----- Original Message -----
From: "Mag. Josef Lanzl" <m.lanzl@telering.at
To: "Initiative muslimischer Österreicher"
<dieinitiative@gmx.at
Sent: Thursday, January 09, 2003 3:29 PM
Subject: Presse gegen den Islam
Liebe Geschwister!
Salam alaykum. Ihr habt wahrscheinlich
auch selbst beobachtet, was ich in
letzter Zeit fesgestellt habe. Seit
der Attacke von Bischof Krenn auf den
Islam hören ähnliche Angriffe auf den Islam und die Muslime in den
österreichischen Medien nicht mehr auf. Zuerst sprang der bekannte
Politologe N. Leser auf den antiislamischen Zug auf und stellte ziemlich
hanebüchene Behauptungen über den Islam auf. Nicht genug, in der gleichen
Zeitung 'Presse' legte ein Herr Korkisch vom
Verteidigungsministerium ein
SChäuferl nach und verdächtigte u. a. die
Millionen Muslime in Europa der
Sympathie für den 'islamischen Terrorismus' und beschwor natürlich die
große Gefahr des 'sich dem Islam ausliefernden Europa'. Eine indirekte
Gegendarstellung lehnte die besagte Zeitung mit einem fadenscheinigen
Vorwand ab. Im Gegenteil, kurze Zeit später erneuerte Herr F. Ortner in
der gleichen Zeitung den Angriff auf den Islam als unaufgeklärter,
frauenfeindlicher und gefährlicher Religion.
Vielleicht glaubte bis jetzt noch jemand
an den Zufall solcher gehäufter
äußerst unfairer Angriffe auf unsere Religion und uns, dem wir kaum etwas
Wirksames auf dieser Ebene entgegenzusetzen haben. Vielleicht sollte das
eine Art Altjahreskehraus sein. Wer sich solchen Hoffnungen hingab, wurde
prompt und grauslich desillusioniert. Kaum hatte das neue Jahr begonnen,
wurde das Halali auf den Islam erneut eröffnet, angefangen von der
Zeitgeistpostille 'Format' bis hin zur 'unabhängigen', sich offen
gebenden
'Salzburger Nachrichten'. Dort hatte in der ersten Wochenendausgabe des
Neuen Jahres der Chefredakteur höchstpersönlich und auf S. 1 unter dem
harmlosen Titel 'Mit dem Islam leben' eine Breitseite gegen den Islam und
die Muslime eröffnet. Er behauptete dort u. a. nicht mehr und nicht
weniger, dass der Islam zu praktisch allen wesentlichen Prinzipien des
demokratischen Rechtsstaates in Widerspruch stehe und die Muslime in Europa
demgemäß
potentielle Rechtsbrecher seien, die auch den sozialen Frieden gefährden.
Es wird hier unter dem Deckmantel der Forderung nach Dialog in Wahrheit dem
clash of civilisations das Wort geredet und die Muslime und
ihre
Gemeinschaften gezielt eingeschüchtert. Im Namen der wehrhaften
Demokratie, welche sich gegen die Scharia verteidigen müsse, wird in Wahrheit
hier der
Einschränkung des Rechtsstaates für die Muslime als potentiell
gefährliche
Mitbürger das Wort geredet, nicht von einem rechtsradikalen Schmierblatt,
sondern von einer seriösen 'liberalen' Zeitung mit dem Anspruch auf
Weltoffenheit und 'weitem Horizont', hier durchaus auf einer Stufe mit
der
ebenso 'freien' 'Presse'. Die verantwortlichen Herren tun so, als wären
sie die einzigen, welche die eigentliche Problematik bezüglich des Islams und
Europa verstünden, während die anderen ahnungslos in den Untergang rennen
würden und noch dazu die USA in ihrem schwern Kampf
gegen den Terror
allein ließen.
Was hier dahintersteckt, braucht nicht genauer analysiert zu werden,
es
ist nicht so schwer zu erraten seit dem 11. Sept., dessen Folgen wir in
Österreich bis jetzt nicht so gespürt haben. Jeder halbwegs politisch
Versierte weiß, wie die 'freien' Medien und ihre Journalisten
funktionieren.
Ich weiß auch nicht, was sich sonst noch im Blätterwald getan hat. Die
oben angeführten Darlegungen beschränken sich auf meine wenigen Beobachtungen.
Andere haben vielleicht noch manches mehr entdeckt.
Viel wichtiger ist jedoch, wie wir darauf reagieren, außer wir tun so,
als
ginge uns das alles nichts an und bräuchten uns nur zu ducken, damit der
Wind wieder vorübergeht, der uns medial ins Gesicht weht. Hoffentlich
geben sich nur wenige solchen Täuschungen hin.
Ich erlaube mir einige Vorschläge zu machen:
Zunächst sollte unsere immerhin offiziell anerkannte Glaubensgemeinschaft
gegen diese wiederholte Verleumdung unserer Religion protestieren, sei es
direkat bei den betreffenden Medien, sei
es beim 'Presserat', der sich für
die Einhaltung eines bestimmten Ehrenkodex der Presse zuständig erklärt
hat.
Hier müsste man schon anfragen, ob wir Muslime aus diesem Ehrenkodex
ausgeklammert sind, sodass ohne Sanktion auf unsere Religion und ihre
Anhänger mit der Dreckschleuder geschossen werden darf, und ob das Verbot
der Religionshetze auch für die drittgrößte Glaubensgemeinschaft in
Österreich gilt.
Ich weiß, davon erwartet sich
niemand viel. Doch die offiziell
vorgesehenen Organe sollten wir nicht gänzlich außer Betracht lassen, allein
schon
deshalb, dass wir uns nicht dem Vorwurf aussetzen, die üblichen Schritte
nicht gesetzt zu haben.
Aber wir sollten vielleicht auch selbst
aktiver werden, etwa durch die
Gründung eines 'Medienreferats', in dem diese feindlichen Artikel und
Meldungen immerhin gesammelt, die Geschwister darüber informiert werden
und überlegt wird, wie wir darauf möglichst professionell reagieren können.
Schließlich gibt es einige unter uns, welche in der Lage sind zu
beurteilen, ob und wie wir auf solche Angriffe reagieren sollen. Einige von uns
haben
bereits Beziehungen zu verschiedenen Medien. Doch es wird in der Zukunft
wichtiger werden, koordiniert zu reagieren. Einzelaktionen sind zu wenig
wirksam.
Wenn jemand bessere Vorschläge hat, bitte
nur heraus damit. Wir sollen nur
nicht übersehen, dass wir unsere Würde und jene unserer Religion zu
verteidigen haben, sonst werden wir bald wenig zu unserer Rechtfertigung
vorbringen können. Und niemand sollte sich der Illusion hingeben, jene
Kreise würden schon ihre Angriffe aufgeben, wenn wir uns tot stellen. Die
Zeichen der Zeit sind nicht so ...!!
Mit besten Wünschen und freundlichen Grüßen
M. J. Lanzl.
Mit
Abonnementänderung für islamaustria@coollist.at:
http://www.coollist.com/mod/login.html
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Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich
Islamische Religionsgemeinde Wien
für Wien, Niederösterreich und Burgenland
1070 Wien, Bernardgasse 5, Tel: 526 31 22
Einladung zum Mediengespräch
am Mittwoch, dem 15. Jänner um 10.30 Uhr
in der IRPA, Islamische Religionspädagogische Akademie, Festsaal
Neustiftgasse 117, 1070 Wien
Islamophobie
Droht Österreich eine Trendwende zu mehr offener Islamfeindlichkeit?
Friedhofsschändung in Linz, anonyme Anrufe voller Hass, Alltagsrassismus:
Österreichs Muslime sind zutiefst besorgt.
Wo liegen die Ursachen für das rauere Klima?
Welche Auswirkungen zeichnen sich ab?
Was kann muslimische Partizipation zur Überwindung von Ressentiments
beitragen?
Womit begegnen Muslime dem Rechtfertigungsdruck?
Wie kann mehr Sichtbarkeit die Tatsache der Vereinbarkeit von Islam mit
Demokratie, Pluralismus und Rechtsstaatlichkeit stärker ins Bewusstsein
bringen?
Programm:
- Analyse der Situation
- Appell: Eine nachhaltige gesamtgesellschaftliche Behandlung ist
erforderlich.
- Vorstellung des Maßnahmenprogramms der Islamischen Glaubensgemeinschaft
Es sprechen:
Prof. Anas Schakfeh, Präsident der Islamischen
Glaubensgemeinschaft
Carla Amina Baghajati, Medienreferentin (für Rückfragen: 25 95
449)
Österreichs Moslems besorgt über
Islamfeindlichkeit
Übersicht
Das Klima ist für Angehörige der islamischen Religion rauer geworden.
"Droht Österreich eine Trendwende zu mehr offener
Islamfeindlichkeit", fragte
Anas Schakfeh, Präsident der Islamischen
Glaubensgemeinschaft, heute in einer
Pressekonferenz. Immer wieder würden Moslems mit Terror und Krieg in
Zusammenhang gebracht, stellte Schakfeh fest.
Darum gelte es jetzt, den Anfängen der Islamfeindlichkeit zu wehren und die
"Kompatibilität" von Islam mit Demokratie, Pluralismus,
Rechtsstaatlichkeit
und Europa klarzustellen.
Missverständnisse aufklären
Während die Türkei in die EU drängt, bekommen die europäischen Moslems mehr
und mehr Islamfeindlichkeit zu spüren. Nach den Terroranschlägen vom 11.
September 2001 wären Moslems oft gefragt worden, was sie denn da angestellt
hätten.
In Diskussionen, so Amina Baghajati, Medienreferentin der Islamischen
Glaubensgemeinschaft, sei es aber doch immer wieder möglich gewesen, derartige
Missverständnisse und Pauschalierungen aus dem Weg zu räumen. Nun zeige sich
aber
zunehmend, dass sich islamfeindliche Positionen zementierten.
"Immer wieder beleidigende Aussagen"
So wären auf einem Linzer Friedhof im Dezember mehrere moslemische Gräber
verwüstet worden. An einer Wiener Schule hätte man im Unterricht ein
Arbeitspapier ausgeteilt, das die fünf Säulen des Islam ins Gegenteil verkehrt
habe,
indem sie in Richtung Kampfvorbereitung uminterpretiert worden wären.
Auch würden Angehörige des Islam immer wieder diskriminierende und
beleidigende Bemerkungen zu hören bekommen, so Baghajati.
"In Österreich ist das Klima zwischen Muslimen und der übrigen Bevölkerung
immer noch besser als in den meisten anderen europäischen Ländern",
bemerkte
der Präsident. Dennoch sei eine Tendenz zu orten, die Sorgen bereite.
Mediengespräch am 15. Jänner 2003, 10.30
Uhr,
Islamische Religionspädagogische Akademie, Neustiftgasse 117, 1070 Wien
Islamophobie
Droht Österreich eine Trendwende zu mehr Islamfeindlichkeit?
Bewusst kleiden wir das Gefühl der Verunsicherung und Besorgnis vieler
Muslime in eine Frage. Denn festzuhalten ist das gute Krisenmanagement, das
Österreich bisher im Zuge der Diskussion um den 11. September auszeichnete.
Man gewann den Eindruck, dass die Bevölkerung sehr wohl beruhigt darüber wurde,
dass ihre muslimischen Nachbarn nicht mit Terror oder Staatsfeindlichkeit in
Verbindung gebracht werden wollen und dürfen.
Gleichzeitig nahmen schon bestehende Aktivitäten im Bereich des Dialogs
einen großen Aufschwung, die das große Interesse zeigen auf konstruktive
Weise den Gedankenaustausch zu pflegen.
Nun aber sehen wir uns der Tatsache gegenüber, dass viele Menschen
unabhängig von ihrer Glaubensausrichtung eine Tendenz zu wiederkehrender
Verdächtigung und Verachtung von Muslimen feststellen. Immer wieder
bekomme man
schwammige Unterstellungen mit, als Muslim in Europa stelle man ein
mögliches Gefahrenpotential dar oder sei schlicht unerwünscht.
Dazu drei Beispiele zur Verdeutlichung:
- Nach den Terroranschlägen von 2001 hieß es gegenüber Muslimen oft: "Na,
was habt ihr denn da angestellt?" - Diese implizierte Pauschalierung ließ
noch immer das Gespräch zu und gab so Gelegenheit, Missverständnisse aus dem
Weg
zu räumen. Inzwischen wirken eigentlich unhaltbare, weil grob verzerrende
Darstellungen des Islam immer öfter dermaßen zementiert, dass die Diskussion
erschwert wird. Da sagt ein anonymer Anrufer einfach: "Ihr Muslime bringt
überall Krieg."
- Auf einem Linzer Friedhof wurden im Dezember mehrere muslimische Gräber
verwüstet. Bei der Aufnahme des Tatbestandes versuchte man vorerst, die
Angelegenheit als witterungsbedingte Schäden herunterzuspielen,
obwohl
sichtlich Menschen am Werk waren.
- An einer Schule wurde ein Arbeitspapier zum Islam ausgegeben, das die fünf
Säulen des Islam auf absurde Weise ins Gegenteil verkehrte, indem sie in
Richtung Kampfvorbereitung uminterpretiert
wurden, wie dies kein Gelehrter
tun könnte. Die unter dem Stichwort "soziale Gerechtigkeit" zu
betrachtende
Pflichtabgabe mutiert zu einer Abgabe in eine so gar nicht vorhandene
Kriegskassa, Ramadan läuft unter "Vorbereitung für die Entbehrungen des
Krieges".
- In einer Straßenbahn wird eine muslimische Frau schmerzhaft gekniffen. Auf
die Frage, was dies solle, heißt es: " Mit so was rede ich doch
nicht." Dies
sei eben die angemessene Art darauf hinzuweisen, dass sie schneller Platz
für andere machen solle.
Es ist wichtig, umso stärker zu betonen, wie viele positive Beispiele für
ein Zusammenleben in gegenseitigem Respekt zu nennen wären: Passanten, die
ein Kopftuch auch als Anlass zu eigener freundlicher Nachfrage nehmen, Lehrer,
die behutsam auf die verschiedene Herkunft der Schüler eingehen oder
Arbeitskollegen, die respektieren, dass der muslimische Kollege manchmal
zurückgezogen eine Gebets- statt einer Kaffeepause hält. Aber gerade weil wir diese Form
eines funktionierenden Alltagslebens so schätzen, halten wir es für geboten,
mit unseren negativen Beobachtungen die Öffentlichkeit zu suchen. Denn es
mehren sich die Indikatoren in Richtung einer Klimaverschlechterung, so
dass nicht von einzelner subjektiver Wahrnehmung die
Rede sein kann.
Hier gilt es in einer breiten gemeinsamen Anstrengung mit öffentlichen
Stellen, Partnern aus dem interreligiösen Dialog oder aus dem Antirassismus-
und Menschenrechtsbereich, der Lehre und Forschung, Anzeichen von Islamophobie
entgegenzuarbeiten und vorzubeugen, noch ehe von einer echten Eskalation
gesprochen werden muss. Keine Frage, dass den Medien als Meinungsmachern
dabei eine wesentliche Rolle zufällt.
Ein erster Schritt wäre die Untersuchung der Ursachen. Wir orten hier neben
seit langem bekannten Faktoren mangelnder
Informiertheit, tradierter
Vorurteile und einer teilweise belasteten Geschichte neu hinzugekommene
Umstände:
- Der Islam bleibt zumindest vom Hintergrund her ein Dauerthema des
Weltgeschehens und wird dabei problematisiert, geht es um den sogenannten
Krieg gegen den Terror und die damit verbundene Sicherheitsdebatte, den Irak
oder
Afghanistan. Komplexe Zusammenhänge mit einem weiten Spektrum von
Hintergründen werden verkürzt auf die Religionszugehörigkeit der Menschen der
betreffenden
Region. Dabei müsste es viel eher nicht
"Weil es dort den Islam gibt...",
sondern "obwohl es dort den Islam gibt..." heißen. Auch das Thema der
möglichen EU- Mitgliedschaft der Türkei brachte vor allem die
Religionszugehörigkeit
ins Spiel.
- Im Bereich der Unterhaltung fallen immer wieder Spielfilme auf, die
Muslime als herz- und hirnlose Bösewichte zeigen und zur Identifikation mit
Personen einladen, die schon allein dadurch "gut" wirken, weil sie
nicht
dem Islam angehören. Hier wird ein gefährliches Lagerdenken befördert.
- Nach einer langen Phase im Großen und Ganzen verantwortungsvoller und
differenzierter Berichterstattung relativ frei von Pauschalurteilen,
scheint nun die Einsicht, eigentlich selbst noch viel am Islam zu entdecken zu
haben,
nicht mehr zu gelten. Die Islamexperten schießen aus dem Boden. Die von so
manchem falsch ausgelegten Begriffe wie "Scharia" werden durch
ständige
Wiederholung auch nicht wahrer, drohen aber ins Bewusstsein zu dringen
als
Muslime angeblich vom Westen trennende Religionsinhalte. Das könnte innerhalb
unserer Gesellschaft Barrieren errichten, für die es keinen Anlass gibt.
- Gerade um aufzuzeigen, wie die verschiedenen Dialog-Initiativen sich
entwickeln, wäre es wichtig, dies auch medial aufzuzeigen, anstatt Arbeit in
dieser Richtung als "naiv" abzutun. Es entspräche nicht den
Tatsachen,
sollte sich neuerdings eine Schere zwischen dem gelebten Alltag in Österreich
und den
darüber berichtenden Medien auftun. Es wäre ungerecht und falsch, nach dem
Prinzip der Sippenhaftung wegen einiger weniger Verhaftungen mutmaßlicher
Terroristen in anderen europäischen Ländern (worunter zuletzt in Frankreich
auch eine dann nicht mehr groß berichtete Denunziation lag) prinzipiell
Menschen
muslimischen Glaubens nur mehr unter Vorbehalt zu behandeln.
Dieser groben Beobachtung ließe sich viel hinzufügen, um noch das
psychologische Moment in einer Zeit, da wir allgemein von Verunsicherung
sprechen, besser einzufangen. Inwieweit sind Vergleiche von historischen
Abläufen
unter ganz verschiedenen Vorzeichen überhaupt zulässig? Kann man das scheinbar
Fremde mangels besseren Wissens nur an eigenen Maßstäben messen?
Unsere erklärte und bewährte Linie ist es, Dinge nicht unter den Tisch zu
kehren oder totschweigen zu wollen. Wenn manche Kommentatoren - und unserer
Beobachtung nach viel weniger die Bevölkerung selbst - einen
Erklärungsbedarf der Muslime in Europa sehen, so sind wir gerne bereit, Punkt
für Punkt
Fragen aufzugreifen.
In der Pressemappe finden Sie etliche Beispiele dafür, wie die Islamische
Glaubensgemeinschaft die klare Linie verfolgt, Demokratie und die Prinzipien
von Pluralismus und Rechtsstaatlichkeit durchgehend nach innen und außen zu
betonen. Und dies auf dem Boden der Theologie in der Überzeugung, dass der
Islam selbst genug an Dynamik in sich trage, um auch modernen Herausforderungen
gerecht zu werden. Hierzu finden Sie Beispiele von Stellungnahmen zu
bestimmten Ereignissen, da an dieser Stelle wenig Zeit ist, in die inhaltliche
Diskussion einzusteigen.
Islam und Europa sind miteinander kompatibel. Es wäre erfreulich, wenn uns
dies bald auch die Türkei im Rahmen der EU vorzeigen könnte.
Österreich hat durch das Anerkennungsgesetz des Islam ideale
Voraussetzungen, die volle Integration von Muslimen unter Beibehaltung
ihrer Identität zu ermöglichen.
Wir sehen es als erwiesen an, dass es stetiger Akzente bedarf, die
Möglichkeiten der Teilhabe von Muslimen zu intensivieren. Partizipation
wirkt integrativ und befördert das gegenseitige Verständnis. Dieser Weg von
Integration als gemeinsamem Prozess stellt natürlich auch für die Muslime eine
Herausforderung dar, die zusehends einen aktiven Teil dabei übernehmen.
Nicht die theoretische Information allein kann Einstellungsänderungen bewirken,
sondern vor allem der gelebte Diskurs, von dem alle Seiten profitieren.
A.B.
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----- Original Message -----
From: "Mag. Josef Lanzl" <m.lanzl@telering.at
Sent: Thursday, January
16, 2003 4:30 PM
Subject: Pressekonferenz
Liebe Geschwister!
Zuerst möchte ich mich herzlich bedanken für die Einladung zur gestrigen
Pressekonferenz der Glaubensgemeinschaft, bei der die Beteiligten die
Anliegen der Muslime kompetent zu vertreten versuchten.
Im Ganzen war ich aber doch überrascht über den Ablauf der Veranstaltung.
Denn ich war der Auffassung, dass sich zunächst die Muslime und ihre
Organisationen selbst treffen, um gemeinsam eine koordinierte Strategie
angesichts der neuen Entwicklungen zu beraten. So hätte vielleicht eine
bessere Methode gefunden werden können als diese schnell einberufene
Pressekonferenz. Es wäre wohl auch sinnvoll gewesen, zuerst relevante
christliche Organisationen einzuladen und sie zu einer Solidarität gegen
diese unfairen Angriffe der Medien zu veranlassen. So etwas ist viel
wirksamer, als sich selbst zu verteidigen und dadurch den Meiden eine
weitere Möglichkeit zu geben, die Sache fortzusetzen und sogar
aufzublasen.
Im Ganzen war m. M. n. die ganze Angelegenheit zu defensiv verlaufen, ich
meine nicht in dem Sinn, dass man die anwesenden Presseleute hätte
angreifen
müssen, sondern dadurch dass man sich selbst in eine defensive Haltung
drängen ließ und sich gegen haltlose Vorwürfe verteidigte.
Im GEgensatz dazu hätten wir die
gesamten Angriffe der jüngsten Zeit als
eine verleumderische Medienkampagne attackieren, zurückweisen und betonen
müssen, dass es dazu nicht den geringsten Anlass in Österreich von
unserer
Seite gegeben hat, sondern dass bestimmte Kreise offensichtlich das
ausnehmend gute Klima zwischen den Religionsgemeinschaften in Österreich
stören wollen, um ihr Süppchen zu kochen. Das heißt, wir hätten diese
Kampagne ganz offen als das demaskieren sollen, was sie ist: ein Versuch
das
vorzüglich Zusammenleben der religiösen Gemeischaften in
Österreich zu
stören.
Hier wäre es natürlich sehr wirksam gewesen, wenn kirchliche Vertreter
ihrerseits sich gemeinsam mit uns gegen diese Kampagne verwahrt und
betont
hätten, dass das Klima zwischen uns reibungslos, ja kooperativ ist.
Dann wäre es den bestehenden Medienvertretern und sonstigen 'Kandidaten'
mit
seltsamen Fragen nicht gelungen, die Veranstalter in eine defensive
Position
zu bringen und noch dazu zu Zeugen innerer Auseinandersetzungen zu
werden.
Zusätzlich hätten die türkischen Nationalisten nicht die Möglichkeit
bekommen, ihre Position vor den versammalten Medien,
die z. T. bei der
Kampagne beteiligt sind wie die SN, zu vertreten und sie gegebenenfalls
auszunützen.
Ich bitte um Verständnis für die kritischen Worte, aber ich glaube, dass
wir
gegen die laufende Kampagne - sie wird in der 'Presse' bekanntlich schon
fortgesetzt - nur erfolgreich sind, wenn wir uns in dieser delikaten
Situation jeden Schritt genau überlegen und es vermeiden, (u. a. durch
Pressekonferenzen) in die Falle deren zu tappen, die genau solche
Pressegespräche brauchen, um uns auf die Anklagebank zu setzen. Auf die
Anklagebank gehören aber jene, welche anlasslos solche
Kampagnen vom Zaun
brechen, aus welchen Motiven auch immer.
Wir müssen es außerdem vermeiden, durch eigene Darstellungen irgendwelche
Verbindungen oder Assoziationen mit 'Fundamentalismus', Intoleranz oder
gar
Terrorismus aufkommen zu lassen. Es muss uns vielmehr gelingen, die
andere
Seite als fundamentalistisch, aggressiv, fremdenfeindlich, intolerant und
Förderer des Terrorismus zu entlarven, weil dies auch den Tatsachen
entspricht, welche sie propagandistisch umdrehen wollen. Wir müssen aber
so
auftreten, dass die Tatsachen zur Geltung kommen und die Förderer
des Clash
of civilisations,
d. h. von Aggression, Krieg und Terror und Abbau
demokratischer Rechte angeprangert werden. Dann erst werden sie in die
Defensive kommen und mit ihren Kampagnen aufhören, und wenn nicht, werden
sie keinen Erfolg mit ihnen haben sondern als Verlierer daraus
hervorgehen.
Ich betone nochmals: Wir sollen in dem Bewusstsein auftreten, dass wir
zusammen mit allen Menschen guten Willens die Verteidiger des Dialogs,
der
Toleranz, des Rechtsstaats, des Friedens, der Güte und Liebe sind gegen
die
'clasher', Hassprediger, Bomberdemokraten,
Kriegstreiber, Panzerterroristen
(gegen Kinder), Einsperrer und Zertrümmerer des Rechtsstaats sind.
Gleichzeitig kann man natürlich alle Treffen mit Journalisten dazu
nützen,
um persönliche Kontakte zu knüpfen und bei manchen von ihnen Skrupel zu
erzeugen, bei solchen Verleumdungskampagnen hemmungslos mitzumachen.
Natürlich darf man sich dabei keinen Illusionen über bestimmte (gestern
auch
anwesende) Leute des 'Standard' hingeben, auch wenn sie uns freundliche
Nasenlöcher machen. Solche 'liberalen' Typen haben nachweislich schon vor
Jahren im 'Profil' den Einsatz der Atombombe (!!) gegen die 'islamischen
Fundamentalisten' verlangt, ohne dabei rot zu werden oder wegen Aufruf
zum
atomaren Holocaust oder zu Kriegsverbrechen belangt zu werden, prangern
natürlich gleichzeitig ständig den vergangenen 'Holcoaust'
an. Den
SChreibtischtätern von damals folgen heute
bekanntlich die wirklichen, die
vor nichts mehr zurückschrecken.
Der römische Ratschlag 'fortiter in re et suaviter in modo'
bedeutet
keineswegs in der Sache defensiv zu sein, wenn man offensiv sein kann,
sondern nur in der Form verbindlich, sanft und moderat, wie es unserer
Religion und der Tradition des Propheten auch entspricht.
Ich appelliere nochmals, die weiteren Schritte noch besser zu überlegen,
dadurch den Aggressoren wirksamer entgegenzutreten, und verbleibe mit
freundlichen geschwisterlichen Grüßen
M. J. Lanzl.
Liebe Geschwister!
Hier habt Ihr den Beleg für meine Auffassung, dass die Pressekonferenz nicht
so gewirkt hat, wie sie wirken sollte, nämlich vor allem die Medien-Kampagne
zu demaskieren, indem man aufzeigt, dass sie verbunden mit provokativen
Akten
ein an und für sich gutes Klima zwischen den Menschen verschiedener
Religionsgemeinschaften
stören will. Denn die Leistung der Isl.
Glaubensgemeinschaft und vieler
Basisaktivisten in Österreich war und ist es, dieses gute Klima auch auch
nach dem 11. Sept. im Wesentlichen bewahrt zu haben. Manche Medien, welche
selbst durch infame Artikel zu dieser Kampagne beitragen wie etwa die SN (durch
ihren
Chefredakteru höchstpersönlich), berichten
scheinheilig über die Sorgen der
Glaubensgemeinschaft und tragen dadurch dazu bei, dass in der Bevölkerung
ein falscher Eindruck entsteht. Es ist aber genau umgekehrt: gewisse Kreise
wollen mit Hilfe der Medien und anderer öffentlicher
Ereignisse in der Bevölkerung den Eindruck erwecken, der Islam sei
gewalttätig und es gebe wegen des Islams ein schlechtes Klima zwischen den
Glaubensgemeinschaften und in der Gesellschaft, was in dieser Form eben
nicht stimmt. Nochmals gesagt, dürfen wir nicht
in das Messer dieser Kreise rennen, indem wir diesen falschen Eindruck
verstärken und den Medien die Möglichkeit geben, ihre eigene Kampagne
aufzublasen, statt die wahren Störenfriede beim Namen zu nennen und ihr Treiben
zu unterlaufen.
Ich hoffe, ich bin richtig verstanden worden, und grüße
herzlich
M. Lanzl.
DER STANDARD, 16. Jänner 2003
WIEN
Muslime über "raueres Klima" besorgt
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Glaubensgemeinschaft fordert stärkeren Dialog und will Integrationspreis
stiften
Wien - Friedhofsschändungen, anonyme Beschimpfungen, körperliche Übergriffe:
Die Islamische Glaubensgemeinschaft ortet ein zunehmend islamfeindliches
Klima in Österreich. Mit verstärkter Aufklärung und einem neugeschaffenen
Preis für gelungene Integration soll dieser Entwicklung entgegen
getreten werden.
Für den Präsidenten der Gemeinschaft, Anas Schakfeh,
ist der drohende Krieg
gegen den Irak ein wichtiger Grund, auf die Problematik hinzuweisen. Bei
einer Pressekonferenz am Mittwoch in Wien präzisierte die Vereinigung ihre
Sorgen.
Aufgrund der weltpolitischen Lage werde der Islam immer wieder mit Terror
und Krieg in Verbindung gebracht. Während nach den Anschlägen vom 11.
September noch ein verstärktes Interesse am Islam feststellbar war, ist dieses
nun
erlahmt und hat Vorurteilen Platz gemacht, bedauert Carla Amina Baghajati,
Pressesprecherin der Gemeinschaft.
Als Beispiel für das rauere Klima führt sie beispielsweise die neuerliche
Verwüstung muslimischer Gräber am Linzer Friedhof im Dezember an. An einer
Wiener Schule sei ein Arbeitspapier zum Thema Islam ausgegeben worden, in
dem die fünf Säulen in Richtung Kriegsvorbereitung umgedeutet wurden.
Präsident Schakfeh zeigte sich zwar überzeugt,
dass "das Verhältnis zwischen
Muslimen und der übrigen Bevölkerung in Österreich besser als im Rest
Europas ist", dennoch sei ein verstärkter Dialog notwendig.
Um die Integrationsbemühungen beider Seiten zu fördern, soll auch ein
eigener Preis ins Leben gerufen werden. Benannt wird er nach Muhammad
Assad. Der in der Donaumonarchie als Leopold Weiss geborene
Assad konvertierte vom
jüdischen zum islamischen Glauben und war maßgeblich an der Gründung
Pakistans beteiligt. (moe)
Salzburger Nachrichten
Sorge über wachsende Islamfeindlichkeit
16.01.2003
WIEN (SN-zim). Das Klima für Muslime sei rauer
geworden. Immer wieder würden
Muslime auch in Österreich mit Terror und Krieg in Zusammenhang gebracht,
stellte Anas Schakfeh, Präsident der Islamischen
Glaubensgemeinschaft, fest.
Darum gelte es jetzt, den Anfängen der Islamfeindlichkeit zu wehren und die
"Kompatibilität" von Islam mit Demokratie, Pluralismus,
Rechtsstaatlichkeit
und Europa klar zu stellen. Auf einem Linzer Friedhof seien im Dezember mehrere
muslimische Grä-ber verwüstet worden. An
einer Wiener Schule hätte man ein
Arbeitspapier ausgeteilt, das die fünf Säulen des Islam ins Gegenteil
verkehrt habe, indem sie in Richtung Kampfvorbereitung uminterpretiert worden
wären.
Und der Ramadan sei als Vorbereitung für die Entbehrungen des Krieges
ausgelegt worden. Man wolle aufklären, bevor die Situation eskaliere, hieß es.
Kurier:
Donnerstag, 16.01.2003
Muslime besorgt über
wachsende Ablehnung
Die österreichischen Muslime sind besorgt über eine wachsende, feindselige
Haltung gegen ihre Religion. Vor allem der 11. September hätte die Ablehnung
gegen den Islam geschürt. Die Islamische Glaubensgemeinschaft betonte bei
einer Pressekonferenz am Mittwoch, dass sie keinesfalls fundamentalistisch
und Staatsführern wie Saddam Hussein nicht verbunden sei. Dennoch wäre in
Österreich das Klima zwischen Muslime und der Bevölkerung besser als
anderen Staaten in Europa.
************Ende der weitergeleiteten Nachricht***********************
Vorsichtshalber weist der Muslim-Markt darauf hin, daß es uns nicht
möglich ist, den Wahrheitsgehalt dieser Nachricht zu überprüfen, und
es ist grundsätzlich Zweifel bei derartigen Meldungen bezüglich
Richtigkeit und Vollständigkeit angebracht. Daher leitet der
Muslim-Markt nur in den Fällen derartige Meldungen weiter, in
denen es angebracht scheint, dass die Muslime über die Verbreitung
einer derartigen Meldung informiert werden.
Es grüßt herzlich
Ihr Muslim-Markt-Team
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Geschwister im Islam und Interessenten gesendet.
Falls ein Teilnehmer wünscht, keine weiteren Emails
zu erhalten, genügt eine Kurzmitteilung als Antwort.
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