingen entfaltend. Ein Jedes (Geschöpf) kennt sein Gebet und seine Lobpreisung."
(24:41)

 
Das Gebet als Ausdruck bewußter und wahrhaftiger Dankbarkeit gegenüber Gott und Zeichen der Erinnerung Gottes, der uns nicht nur erschaffen hat, versorgt und erhält, sondern uns auch mit Weisheit und Verstand ausgestattet hat, ist tatsächlich der erste Schritt auf dem Wege der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen und eine Bereicherung des Herzen.

Die wirklich Gläubigen erringen durch die Verrichtung des Gebetes selbst nicht nur Disziplin und Einheit untereinander, sondern auch Reinheit des Herzens und der Seele. Es prägt deren Vorstellung, demütige Diener des Allmächtigen und Erhabenen Gottes zu sein und daß ihre spirituelle Entwicklung und Frömmigkeit mit ihrem ehrlichen und willigen Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes einhergeht.
Die Verrichtung des Gebetes ist mit das wesentlichste Gebot für den Muslim, welches sich aus dem Ausspruch des Gesandten Gottes Muhammad (Gottes Friede und Segen auf ihm) ergibt, der darüber in etwa gesagt hat:

"Zwischen den Muslimen und den Ungläubigen gibt es eine Grenze. Diese Grenze ist die Verrichtung des Gebetes."

Die Verrichtung des Gebetes zu verhindern, bedeutet tatsächlich der Natur des Menschen Gewalt anzutun, bedeutet ihr das Recht zu nehmen - zu verherrlichen; denn es liegt in der Natur des Menschen, Großes zu verehren und sich hehren Zielen zu verschreiben. Das Größte aller Dinge ist jedoch die Herrlichkeit Gottes und das höchste aller Ziele ist es, das Wohlgefallen Gottes zu erringen.

Darin liegt die wahrliche Bedeutung und Vitalität des Gebetes. Man sollte immer im Gedächtnis behalten, daß Gott des Gebetes nicht bedarf, denn Er ist frei aller Bedürfnisse. Wenn Er uns das Gebet auferlegt, so verpflichtet Er uns und zeigt dadurch Seine Güte und Hilfe, indem Er unser Inneres und zu Ihm hinwendet. Was immer wir Gutes tun, das tun wir zu unserem eigenen Besten und was immer wir Schlechtes tun, tun wir zu unserem eigenen Schaden. Der Nutzen des islamischen Gebetes ist unbeschreiblich und der Segen daraus unermeßlich. Dies ist nicht einfach eine Theorie oder Annahme, sondern eine faszinierende Tatsache und spirituelle Erfahrung.

Es stärkt die Überzeugung von der Existenz Gottes und überträgt sie bis ins Innerste des Gemütes.

Es erweckt diese Überzeugung zum Leben und macht sie konstruktiv im Ablauf des täglichen Geschehens.

Es hilft dem Menschen seine natürlichen und instinktiven Neigungen zu Größe und hoher Moral zu erkennen und befähigt ihn, diese zu stärken und zu kultivieren.

Es reinigt das Herz, entwickelt den Verstand, kultiviert die Vernunft und erquickt die Seele.

Es fördert das Gute und beschränkt die schlechten Neigungen im Menschen.

Untersuchen wir das islamische Gebet und seine universelle Natur genauer, so lehrt es uns, daß es nicht nur einen bloßen, heilsamen Bewegungsablauf oder eine berührende Rezitation aus dem Heiligen Buch darstellt.
Es ist eine unerreichbare, einzigartige Verbindung aus intellektueller Versenkung und spiritueller Hingabe, moralischer Entwicklung und körperlicher Ertüchtigung. Es ist tatsächlich eine exklusiv, islamische Erfahrung, bei welcher jeder Muskel des Körpers sich mit der Seele und dem Verstand vereint, um Gott in Verherrlichung anzubeten.

Doch wer kann behaupten, daß er wüßte, wenn er noch nie gekostet hat?
Denn wer nicht schmeckt, der weiß nicht!

Hanel, Linz 1993