REINIGUNG der SEELE (Tazkiah an-Nafs)
Wenn wir von der
Seele sprechen möchten, sollten wir uns zuerst klar werden – WAS die
"Seele " eigentlich ist oder was wir als Seele bezeichnen oder unter
ihr verstehen.
In heutiger Zeit
spricht man von der "vier- bis achtfältigen" Körperlichkeit des
Menschen.
Ist die Seele etwa
die höchste, feinste spirituelle Körperlichkeit?
a.) Materieller Körper
b.) Emotionalkörper
c.) Mentalkörper
d.) Astralkörper
e.) Kobalt Ei
f.) Spiritueller Körper
g.) Kausalkörper
h.) Buddhikörper
Wie auch immer diese
Bezeichnungen auch lauten mögen. Man
findet genug, auch ganz interessantes Material über diese Ideen und
Vorstellungen.
Vor einigen
Jahrzehnten sprach man vom:
Es: (grob gesagt, meint
man damit die, mehr oder weniger unbewusst wirkende psychische Struktur in welcher die Triebe, Bedürfnisse und Affekte
begründet sind.)
Ich: (entspricht dem Selbstbewusstsein, der bewussten
Persönlichkeit)
Über-Ich: (entspricht der psychischen Struktur des Gehorsams, der
Moral, der elterlichen Anerkennung, etc.)
Wer oder was
beantwortet nun die sich in Bezug auf die Seele sich ergebenden Fragen?
Welcher Körper
birgt den NAFS, die Seele?
Welche Struktur
bildet die Seele?
Wo hat die Seele
ihren Sitz?
Was ist die Seele?
Können diese obigen
Konzepte die islamischen Vorstellungen über die Seele fassen? Oder ist die
islamische Konzeption eine, doch all andere umfassende?
Widmen wir uns also
zuerst der Wortbedeutung
von NAFS in der arabischen Sprache
und in der qur'anischen
Terminologie und wenden uns im Anschluss der Erläuterung der verschiedenen Rang- bzw. Seinsstufen der Seele zu,
welche Scheich Afifi
al-'Akiti für uns knapp zusammengefasst hat. Anschließend untersuchen
wir den Stellenwert der "REINIGUNG, der REINHEIT" im Islam ganz
allgemein – um letztlich uns jene Eigenschaften bewusst zu machen, welche
unsere Nafs der REINIGUNG
bedürftig machen.
NAFS
(arabisch), Seele.
NAFS bedeutete in der frühen arabischen
Dichtkunst das innere Selbst oder eine Person, wohingegen -
RUH (feuchter) Atem und Wind bedeutet.
Im Qur'an bedeutet nafs
auch Seele und ruh bezeichnet einen bestimmten, von Gott gesandten Engel und eine bestimmte göttliche Eigenschaft. (Seele,
Psyche, Ich, Selbst, Leben, Person, Herz oder Verstand. (Mu'jam, Kassis))
Nur in der nachqur'anischen Literatur wird nafs und ruh
gleichgesetzt und sowohl für den menschlichen Geist, Engel und Jinn in
Anwendung gebracht.
I. Die
qur'anischen Bedeutungen.
(möglicherweise weichen die Versbezeichnungen
manchmal etwas ab. Suchen Sie der Umgebung.)
A. Nafs (Pl. anfus und nufus) hat 5
Bedeutungen:
1.
Meistens bezeichnen sie das menschliche Wesen oder eine Person:
3:64
Sprich: "O Volk
der Schrift, kommt herbei zu einem gleichen Wort zwischen uns und euch, …
12:54
51:20-21
Und auf Erden
existieren Zeichen für jene, die fest im Glauben sind, und in euch selber …
2.
In sechs Versen bezieht
sich nafs auf Gott:
5:116
Du (Allah) weißt, was
in meiner Seele ist, aber ich (Jesus) weiß nicht, was Du in Dir (nafsika)' hegst ...
3:27-28;
6:12
6:54
20:43
3.
Eine Referenz ist in Bezug
auf Götter:
25:4 (vergl. 13:17)
Und doch haben sie
sich Götter außer Ihm genommen, die nichts erschaffen haben, sondern selbst
erschaffen worden sind,
4.
in 6:130 wird der Plural zweimal gebraucht, um auf die Gemeinschaft der
Menschen und Jinn zu verweisen.
"O ihr Dschinn
und Menschen! Sind nicht aus eurer Mitte Gesandte zu euch gekommen, die euch
Meine Zeichen berichteten und euch vor dem Eintreffen dieses eures Tages
warnten?" Sie sagen: "Wir zeugen gegen uns selbst." (anfusina)'.
5.
Die menschliche Seele
6:93
"Liefert eure
Seelen (anfus) aus! Heute sei euer Lohn die Strafe der Schande als Vergeltung für das,
was ihr an Falschem gegen Allah gesprochen habt, …
50:15
64:16
79:40 etc.
Diese Seele hat 3 Merkmale (siehe weiter unten den Artikel
von Scheich 'Akiti.
a.) ammara,
ähnlich dem Hebräischen nefesh (fleischliches,
physisches Gelüst)
Sie flüstert ein, muss gezähmt (LIXXIX, 40) und in Geduld
geübt (18:27) und ihre Gier muss gefürchtet werden (59:9)
b.) lawwama,
sie macht Vorwürfe (75:2) und die Seelen (anfus) der Übertreter werden
zugeschnürt (9:118)
c.) mutma'inna (79:27)
die befriedete Seele.
Es ist interessant,
dass NAFS nicht im Zusammenhang mit den Engeln
erwähnt wird. (Siehe die Tradition von Imam Ali am Schluss dieser Abhandlung)
B. RUH hat fünf Bedeutungen:
1. Gott blies (nafaha) von Seinem ruh,
a. dem Adam ein und gab seinem Körper
damit Leben (15:29)
b. der Maria in Verbindung mit Jesus
(21:91 und 66:12)
c.
Hier
wird ruh mit rih gleichgesetzt und bedeutet "Atem des Lebens" (vergl.
Genesis ii:vii) der Schöpfung, die Allah gehört.
2. Vier Verse
stehen mit dem amr (Befehl) Gottes in
Verbindung
a.
17:87: "Sie werden dich, O
Muhammad, über ruh befragen … al-ruh min amri rabbi … der ruh ist auf Befehl des Herrn … doch
wenig Wissen ist euch darüber gegeben …"
b.
In 16:2 sendet Gott "die
Engel auf Seinen Befehl mit der Offenbarung (al-ruh min amrihi) zu dem von Seinen Dienern hernieder, zu dem
Er will: "Warnt (die Menschen,) dass kein Gott da ist außer Mir. Mich
allein sollt ihr fürchten."
c.
in 40:15: " …Nach Seinem Geheiß sendet Er
das offenbarte Wort demjenigen Seiner
Diener, dem Er will, auf dass er vor dem Tag der Begegnung warne,"
d.
42:52: " Und so haben Wir dir nach Unserem Gebot ein Wort (ruhan min amrina) offenbart (awhayna) …"
Welch Bedeutung auch immer die Worte ruh und amr haben, der Zusammenhang
verbindet sie mit:
a. mit Wissen
b. mit Engeln und Wesen, damit sie
warnen mögen
c. um die Menschenwesen zu warnen
d. mit Muhammad, mit Wissen, Glauben,
Licht und Rechtleitung.
Deshalb ist ruh ein besonderes Werkzeug von
Allah für den prophetischen Dienst. (Es erinnert an Bezalel, der vom Geist
Gottes in Weisheit, Wissen und Verständnis erfüllt wurde [Exodus, xxxv, 30,
31].
3. In 4:169 wird Jesus (s) ein ruh von Allah genannt.
4. al-ruh ist ein Begleiter der Engel
5.
In 26:193 al-ruh alamin, der vertrauenswürdige ruh, kommt in Muhammads
(s) Herz nieder, um den Qur'an zu offenbaren.
In 19:17 sendet Gott Maria "Unseren ruh", der als schöner Mann in
Erscheinung tritt.
In 16:10s sandte ruh al-qudus den Qur'an, um die Gläubigen zu festigen.
Drei weitere Verse stellen fest, dass Gott dem Jesus mit dem ruh
al-qudus (2:81; 2:254; 5:109) beisteht.
Diese Beziehungen legen die Identität des gesandten Engels (Gabriel) mit ruh
nahe.
Somit meint der Qur'an mit ruh nicht die Engel ganz allgemein, noch des
Menschen Selbst oder ihn als Person, noch seine Seele oder Geist. Der Plural kommt nicht vor.
Weitere Detailinformationen noch
unter:
Englisches Original: http://www.muslimphilosophy.com/ei2/nafs.htm
von Muhammad
'Afifi al-'Akiti ©
Übersetzung:
M.M.Hanel
(Übersetzung und Nummerierung der Qur'anverse nach M. Asad oder M. Rassoul)
Im Namen Gottes des Allbarmehrzigsten und Gnädigen
Lob sei Gott, der die Erscheinung des Menschen mit schöner
Gestalt und Proportion geschmückt hat, ihn vor Zunahme und Abnahme in seiner
Erscheinung und Proportion bewahrt. Ihn bitten wir um Seine Rechtleitung und
Vergebung, Zuflucht suchen wir vor dem Übel welches in uns ist und in dem
schändlichen unserer Taten,
Aller Segen und Gruß mögen über Muhammad ,
Seinem Propheten gesprochen werden.
Einschub von 91:7-10 Qur'an
nach a.) Yusuf Kuhn (T. Ramadan "Der Islam und der Westen") und b.)
Hanels Übersetzung nach Muhammad Asad
a.)
Und bei der Seele und Dem,
Der sie gebildet und ihr den Sinn für ihre Lasterhaftigkeit und ihr
Gottesbewusstsein eingegeben hat.
Wahrlich, erfolgreich ist, wer
sie rein hält.
Und scheitern wird, der sie
verderben lässt.
b.)
Erwäge des Menschen Selbst,
und wie es in Übereinstimmung mit dem geformt ist, wozu es gedacht ist,
und wie es mit sittlichen
Schwächen durchtränkt ist und auch mit Gedenken an Gott![1]
Zur Glückseligkeit soll
wahrlich jener gelangen, der dieses [Selbst] in Reinheit zum Wachsen bringt,
und verloren ist wahrlich
der, welcher es [in Dunkelheit] begräbt.
Um
fortzufahren:
Denn, für ihn, der
alle Grenzen dessen was gut ist überschritten hat,
und der das Leben
dieser Welt [dem Besten für seine Seele] vorgezogen hat,
der hat wahrlich das Feuer zum Ziel!
Doch für ihn, der in
Furcht vor seines Erhalters Gegenwart stand, und sein inneres Selbst von
niederen Begierden zurückhielt, wird wahrlich das Paradies zum Ziel! 79: 37-41
Nach Sheich
'Akiti: Sura 79:39-40
Ibn Kathir
sagt:
"Die Mu'minin (die aufrichtig Glaubenden) sind
Leute, die durch den Qur'an abgehalten wurden, sich den Vergnügungen dieser
Welt hinzugeben; er stellt sich zwischen sie und dem, was sie vernichten
könnte. Der Mu'min ist wie ein
Gefangener in dieser Welt, der sich von ihren Fesseln und Ketten zu befreien
sucht und der sein Vertrauen in nichts auf der Welt setzt, bis zu dem Tag, an
dem er seinen Schöpfer trifft. Er weiß genau, dass er für alles verantwortlich
ist, was er hört, sieht und spricht und für alles, was er mit seinem Körper
tut."
(Al-Bidayah wa al-Nihayah, vol. 9 pg.
276,
Es gibt zwei
Arten von Leuten. Die einen wurden von ihrer Nafs überwältigt, die sie in den
Untergang führt, weil sie sich ihr ergeben und auf ihre Anstöße gehört haben.
Die anderen haben ihre Nafs überwältigt und sie ihren Befehlen gehörig gemacht.
Nafs (Pl. Anfus oder Nufus) bedeutet lexikalisch Seele,
Psyche, Ich, Selbst, Leben, Person, Herz oder Verstand. (Mu'jam, Kassis)
Auch wenn
einige Gelehrte die Seele in bis 7 Kategorien unterteilt haben, (siehe unten) sind die
Ulama' einig, dass im Qur'an Gott (s.w.t.) zumindest drei Haupttypen der Nafs
beschrieben hat. Und diese sind vom Schlechteren zum Besseren:
Nafs al-Ammara Bissu' (die Nafs, welche zum Übel treibt, verleitet und gebietet)
Nafs al-Lawwama (die Nafs die
Vorwürfe macht und Schuld vorwirft) und
Nafs al-Mutma'inna (die Nafs
in Zufriedenheit).
(Chapter 12
v. 53 im Tafsir von al-Tabari: Jami' al-Bayan fi Tafsir al-Qur'an, 30 Bd.,
Bulaq 1323 & auch in Imam Baghawi's Tafsir: Lubab al-Ta'wil fi Ma'alam
at-Tanzil, 8 Bd. Cairo, 1308)
Eine
Zusammenfassung dieser Zustände der Nafs gibt Imam Tabari in seinem Tafsir von
Surah Yusuf Vers 53:
1. Nafs al-Ammara Bissu' (Die gebietende, befehlende Seele):
Dies ist die
Seele die von sich aus Bestrafung bedingt. Aus ihrer Natur heraus leitet sie
ihren Besitzer zu jeder üblen Handlung. Niemand kann diesem Übel ohne der Hilfe
Gottes entkommen. Gott verweist auf diese Nafs in der Geschichte von der
Ehefrau des al-Aziz (Zulaikha) und
Prophet Joseph (s).
"denn das (Menschen-)Wesen gebietet oft Böses (oder ist dem
Übel gegenüber anfällig); davon sind jene ausgenommen, derer mein Herr Sich
erbarmt." (12:53).
Gott spricht
auch:
"(O ihr, die ihr glaubt, folgt nicht den
Schritten Satans. Und wer den Schritten Satans folgt, der gebietet gewiss
Schändliches und Unrechtes). Und wäre nicht über euch Allahs Huld und Seine
Barmherzigkeit, nicht einer von euch wäre rein geworden; doch Allah macht rein,
wen Er will. Und Allah ist Allhörend, Allwissend." (24:21)
EXKURS:
über die grammatikalisch EBENFALLS KORREKTE LESART als Ergänzung!
"… doch Allah macht rein, der [rein
gemacht werden] will!"
Das Gleiche gilt für die, oft im Qur'an
gebrauchte Redewendungen:
"… Gott führt den rechten Weg, wen Er will" als:
"… Gott führt den rechten Weg, der
[rechtgeleitet werden] will! (Siehe Tafsir
(Qur'an Interpretation) S. QUTB und M.
ASAD)
Diese Nafs
residiert in der Welt der Sinne und wird von weltlichen Begierden (Shahwat)
und Leidenschaften bestimmt ….
Übles liegt
in der Nafs verborgen und dies ist es, welches zur Übeltat verführt. Ließe Gott
den Diener mit seinem Selbst alleine, würde der Diener zwischen dessen Übel und
dem Übel nach welchem er lechzt zerstört werden; doch wenn Gott ihm Erfolg und
Hilfe gewährt, dann wird er überleben. Wir suchen Zuflucht bei Allah dem
Allmächtigen, sowohl dem Bösen, welches in uns selbst ist, wie auch vor dem
Bösen unserer Taten.
2. Nafs al-Lawwama (die vorwurfsvolle Seele):
Allah bezieht
sich auf diese Nafs,
"Vielmehr nein! Ich rufe die anklagende Stimme des Menschen
eigenen Bewusstseins zum Zeugen!" 75: 2
Diese Nafs
ist sich ihrer eigenen Unvollkommenheit bewusst.
Hasan
al-Basri sagte, "Stets wirst du den Gläubigen sich selbst einen Vorwurf
machen sehen und ihn Dinge sprechen hören, wie etwa, "Wollte ich das?
Warum habe ich das getan? War dies besser als das?" …
3. Nafs al-Mutma'inna (die Seele in Zufriedenheit – in Frieden):
Allah bezieht
sich auf diese Nafs,
"O du Mensch (Seele) welcher du zu innerem Frieden gelangt
bist!" (89:27).
Diese Nafs
ist beruhigt, da sie in der Gewissheit (der Existenz) Gottes ruht.
Ibn Abbas (r) sagte, "Dies ist die
beruhigte und gläubige Seele".
Al-Qatadah
(r) sagte, "Es ist die Seele des Gläubigen, welche durch die
Versprechungen Gottes sanft wurde. Ihr Besitzer ist beruhigt und zufrieden über
sein Wissen über Gottes Namen und Eigenschaften und darüber, was Er über sich
und Seinen Gesandten gesprochen hat, und darüber, was Er darüber
gesprochen hat, was die Seele nach dem Tod erwartet: über den Fortgang der
Seele, das Leben im Barzakh (dem Zwischenreich), und den Geschehnissen am Tag
des Gerichts, welcher darauf folgt. Er glaubt daran so sehr, dass er dies fast
körperlich wahrnimmt. So ergibt er sich dem Willen Gottes und unterwirft sich
ihm befriedet, niemals unzufrieden oder sich beschwerend und sein Glaube
schwankt nicht. Er jubelt nicht über seine Errungenschaften, noch verzweifelt
er über sein Unglück – denn er weiß, dass all dies, lange bevor es ihm geschah,
selbst bevor er erschaffen wurde, bestimmt war …" ….
(Al-Tabari: Jami' al-Bayan fi Tafsir
al-Qur'an, Bd. 13, Bulaq 1323)
Imam Baghawi
sagt,
"Die
Nafs al-Mutma'inna hat einen helfenden Engel. Dieser Engel wirft Gutes in die
Nafs, sodass sie das Gute begehrt und sich der Vorzüglichkeit rechtschaffenen
Handelns bewusst ist. Die Engel halten das Selbst auch fern von Übeltaten und
zeigen ihm die Schändlichkeit schlechter Taten. Alles in allem, was immer für
Gott ist und durch Ihn, kommt von der Seele, die in Frieden ist.
Die Nafs al-Ammara Bissu' hat Shaytan als
ihren Verbündeten. Er verspricht ihr große Verdienste und Gewinne, und wirft
doch Falschheit in sie. Er lädt die Seele zu Üblen ein und stachelt sie dazu
auf. Er verführt sie mit Hoffnung über Hoffnung und präsentiert der Seele
Falschheit in einer Form, die sie annehmen und bewundern wird."
Auch Ibn
al-Qayyim erwähnt die Zustände der Nafs:
"Die
Nafs ist eine einzige Einheit, auch wenn sich deren Zustände ändern können: von
Nafs al-Ammara, zur Nafs al-Lawwama, zur Nafs al-Mutma'inna, welche das
endgültige Ziel der Vervollkommnung ist ….
Es wird
gesagt, dass die Nafs al-Lawwama nicht
in einem Zustand zu verharren vermag. Ständig verändert sie sich. Sie erinnert
sich, vergisst, unterwirft sich und fürchtet, liebt und hasst, jubelt und ist
betrübt, nimmt an und lehnt ab, gehorcht und rebelliert.
Nafs al-Lawwama ist auch die
Nafs des Gläubigen … Es wurde auch erwähnt, dass diese Nafs sich am Tag des
Jüngsten Gerichts sich selbst für ihre Taten anklagen wird; entweder für ihre
Übeltaten, wenn sie ein ständiger Übeltäter war oder für ihre Versäumnisse,
wenn sie eine war, die viele guten Taten vollbracht hat. All dies gilt als
sicher.
(Madarij
as-Salikin fi Manazili Iyyaka Na'budu wa Iyyaka Nasta'in, Bd. 1 S. 308)
Sa'id Hawwa
sagt in Bezug auf diese Nafs:
"Abhängig
von ihrem Zustand, existiert die Nafs multidimensional. Wenn die Nafs aufgrund
ihres Gehorsams gegenüber Allah ruhig ist und die Seele ihren Begierden widersteht,
so ist sie als Nafs al-Mutma'inna
bekannt. Allah hat über sie im Qur'an in (89:27-28; siehe oben) gesprochen. Doch wenn die Seele in
sich keinen Frieden findet, sondern ihren Begierden eher ausgeliefert ist, so
ist solch eine Seele als Nafs al-Lawwama
bekannt, da diese Seele ihren Besitzer wegen seiner Achtlosigkeit in Bezug auf
seine mangelhafte Umsetzung von Gottes Wünschen tadelt – Qur'an (75:2; siehe oben); aber wenn darüber hinaus sich die Seele sich ihren
Gelüsten hingibt und es sich selbst gestattet, von Shaytan verführt zu werden,
wird solche Seele als Nafs al-Ammara
Bissu' genannt. Allah erzählt diesbezüglich im Qur'an(12:53; siehe oben) die Geschichte von der Frau des al-Aziz
(Zulaikha).
(Tarbiyatun
nar Ruhiyah, Bd. 32, Cairo: Dar al- Salam, 1408)
Es gibt einen
bekannten arabischen Spruch:
"O Seele! Gib acht! Hilf mir mit deinem Bemühen,
im Dunkel der Nächte;
damit du am Tag des Gerichts,
ein gutes Leben zu jenen Höhen gewinnen magst:"
Möge dies zum
Nutzen gereichen.
Und das
letzte unserer Gebete,
"GRENZENLOS in Seinem Ruhm ist dein Erhalter, der Herr der
Allmacht, [erhaben] ist Er über alles, was die Menschen über Definition
ersinnen könnten! Und Friede sei auf all Seinen Gesandten! Und alles Lob
gebührt Gott alleine, dem Erhalter aller Welten." (37:180-182)
Muhammad
'Afifi al-'Akiti
Englisches Original: http://www.abc.se/~m9783/nafs.html
REINIGUNG
im ISLAM
Imam Buhari
überliefert uns einen Hadith mit dem Wortlaut: "Reinheit
ist die Hälfte des Glaubens".
Dies ist deshalb
nicht schwer nachzuvollziehen, als ein anderer Ausspruch des Propheten (s.a.s)
lautet: "Die Grenze zwischen den
Gläubigen und den Glaubensverweigerern ist das GEBET".
Und um das
islamische Gebet zu verrichten ist die rituelle
Reinheit unabdingbar.
(Verweis auf juristische
Reinheit (hukmi najaasat) und
faktische Unreinheit (haqiqi najaasat)).
Das rituelle Gebet ist ein Erwachen der Seele,
eine ständige Erinnerung an die göttliche Allgegenwart, eine Reinigung der
Seele und des Körpers.
Erinnern wir uns an unsere letzte Begegnung,
wo wir gehört haben, dass DAS Mittel der Läuterung das Gedenken
Gottes, DHIKR ist. Das Gottesgedenken als Erneuerung, als Läuterung,
Reinigung des IMAAN.
Dass jeglicher Gehorsam gegenüber Gott eine Reinigung
des Herzens, der Seele mit sich bringt darf als Tatsache angesehen werden.
Bedeutet er doch eine Disziplinierung der niederen Seele, ein Ausradieren deren
Bequemlichkeit, Unwillen, etc. Somit ist
dieser freiwillige Gehorsam die Hingabe an den Willen des Allmächtigen, der Weg
zum Frieden, der Weg zur befriedeten Seele.
Ganz besonders wird
auch noch das Geben der Zakat (der Überfluss-Steuer) mit
Reinigung, mit Läuterung in Verbindung gebracht. Durch das Reinigen der Seele der
Reichen von Selbstsucht und der Seelen der Armen von Neid und Groll gegen die
Gesellschaft, schließt die Zakat die Wege zum Klassenhass und macht es möglich,
dass die Quelle der Brüderlichkeit und Solidarität hervorströmt.
Auch das Fasten ist
ein Schutz und eine Reinigung vor den Krankheiten der Seele.
Die 68 Makel der Seele
Die Seele von den folgenden 68 Makeln zu befreien
ist der Beginn guten adabs
(Betragens, Verhalten, Benehmens), welches den größeren Teil des Islam und von Ihsan (der
Zustand, in dem du dir bewusst bist, dass, wenn du auch Gott nicht siehst, Er
dich doch sieht. Der Zustand der "Gottesbewusstheit", des ständigen
"Gottesgedenken" und sich Seiner Omnipräsenz, Seiner Allgegenwart und
Seiner Autorität am Tage des Gerichts zu erinnern – aber auch nicht zu
vergessen, dass Er ist der Ar-Rahman,
der Ar-Rahim, der Allbarmherzige,
Gnädige).
Somit ist die Reinigung der Nafs von diesen 68
Makeln der Beginn guten Betragens (adab),
welches den größeren Teil des Islam und des Sufitums ausmacht.
1. Ujub –
stolz auf den eigenen spirituellen Zustand zu sein, eingebildet sein
2. Riya - angeben, prahlen
3. Kibr - Arroganz, Hochmut
4. Hasad - Neid
5. Bukhul - Geiz
6. Kin - rachsüchtig sein
7. Kufr - Glaubenslosigkeit (d. Ein- & Einzigkeit
Gottes leugnen & d. Konsequenzen daraus)
8. Bid’at-
Religion und Tradition verunglimpfen und verunstalten
9. Kufran-i
ni’met – einen Geschenkgeber verleugnen oder das Geschenk herabmindern
10. Mit dem
eigenen Situation unzufrieden sein und darüber klagen
11. Die
Hoffnung auf Allahs Gnade aufgeben
12. Sich der
Strafe Gottes sicher sein
13. Tyrannei
gutheißen und Tyrannen helfen
14. Gegen
anständige Menschen sprechen, verleumden
15. Das Herz
dieser Welt zuneigen
16. Ständig ein
Anführer sein zu wollen, angeben
17. Anerkennung
und Komplimente erwarten, eingebildet sein
18. Kritik
fürchten
19. Sich
nicht vom Begehren zurückhalten, gierig sein
20. Anstatt
zu wünschen die Wahrheit zu erfahren, ein Nachahmer zu sein
21. Anderen
Menschen des eigenen Nutzens wegen schmeicheln
22. Sich
über das Unglück anderer zu freuen und seien sie Feinde
23. Ein
Feigling sein
24. Verärgert
und zornig sein
25. Ein
Tyrann sein
26. Das Wort
nicht halten
27. An
Unglück zu glauben
28. Ungerecht
über andere Leute denken
29. Das
eigene Vermögen zu lieben
30. Sich zu
sehr mit der Welt und dem Weltlich befassen
31. Ehrgeizig
sein
32. Ein
unverantwortliches Leben führen
33. Sich in
Angelegenheiten einmischen, die einen nichts angehen
34. Würdeloses
Betragen
35. Aufgrund
von Faulheit seine Verpflichtungen nicht erfüllen
36. Schamlosigkeit
37. Über den
Verlust von Dingen klagen
38. Klatschen
und tratschen, Gerüchte verbreiten
39. Halsstarrig
und stur sein
40. Ein
Egoist sein
41. Ein
Heuchler sein
42. Betrügen
43. Brutalität
44. Unhöflich
gegenüber Frauen sein
45. Ein
Lüstling sein
46. Seine
Fehler nicht einsehen und auf ihnen beharren
47. Sich vor
Armut fürchten
48. Nicht an
das Schicksal glauben oder über Schicksal reden
49. Sich
selbst in depressiven Zustand versetzen
50. Sich
daran zu freuen, andere schlecht zu machen
51. Willkürlich
glücklich sein
52. Falsche
Freundlichkeit und reichen Menschen schmeicheln
53. Armen
gegenüber herablassend sein
54. Seiner
Vergangenheit wegen angeben oder stolz darüber sein
55. Seiner
eigenen Fähigkeiten wegen angeberisch sein
56. Andere
herabwürdigen
57. Es
lieben, unnötigerweise lang zu reden
58. Im
Gespräch ichbezogen sein
59. Seine
eigene Schwächen vergessen und die der anderen hervorheben
60. Die
Ehrfurcht vor Gott und die Scham und das Bedauern über den eigenen Zustand aus
dem Herzen verbannen
61. Im
Unglück Ausreden suchen und dabei wieder den Schwächen der Seele verfallen
62. Nachlassen
für die Bemühungen in Gottes Sache sich zu bemühen
63. Vorgeben,
mit dem Feind Freund zu sein
64. Bei der
Arbeit betrügen
65. Anderen
Fallen stellen, Hinterlist
66. Sich mit
der Welt soweit identifizieren, dass Gott darüber vergessen wird
67. Sich am
Leid Anderer erfreuen, schadenfroh sein
68. Nicht
die Konsequenzen der eigenen Fehler tragen
Diese Verhalten sind wie
scharfe Stoppeln eines abgemähten Feldes welche dir die Eigenschaften deines
Herzens zeigen und sichtbar machen. Vermeide sie und schmücke dich mit dem
genauen Gegenteil all dieser Fehler, denn das Gebet, welches Gott wohl gefällt
und welches dich Ihm ganz nahe bringt, ist makelloses Verhalten.
Quelle (english): http://www.jerrahi.org/writings_english/68blemishes.htm
Die 7 STUFEN
1) Ammara (Nafs-e-Ammara)
2) Lawwama (Nafs-e-Lawwama)
3) Agheleh: At this stage Nafs posses the power of thinking and reflection and so,
it bases its actions upon logic and thinking and does not fall prey to extremes
of sentiments, rage, whims, and fleeting desires; it calculates. Not too many
people reach a stage where they can ponder over the consequences of their own
behavior before acting.
4) Malhama (Nafs-e-Malhama /
Inspiring soul): Malhama is derived from Ilham (inspiration). The person who
reaches this stage receives inspiration from the Lord. Namely, he is so
virtuous and devout that he has developed the aptitude to accept the Lord's
inspiration. God's light shines upon all, but this particular Insan at this
stage is capable of absorbing the Divine's light and comprehends it.
There are beautiful definitions for Ilham and Wahy (inspiration) which must be clarified at this point. Elham is from low to high, while Wahy is from high to low. Specifically,
in Wahy God establishes communication
with man, while in Ilham Insan
establishes communication with God. Of course, Elham depends upon the extent to which a personality has evolved
while Wahy is not subject to such rule; it is God's command that descends to
man. And since Wahy is from the Lord,
it is absolute and perfect and there is no doubt in it because He wants man to
receive the message in it entirely. However, this is not true about Ilham which is always incomplete since
it depends each man's aptitude and personality. The stronger and more perfect
man is, the more perfect will be his Ilham.
But since men are not perfect, often times Ilham
appears as lightning in the sky in a dark night, so quick that man gets a
chance to perceive the truths very briefly.
5) Mutmainnah (Nafs-al-Mutmainnah
/ satisfied soul):
6) Raziyah: This is derived from satisfaction. In its evolutionary cycle Nafs
reaches a degree that becomes satisfied with its own position.
7) Marziyah: At this stage not only Nafs is satisfied with itself but also the Lord
almighty is satisfied with it too. Now Nafs is a lover of the Divine. This is
the last stage in our Islamic theosophy in the Nafs cycles. There are many
verses which contain various Nafs I discussed here.
Quelle: http://www.ezsoftech.com/Akram/nafs.asp
Zusätzliche Informationen:
Nafs:
Nafs in man is the totality of sentiments, tendencies, desires, wishes,
experiences, and our heredity characteristics; in short, it is man's
personality.
What creates a difference between one man
and another is Nafs rather than Rooh. It is man's Rooh which transform and
evolves.
Rooh:
Based upon the Qur'anic verse; "They ask thee concerning the spirit (of
inspiration). Say The spirit cometh by command of my Lord: of Knowledge it is
only a little that is communicated to you, (O men!)." (Holy Qur'an 17:85)
This verse teaches us that the spirit is an 'Amr' i.e. the work of Allah. In
other words, it is a created thing, not self-existent. The Holy Qur'an does not
go beyond telling us that. It does not tell us the nature of the spirit.
However, just like our ignorance of the nature of electricity or magnetism does
not prevent us from taking full advantage of these wonders of creation, we can
advance ourselves spiritually by taking full advantage of the functions of the
spirit.
Rooh is something which descends to man
from God and we interpret it as our 'inside Prophet' namely, it is a
representative from the Lord inside Insan. And this what is interpreted as
'Gabriel' in the case of the Prophet as was the Holy Spirit in Jesus (pbuh). It
is the relationship of God with man that appears under various names in
different Prophets. This spirit is clean and innocent and it cannot err. Rooh
never appears in plural form in the Holy Qur'an
(although common men have pluralized it; 'Arwah') since it is a single reality.
So there is no difference between your soul and my soul, the two of them 'is' a
reality like the sun which radiates its, light upon all men. While the plural
of Nafs is Anfos (or Nafus). And when and entire group of people get killed we
say; "Their Nafus died rather than their Arwah," since the latter,
being God's manifestation, cannot be killed. Where man develops the capability,
aptitude, and the worth to discover Rooh, he will be aided by the latter. And
when a disease attacks and the body and Nafs loose their natural balance Rooh
falls into disuse and cannot establish relationship with man.
What distinguishes one man from another is
Nafs which contains our personalities. And in our opinion the part of us which
is responsible in front of the Lord in the final day is the Nafs of each of us.
And it is Nafs which errs not the Rooh. The body is not that important since it
is in constant process of change and transformation. However, what we believe
to be the essence of man was placed in the Nafs, and it is Nafs which will be
interrogated in the last day.
In order to talk about the shaping of
one's self we must concentrate upon the analysis and examination of Nafs. Once
we reach this stage we come right across the sacred Islamic school and we are
proud that Islam has conducted in-depth and extensive analysis in this area
unparalleled in any other school or system.
In the Holy Qur'an and in the vernacular
of our theosophists seven stages have been predicted for Nafs. Namely, from the
onset of its evolutionary journey to becoming God-like, Nafs must pass through
seven different stages. The seven levels (Nafs) are as follows: (see above:
"die 7 Stufen")
What I want to mention here is that from
the Qur'anic Point of View, Nafs (from Ammara to Marziyah) requires an evolutionary
cycle and man must discipline himself for this evolution. We know when a Nafs
has reached the Marziyah stage it will share some of the attributes of Rooh.
However, I emphasize that Nafs is
different from Rooh; the former has a corporeal condition while the latter
is abstract. Thus, the two are not of the same essence. Further, Nafs is a kind
of energy which is equivalent to matter subject to physical lava. Matter is the
condensed form of energy, so the internal psychological stimulations such as
actions reactions, sentiments and feelings are all forms of energies equivalent
to matter. We can say that Nafs has a
material tendency.
Rooh
is God's behest; it is His knowledge and His power and it is conscious of the
past and the future. Therefore, Nafs in
its evolutionary journey becomes live Rooh and establishes communication with
the Lord and becomes a part of His manifestation. At this stage we can say that
Insan has become a God-like, By this I
do not mean that Insan is God, rather he radiates God's manifestations. God
has one thousand and one attributes such as Jamal, Kamal, Rahman, Rahim, Elm...
When such attributes appear in man, he becomes God-like or His viceroy on
earth. If God is wise man becomes wise and if He is powerful, his vicegerent
becomes powerful also. At this stage
there is constant communication between Insan's Nafs and his Rooh and anytime
he wishes he can establish communication with the Lord through his Rooh, ask
for advice and seek answer to his inquiries. At this level nothing will
remain vague and insolvable to Insan.
Imam Ali (as) said: Surely God has
characterized the angels by intellect without sexual desire and anger, and the
animals with anger and desire without reason. He exalted man by bestowing upon
him all of these qualities. Accordingly, if man's reason dominates his desire
and ferocity, he rises to the station above that of the angels, because this
station is attained by man in spite of the existence of hurdles which do not
vex the angels.
http://www.muhajabah.com/tazkiyah.htm
[1] Wörtl., "und [denke nach über]
das, was ihm sein unsittlichen Tun (fujuraha) einflößt und seine Gottesgedenken (Gottesbewusstsein; MH) (taqwaha)"
– d.h. dass der Mensch gleichermaßen dafür haftbar ist, sich in große
spirituelle Höhen zu erheben, aber auch in tiefste Amoralität zu fallen – als
eine wesentliche Charakteristik menschlicher Natur als solche. In weitestem
Sinn ist des Menschen Fähigkeit falsch zu handeln eine Begleiterscheinung
seines Vermögens rechtschaffen zu verfahren: mit anderen Worten ist es diese
inhärente Polarität der Neigungen, welche jeder „richtigen“ Entscheidung ihren
Wert verleiht, und dadurch den Menschen mit moralischer Freiheit ausstattet
(vergl. in diesem Zusammenhang Anmerkung 16 zu 7:24-25)