Rassismus-Tag und Schächt-Fest
Morgen ist der "Globale Tag gegen Rassismus", ein großes Spektakel in Wien mit Filmen, einem Kunstfestival mit weltweiter Verbreitung via Internet, mit Musik und Diskussion.
Schön, nur machen da Leute mit, die deswegen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus immun sind, weil sie keine schlechten Erfahrungen gemacht haben. Jene Menschen aber, die unter den Folgen einer viel zu spät gebremsten Zuwanderung leiden, haben von der Veranstaltung nichts.
Sie wohnen in den Gegenden mit hohem Ausländeranteil und wurden stets mit der hohlen Formel abgespeist, daß man "die Sorgen der Bürger ernstnehmen" muß'- und dann hat man sie mit dem Gefühl alleingelassen, in ihrer Heimat nicht mehr zu Hause zu sein. Nicht deswegen, weil sie so böse Fremdenfeinde sind, sondern weil sie im Alltagsleben die gravierenden Differenzen in Sachen Lärm, Hygiene oder Frauenbild spüren, also die häufigsten Konfliktpunkte.
Jeder vernünftige Mensch will, daß bei uns alle friedlich zusammenleben, die Inländer wie die Ausländer.
Aber das funktioniert nicht mit der Multi-Kulti-Mahnung, alles zu tolerieren und froh zu sein über die notwendige Bereicherung der Gesellschaft. Die einzige Erfolgschance legen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ist vielmehr die bedingungslose Anpassung der Zuwanderer an die hiesigen Sitten und Gebräuche, die Aufgabe ihrer Traditionen.
Anfangen sollte es mit der Abschaffung des islamischen Kurban-Festes, das in diesen Tagen gefeiert wird und bei dem Schafe und Rinder ohne Narkose geschächtet werden, eine grausige Form der Schlachtung, die nach unseren Begriffen übelste Tierquälerei ist. Trotzdem wird es gemacht, sogar mit verfassungsgerichtlicher Erlaubnis, weil es ein religiöser Brauch ist und die Ausübung der Religion ein Grundrecht.
Das Schächt-Fest ist ein Extrembeispiel - aber gerade daran zeigt
sich, daß Multi-Kulti eine Utopie ist. Wer bei uns lebt, muß
sich einordnen - den Import von so blutrünstigen Sitten brauchen und
ertragen die Menschen bei uns nicht!
Ignaz Köckstr. 17
1210 WIEN
Betreff: Artikel: "Mensch zu Mensch" -
Rassismus-Tag und Schächtfest vom 20. März 2000
Sehr geehrter Herr MARKARITZER! Linz, 23.03.2000
Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), als die staatlich anerkannte Religionsgesellschaft der Muslime in Österreich sieht sich mit äußerster Befremdung genötigt, zu dem von Ihnen verfaßten, obengenannten Artikel Stellung zu beziehen und gegen die jenem Artikel zugrunde liegende offenkundige, wie subtil vermittelte menschenverachtende Grundeinstellung Protest einzulegen und vor einer weiteren Kultivierung solcher Einstellung zu warnen.
Dies im Hinblick auch darauf, weil die IGGiÖ es durchaus als in ihrer Verantwortung liegend erachtet, möglichst konstruktive Beiträge für die soziale Stabilität in unserem Land zu leisten und destruktiven Erscheinungen entgegenzutreten, aus welchem "Lager" diese auch immer kommen mögen.
Sie schreiben:
"Jeder vernünftige Mensch will, daß bei uns alle friedlich
zusammenleben, die Inländer und Ausländer".
Ihr Artikel richtet sich doch tatsächlich gegen grundlegende religiöse
und kulturelle Werte der Muslime und es braucht hier nur am Rande darauf
verwiesen werden, daß eine nicht unbeträchtliche Anzahl der
Muslime in Österreich INLÄNDER, also österreichische Staatsbürger
sind.
weiter schreiben Sie:
"Die einzige Erfolgchance gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit
ist vielmehr bedingungslose Anpassung an die hiesigen Sitten und
Gebräuche, die Aufgabe ihrer Traditionen". (Hervorhebungen
von mir)
Solche Formulierungen erinnern in schrecklicher Weise an solche, welche
während der tragischen Zeit größter menschlicher Verirrung
und abgrundtiefer Bosheit vor mehr als 50 Jahren publiziert wurden und
in der Öffentlichkeit unwidersprochen blieben.
Der Wunsch Integrationsproblematik durch Bedingungslosigkeit lösen zu wollen - oder in dieser die einzig gangbare Möglichkeit zu suchen und finden zu wollen, das Fördern einer Einstellung, Menschen bedingungslos der eigenen subjektiven Wertvorstellung zu unterwerfen und jeden Widerstand gegen spirituelle, körperliche und kulturelle Versklavung, wenn nötig auch brachial (da bedingungslose Verleugnung der eigenen Identität vom Menschen nicht anders als mit Gewalt zu erzwingen ist) brechen zu wünschen, stellt den gefährlichen Tiefpunkt gesellschaftspolitischen Dialoges in den Medien Österreichs seit Ende des zweiten Weltkrieges dar.
weiter schreiben Sie:
"Anfangen sollte es mit der Abschaffung des islamischen Kurban-Festes
..."
Abgesehen davon, daß diese Formulierung eine höchst eigenartige
Auffassung über Realität offenbart (denn wie läßt
sich wohl ein religiöser Feiertag einer religiösen Gesellschaft
von Nichtangehörigen dieser Religionsgesellschaft abschaffen?), legt
diese auch Zeugnis von großer Ignoranz gegenüber verfassungsmäßig
garantierten Rechten und allgemein anerkannten Menschenrechten ab.
Diese Formulierung läßt doch keinen Zweifel mehr darüber
bestehen, daß dieser Artikel einen Aufruf darstellt, mit vernünftiger,
friedlicher und geduldiger Verständigung zwischen den Menschen in
unserem Land zu einem Ende zu kommen, Integration zu ächten und bedingungslose
Assimilierung durchzusetzen.
Ist doch das Schächten von Schlachttieren nicht nur für die
Muslime, sondern auch für die Anhänger des mosaischen Glaubensbekenntnisses
unveräusserlicher Bestandteil des religiösen Selbstverständnisses
und deren Lebenspraxis.
Weiters zeugt diese Formulierung auch von unziemlicher Ignoranz gegenüber
den geistlichen Inhalten aller drei großen monotheistischen, abrahamitischen
Religionen.
Feiern die Muslime doch diesen, ihren höchsten islamischen Feiertag
im Gedenken an das "Uropfer" des Propheten ABRAHAM (.)
Es haben der "Vater" der drei monotheistischen Religionen und sein
erstgeborener Sohn der Menschheit das vollkommene Beispiel bedingungsloser
Hingabe unter den Willen des Einen und Einzigen Gottes der Menschheit hinterlassen.
Und dieser Einzige Gott hat Zeugnis Seiner Allmacht und Barmherzigkeit
durch das Auslösen des "menschlichen Opfers" durch einen makellosen
Widder gegeben.
In dieser Tradition, welche Sie aufzugeben fordern, schächten Muslime ihre Tiere mit höchstem Respekt vor allem Lebendigen.
weiter:
"... eine grausige Form der Schlachtung, die nach unseren Begriffen
übelste Tierquälerei ist".
Diese Formulierung stellt eine beunruhigende Manipulation mit wenig
reflektierten menschlichen Emotionen dar.
Die fachgerechte islamische oder jüdische Schächtung als
Tierquälerei (ganz abgesehen von "übelster") zu klassifizieren,
davor distanzieren sich auch sämtliche nach EU-Normen durchgeführte
wissenschaftliche Untersuchungen.
Die Schächtung ist nicht nur ein "religiöser Brauch",
sondern eine Form der Tötung von Schlachttieren, welche aus guten
Gründen, bis vor wenigen Jahrzehnten grundsätzlich auf der ganzen
Welt, nicht nur in Österreich zur Anwendung kam.
Vom "Saustechen" müssen wir nicht sprechen - und vom "Import
blutrünstiger Sitten" müssen, sollten und wollen wir schon
gar nicht reden.
Alles in allem stellt Ihr Artikel die gröbste Verletzung, des respektvollen medialen, öffentlichen Umgangs mit den Werten anderer Religionen dar, welche ich bislang in Österreich feststellen mußte.
Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich, Sprecherin von mehr als 400.000 in Österreich lebenden Muslimen, versteht sich als österreichische Institution, basierend auf den geltenden Rechts- und Moralnormen und sieht sich dem österreichischen Gemeinwohl in höchstem Maße verpflichtet.
Die IGGiÖ ersucht Sie und die periodische Druckschrift für welche Sie diesen Artikel verfaßt haben mit gebührlichem Nachdruck, mit Ihrer Verantwortung bezgl. öffentlicher Meinungsbildung dermaßen umzugehen, daß Problemlösungen nicht durch "Frontschaffung und -verhärtung" verhindert werden, sondern durch vernünftiges Gespräch der Beteiligten miteinander ermöglicht und durch konstruktives gemeinsames Handeln auch umgesetzt werden.
Die IGGiÖ erwartet von Ihnen persönlich und von der Redaktion
"Täglich Alles" eine Stellungnahme und Zurücknahme der, für
ÖsterreicherInnen, egal welcher ursprünglichen Herkunft, beschämenden,
für Muslime zutiefst beleidigenden und verletzenden - und sogar als
verhetzend zu bezeichnenden Äußerungen - nicht nur in Form eines
entsprechenden Antwortschreibens, sondern auch als Veröffentlichung
in "Täglich Alles".
Hoch achtungsvoll
Muhammad M. HANEL
Referent d. Obersten Rates für Presse u. Öffentlichkeitsarbeit
Vorsitzender der Islamischen Religionsgemeinde Linz für O.Ö.
& Sbg.
Stellvertretender Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft
in Österreich
Hanel
Hauptstr. 26
4040 Linz
Tel. 01-409 56 50
Fax-Nr. 01-405 80 19
Wien, 3 1. März 2000
Herrn
Muhammad M. Hanel
Islamische Glaubensgemeinschaft
Hauptstraße 26
4040 Linz
Sehr geehrter Herr Hanel,
Ihren Brief vom 23. März zu meiner Kolumne "Rassismus-Tag und Schächtfest" habe ich erhalten. Gestatten Sie, daß ich grundlegende Fehlinterpretationen korrigiere.
Unter allen Themen, die ich als Kolumnist behandle, ist die Thematik
der Immigration und ihrer Folgen jene, welche die häufigsten, oft
sehr emotional gefärbten Reaktionen hervorruft. Die vielen schriftlichen
und mündlichen Reaktionen bestärkt mich in meiner Ansicht, daß
ein friedliches Zusammenleben von In-und Ausländern nur bei bedingungsloser,
also vollkommener Anpassung der Immigranten gesichert ist. Natürlich
kann man über diese Meinung diskutieren, ich bin aber keineswegs der
einzige, der sie vertritt. Im Standardwerk "Aspekte der Wanderungssoziologie"
schreibt Hehnut Esser sinngemäß: Die Integration des Wanderers
gilt dann als gelungen, wenn sich sein gesamtes Wahmehmungs- und Beurteilungssystem
geändert hat, der Immigrant also die kulturellen (Lebens)Gewohnheiten
des Gastlandes internalisiert hat. Ähnliches kann man auch in
anderen wissenschaftlichen Büchern zur Wanderungsproblematik lesen.
Im übrigen klingt diese Forderung viel radikaler als sie tatsächlich
ist. Österreich ist von seiner Geschichte her ja durch die in Jahrhunderten
erfolgte Verschmelzung verschiedener Kulturen geprägt, so daß
die Anpassung an hiesige Sitten und Gebräuche nicht allzu schwierig
sein sollte, weil sie eine ungemeine Vielfalt zuläßt. Das bestätigt
auch die Lebenspraxis, weil niemand bestreiten kann, daß es Hunderttausende
Fälle solcherart geglückter Integrationen in Österreich
gibt, Menschen, die aus anderen Ländern hergezogen und nunmehr voll
akzeptierte Mitglieder der Gesellschaft sind.
Ich plädiere eben ausdrücklich - und da liegt das erste grundlegende
Mißverständnis -nicht für eine quasi gewaltsame Unterwerfung
von Menschen unter die eigenen subjektiven Wertvorstellungen, und schon
gar nicht dafür, jeden Widerstand gegen spirituelle, körperliche
und kulturelle Versklavung wenn nötig auch brachial (da bedingungslose
Verleugnung der eigenen Identität von Menschen nicht anders als mit
Gewalt zu erzwingen ist) brechen zu wollen. So etwas wäre unmenschlich
und zum Glück praktisch nicht durchsetzbar. Die Anpassung kann nur
auf freiwilliger Basis erfolgen - so wie sie in den Hunderttausenden Fällen
erfolgt ist -, das ist für mich so selbstverständlich, daß
ich es nicht eigens erwähnt habe.
Mit dieser Interpretation hängt auch das zweite entscheidende
Mißverständnis zusammen, das Sie selbst in die Frage gekleidet
haben: Wie läßt sich wohl ein religiöser Feiertag einer
religiösen Gesellschaft von Nichtangehörigen dieser Religionsgesellschaft
abschaffen? Ich bin sicher, daß wir in der Antwort übereinstimmen~
gar nicht, das wäre unzulässig. Auch hier geht es mir um einen
freiwilligen Akt, nicht um irgendein Verbot. Gerade deshalb habe ich ja
von Abschaffung geschrieben und nicht davon, man möge das Fest verbieten.
Es steht außer Streit, daß die Anpassung, von der ich vorhin
gesprochen habe, die jeweilige Religion nicht berührt und nicht berühren
darf. Kein vemünftiger Mensch wird den Verzicht auf die Religion fordern,
zudem ist der Islam in Österreich eine anerkannte Religionsgemeinschaft
und steht unter dem Schutz unserer Gesetze, wie ich das auch erwähnt
habe. Das Problem ergibt sich allerdings, wenn eine Religion Rituale vorschreibt,
die der aktuellen Landeskultur fremd sind. Das gilt, und dieses Beispiel
habe ich angeführt, für die rituellen Schlachtungen des Kurban-Festes.
Bei ihnen werden, das hat u. a. das Oberlandesgericht Innsbruck festgestellt,
den Tieren unnötige Qualen zugefügt, sie werden roh mißhandelt;
diese Feststellung ist keine beunruhigende Manipulation mit wenig reflektierten
menschlichen Emotionen, wie Sie gemeint haben, sondern ein juristisch
definierter Tatbestand. Wenn eine anerkannte Religion diese Art der Tötung
von Tieren zur Nahrungsbeschaffung vorschreibt, dann muß das jedermann
tolerieren, weil der gesetzliche Schutz der Religion über dem Tierschutz
steht. Auch ein Tierfreund wird das - schweren Herzens - tun. Und wenn
Angehörige des Judentums oder des Islam nach ihren Glaubensvorschriften
nur Fleisch von Tieren essen dürfen, die ohne Betäubung geschlachtet
wurden, dann müssen in den Schlachthöfen entsprechende Einrichtungen
geschaffen werden, die auch vorhanden sind.
Der Konfliktpunkt besteht für mich darin, daß der Vorgang
des Schlachtens, der für die Tiere schmerzhaft ist und bei dem viel
Blut fließt - es ist ein blutrünstiger Vorgang - Kern eines
Festes ist. Der Tötungsakt selbst wird also gefeiert und das wäre
nur dann widerspruchslos hinzunehmen, wenn genau dies ein religiöses
Gebot wäre. Moslemische Freunde, die ich habe, erzählen mir aber,
daß dies nicht der Fall ist, daß es ohne weiteres möglich
ist, das Fest ohne diese Form des Schlachtungsaktes zu feiern und es bei
symbolischen Aktionen zu belassen. Sie haben mir versichert, daß
die Mehrheit der Moslems in Österreich diesen Standpunkt teilt und
ihn für übereinstimmend mit den Vorschriften des Islam ansieht.
Sollte dies nicht zutreffen, bitte ich Sie um eine entsprechende Mitteilung,
ich bin in diesem Fall selbstverständlich zu einer Richtigstellung
bereit. Dankbar vermerke ich, daß Sie selbst den richtigen Vergleich
mit dem "Saustechen' gebracht haben: Sollte das irgendwo als "alpenländischer
Brauch" wiederbelebt werden, können Sie sicher sein, daß es
mit der selben Vehemenz, ja sicher noch schärfer verurteilt wird.
Mit Respekt nehme ich zur Kenntnis, daß sich die Islamische Glaubensgemeinschaft
in Österreich als österreichische Institution versteht, basierend
auf den geltenden Rechts- und Moralnormen, und daß sie sich dem österreichischen
Gemeinwohl in höchstem Maß verpflichtet sieht. Ich hoffe, es
ist Ihnen -nach meinen Erläuterungen möglich, zu erkennen, daß
unsere Standpunkte keineswegs weit auseinanderliegen. Ich bin selbst ein
gläubiger Mensch und habe daher auch tiefe Achtung vor dem Glauben
anderer. Sollte ich tatsächlich die Gefähle von Moslems verletzt
haben, so ist das ungewollt geschehen; ich würde das bedauern. Sollte
es mir aber gelungen sein, einen weitergehenden Nachdenkprozeß in
Richtung freiwilliger Verzicht auf das blutige Ritual zu initiieren, würde
ich mich freuen, noch dazu, wo dieser Verzicht nach meinem Informationsstand
von vielen Angehörigen des Islam in Österreich bereits geleistet
wird. Mit freundlichen Gruß
Dr. Kurt Markaritzer
An die Redaktion "täglich Alles"
"Mensch zu Mensch"
Kurt MARKARITZER
Ignaz Köckstr. 17
1210 WIEN
Betreff: Ihr Brief vom 31.3.2000 zum Thema
Rassismus-Tag und Schächtfest vom 20. März 2000
Sehr geehrter Herr MARKARITZER! Linz, 10.0.2000
Ihren Brief vom 31.3.2000 betreffend Ihre Kolumne „Rassismus-Tag und Schächtfest“ habe ich erhalten. Gestatten Sie mir nun ebenfalls einige Korrekturen - inhaltlicher und sachlicher Natur.
Ich denke nicht, daß es in meinem Brief um die Korrektur von „Fehlinterpretationen“
geht.
Interpretationen im allgemeinen ergeben sich aus der konkreten Wortwahl,
welche der Interpretation zugrunde liegen. Allenfalls kann man daher davon
sprechen, daß die erfolgte Interpretation nicht den Intentionen des
ursprünglichen Verfassers entsprechen, wenn die sprachliche Auswertung
bestimmte (wenn auch unerwünschte) Auslegungen zuläßt.
Auf den Themenkreis: „Integration – Assimilierung, Freiwilligkeit – volle gesellschaftliche Akzeptanz“, werde ich zu einem späteren Zeitpunkt ausführlicher eingehen. Gerade „Auffassungsunterschiede“ diesbezüglich verdienen eine intensivere und umfassende Bearbeitung.
Wenn das Landesgericht Innsbruck festgestellt hat, daß beim Schächten der Tiere, diesen ungerechtfertigter Schmerz zugefügt wurde, dann gehe ich davon aus, daß dies als Einzelfall einen tatsächlichen Mißstand wieder spiegelt, welcher allerdings dann nicht den allgemeinen Vorgang des Schächtens an sich, sondern die nicht korrekte Vorgangsweise des Ausführenden und die Begleitumstände bei der Verurteilung berücksichtigt hat.
Folgende Klarstellungen dazu:
(siehe auch Kopie des Schreibens des Präsidenten der IGGiÖ,
Prof. Anas SCHAKFEH.)
Der Islam verbietet aufgrund seiner religiösen Gesetzgebung die
Zufügung jeglichen ungerechtfertigten Schmerzes an jedem Geschöpf.
Sollten Muslime gegen dieses Verbot verstoßen haben, geschah
dies nicht nur gegen die in Österreich geltenden Rechtsvorschriften,
sondern auch gegen die des Islams. Dies hat in jedem Falle gemeinsam verhindert
zu werden und die IGGiÖ bemüht sich auch darum, allerdings leider
ohne breite oder differenzierende Unterstützung von Seiten der Republik.
Man hätte durchaus überlegen können, den Tiroler Schächter
nicht wegen „Schächtens“ sondern wegen der sonstigen Tierquälerei
rechtens zu verurteilen. So wäre eine übertrieben emotionale,
öffentliche Auseinandersetzung mit diesem Thema uns allen wahrscheinlich
erspart geblieben.
Ich muß nochmals festhalten, daß dem Vorgang des Schächtens
an sich, wissenschaftlich KEINERLEI aussergewöhnliche Schmerzufügung
zugeschrieben werden KANN!
Daher ist die Beurteilung des islamischen Schlachtvorganges in der
Öffentlichkeit unseres Landes tatsächlich eine emotional, subjektive.
Schlachten ist mal eine blutige Sache.
Sie aber als „blutrünstig“ zu bezeichnen und dies im Zusammenhang
mit einem religiösen Ritus, halte ich auch weiterhin für nicht
angebracht und manipulativ.
Der Gebrauch des Wortes „Ritual“ im Zusammenhang mit der Opferdarbringung
ist nicht treffend angebracht, auch wenn man in der deutschen Sprache von
einer „rituellen Schlachtung“ spricht. Wird doch gerade dadurch vermittelt,
wie Sie es offenbar aufgefaßt haben, daß es sich hierbei um
ein „Tötungsritual“ handelt. (Assoziationen mit irgendwelchen „schwarzmagischen
Kulten“ werden dadurch – zumindest – angeregt.)
Im Zentrum des Opferfestes steht auch nicht die Tötung der Opfertiere,
sondern das Gedenken an die Tradition des Propheten Abrahams (.), der Gedanke
der Mildtätigkeit und die Spende an wenig wohlhabende Mitglieder der
islamischen Gemeinschaft. Das Schächten des Tieres gemäß
religiöser Vorschrift ist aber dabei wesentlicher Bestandteil.
Im tatsächlichen äußeren Ablauf unterscheidet sich
die jüdische und islamische Vorgangsweise nicht.
Sie schreiben, daß Ihre moslemischen Freunde Sie dahingehend unterrichtet
haben, daß die Tötung der Schlachttiere zum Opferfest `Id ul
Adha kein religiöses Gebot sei und symbolhaft substituiert werden
könne.
Bei allem Respekt, sollte es doch zu einer profunden Recherche gehören,
vor allem bei einer bekanntermaßen sensibler Thematik, Rechtsauskünfte
bei autorisierter und qualifizierter Stelle einzuholen. Für Österreich
ist dies die IGGiÖ. Mir ist allerdings keine Anfrage in dieser Richtung
bekannt.
Für die Mehrheit der in Österreich lebenden Muslime ist diese
Opferdarbringung religiöses Gebot (Wajib), gemäß ihrer
zu befolgenden Rechtslehre (nach Imam Abu HANIFA).
Ihre Freunde haben allerdings insofern richtige Auskunft erteilt, daß
für die Anhänger anderer anerkannter islamischer Rechtsschulen,
das Opfer freiwillig geleistet werden kann (Sunnah). Wenn also ein moslemischer
Anhänger dieser Rechtsschule nicht opfert, erwächst ihm daraus
keinerlei wie immer gearteter Nachteil. Opfert er aber, ist ihm der Lohn
des Allmächtigen, Gütigen und Gerechten Gottes gewiß. Diese
Möglichkeit vorzuenthalten wäre eine unzulässige Beschneidung
der rechtmäßigen Ansprüche an die religiöse islamische
Entfaltung. In jedem Falle hat die IGGiÖ selbstverständlich darauf
zu achten, daß die islamischen Vorschriften im Rahmen der österreichischen
Grundgesetze weitestgehende Berücksichtigung finden.
Ich hoffe, daß diese Korrekturen, bzw. Vervollständigungen Ihres Informationsstandes für die von Ihnen angekündigten entsprechenden Richtigstellungen Anlaß genug sind – im Sinne eines, echte Mißstände ausräumenden gemeinsamen Vorgehens. Sollten Sie vor deren Veröffentlichung den Wunsch haben, mich über den Inhalt in Kenntnis zu setzen, wertete ich dies erfreut als Zeichen für offene Dialogbereitschaft.
Ich bin sicher, daß auch Ihr persönliches Interesse auf eine
Beruhigung des zur Zeit ohnehin sehr gespannten sozialpolitischen Klimas
in Österreich hinzielt und nicht auf die Vertiefung tatsächlicher
oder vorgegebener religiöser bzw. kulturpolitischer Differenzen.
Abschließend lassen Sie mich sagen, daß es meine aufrichtige
innere Überzeugung ist, daß, wenn Christen und Muslime ihre
jeweils eigene Religion ernsthafter leben würden und gegenseitigem
Respekt größerer Raum gegeben würde, die Welt noch gute
Chancen hat, eine friedliche und für alle Menschen lebenswerte zu
sein und nicht durch menschliche Verblendung zum Schauplatz einer fürchterlichen
globalen Katastrophe zu werden.
Mit freundlichen Grüßen
M.M. Hanel
Hauptstr. 26
4040 Linz
hanel@servus.at