MEMRI Special Dispatch - 10. April 2003
Reaktionen aus dem Iran auf den Irakkrieg

Im Folgenden dokumentieren wir öffentliche Reaktionen von iranischen
Geistlichen, Politikern und Militärs zum Irak-Krieg, ein Tag vor und ein Tag
nach dem Fall von Bagdad

Aus der konservativen Tageszeitung Jomhuriye Eslami am 7. April 2003:

"Ayatollah Vahid Khorassani und Ayatollah Haj Scheich Javad Tabrisi, beide
Marjai Taqlid [höchster Rang des Klerus] haben gestern die Verteidigung der
irakischen Muslime gegen die Aggression der Amerikaner und der Engländer
gefordert. Ayatollah Tabrisi sagte: ,Iran darf keinen Versuch unterlassen
der moslemischen und verteidigungslosen Bevölkerung des Irak zu helfen.' Er
verurteilte den Angriff der USA und Englands gegen den Irak und fügte hinzu:
,Den Muslimen ist in der gesamten Geschichte ständig mit Ungerechtigkeiten
und Härte begegnet worden. Dieses Mal ist die Geschichte Zeuge eines
Angriffs der amerikanischen und der englischen Aggressoren gegen die
unschuldige irakische Bevölkerung.' Er sagte in Bezug auf die Pflicht aller
Muslime sich gegen die Unterdrückung von Unschuldigen zu wehren: ,Die
islamische Regierung des Iran muss einen Weg für Hilfeleistungen für die
irakische Bevölkerung ebnen.'
Ayatollah Tabrisi betonte: ,Die moslemische Bevölkerung des Iran muss der
ganzen Welt ihren Zorn und Ekel über die amerikanischen und englischen
Aggressoren mit Hilfe von Demonstrationen zeigen.'
Auch Ayatollah Vahid Khorassani von Hoseye Elmiye [Mullah-Akademie] in Qom
forderte, dass aus Solidarität mit der Hoseye Elmiye von Najaf ein
Trauerfeiertag der Wissenschaft und der Geistlichkeit eingeführt werde. Er
sagte im Zusammenhang mit den menschlichen Katastrophen, die sich bei den
Heiligen Stätten ereigneten: ,Wenn die Frommen nur auf zwei Suren des Koran
achten würden, würden sie die gegenwärtigen Probleme nicht haben: Sowohl
eine blasphemische Regierung als auch die Herrschaft der Unterdrücker muss
abgelehnt werden.'
Ayatollah Vahid Khorassani sagte: ,Wie der Prophet sagte, werden alle
Frommen als Teile eines Körpers betrachtet. Das Problem der irakischen
Bevölkerung ist ein Problem der ganzen islamischen Ummat [Gemeinschaft].'


Aus der staatlichen Studentenagentur ISNA vom 8. April 2003:

"Der Vorsitzende der 2. Khordad Fraktion [Pro-Khatami] des Majless sagte:
,Die Besetzung der heiligen Stätten im Irak ist der Beginn der Besetzung
anderer Stätten, wie Mekka, Medina. Dies hat zur Folge, dass die Muslime und
die Schiiten der Welt gemeinsam und einheitlich gegenüber diesen Ereignissen
Sensibilität zeigen und ihre islamischen und menschlichen Pflichten erfüllen
müssen.'
Hojatoleslam wal Muslemin Seyyed Ali-Akbar Mohtashemipur, Mitglied der
rechtlich-gerichtlichen Kommission des Majless, betonte gegenüber der ISNA:
,Der amerikanische Präsident erklärte schon nach dem suspekten Ereignis vom
11.September, dass sie wieder beabsichtigten die Kreuzzüge ins Leben zu
rufen. Sie beabsichtigen die regionale Ordnung zugunsten der
US-amerikanischen, britischen und zionistischen Kreise zu ändern. Daher muss
aus diesem Blickwinkel das Thema der Aggression gegen die Besetzung der
heiligsten Orte der schiitischen und islamischen Welt mehr berücksichtigt
werden. Denn jede Nachlässigkeit in Bezug auf das Wesen der
christlich-zionistischen Aggressoren wird nicht nur eine Herrschaft über die
Wirtschaft und Politik der islamischen Länder mit sich bringen, sondern wird
der mehrdimensionalen Bedrohung der befreienden und göttlichen Schule des
Islam den Weg bereiten. [...]
'Die Verbrechen, die sie letzte Woche dem moslemischen Volk des Irak angetan
haben, erinnern an die Angriffe der Mongolen im Mittelalter und an die
Herrschaft des Dschungels, die Unordnung bedeutet. Wir verstehen heute die
Worte des Imam Khomeini: Amerika ist der große Teufel und alle Probleme der
islamischen Welt rühren aus Amerika.' [...] ,Heute werden die Verletzten der
Koalition Amerikas und Englands direkt in ein europäisches Land geflogen, um
in modernen Krankenhäusern behandelt zu werden. Es wird aber nicht erlaubt,
dass verletzte und unschuldige moslemische irakische Kinder und Frauen, die
in den Krankenhäusern unter Mangel an Medikamenten leiden, zur Behandlung
ins Ausland gebracht werden.' [...] ,Das Verbrechen der Amerikaner und
Engländer im Irak ist mit nichtsvergleichbar, was während der letzten 100
Jahre geschah. Sie sind mit der Parole der Entwaffnung und des Sturzes des
irakischen Regimes gekommen und realisieren ihre teuflischen Ziele im Irak
und in anderen Ländern. Die größte Gefahr für den Mittleren Osten ist
Israel, das die fortschrittlichsten Massenvernichtungswaffen besitzt, die
täglich zur Tötung des palästinensischen Volkes eingesetzt werden.' [...]
,Das israelische Besatzungsregime, das hinter der Bühne die Amerikaner und
die Engländer in den Krieg treibt, verfolgt seine eigenen Ziele. Wie die
Israelis und Zionisten 1948 und 1967 das heilige Land und den ersten
heiligen Ort der Muslime besetzt haben, wollen sie nun in weiteren Schritten
andere islamische Länder besetzen. Ein Teil davon ist Irak und die heiligen
Orte des Irak. Zu den anderen Teilen ihrer Ziele gehören Saudi Arabien,
Mekka und Medina. [...]"

Aus der regierungsnahen Tageszeitung Kayhan vom 8. April 2003

"Wie die Presseabteilung der Judikative berichtete, betonte Ayatollah Seyyed
Mahmud Hashemi Shahroudi in einer Versammlung der Obersten Richter des
Landes: ,Das amerikanische Regime muss wissen, dass das irakische Volk keine
Fremden akzeptiert und die Präsenz von Fremden in Irak nicht dulden wird.'
Ayatollah Hashemi Shahroudi sagte: ,Mit dem Sturz Saddams muss das irakische
Volk die Macht erobern; wenn nach Saddam ein amerikanisches Regime an die
Macht kommen sollte und der Willen des irakischen Volkes nicht gehört wird,
wird in den Nachbarländern Unruhe und Erschütterung entstehen.' [...]
,Parolen wie Demokratie und Volksherrschaft sind in der Logik der globalen
Arroganz nur ein Mittel zur Einflussnahme und Eroberung von Staaten, um ihre
Schätze und Reichtümer zu rauben.' [.]"

Es folgen Stellungnahmen verschiedener wichtigen Persönlichkeiten aus der
Ausgabe der Kayan vom 10. April 2003, also nach dem Fall Bagdads:

Vorsitzender des Islamischen Versammlungsrates:

"Der Vorsitzende des Islamischen Versammlungsrates [Majless/Parlament]
sagte: ,Die Eroberung des Irak bedeutet keinen Sieg für Amerika, sondern ist
der Beginn von Problemen für dieses Land.'
Hojatol Eslam Mehdi Korrubi fügte hinzu: ,Amerika muss den Irak gänzlich der
Bevölkerung überlassen, damit die Menschen dieses Landes über ihr Schicksal
entscheiden können. Die Iraker sind gegen Saddam. Das irakische Volk hat
schon einmal gegen Saddam einen Aufstand unternommen. Saddam war am Rande
des Sturzes, wurde aber von den Amerikanern gerettet. Wenn Amerika in Irak
bleiben will und für dieses Land einen ausländischen Herrscher auswählt,
wird die Lage noch dunkler werden, denn man kann nicht mit einem physischen
Sieg über ein Land auch darüber herrschen.' Er sagte, dass die Eroberung des
Irak innerhalb von 20 Tagen nicht als ein Sieg bewertet werden könne.
'Sie hatten 3 Tage angekündigt, aber mit aller Kraft, gemeinsam mit den
Briten, haben sie ihre ursprünglichen Ziele nicht erreicht. Wenn die
Amerikaner das Land der Bevölkerung überlassen, ist es gut, aber wenn sie
selber den Irak beherrschen wollen, wird es sehr kompliziert werden. [.]"


Vorsitzender des Obersten Nationalen Sicherheitsrates:

"Der Vorsitzende des Obersten Nationalen Sicherheitsrates des Iran, Dr.
Rohani sagte dem niederländischen Botschafter in Teheran: ,Das irakische
Regime war stets eine Bedrohung für das irakische Volk und für die
Nachbarländer. Aber der Wechsel einer ausländischen Diktatur mit einer
inländischen Diktatur kann keine Lösung mit sich bringen. [...]
Die irakische Bevölkerung muss ihre Unabhängigkeit fühlen und darf nicht von
Fremden besetzt werden. Dies wird erst dann erfüllt werden, wenn sich kein
ausländischer Soldat mehr im Irak befindet. [...] Die Iraker müssen fühlen,
dass sie eine nationale Regierung haben und dass sie nicht von Ausländern
regiert werden.' Rohani sagte bezüglich der Installierung eines Herrschers,
der mit Zionisten verwandt sei:
'Diese Sache wird sehr viele politische und gesellschaftliche Probleme
schaffen.' Er sprach von der Bereitschaft des Iran menschliche Hilfe für das
irakische Volk zu leisten."


Stellvertreter der iranischen Luftwaffe:

"Der Stellvertreter der iranischen Luftwaffe sagte: ,Ein Hinweis des
Oberbefehlshabers genügt und wir werden den Feind sofort auf den Boden
werfen.' General Nasrollah Erfani fügte hinzu: ,Dem angreifenden Feind
werden wir nicht mit Scham begegnen.'
Er fügte hinzu: ,Die Luftwaffe ist gänzlich vorbereitet, um mit aller Kraft
die Befehle des verehrten Revolutionsführers auszuführen.'
Erfani sagte: ,Für den Schutz des heiligen Bodens der Islamischen Republik
Iran, kennt unsere Luftwaffe keine Grenzen und keine Probleme. Die Luftwaffe
wird auf keinen Fall erlauben, dass die militärischen Angriffe der
Amerikaner und der Briten auf das moslemische Land des Irak unserer
islamischen Heimat Probleme bereitet.'
Er sagte weiterhin: ,Die Existenz einer 1000 km langen gemeinsamen Grenze
mit Irak und der Aufmarsch der amerikanischen Kräfte im Persischen Golf,
führen unvermeidlich dazu, dass die Aggressoren den Boden des islamischen
Iran überfliegen. Bisher konnten diese Aktionen nicht als eine
Grenzübertretung unseres Landes bewertet werden.'
General Erfani sagte: ,Bisher sind 3 Raketen in Abadan und in Nordwesten des
Landes eingeschlagen. Ein absichtlicher Angriff konnte bisher jedoch nicht
nachgewiesen werden. Eine der Raketen war eine irakische Boden-Luft-Rakete
(SAM), die vom Irak aus auf die Flugzeuge der Aggressoren geschossen wurde.
Diese verfehlten ihr Ziel und schlugen in unser Land ein. Unsere Bevölkerung
sollte sich sicher sein, dass nachdem 20 Tage von dem Krieg Amerikas gegen
Irak vergangen sind, bisher keine Gefahr für die Grenzen der Islamischen
Republik Iran zu verzeichnen war. Die Iraner haben während der achtjährigen
heiligen Verteidigung gegen den Irak in der Vergangenheit bewiesen, dass sie
bereit sind, freiwillig gegen die Aggressionen von Feinden an die Kampffront
 zu gehen.'"

Vorsitzender des Schlichtungsrates:

"Der Vorsitzende des Schlichtungsrates Rafsanjani sagte: Das Ziel der
Amerikaner bei ihrem Angriff gegen den Irak ist die Beherrschung der
Ölquellen und Schutz der Interessen Israels. Niemand kann akzeptieren, dass
ein pensionierter amerikanischer General ein Volk regiert, das 30 Jahren von
der Ba´th-Diktatur beherrscht wurde. Alle wissen, dass Amerika die Kontrolle
des Öls anstrebe, [...] aber das Weiße Haus liefert den Vorwand der Freiheit
und Demokratie für seine Verbrechen. (...) Eine der besonders grausamen
Szenen ist die Nicht-Berücksichtigung von internationalen Regeln, wenn
Journalisten und die Bevölkerung von den Briten und Amerikanern angegriffen
werden. [...]"

******************************************.
Die Ansichten der hier zitierten Autoren geben nicht die Meinung von MEMRI oder FRO
wieder.
Kopien der zitierten Artikel und Dokumente sind auf Nachfrage erhältlich.
Um sich aus der Mailingliste abzumelden, schicken Sie uns bitte eine kurze
Nachricht an memri@memri.de.
THE MIDDLE EAST MEDIA RESEARCH INSTITUTE (MEMRI)
Linienstr. 115, 10115
Berlin
Tel.: +49-30-97893872/3968, Fax: +49 (030) 97893975
eMail:
memri@memri.de, URL: www.memri.de
© Copyright 2002 by The Middle East Media Research Institute (MEMRI) -
memri.de. Alle Rechte vorbehalten.
Weiternutzung der Inhalte nur bei vollständiger Nennung der korrekten
Quelle.


MEMRI Special Dispatch - 9. April 2003
Al-Sharq al-Awsat kritisiert die arabische Kriegsberichterstattung

In einer Reihe von Artikeln kritisiert der Chefredakteur der Al-Sharq
al-Awsat, Abd al-Rahman al-Rashed, die arabischen Medien dahingehend, dass
sie genau wie 1967 nicht unparteiisch über den Krieg berichten würden. Schon
vor Kriegsbeginn hatte die in London erscheinende saudische Tageszeitung die
arabischen Medien für ihr Schweigen über die Forderungen der irakischen
Opposition kritisiert.
Als erstes folgt der am 27. März 2003 erschienene Artikel "Langsam, ihr
Medien von 1967". Der zweite Artikel "Sogar schlimmer als die 67er Medien"
ist eine am 1. April 2003 veröffentlichte Reaktion von Abd al-Rahman
al-Rashed auf die Kritik, die an seinen Artikeln geübt wurde:

"Langsam, ihr Medien von 1967
Der Irakkrieg kann eine Wendung hin zu einem Krieg nehmen, der Jahre
andauert oder er kann ein kurzer Krieg sein - wie es der zweite Golfkrieg
war - oder seine Mission kann in 45 Tagen vollendet sein. Der Kampf ist
Aufgabe des Militärs, während es die Pflicht der Medien ist, nicht selbst in
die Schützengräben des Krieges zu geraten. In theoretischer Hinsicht trifft
dies auf ernstzunehmende Medien zu. Wenn es um die arabischen Medien geht,
dann [stellen wir fest], dass sich seit dem letzten Jahrhundert wenig
verändert hat - als ob die Kriege von heute wie die Kriege der vergangenen
40 Jahre wären, als die Medien mit den arabischen Armeen um Mutmaßungen
wetteiferten. Sie glaubten, dass die Verbreitung von Meldungen über den
Absturz hunderter israelischer Kampfflugzeuge im Krieg von 1967 den Menschen
Freude bereiten würde und vielleicht wird sich dies in Zukunft bewahrheiten.
Diejenigen aber, die neben dem arabischen Fernsehen einnicken und aufwachen,
[.] werden diesen verlogenen Medien nicht verzeihen, wenn der Rauch verzogen
ist und die ganze Wahrheit zum Vorschein kommt.
Ich [verstehe] die Gefühle meiner Kollegen, der arabischen Journalisten, die
mit dem Geschehen eher emotional als rational umgehen, und vielleicht
Bruchstücke von Nachrichten aufschnappen und sie möglicherweise ihren
[eigenen] Wünschen anpassen. In professioneller Hinsicht muss der Journalist
so weit als möglich in seinen Informationen unparteiisch bleiben - dies ist
der beste Dienst, den er seiner Sache, seinen Zuschauern und Lesern erweisen
kann, denn diese können [dann] ihrerseits mit der Realität als solcher
besser umgehen.
Ich weiß, dass das Einnehmen einer ausgewogenen Position in der arabischen
Medienwelt einem Selbstmord [gleichkommt], weil Viele die Medien dazu
drängen, "nationalistische" Positionen einzunehmen und alles, was davon
abweicht, als Verrat an der Sache angesehen wird. [Zugleich] wird das Lügen
um der Sache willen als moralisch und ehrwürdig angesehen. Die arabischen
Medien [heute] verwandeln sich - unter diesen schwierigen Umständen -
allmählich in die Medien von 1967, als die Radio- und Zeitungskommentatoren
das Heldentum aufbauschten und die Realität der Niederlagen verheimlichten
und [damit] historisch zum Gegenstand des Spottes wurden.
Die arabischen Medien von heute, mit ihrer Voreiligkeit und den eindeutigen
Tendenzen zu Übertreibung und Siegesverheißungen, füttern die Massen mit
Geschichten, die nichts mit der Realität zu tun haben. Deswegen
reproduzieren sie die alten Medien, obwohl sie in Farbe senden und
elektronische Technologien benutzen. [...]
Bevor der [zweite Golf-] Krieg begann, machten die arabischen Anhänger des
Bagdader Regimes in der Region im Hinblick auf den großartigen Krieg sehr
viele Versprechungen: dass er eine zweites Vietnam sein und der Persische
Golf sich in ein Meer aus Blut verwandeln würde und die Eroberer in
Zehntausenden von Leichensäcken zurückkehren würden... Wir wurden mit
Nachrichten über die Unterstützung auf den Strassen der Welt [für den Irak]
überschüttet und schließlich endete die Angelegenheit abrupt mit der
Unterzeichnung des Safwan-Abkommens, in dem der Irak zur Überraschung von
Millionen Menschen vollständig kapitulierte. [.]
Deshalb sollten die Medien den Informationsministerien nicht in ihrer
Propaganda und der Armee nicht bei der Siegesverkündung zuvorkommen, denn
der größte Dienst, den sie ihrem Publikum erweisen können, ist die
Verbreitung der Wahrheit. Damit können sie sich selbst und ihren zukünftigen
Ruf schützen, der durch die früheren Ereignisse beschmutzt wurde, so dass
die Medien sogar zu Zwillingsschwestern schlechter politischer Regime
wurden."


Ein paar Tage später reagierte al-Rashed auf die Kritik, die an seinem
vorherigen Artikel geübt wurde:

"Schlimmer als die arabischen Medien von 1967
Ich gehe noch weiter in meiner Kritik, denn die arabischen Medien sind sogar
noch schlimmer als im Jahre 1967, weil sie weder objektiv noch unparteiisch
sind. [.] Die Medien von 1967 hatten [nur] eine begrenzte Verbreitung,
während vor den Medien [im Jahr] 2003 keiner mehr sicher und kein Haushalt
von ihnen unerreicht bleibt. [.]
Die arabischen Medien zensierten absichtlich die Vorschläge der irakischen
Opposition, obwohl sie einen Teil der irakischen Bevölkerung repräsentiert.
Was noch wichtiger ist, sie zensierten jeden Bericht, der ihren Auffassungen
widersprach, so wie der Bericht über die irakischen Geheimdiensteinheiten,
die auf Iraker, die zu fliehen versuchten, schossen. [Stattdessen]
veröffentlichten die arabischen Medien Geschichten, die an die Abenteuer von
Sindbad erinnern, wie z.B. die Geschichte über den Bauern, der einen
Apache-Hubschrauber mit einem alten Gewehr vom Himmel holte. Einige der
arabischen Medien hoben Berichte hervor, nach denen die
Koalitionsstreitkräfte chemische Waffen benutzten - eine Anschuldigung, die
nicht mal der irakische Informationsminister, Muhammad al-Sahhaf, erhob.
Viele Berichte wurden einfach gestrichen, entweder weil sie dem
widersprachen, was Bagdad sagte oder weil ihre Quellen amerikanische waren.
Es stellt sich die Frage, wie wir die Wahrheit erfahren sollen, wenn der
Journalist sich als voreingenommener Zensor gebärdet?
Ich fordere nicht, die irakischen Berichte zu ignorieren, so lächerlich oder
verlogen sie auch seien. Und ich fordere nicht, sich auf die Verbreitung von
Nachrichten amerikanischer Kommandeure zu beschränken, so wahr sie auch sein
mögen. Ich fordere, dem arabischen Individuum sein Recht auf Nachrichten
beider Versionen zuzugestehen, damit es nicht in die Falle einer Meldung aus
nur einer einzigen Quelle gerät [.] so wie 1967.
Dies ist ein Kampf um Informationen genau wie 1967, wo auch jeder
Herausgeber seine Schere benutzt und den Leuten sagt: dies bekommt ihr zu
sehen und dies ist euch nicht erlaubt, zu hören; weil es einen Iraker zeigt,
der Washington unterstützt oder über die Niederlage einer tapferen
[irakischen] Einheit berichtet oder weil es nach einem Propagandafeldzug
aussieht. Es besteht ein Unterschied zwischen Medien, die als Gegenstand der
Säuberung [Zensur?] oder als Gegenstand der Verbreitung fungieren. Letztere
sind  richtig.
[Einige Kritiker fragen] warum ich die qualitative Verbesserung der
arabischen Medien nicht anerkenne. Dies ist nicht der Ort, um die
Verbesserungen in Qualität, Kunst, Farbe, Elektronik oder bei der
Übertragungsgeschwindigkeit zu bewerten. Leider entspringen sie nicht der
Genialität der arabischen Medien, sondern sind importiert - genau wie das
Papier aus Schweden oder die Druckerpresse aus Deutschland. Sie sind
importierte Verbesserungen, genau wie Kleidung, Autos und Uhren. Aber die
Berichte werden immer noch auf dieselbe alte Art und Weise verfasst, welche
[eher] die Prinzipien [des Journalismus?] angreift als dass sie darauf
bedacht sind, Tatsachen zu unterbreiten.
Schauen sie sich an, was die meisten arabischen Kabelsender - nicht nur
al-Jazzera - über Bagdad berichten. Die meisten verhalten sich wie
Sprachrohre des irakischen Informationsministers. Keiner von ihnen wagte es,
Fragen zu stellen - [nicht einmal] an dem Tag, als das Drama des
Flugzeugabschusses in Bagdad und die Verfolgung der Piloten am Tigris
bekannt gegeben wurden. Niemand fragte das Informationsministerium, das die
Leute zusammenrief und sie zur Beobachtung des Dramas schickte, wo das
Flugzeug sei, das sich nach seinem Abschuss nicht in Luft aufgelöst haben
konnte oder wo die Fallschirme, die die zwei benutzt hatten, geblieben
seien? Leider erwies sich die Geschichte als erfunden.
Beobachten sie die Unterschiede in Pressekonferenzen auf beiden Seiten. Im
Westen begnügen sich die Journalisten nicht damit, zuzuhören. Vielmehr
widersprechen sie, protestieren, prüfen nach, streiten um das, was ihnen
angetragen wird und decken Lügen in ihren Zeitungen und Fernsehsendungen
auf. In unseren Medien wird alles, was al-Sahhaf [der irakische
Informationsminister] sagt, so an die Öffentlichkeit gebracht, als ob er
Freitagsprediger in einer Moschee sei. [.]"

******************************************.
Die Ansichten der hier zitierten Autoren geben nicht die Meinung von MEMRI
wieder.
Kopien der zitierten Artikel und Dokumente sind auf Nachfrage erhältlich.
Um sich aus der Mailingliste abzumelden, schicken Sie uns bitte eine kurze
Nachricht an memri@memri.de.
THE MIDDLE EAST MEDIA RESEARCH INSTITUTE (MEMRI)
Linienstr. 115, 10115 Berlin
Tel.: +49-30-97893872/3968, Fax: +49 (030) 97893975
eMail:
memri@memri.de, URL: www.memri.de
© Copyright 2002 by The Middle East Media Research Institute (MEMRI) -
memri.de. Alle Rechte vorbehalten.
Weiternutzung der Inhalte nur bei vollständiger Nennung der korrekten
Quelle.