POLITIK und ISLAM

Für RADIO FRO

Wenn wir über Politik sprechen, also auch wenn wir über ISLAM und POLTIK reden wollen, sollten wir wissen, daß Ende des 20. Jahrhunderts, die einzelnen souveränen, Territorialstaaten dieser Erde ihre Kommunikation auf der Grundlage der modernen, westlichen politischen Ideologie und Terminologie miteinander pflegen.

Dies gilt sowohl für den Dialog von sogenannten „nicht islamischen Staaten" mit deren sog. „islamischen" Partnern bzw. Gegnern, wie auch jenen Dialog, der in umgekehrter Richtung geführt wird.

Was nun den Begriff „sogenannt islamische Staaten" anlangt, so führt dessen Gebrauch bislang völlig in die Irre. Was man damit meint ist :"moderne rechtsstaatliche Gebilde, deren Bewohner sich selbst mehrheitlich dem Islam zugehörig bezeichnen."

Daher wird der Begriff „islamische Staaten" deswegen völlig abwegig verwendet, wie man ja im Falle der Tragödie von Burundi, auch nicht davon spricht, daß in jenem „christlichen STAAT" Christen geschlachtet werden (von Christen noch dazu!). Dies leuchtet ohnehin jedem ein, der ein wenig Bescheid um die christliche Religion weiß und daher zwischen religös gefordertem und unmenschlichem, verabscheuungswürdigem Verhalten zu unterscheiden versteht.

Die Gründe warum, wenn heute von den sog. Islamischen Ländern gesprochen wird, diese Unterscheidungsfähigkeit nicht gegeben ist, sind schnell aufgezählt.

Der erste und wesentlichste Grund liegt wohl darin, daß einfach „hüben" wie vielfach auch „drüben" nicht mehr recht verstanden wird, was ISLAM bedeutet und noch viel weniger, was es braucht, um einen ISLAMISCHEN STAAT darzustellen.

Wenn nun festgestellt wird, daß diesem Nichtwissen mit Nachdruck und System die Metamorphose zu Wissen verwehrt wird, durch welche Maßnahmen auch immer, dann liegt der Schluß nahe, daß absichtlich die friedliche Verständigung zwischen den Völkern verschiedenster Religionen, böswillig hintertrieben wird. Ohne weiters auf die Dynamik dieses Verhaltens einzugehen, kann ohne auf die besondere Stellung des Prophetentums Anspruch zu erheben, vorausgesagt werden, daß solches fortgesetzte Handeln in gewaltiger Konfrontation enden wird! (Und alle wollen es dann eh’ gewußt haben und rechtfertigen ihr unrechtes Verhalten im Nachhinein und bemerken nicht, daß sie in einer Schleife ungerechten Verhaltens gefesselt sind, bzw. sich selbst „dieses Kreuz aufgeladen" hatten.) Doch dann ist es zu spät und die Tränen netzen tote Erde, welche der Barmherzigkeit Gottes entgegenschläft.

In jenem Maße wie der ISLAM als Ideologie verstanden wird und als solche gelebt wird, wird er in der politischen Konfrontation, welche im Prinzip eine Konfrontation zwischen Ideologien darstellt, für die politische Argumentation, Agitation und Rechtfertigung instrumentalisiert.

Der ISLAM ist jedoch keine Ideologie, sondern basiert auf sozialer, wirtschaftlicher und religiöser Ordnung. Wenn diese Ordnung nicht aufrecht ist, und dies ist sie zur Zeit gewiß nicht, ist der ISLAM auf politischer Ebene nicht wirklich existent, sondern nur sein unvollkommenes, verzerrt und entstelltes, politisch und medial istrumentalisiertes Spiegelbild.

Dies alles sollten wir - zumindest berücksichtigen, wenn wir über politische Mißstände in orientalischen, östlichen oder sogenannt islamischen Ländern sprechen.

Hanel, 10.5.1997