1. Ausgangspunkt: Die katholische Lehre von der Gewissens- und Religionsfreiheit
Jeder, der mich kennt, weiß es: Ich trete mit großer Entschiedenheit
für die
Lehre von der Religionsfreiheit ein, wie sie das 2. Vatikanische Konzil
gelehrt hat. Gemeint ist dabei
weder die Gleichgültigkeit gegenüber religiösen Verschiedenheiten:
Es ist
wichtig, den wahren Gott zu erkennen, und die volle Wahrheit ist nur
durch
den zu haben, der von Gott gekommen ist, nämlich Jesus Christus.
Zudem ist
es eine Pflicht, sich um die Wahrheit über Gott zu bemühen.
Jene
"Gewissensfreiheit", die nur ein schönes Wort für "Wurschtigkeit"
in der
religiösen Wahrheitsfrage war, hat Gregor XVI. zu recht verurteilt
und darf
nicht mit der Lehre des Konzils verwechselt werden;
noch die falsche Annahme der Ununterscheidbarkeit der Religionen im
Sinne
der Lessing´schen Ringparabel: Die Religionen lassen sich sehr
wohl
unterscheiden. Insofern die "Unterschiede" die Wahrheit betreffen,
gibt es
nicht nur harmlose, sondern auch für den Menschen gefährliche
Irrtümer;
noch die Behauptung, die katholische Kirche hätte den Anspruch
aufgegeben,
die Wahrheit über Gott und unsere Beziehung zu ihm zu verkünden:
Nein, kein
Jota wurde und wird aufgegeben, allen Menschen soll Christus verkündet
werden!
Mit ihrer Lehre über "Religionsfreiheit" lehrt die Kirche: Bei
seiner
persönlichen Suche nach der Wahrheit über Gott und in seiner
religiösen
Praxis soll der Mensch frei sein: Seine Umwelt darf ihn dabei nicht
unter
irgendeinen Druck setzen. Religionsfreiheit verbietet den Zwang und
schafft
den Freiheitsraum für Dialog und den Versuch, den anderen zu überzeugen.
2. Das Recht Andersgläubiger, ihrem Glauben gemäß auch bei uns zu leben
Diese Lehre vorausgesetzt, ist es für einen katholischen Christen
selbstverständlich, daß Menschen, die sich zu einer anderen
Religion
bekennen und bei uns leben, nicht nur ihre Kleider und ihre Familie,
sondern
auch ihre Religion "mitbringen" dürfen. Das heißt, sie dürfen
auch bei uns
nach den Gesetzen ihrer Religion leben, sie dürfen ein Gotteshaus
bauen und
ihre Kinder in ihrer Religion erziehen, unter Umständen sogar
im Rahmen des
Schulsystems.
3. Grundlage des Friedens: Anerkennung der Rechte des anderen
Soweit, so gut und so selbstverständlich! Allerdings, das alles
ist erst der
eine Teil der Wahrheit, und es gibt, wie so oft im Leben, noch einen
zweiten
Teil, und dieser besteht in einem einfachen Prinzip, das in der Praxis
keineswegs immer ganz einfach anzuwenden ist. Es lautet nämlich:
Die Rechte
des einen dürfen nicht die Rechte des anderen verletzen. Und außerdem:
Auch
Anhänger einer bestimmten Religion sind an die Gesetze des Staates
gebunden,
in dem sie leben. Nur ungerechten Gesetzen – zum Beispiel den
Tötungs-Gesetzen in Europa - braucht und darf niemand gehorchen.
Das heißt zum Beispiel:
In einem europäischen Land kann auch ein Muslim keinen Harem gründen,
weil
Polygamie bei uns nicht erlaubt ist.
Muslimische Mädchen können bei uns, sobald sie mündig
sind, heiraten, wen
sie wollen, und ihre Väter dürfen ihnen gegenüber auch
dann keine Gewalt
anwenden, wenn das nach ihrer Tradition oder Religion erlaubt sein
sollte.
Erst recht undenkbar ist es, daß Mädchen an ihren Geschlechtsorganen
verstümmelt ("beschnitten") werden: auch dann nicht, wenn es von
einem Arzt
gemacht würde.
Religiöse Autoritäten können niemanden für vogelfrei
erklären, auch nicht,
wenn der Betreffende ihre religiösen Gefühle verletzt hat.
Mag bei uns
dieses Recht auf den Schutz der religiösen Gefühle viel zu
lax gehandhabt
werden und manchmal nur am Papier zu bestehen: Selbstjustiz bleibt
verboten.
4. Besorgniserregende Beobachtungen
Voraussetzung für den Frieden ist vor allem andern: Auch Muslime
haben das
Prinzip der Religionsfreiheit zu respektieren. Ohne diese Anerkennung
ist
Schlimmes zu befürchten. Neulich nun erzählte mir ein absolut
glaubwürdiger
Zeuge, selbst ein großer Freund der Türken, folgendes: Da
er der Sprache
mächtig ist, ging er zu einer von Türken in Wien veranstalteten
Tagung, die
frei zugänglich abgehalten wurde. Was er dort zu hören bekam,
erschreckte
sogar ihn. Denn unverblümt sagten die Redner:
Wir müssen uns hüten vor jeder Form der Anpassung und Integration.
Wir müssen alles tun, um möglichst bald österreichische
Pässe zu bekommen.
Denn nur so sind wir politisch handlungsfähig.
Wenn wir zahlreich genug sind, werden wir eine islamische Partei gründen
und
das Land nach und nach den Gesetzen des Islam unterwerfen.
Dazu ist es notwendig, so viele Kinder zu zeugen als möglich: um
Macht zu
gewinnen. Es soll unter manchen Ausländern den Spruch geben: Heute
haben wir
Kinder, morgen Deutschland.
Das deckt sich mit dem, was neulich ein mit der islamischen Welt vertrauter
Bischof sagte: Manche Moslems würden offen sagen: Mit euren Gesetzen
kommen
wir nach Europa, mit unseren Gesetzen werden wir Europa dem Islam unterwerfen.
Nun mag man entgegenhalten: Da können sie noch lange warten, das
ist
wirklich keine Gefahr. Gegenfrage: Wirklich nicht? Ein Herr erzählte
mir
neulich, wie er in einer kleinen Stadt nahe von Salzburg eine Adresse
suchte
und dabei Passanten fragte - aber erst der etwa achte konnte ihm helfen,
denn er war der erste Österreicher, dem er begegnete, alle anderen
waren
offenkundig aus einem nicht-europäischen Land und der Sprache
kaum mächtig.
Natürlich, das ist noch keineswegs schlimm und noch lange nicht
die Regel.
Aber die Zeit vergeht schneller, als man glaubt. In manchen deutschen
Großstädten soll es bereits Viertel geben, in die ein Deutscher
nicht mehr
ohne weiteres hineingehen kann. Eine kleine, vielleicht noch nicht
typische,
aber doch erwägenswerte Geschichte erzählte mir vor kurzem
auch eine
Wienerin: Sie kam spät abends erst nach Hause, nach einem langen
Arbeitstag,
und wollte sich in dem Gasthaus um die Ecke noch schnell Zigaretten
kaufen.
Aber der Wirt war ein Türke, und statt ihr Zigaretten zu verkaufen,
belehrte
er die Frau, sie duzend und in schlechtem Deutsch, daß eine anständige
Frau
um diese Zeit gefälligst zu Hause zu sein habe; sie möge
also
verschwinden...
Wie gesagt, wahrscheinlich (noch) ein Einzelfall, und es gibt auch
unverschämte Wirte, die "brave" Deutsche oder Österreicher
sind. Auch ist zu
erinnern, was farbige Ausländer bei uns zu fürchten und manchmal
zu erdulden
haben. Richtig, wir müssen auf jedes Unrecht antworten, ganz gleich,
von wem
es begangen wird. Vor allem aber müssen Gesetze für alle
gelten, Gesetze,
die den mit Sicherheit sich noch verstärkenden Reibungen beider
Kulturen und
Religionen Rechnung tragen. Aber darum ginge es: Den kommenden Problemen
ins
Auge sehen und diejenigen nicht moralisch diskriminieren, die besorgt
sind.
5. Was könnte getan werden?
Was soll man tun, wird der Leser fragen? Ich habe kein Patentrezept,
aber
bestimmte Maßnahmen könnte ich mir als hilfreich vorstellen.
Etwa: Jeder,
der eingebürgert werden will, muß eine Erklärung unterschreiben,
daß er das
geltende Recht auf Religionsfreiheit ohne Wenn und Aber anerkennt.
Erst
recht müßte der Iman, der den Islam in der Moschee oder
in der Schule lehrt,
das tun, und es müßte sichergestellt werden, daß er
keine potentiellen
Fanatiker erzieht, die die Christen vorläufig nur aus Mangel an
Macht nicht
angreifen. Im Gegenteil, er selbst müßte die Freiheit in
Fragen der Religion
als Basis des Friedens lehren. Sollte sich jemand dazu nicht verstehen
können, sollte er höflich, aber bestimmt des Landes verwiesen
werden. Es
wird trotz der Gesetze noch genug Probleme geben, aber Menschen, die
uns
durch ihre Gesinnung im vorhinein ankündigen, daß sie gewalttätig
sein
werden, sobald sie dazu in der Lage sind, sollten wir nicht dulden.
Einfach
die Augen zumachen und denken, solange die Wirtschaft funktioniert,
wird
schon nichts passieren, ist unverantwortlich. Notwendig wäre übrigens
auch
ein ständiger politischer Druck auf die islamischen Länder:
Bei uns alle
Rechte genießen, aber den Christen in den eigenen Ländern
jedes Recht
verweigern, geht einfach nicht.
So oder ähnlich sollten wir beginnen, die geistigen Grundlagen
unseres
Landes unseren Gästen näherzubringen und auch abzuverlangen.
Nicht, weil es
"unsere" Kultur wäre, sondern weil es ohne diese Werte keinen
wirklichen
Frieden geben kann – Frieden nämlich, der auf Gerechtigkeit beruht
und der
allein den Namen "Frieden" verdient.
Auf jeden Fall sollten wir darüber reden, und das Gespräch
sollte quer durch
alle Parteien geführt werden. Es müßte vor allem mit
unseren ausländischen
Gästen intensiv gesprochen werden. Wir müßten mit ihnen
reden über unsere
Sorgen und Ängste vor ihnen, und sie mit uns über ihre Nöte.
Ich plädiere
für eine Politik, die auf den Menschenrechten, insbesondere auf
dem
Menschenrecht auf Glaubens- und Gewissensfreiheit gründet. Wir
sollten jetzt
klarstellen, was das bedeutet, und nicht warten, bis es vielleicht
sehr spät
oder zu spät ist, es einzumahnen. Die Folgen einer Vogel-Straußpolitik
könnten wir schneller erleben, als wir uns das jetzt vorstellen
können.
Das konsequente Anmahnen der rechtsstaatlichen Grundsätze brächte
vor allem
auch einen großen Gewinn: Es würde jene unter unseren Einwanderern
stärken,
die einsichtig und guten Willens sind. Mit ihnen kann man sehr wohl
"multikulturell" und "multireligiös" zusammenleben. Sie sind willkommen,
und
das sollen sie auch wissen.